Donnerstag, 30. April 2009

Übersehene Clubsoul-Blüte:
Innocence Weiß ja eigentlich keiner so genau, was Clubsoul eigentlich sein soll, gegen Ende der 80er (wenn ich mich recht erinnere) war das aber so ein kleiner medialer Hype mit zwei wesentlichen Polen: Soul II Soul und Massive Attack. „Club Classics Vol. I" und „Blue Lines“ – die erste hat die verstrichenen zwanzig Jahre nicht ganz so gut überstanden wie die zweite, überhaupt nicht gealtert kommen mir aber die beiden Alben und zahllosen Remixes der schändlich übersehenen Innocence vor – nicht nur, seit ich mal wieder eine formidable 12-Inch aus der Flohmarktgrabbelkiste gezogen habe. Die Band um die klassische Soulstimme von Sängerin Gee Morris brachte leider nur zwei Longplayer zustande: „Belief“ (1990) und „Build“ (1992), das Debüt ist bis heute einer meiner Alltime Favourites. Man kann diese sphärisch-angekitsche, unglaublich elegante Musik meinetwegen auch Ambient Soul nennen, auf jeden Fall ist sie sagenhaft gut produziert. Besondere Unerschrockenheit zeigten Innocence beim Sampeln sehr bekannter Musik wie dem Orgelriff von „Riders On The Storm“. Noch besser: für einen Remix von „Natural Thing“ übernahmen sie gleich minutenlange Originalsounds von Pink Floyds „Shine On You Crazy Diamond“. Ob da die Herren Waters und Gilmour ihre Royalties gesehen haben, wage ich doch zu bezweifeln. Ich bin dadurch aber stolzer Besitzer einer Pink Floyd-Version mit ultaschluffigem, pluckernd-psychedelischem TripHop-Beat. Wenn man das auflegt, kommen garantiert immer interessierte Rückfragen. Lasst das hier doch einfach mal im Hintergrund laufen, nach fünf Minuten heben dann Pink Floyd ab. Ibiza-Hippie-Kram, ich weiß. Leider komplett aus der Mode gekommene Musik. Ihr Flohmarkt-Digger da draußen: haltet die Augen offen, LPs und Maxis werden von Ignoranten gerne fast verschenkt. (Whirlyjoe)

