Montag, 13. August 2007

Die Schnelle Quelle,
schwarze Samen
und A Bouquet Of Hits!


Wie das alles zusammen passt? Nun, liebe Gemeinde, daß werde ich Euch jetzt erzählen. shake baby shake Resident Axel und ich sind letzten Freitag mal eben nach Berlin gedüst, um der Releaseparty der Best Seven Selections 2 beizuwohnen und bei diesem Anlass die Black Seeds live zu erleben. Letztere sind eine neusseländische Reggae-Combo in den Spuren der grandiosen Fat Freddys Drop. Zudem mit erstklassigem neuen Album (Into the Dojo) am Start.

Mit Ax-man als kundigem Führer sind wir erstmal nach Kreuzberg, bißchen rumwandern, hinsetzen und Kaffee trinken. Den einen oder anderen Plattenladen haben wir dabei geentert (Logo, Scratch) und die Stapel diverser Trödler durchforscht. Letztendlich gab es nicht wirklich viel abzustauben, aber für minimale Euros gingen mit: Boris Gardiner (20-Track Retrospektive mit viel Grütze und einer mir unbekannten, aber recht famosen Version von Ain't No Sunshine), Rare Earth (Midnight Lady, spätes Album, prod. by Norman Whitfield), Mark-Almond (auf Line), Mink De Ville (Coup De Grace), Buffy Sainte Marie (Changing Woman) und A Bouquet Of Hits von Ferrante & Teicher (mit Mac Arthur Park, Sunny, The Good The Bad & The Ugly). Zwei Alben (Vinyl) von den Undisputed Truth habe ich stehen lassen, 12 Euro schienen mir doch etwas heftig, aber ich denke, die Band werde ich demnächst komplettieren müssen.

Nach dem Einchecken und drei schnellen Bier wurde erstmal geruht und sich mental auf die lange Nacht vorbereitet. Nach einem kurzen Fußmarsch standen wir schon recht früh vor dem Bohannon - dem Club/Ort der Veranstaltung - sorgten aber erstmal für die nötige feste Grundlage. Auf zwei Großbild-Leinwänden verfolgten wir danach in der Schnellen Quelle die 2. Halbzeit des Spieles Stuttgart-Schalke. Das war eine echte Berliner Eckkneipe mit einer erstklassigen Wirtin! Die uns aber nicht ausreichend erklären konnte, warum es im Laden gefühlte 25 Grad wärmer war als draussen (T-Shirt Wetter)?!? Also stellten wir uns in die Tür der Sauna und konzentierten uns auf die Wiederholungen.

Gegen 22.30 Uhr schlenderten wir dann zum Bohannon, standen natürlich nicht auf der Gästeliste, wurden aber trotzdem durchgewunken. Cool! Das Bohannon entpuppte sich als schöner/weitläufiger Kellerclub, der stilistisch voll auf meiner Wellenlänge liegt. Man fühlte sich also gleich wohl, auch wenn sich die Versorgungslage erst beim 3. Bier korrekt einpendelte. Vorher gab es kaltes Jever (bääh) und warmes Berliner (bääh). sbs-Besucher An-Dré wurde auch direkt erkannt und begrüßt.

Vom Band lief ein toller Soul-Reggae-Sampler und als erste Band traten Eva Be auf, wobei die Namensgeberin in einem hautengen Leggins-Kostüm eine gute Figur machte, vor allem, da sie zirka im 7. Monat schwanger war. Ich hatte die ganze Zeit Angst um das Baby, denn das was das Quartett (mit teilweise Gast-Sängerin) da zauberte, ging schon richtig gut ab.

Nach einer minimalen Umbaupause legten die 8-köpfigen Black Seeds aus Wellington/Neuseeland direkt los. Und wer die neue CD kennt und liebt, dem kann ich sagen, live sind sie um einiges besser. In 10 Jahren Bandgeschichte haben sich genug gute Tunes für 90 Minuten angesammelt und auch eine gewisse Routine, wie ein Publikum zu packen ist. Nämlich mit einer bezwingenden Mischung aus Dynamik, tollen Melodien, Raum für Grooves und gut gesetzten Bläsersätzen. Das Ganze hin und wieder in einem Tempo, daß an Hochgeschwindigkeits Ska ranreichte. Aber dann auch wieder ruhig und relaxt mit superfetten Riddims. Da machte es auch nichts, daß ausser dem Perkussionisten-Beau optisch nichts aus der Band rauszuholen war. Der Frontmann/Sänger/Gitarrist sah aus wie der Sänger der Bottle Rockets und überhaupt war das eine Mischung aus Riesenbabies, Lehrern und Truckern. Aber mit ihrem mitreissenden Sound würden sie garantiert jeden Reggae-Hasser konvertieren.

Wir hatten einen Platz in der ersten Reihe und tanzten bis zur völligen Erschöpfung, teilten unser Bier mit jungen Mädchen, die wegen eines längeren NZ-Aufenthalts einen enormen Wissensvorsprung in Sachen Black Seeds hatten und amüsierten uns wahrlich königlich. Nach gefühlten 90-100 Minuten war der Gig vorbei und alle waren zufrieden.