Mittwoch, 29. April 2009

The Satellites Of Love
A Tribute To Lou Reed
Wien Stadtfest, 25.April 2009 Es ist ein warmer, sonniger Frühlingstag, als wir nach Wien fliegen, um uns das Lou Reed-Tribute Konzert anzuschauen. Bereits um 13 Uhr spazieren wir zum Michaelersplatz, wo am Abend die Show stattfinden wird. So bekomme ich zum ersten Mal die Gelegenheit, die Wiener Sängerknaben live zu sehen. Keine Sorge, das kommentiere ich jetzt nicht weiter, wir verbummeln uns in Wien bei Schnitzel und "G’spritztem" die Zeit bis zum Showbeginn. BereitsWochen vorher wurde Chris Eckman (The Walkabouts, Dirtmusic, Chris & Carla , u.v.a.m.) von der Stadt Wien beauftragt, einen "bunten Abend" zusammenzustellen. Man hatte zunächst angeregt, namhafte Künstler wie Herbert Grönemeyer oder Phil Collins zu engagieren. Das Budget war relativ knapp bemessen und wurde erst am 1. April freigegeben. Gott sei Dank hat Chris Eckman die realitätsfremden Ideen der Stadtverwaltung ignoriert und rechtzeitig seine eigenen Favoriten zusammenorganisiert. Ein Thema für den "Bunten Abend" war auch schnell gefunden: ein Lou Reed/Velvet Underground-Tribute sollte es sein. Die Musiker sind am Mittwoch vorher angereist und hatten somit drei Tage zum Proben. Am Michaelersplatz wurde die Hauptbühne des Stadtfestes aufgebaut, schön eingeschmiegt als Rundbogen in das Michaelerstor. Im Lauf des Abends füllte sich der Platz mit mehreren tausenden Besuchern – schwer abzuschätzen, da viele sich in den Seitengassen aufhielten. Mit einer Stunde Verspätung ging es um 21:00 Uhr los. Die Atmosphäre war wunderschön, relaxed und einem lauen Frühlingsabend angemessen. Zwanzig Songs von Lou Reed, schwerpunktmäßig aus der Velvet Underground-Zeit, standen auf dem Programm. Der Ablauf war so organisiert, dass eine "Basic Band" den ganzen Abend begleiten sollte und die Leadvocals abwechselnd besetzt werden. Die "Basic Band" Band bestand aus : Chris Eckman (The Walkabouts, Dirtmusic, Chris & Carla) - git., voc. Chris Brokaw (Dirtmusic, Codeine, Come, Thurston Moore, Evan Dando) - git., voc. Chris Cacavas (Green on Red) - keyb., voc. Rupert Huber (Tosca) - bass Michael Holzgruber (Sofa Surfers) - drums Wolfgang Schlögl (Sofa Surfers) - dub mixing Sie wurden fallweise unterstützt durch: Steve Wynn (Dream Syndicate, Miracle) - git., voc. Eleni Mandell - voc. Marilies Jagsch - voc. Ernst Molden - git., voc. Vlado Kreslin - voc. Schneider TM alias Dirk Dresselhaus - keyb., git., voc. Ich hatte im Vorfeld starke Befürchtungen, dass das Event in einen "All-Star-Klangmatsch“ ausartet, wie wir es von diversen Queen- oder John Lennon-Tributes her kennen. Schwer getäuscht! Was der musikalische Direktor Chris Eckman da produziert hatte, war weder eine undefinierbare Soße, noch klangen die Interpretationen wie eins zu eins von den Originalen abgekupfert. Gleich der erste Song "Rock’n’Roll" mit Steve Wynn an einer fulminanten Rockgitarre zeigte, wo es hingehen würde. Direkt gefolgt von "White Light/White Heat", dem Velvet Underground-Klassiker. Bereits hier ist mir die wunderbare Gitarrenarbeit von Chris Brokaw aufgefallen. Ein außergewöhnlicher Musiker, der sein Handwerk grandios versteht. Etwas peinlich wirkten dann die ins deutsche, bzw österreichische übersetzten Lou Reed Songs "I Want To Boogie With You" und "Stephanie Says", letzteres im Duett mit Marilies Jagsch. Klang mir zuviel nach Wolfgang Ambross. Es folgte "There Is No Time" in einer sehr energetischen Version von Chris Eckman gesungen. Sowohl Marilies Jagsch mit "Here She Comes Now" als auch Eleni Mandell mit "Lisa Says" waren sehr nahe am Nico-Sound des Originals. Vlado Kreslin, Superstar in Slowenien und Kroatien, hat sehr charmant "Sunday Morning" und "I’m Waiting For My Man" dargeboten. Mann, hat der eine Bühnenpräsenz!!! Und die Band wurde immer stärker, der Sound immer fulminanter. Die Lighshow tat ihr Übriges dazu. "Venus In Furs" blubberte fast in Electronica-Manier, dargeboten von Schneider TM. Eleni Mandell kam zurück und präsentierte "There She Goes Again" und "All Tomorrows Parties" mit einer brüchigen Rock’n’Roll-Stimme, die ich so von ihr nicht erwartet hätte.
Den Joke des Abends brachte Steve Wynn, der erneut die Bühne betrat und sagte "Now I´m Doing A Lou Reed Song". "Walk On The Wild Side", der wohl bekannteste Hit von Lou Reed, war in ein sehr "funkiges" Gewand gekleidet. Die Menge tobte. Einer der Höhepunkte war für mich "The Black Angels Death Song", dargeboten von Chris Brokaw, wobei das Zischen des Originals von einem Lärmgewitter der Synthesizer ersetzt wurde, das garantiert das alte Gemäuer Wiens zum Beben gebracht hat. Nachdem Chris Cacavas einen Song beitrug (sorry, Titel hab ich vergessen), war der Hauptteil der Show vorbei. Es kam noch ein Zugabenblock von drei Songs, vorgetragen von der All-Star-Band , die sich an dem Abend den Namen "Satellites Of Love" gab. Leider hat sich dann hier meine Befürchtung, dass zu viele Köche zwangsläufig den Brei verderben, bestätigt. "Satellites Of Love" und vor allem "Sweet Jane" wurden "soßig", jeder durfte mal singen und geschätzte fünf Gitarristen zermatschten den Sound. Das hat allerdings dem ganzen Abend keinen Abbruch getan. Es blieb der Eindruck, dass hier hochprofessionelle Musiker ihrem Idol und Kollegen Lou Reed eine würdige Reverenz erwiesen haben. Und über allem schwebten die wunderbaren, unsterblichen Songs von Lou Reed und Velvet Underground. Ich konnte den Abend vom Soundboard mitschneiden. Die Organisatoren möchten die Aufnahme abwarten und dann entscheiden, ob sie eine offizielle CD davon herausbringen werden. Sollten sie sich dazu nicht entscheiden können, werde ich allen Interessierten meinen Mitschnitt anbieten. (Peter "HARD_to_HANDLE" Weber)
Und hier ein paar Videos:
Dank an Alex Kaliwoda für die Videos!

Dienstag, 28. April 2009

Eli Paperboy Reed
over Germany
Eventuell kann sich der eine oder andere an meine enthusiastische Berichterstattung von der SXSW Sause in Austin Texas erinnern? Ganz klarer Live-Sieger war dort Eli Paperboy Reed & The True Loves, den wir ja nur bei zwei Nachmittagsshows gesehen haben. Trotzdem hat er uns in diesem ungezwungenen Outdoor Ambiente echt weggeblasen. Und seit dem habe ich mir eigentlich gewünscht, mal eine volle Länge Abend-Show als Headliner zu sehen.
Und am 5.5. in Hannover ist es so weit. Und wer in der Nähe von Köln (8.5.) und Frankfurt (9.5.) wohnt, der sollte sich die Chance nicht entgehen lassen. Eli Reed, so nerdig er auch abseits der Bühne aussehen mag, ist eine echte Rampensau, ein erstklassiger Performer, der zudem eine mörderische Soulröhre hat. Die man dem Burschen nicht zutraut. Das ist eine einfach erstklassige Soul/R&B-Show, inklusive 3-fachem Gebläse. Ganz wie es sich gehört.
Und um den Abend sozusagen zu perfektionieren, heizen die Right Ons aus Spanien vor. Auch die waren in unserer SXSW-Rangliste ganz weit oben, denn ihr furioser Garage-Soul war extrem mitreissend, nicht zuletzt durch die elektrisierende Live-Show der Jungs.
Es wird ein geiler Abend. Ich freue mich. Aber sowas von... (R-man)