Direkt wurden ein paar Klassiker vom DJ-Stapel gelassen - Chase The Devil etwa, oder die wundervolle Version von Ordinary People (Jennifer Lara, auf Studio One). Noch während ich mich bei Label- und Bohannon-Eigner Daniel Best nach letzterer erkundigte, rasselte ich mit einem unfreundlichen Herren zusammen, der gerade seinen Laptop mit dem Mixer verkabelte. Noch sorgten zwei andere Plattenleger für gute Stimmung, aber als der Griesgram seinen Serato Scratch Aufbau (keine Lust das jetzt zu erklären) beendet hatte, übernahm er für den Rest des Abends. Zwar konnte er sauber mixen, aber mit seiner Mischung aus Hits (Crazy) und Disco nicht wirklich überzeugen. Noch dazu ging er mit einer derart lustlosen Fresse ans Werk, als wollte er Eier abschrecken. Das hätte man tatsächlich besser lösen können! Wollte man aber wohl im Hause Best Seven nicht.

Axel und mir war's dann auch egal. Es war 3 Uhr morgens, wir waren am Ende unserer Aufnahmekapazität, glücklich und zufrieden. Am nächsten Tag ging es wieder nach Hause. War schön! (rh)

PS: Hier ein Interview mit Daniel Best zur Philosophie des Bohannon Clubs und die Webseite des Ladens.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hi,
das Doppelkonzert gab's nochmal open air in der YAAM location/ Standbar gegenüber dem Berliner Ostbahnhof an der Spree. Zwischen zwei Soundsystems, African food & beer, Ständen mit gegrilltem fish & chicken haben die Black Seeds diesmal ihr komplettes 2-Stunden-Programm gefahren, angereichert mit tunes ihrer ersten beiden Alben sowie frischem Material. Das längere Set bot zudem auch Raum für mehr instrumental long versions. Sie konnten nicht nur alle anwesenden Neuseeländer Berlins incl. Botschaftpersonal mitreißen, sondern auch die eher sonst abhängende YAAM roots possse begeistern. Und weils so schön war, gibt's am Freitag 17.08. ein Zusatzkonzert im Lovelite, Simplonstr./ Berlin-Friedrichshain.
Das nächste Mal R-man ist ein Berlin-Mitte Rundgang angesagt! Auf dem schön erwähnten kleinen aber feinen Flohmarkt am Arkonaplatz gibt's z.B. einen Soul-Händler, der massenweise R&B-Soul-Reggae 7-inches (alphbetisch sortiert!) für 1-2€ und einige LP's feilbietet. Da ich nicht soviel ausgeben wollte, musste George McCrae "Rock You Baby" als LP sowie Three Degrees Debut & Love Unlimted mit dem wunderbaren Barry White "Love's Theme" (mint) für je 3€ reichen. Außerdem eine 7", die ich als Teenager mal hatte: Jonathan Richman "Egyptian Reggae"! Dann ging's zu den Black Seeds...
See You, An-Dré

The Black Seeds - Pacific Soul @ Lovelite, Simplonstr. (Friederichshain) www.lovelite.de

Gute Neuigkeiten: Die Black Seeds sind zurück aus Neuseeland! Das Sonar Kollektiv mit dem grünen Daumen für guten Geschmack wird die 6 Jungs mit ihrem festen Standbein im Reggae/Dub seiner taufrischen "Dem Roots"-Reihe einverleiben. So kann sich die Band, die wie Fat Freddys Drop in ihrer Heimat mit Gold- und Platinalben schon zu Superstars avanciert sind hoffentlich auch bald in Europa etablieren. Fat Freddys Drop, unsere anderen Lieblinge des pazifischen Souls, haben bei ihrem letzten Besuch in Berlin den Fritzclub bis unters Dach gefüllt, beide Bands rocken in der Heimat Stadien. Die Show
am Freitag, den 17. August im Lovelite wird wie vor ein paar Jahren schon bei Fat Freddys Drop mit Sicherheit eine der letzten Chancen sein, die Band in greifbarer Nähe und unbedingt authentischer Athmosphäre zu erleben.






Pacific Soul erobert die Welt - im Schleichtempo. Mit neuseeländischer Beharrlichkeit und doch so laid back wie ihre dem Rootsreggae entliehenen Riddims bohren sich die Black Seeds nachhaltig in unser Bewußtsein. Obwohl die Bandmitglieder überwiegend Angelsachsen statt Maori ihre Vorfahren nennen klingt dies niemals prätentiös oder aufgesetzt. Das mag wohl daran liegen, daß Neuseeland eines der wenigen Länder ist, das trotz Kolonisierung mit ihrem Ureinwohnervolk größtenteils im Reinen ist. Macht euch also gefaßt auf deepen Soul, gepaart mit ausgezeichnetem Songwriting und schwingenden rock-steady-to-one-drop Riddims - wicked, man, wicked!