Montag, 27. April 2009

Wupi's Musikexpress
Ich plane gerade eine Veranstaltung, näheres gibt es zum Ende der Woche. Da dachte ich mir, so zur Begrüßung der Gäste und zum Eingrooven wäre mein alter Kumpel Wolf-Udo Pieper genau der richtige. Ein sehr netter Kerl und langjähriger Weggefährte in der Alte Herren SC Lauenförde. Und unter dem Namen Wupi’s Musikexpress als Alleinunterhalter an den Keyboards unterwegs. Und den wollte ich alte Soul-Hits spielen lassen. Und da ich ihn heute zufällig traf, fragte ich ihn, was er dazu meinte. Er war willig, aber das sagte ihm alles nix. Sogar meine Acapella Version des Otis Redding Klassikers sorgte für keine Wiedererkennung. „Mensch, Sittin' On The Dock Of The Bay musst Du doch kennen. Das ist Mitte der 60er. Ist doch deine Generation.” (Wupi dürfte 60 sein) „Kenn’ ich nicht.“ „Kannst Du denn Noten lesen? Also im Prinzip alles spielen?“ „Nein, Noten lesen kann ich nicht mehr. Konnte ich früher mal. Ich hör' das, und wenn es in meinen Kopf passt, dann kann ich das spielen!“ „Gut, dann mache ich dir mal eine CD mit alten Klassikern und dann schauen wir mal, ob davon was in deinen Kopf passt.“ „Gute Idee. Wenn ich genug Zeit habe, dann kriege ich das hin!“ Und so ließ ich ihn stehen und seine Anlage auspacken, für eine Goldene Hochzeit im Hotel Stadt Bremen. Und nun sitze ich hier und überlege, was man ihm so auf CD brennen kann? Was in seinen Kopf passt und was vor allem jeder auf so einer Orgel ohne Vocals auch wieder erkennt? Dock Of The Bay eben und vielleicht When A Man Loves A Woman?!? Es darf auch etwas schneller sein, aber es sollten schon Gassenhauer sein und keine Bobby Bland B-Seiten. Aus diesem Grunde öffne ich hiermit die Comments und warte auf Vorschläge. (R-man)

Sonntag, 26. April 2009

Flohmarkt in Beverungen Die Saison hat begonnen! Letzte Woche in Holzminden erjagte ich nur eine T- Rex 7“ und Proud Mary von Ike & Tina in der (wie ich zu Hause merkte unsäglichen Live-)Version von 6 Minuten als Maxi. Gestern dann Beverungen. Und für die Größe des Beverunger Flohmarkts (ihr würdet lachen, wenn ihr ihn sehen würdet), war die Trefferquote gestern Morgen um halb 10 doch ganz ordentlich. Gut zu wissen, daß der gute Axel (der sich tatsächlich einen Plattenspieler gekauft hat und beginnt, sich satt 7"-es zuzulegen) zwar auf der anderen Weserseite in Sichtweite wohnt, aber Samstags um die Zeit noch an der Matratze horcht. Drei LPs gingen für 4 Euro in meinen Besitz über: Gospel Story - Various Artists Doppel-LP, sieht ganz ordentlich aus. That’s Soul – die erste auf Atlantic. Habe ich schon, konnte ich trotzdem nicht stehen lassen. Golden Gate Quartet – 20 x – zwanzig Songs.des Vierers. 10 Euronen legte ich dann für sechs 7“-Singles hin: Diana Ross & The Supremes – Baby Love/Stop! In The Name Of Love The Kingsmen – The Waiting/The Climb Manfred Mann – Pretty Flamingo/The One In The Middle/Got My Mojo Working Lee Dorsey – Working In The Coalmine/Ya Ya Clambake – River Deep, Mountain High/A Sunny Little Place Francoise Hardy - All Over The World/Another Place Knucklehead von den Bar-Kays habe ich stehen lasen, hatte ich schon (vielleicht ist sie noch da, Axel!). Natürlich sind Diana Ross und Mr. Dorsey keine Originale, sondern 45er aus der Oldies Revival oder Original Double Hit Serie, aber Hauptsache sie drehen sich. Hatten wir alles schon schlechter! (R-man)

Samstag, 25. April 2009

Abt.: Coole Socke
Noel über seinen Bruder Liam: "He's like a man with a fork in a world of soup."

Freitag, 24. April 2009

Vampisoul-Goodies Heute morgen fragte der Chef von Glitterhouse etwas zögerlich an, wie das denn aussehe, wenn wir hier im Blog mal schnell auf die sagenhafte Schnäppchenliste beim Maillorder verweisen würden, wo CDs und Vinyle vom verehrten spanischen Vampisoul-Label derzeit sagenhaft günstig angeboten werden. Das ist sicher kein Akt von Selbstlosigkeit, aber als ich die Liste sah, waren meine Bedenken schnell verschwunden. Im ersten Schritt bestellte ich gleich selbst eine Handvoll edler Vinyle („wer zuerst bestellt…“) , im zweiten schreibe ich mal schnell diesen kleinen Werbetext für Vampisoul. Das Label begegnete uns erst vor kurzem in Rahmen der sbs-Compi-Wochen, wer die Spanier nicht kennt, darf sich auf kompetent ausgewählte und höchst nobel aufgemachte Releases freuen. Neben dem Schwerpunktthema Latin-Sounds geht es bei Vampisoul auch ziemlich funky und dirty zu, wobei sich viele historische Perlen mit einigen ganz neuen Aufnahmen mischen. Aus der jüngeren Gegenwart stammt beispielsweise Joe Bataans gelungenes Comeback-Album oder auch die Diplomats Of Solid Sound. Sehr überzeugend finde ich auch die spanischen Funksters Celofunk, so etwas wie die hispanische Entsprechung von Sharon Jones & The Dap Kings. Oder im Vampisoul-O-Ton: Here in Vampisoul-land you will find some of the most exciting and spicy-hot artists ever. The place where raw boogaloo meets vintage funk, where latin jazz goes hand in hand with chicha, where groovy organs melt with scorching bongos and. MUCHO MORE! Die Liste mit Vampisoul-Cheapos ist lang und hier einsehbar, als Appetizer lege ich euch mal folgende unschlagbare Angebote nahe: CDs: Harvey Averne – The Harvey Averne Dozen 6,- Ray Barretto – Acid & Head Sounds 6,- Joe Bataan – Young, Gifted And Brown 6,- Ruth Brown – Black Is Brown And Brown Is Beautiful 6,- Celofunk – Celofunk 6,- Erma Franklin – Super Soul Sister 6,- Boris Gardiner – A Soulful Experience Is Happening 6,- Mickey Murray – Shoot Bamalama 6,- Billy Preston – Soul Derby (Vee Jay Years) 6,- Andre Williams – Aphrodisiac 6,- Und auch die wunderbare “Cuddle Up With Claudine Longet”-Compilation für sechs Euronen – mir wird ganz schwindlig…. LPs: Johnny Adams – Heart & Soul 7,75 Celofunk – Celofunk 7,75 Mickey Murray – Shout Bamalama 7,75 Billy Preston – Early Hits Of 1965 7,75 Movers! – Various Artists 2-LP 11,75 Eddy Senay – Soul Preachin’ 7,75 Soul Preachers – Blow Your Whistle 7,75 Ben Vaughn – Designs In Music 7,75 Welcome to the caliente world of VampiSoul! (Whirlyjoe)

Donnerstag, 23. April 2009

Soulboy of the Week: Georgie Fame Fame ist vielleicht mein liebster Blue Eyed Soul-Sänger. Während Zeitgenosse Tom Jones eher ein Heldentenor und Crooner mit Soul-Zugabe ist, verkörpert der 1943 geborene Brite lässigen Soul in Reinkultur. Sein Hintergrund ist Blues und Jazz, als Orgler war er von Booker T. und Jimmy McGriff beeinflusst. Vor allem hatte er aber ein sicheres Händchen beim Aussuchen und Covern von Fremdmaterial. Allein auf der unverzichtbaren Hit-Collection 20 Beat Classics finden sich Perlen wie „My Girl“ (Temptations), „Ride Your Pony“ (Lee Dorsey), „Green Onions“ (Booker T. & The MGs), „Papa’s Got A Brandnew Bag“ (James Brown), „Funny How Time Slips Away“ (Willie Nelson) und natürlich „Sunny“ – Georgies Version ist mir bis heute die allerliebste. Live hat das zum Teil fast schon garagenpunkig gerockt, man höre nur das furios-dreckige Album Rhythm And Blues At The Flamingo mit seinen Blue Flames 1964 aufgenommen. Da weiß man dann auch, welche Roots Leute wie Wild Billy Childish haben. Zum Auschecken empfehle ich unbedingt dieses definitiv supercoole Video von 1969. (Whirlyjoe) cd

Dienstag, 21. April 2009

Searching For The Perfect Flow-Mix
Ein Hobby von mir ist es, zu allen möglichen Themen und Konstellationen Mix-CD`s zusammenzustellen. Dazu reicht als Inspiration manchmal schon ein flüchtiger aktueller Anlass aus (z.B. führte der geplante Brasilienurlaub meiner Kollegin Christina zum "Brazilian Moods" Mix). Im vorliegenden Fall war es der nachhaltige Eindruck, den die Juke Joint CD`s von Boozoo Bayou und besonders der Grains Inspiration Mix bei mir hinterlassen haben. Besonders reizvoll fand ich dabei die Kunst, wie unterschiedliche Stile scheinbar mühelos ohne Brüche zu einer funktionierenden neuen fließenden Einheit zusammengeführt wurden.
Grundsätzlich stellte sich bei mir die Frage: was macht eigentlich einen attraktiven, beständigen Mix aus? Ist es das Aneinanderreihen von Tracks, die aufeinander aufbauen und den Eindruck einer homogenen Verbindung schaffen? Oder ist es eher das geschickte Einbauen von Sollbruchstellen in Form von überraschenden Wendungen, um die Aufmerksamkeit des Hörers öfter neu zu justieren?
Searching For The Perfect Flow spielt also mit dem Gedanken, möglichst viele unterschiedliche Genres zu einem angenehm durchzuhörenden Mix zu verbinden, ohne dass große Stilbrüche auftreten. Trotzdem soll das Ergebnis nicht eintönig wirken. Der Mix enthält R&B (Coasters, Willie Tee) und Soul (z.B. Supremes, Curtis Mayfield), verknüpft hippen Indie Folk (Blitzen Trapper) mit Reggae (Junior Delgado) und bringt konsensfähigen klassischen Rock und Pop (Joni Mitchell, Little Feat, Steely Dan) mit Latino Sounds (z.B. Willie Bobo, Mardi Gras B.B) zusammen. Dazwischen gibt es allerlei mild swingende und groovende Songs, die mit unterschiedlichen Genres flirten.
Ich hoffe, dass aufgrund der Abwechslung die Halbwertszeit dieser Zusammenstellung deutlich höher als 2 Wochen ist, also auch bei Dauerbetrieb seinen Reiz behält.
Vor ca. 6 Wochen hatte ich den ersten Entwurf des Mixes an r-man, k-nut und Whirlyjoe gesendet, erntete aber nur milde Begeisterung. R-man sprach scherzhaft von einem fürchterlichen Durcheinander. Was ja auch irgendwie gewollt war. K-nut äußerte sich vorsichtshalber gar nicht und Whirlyjoe erinnerte der Mix an schon früher im Blog publizierte Online-Mix-Tapes. Was nicht beabsichtigt war. Deshalb habe ich die ursprüngliche Zusammenstellung nochmal überarbeitet und 12 andere Songs eingebunden. Das soll jetzt auch der finale Cut sein. Wahrscheinlich würde sich das Ganze in 2 Wochen sonst wieder ganz anders anhören…..
Jetzt liegt es an den werten Blogbesuchern, zu beurteilen, ob das Ergebnis den Ansprüchen genügt. Mich interessiert aber auch, ob es da draußen noch mehr Musikverrückte gibt, die ständig ihre Sammlung durchforsten um spezielle Zusammenstellungen zu basteln. Also: wie geht Ihr an so eine Sache ran? Wie sieht Euer ultimatives "Jogging-", "Keep The Summer Alive-", "Antifrustations-" oder Wasauchimmer-Mixtape aus?
Für Anregungen, Playlists oder auch Download-Links stehen die Kommentare offen. Bin sehr gespannt. Den Mix könnt Ihr hier runterladen. Und das ist die Tracklist:
01. The Fraternal Order Of The All - Whirl 02. Blitzen Trapper - 40 Stripes 03. Junior Delgado - All I Have Is Love 04. Joni Mitchell - Help Me 05. The Staple Singers - The Lady's Letter 06. Terry Callier - Blues 07. Willie Tee - Teasin' You 08. Willie Bobo - Evil Ways 09. The Supremes - Nathan Jones 10. Little Feat - Two Trains 11. Mark Rae - San Francisco 12. Merle Haggard - Mama Tried 13. Steely Dan - Only A Fool Would Say That 14. Eddie Hinton - Big Fat Woman 15. Leon Russell - Prince Of Peace 16. Jorge Drexler - Deseo 17. Curtis Mayfield - Hard Times 18. J.J. Cale - Jailer 19. The Coasters - Lovey Dovey 20. Mardi Gras.BB - Desperado 21. Barefoot Jerry - Smokies 22. Chris Darrow - Take Good Care Of Yourself 23. Tangle Eye - Home 24. Ellis Hooks - How Long 25. Turin Brakes - Jackinabox 26. Allen Toussaint - What Is Success (Heino Walter)

Sonntag, 19. April 2009

parisdjs.com „Das ist auch nicht die schlechteste Seite für allerlei Infos und Mixes“ – meine R-man kürzlich in einer internen Mail mit Link zu den Paris DJs. Und tatsächlich: die Franzosen haben ganz feine Sachen zu bieten, musikalisch durchaus deckungsgleich mit der Soul/Funk-Seite des sbs-Universums. Aktuelles Top-Thema: ein Remix (eigentlich eher ein Mash-Up), der den großen Roots Manuva auf den noch größeren Serge Gainsbourg treffen lässt – zum freien Download. Get it! Besonders lecker ist die „Mixes“-Sektion: dort kann man sich mehrere exquisite Podcasts abholen, alle kommentiert und mit Original-Covers illustriert. Darunter Naheliegendes wie „Psychedelic Shack“ mit Drogen-Soul a la Norman Whitfield. Noch besser sind aber die etwas abseitigen Themen wie der grandiose „Free The Robots“-Mix, in dem der Kalifornier Chris Alfaro auf gut gechillter HipHop-Basis u.a. Wanda Robinson, Moody Blues von 1969, Mulatu Astatke, King Crimson und Billie Holiday auf einen mehr als sinnvollen Nenner bringt. Ganz großes Kino. Unbedingt gehört haben muss man auch Victor Kiswell Abstract Grooves (Soft Beats). Dieser Superdigger packt 36 Tunes aus den späten 60ern bis mittleren 70ern zu einem smoothen, warmen und psychedelischen Trip aus einem Guss, darunter Nummern von Les McCann, Hugo Montenegro, The John Payne Band, Alan Tew, Riz Ortolani, Erkin Koray und Les Baxter. Ein ebenso sanfter wie unwiderstehlicher Trip. Und ganz neu auf der Liste: African Mashed Potato Popcorn Vol. 9. Hier trifft Herbie Hancock auf diverse Tracks der feinen Nigeria-Serie auf Soundway. Mal sehen, ob sich unser Afrika-Korrespondent HtH zu einem Comment hinreißen lässt. (Whirlyjoe)

Samstag, 18. April 2009

The Saga Continues: Spoonful
Volume 23
Chitlin’ Con Carne/The First Hour Auch wenn es der Bohnen-Liebhaber und Spoonful-Häuptling R-Man ja konsequent “sin carne” mag, ist dieses neue Volumen der Spoonful-Reihe etwas Besonderes. Gemeinsam mit dem jeder Form von Vegetarismus unverdächtigen K-Nutster hat man sich um jene frühe Phase eines Club-Abends gekümmert, die jeder DJ kennt. Um mal aus den Linernotes zu zitieren: "Man stelle sich vor: ein kleiner Club an einem Samstagabend. Soul/Funk/R&B ist angesagt. Es ist 22.10 Uhr, die Tür ist gerade geöffnet worden. Die Thekenbesatzung bereitet sich auf den Abend vor und frischt die Bestände auf, die Veranstalter laufen nervös durch den Laden, in dem sich mittlerweile vier japanische Touristen und ein dicker alter man mit Glatze, Kinnbart und Stag-O-Lee T-Shirt eingefunden haben. Was legt der DJ auf in dieser ersten Stunde? Womit groovt er sich ein? Womit bringt er die Mädels hinter der Theke zum Lächeln?" Die beiden Stag-O-Lee Allstars nähern sich dem Thema auf durchaus unterschiedliche Weise an. Zunächst wagt sich R-man aufs Terrain romantischer, leicht cheesiger und deutlich countrylastiger Tearjerker (Duane Eddy, Ben E. King) und dosiert den Funk zunächst sehr spärlich (Junior Wells). Dann sogar JBs aufwühlendes „It’s Man’s World“ – Streicherinferno und pure Emotion. Aber vielleicht doch eher ein Rausschmeißer? Dann aber Country & Soul im entspannten Frontporch-Modus, auch mal etwas jazziger und natürlich mit Jamaica-Infusion (Joe Higgs). Kurz vor Schluss seines 40-minütigen Sets dann das Signal für die Tänzer mit Johnny Otis und einer formidablen Spoonful-Nummer von Luther Alison. K-Nut dann wie man ihn kennt: der Mann mit der funky Seele. Zuerst lowdown, dann aber sehr behutsam mit wachsendem Druck. Hier mal ein Klassiker (Lowell Fulsons „Tramp“), zumeist aber K-Nut-typische Raritäten von obskursten Compilations. Spätestens ab Track Nr. 21 (Alex Williams - „The Thrill Is Gone“) wird dann aber doch sehr konkret auf den Dancefloor gezielt, wird ja auch Zeit, dass die vier Japaner endlich tanzen. Jedenfalls hat der DJ jetzt den Spoonful-Vibe. Noch im unteren bis mittleren BPM-Bereich, aber doch zwingend. Und mit furiosen Hits von Marvin Holmes und Billy Young, sowie einer edlen Country-Nummer von jemandem namens Mark Lee Allen & The Driver Brothers, die die Thekenmädchen eventuell irritieren wird. Wie werden nach einem solchen Einstieg wohl die weiteren Stunden im mittlerweile gut gefüllten und erwartungsfroh brodelnden Club aussehen? (Whirlyjoe)

Freitag, 17. April 2009

Neue Danelectro im Sommer!
Als erklärter Fan von Danelectro Gitarren stolperte ich gestern über ein Bild der Hornet-Neuauflage, die nun Dead On '67 heißen und im Sommer erscheinen wird. Das Bild ist per Doppelklick vergrößerbar. Lohnt sich! Die Klampfen gibt es wie immer in saucoolen Farben (Butterscotch! Agent Orange! - strammer Name für ne Farbe) und laut diverser Fachzeitschriften taugt sie auch in punkto Technik und Klang. Es ist übrigens die einzige Solid Body Gitarre, die Danelectro je gebaut hat. Mit 300 Euro liegt sie knapp 100 Euro über meiner Dano Pro, die ich noch immer jeden Tag verliebt anschaue (und selten spiele). (R-man)

Donnerstag, 16. April 2009

Abt.: Surprise Alice Russell Pot Of Gold Endlich: am 8. Mai kommt das neue Album. Diesmal auf eigenem Label und auf eigenen künstlerischen Wegen. Das kann sie sich erlauben, ist Alice Russell doch wahrscheinlich die beste der zeitgenössischen britischen Soul-Voices – und das als Weißbrot. Wo ist eigentlich Joss Stone? SBS-Chef R-man fand Frau Russells Auftritt beim SXSW Festival in Texas ja nicht sehr prickelnd, die Sache mit der elektrischen Geige auf der Bühne klang tatsächlich etwas seltsam. Und wirkt auch hier etwas befremdlich. Auf dem Album ist das Ding jedenfalls nicht zu hören, stattdessen aber Alice Russell pur. What a voice! Die Schule bei Tru Thoughts-Acts wie Quantic und Nostalgia 77 hat sie stimmlich reifen lassen, und musikalisch will sie sich – meines Erachtens völlig zurecht – nicht auf das immer gleiche Neo-Soul-Zeug einlassen. Weshalb die Songs hier abwechslungsreicher, komplexer und zum Teil jazziger klingen, ohne deshalb Soul und Funk missen zu lassen. Stimme und Bandsound zusammen erinnern teilweise an Julie Driscoll & Brian Auger, die Songs sind nur selten an Mark Ronson/Motown-Gradlinikeit interessiert, sondern spielen mit dem Groove, gerne mit lässigen Offbeat-Breaks, kleinen Orchestrierungen und variieren Tempo und Arrangements. Produziert hat der alte Weggefährte TM Juke, der hier einen gelungen vielschichtigen Sound zaubert, der sich nie an Chartsbedürfnissen orientiert und trotzdem nachhaltige Hits hervorbringt („Turn & Run“, „Two Steps“ - eine ganz wunderbar leicht hingetupfte Nummer!). Diese offenbaren sich zwar nicht gleich beim ersten Hören, wirken aber umso nachhaltiger. Auch cool: das beatlose Cover von Gnarls Barklays „Crazy“. Wie das Album überhaupt bei jedem Hören wächst – ein eher selten zu erlebendes Phänomen im schnelllebigen NeoSoul-Business. Nach R-mans Bericht war ich tatsächlich skeptisch, aber das Album ist rundum gelungen. Auch wenn der Song „Lights Went Out“, ein etwas schluffiger Jazz-Shuffle, tatsächlich mit der Geige beginnt, wie ich gerade feststellen muss. Macht aber nichts, Alice Russell rules! (Whirlyjoe) PS: Ich bleibe dabei, auf der Bühne eine einzige Enttäuschung. Ich sage nur Surprise, das ist der Name der Tanzkapelle, die immer auf dem Beverunger Schützenfest auftritt. Kommen mit eigenem Sattelschlepper und haben auch ne scharfe Frontfrau mit guter Stimme. Und genau so wirkte Alice Russell und ihre Truppe auf mich. Aber haargenau.
Die Geige spielt übrigens der Klotz, der rechts neben ihr sitzt auf dem Cover. Sein Instrument ist so eine Art holzloser Metall-Kleiderbügel mit Saiten. Ganz eklig. Das muß einen sexuellen Hintergrund haben, sonst hat er da nix zu suchen. Aber irgendwie passen die beiden überhaupt nicht zusammen. (R-man)

Mittwoch, 15. April 2009

Kitty, Daisy & Lewis
Live in Berlin!
In geheimer Mission am Ostersonntag in Berlin Mitte unterwegs gewesen. Im 3. Hinterhof liegt der Roadrunners Rock & Motor Club, ein mit kundiger Hand, viel Geschmack und reichlich Geld auf 50er Jahre Rock`n´Roll getrimmter Laden. Die Familie Durham hatte sich angesagt und glaubt man der Rolling Stone Berichterstattung vom Januar, ziehen sie in B-town 1.700 Leute. Mit einer 300er Kapazität war das Roadrunners im Nu ausverkauft, man spach intern von einem "Promo-Gig".
Gegen 21 Uhr betraten Kitty und Daisy zu einem Acapella-Intro die Bühne, dann folgte Lewis und schließlich die Eltern Graeme (Akustikgitarre) und Heidi (Standbass). Die ersten 15 Minuten überzeugten mich nicht wirklich, man schremmelte vor sich hin und wirklich gute Sänger sind alle drei nicht. Die zum Großteil aus Rock`n´Roll und Rockabilly Fans bestehende -und entsprechend gestylte- Massive, war aber gleich vom ersten Ton an völlig aus dem Häuschen und leistete frenetischen Zuspruch. Irgendwann haben sie aber auch mich gepackt mit ihrem naiven Charme, den ständigen Instrumentenwechseln und dem mittelschweren Chaos auf der Bühne.
Im Prinzip spielten sie ihr Album und die neue Single, nicht viel mehr. Als dann schließlich ein alter Jamaikaner mit seiner Trompete zur Band stieß, tobte der Laden, als hätte man gerade die Zukunft des Rock`n´Roll gesehen. Dabei war es doch nur eine Familie beim musizieren. Aber diese Familie hat die Gabe, dem Zuschauer ein ganz dickes Lächeln ins Gesicht zu zaubern, daß mindestens noch ein paar Stunden nachhallt. Ach was sage ich, Tage eigentlich... (R-man)

Dienstag, 14. April 2009

We ain't dead yet!
Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, daß über Ostern jeder was anderes zu tun hatte und den shake baby shake Blog nicht besonders vermisst hat. Wir waren auch anderweitig beschäftigt. Whirlyjoe hat im Stuttgarter Fernsehturm aufgelegt, K-Nut an der holländischen Nordsee seinen Wohnwagen frisch gemacht und ich war in Berlin bei Kitty, Daisy & Lewis (Bericht folgt).
Zudem leiden wir alle drei relativ heftig unter dem Scheißding dort oben rechts - der gemeinen Birkenpolle. Es geht also nicht so viel wie sonst, aber a bisserl was geht immer. Demnächst hier. Shake, rattle & roll! (R-man)

Donnerstag, 9. April 2009

Abt.: Brandnew
Nostalgia 77
Sessions
Veröffentlicht auf Tru Thoughts ist dies doch ein lupenreines Jazzalbum – allerdings eines, das auch Nichtjazzer goutieren können und sollten. Denn erstens ist Nostalgia 77-Mastermind Ben Lamdin genau der richtige Mann, um Schönheit und Eleganz des echten Jazz auch über stilistische Genre-Grenzen zu transportieren und zweitens haben wir es bei dieser Session (Lamdin plant weitere mit bekannten Jazz-Größen) mit der leibhaftigen Julie Driscoll zu tun, die einst mit Brian Auger den Jazzrock hippie-clubtauglich gemacht hat. Später heiratete sie den avantgardistisch orientierten Pianisten Tippett, um mit ihm immer experimentellere und klangforscherische Musik aufzunehmen. Hier klingt jedoch das meiste wieder bodenständig, deep und swingend, Keiths Pianoläufe sind sogar ausgesprochen lässig und nur selten wirklich angeschrägt. Julie experimentiert zwar gerne mit ihrer Stimme, singt aber überwiegend soulful, ja bluesig. Das Songmaterial entstand zum Teil wohl erst bei den Sessions, die Mehrzahl der Nummern stammt aber von den Tippetts – Arrangeur Lamdin hielt sich also respektvoll zurück, bot aber mit jungen Könnern wie Riaan Vosloo, Adam Sorensen, Gary Boyle, Mark Hanslip und Fulvio Sigurta wieder die exakt richtigen Leuten auf, um den ungemein frischen Nostalgia 77-Jazz-Sound zu zaubern, der auch hier wieder bei aller musikalischer Kühnheit mit scheinbar leichter Hand inszeniert wird. Der Sessioncharakter ist jedenfalls deutlich hörbar und besonders schön sind die enorm inspirierten balladesken Nummern wie „Lapis Blue“. Insgesamt ein schönes Album für Tru Thoughts-Fortgeschrittene ohne Berührungsängste zum Jazz. (Whirlyjoe)

Dienstag, 7. April 2009

Abt.: Brandneu
The Sweet Vandals Lovelite Schon das Debütalbum der Sweet Vandals bewies, dass es in Spanien eine ebenso rege wie produktive Funk-Szene gibt. Neben den Landsleuten Celofunk (auf Vampisoul) sind dies hier die besten, verdientermaßen beim feinen Düsseldorfer Unique-Label zuhause. Vor allem dank der absolut schwarz klingenden Soul-Röhre von Majika Edjo braucht sich die Band hinter internationaler Konkurrenz wie Sharon Jones & The Dap Kings und Kylie Auldist & The Bamboos nicht zu verstecken. Denn in genau diese Richtung geht das neue Album, benannt übrigens nach einer legendären Konzertnacht im gleichnamigen Berliner Club. Die Musik ist absolut handgespielt, organisch und konsequent analog aufgenommen. Es dominiert eine altmodische Booker T-Gedächtnisorgel, die Gitarre bleibt mit coolen Funk-Licks eher im Hintergrund, und auch die Bläser wagen sich nur wohl dosiert aus der Deckung. Unwiderstehlich fallen die funky Uptempo-Tunes aus. „Thank You For You“ oder „Speak Music“ sind kochende Floorfiller der alten Schule, die in jedem Vintage-Funk-Programm als authentisch durchgehen würden, aber auch psychedelisch angestrichener Downtempo-Soul („Funky Children“) steht auf dem Programm. Mein Lieblingssong heißt „What About Love“ und ist in eher mittlerem Tempo auf den Spuren klassischer Willie Mitchell-Produktionen für Hi Records unterwegs, dazu wunderbar eingängig und gekonnt bläserverstärkt. Die Produktion ist präzise und erdig, nicht zu clean wie viel zu vieles aus der Retro-Soul-Ecke. Funk-driven Vintage Soul at ist best. (Whirlyjoe)
hier

Montag, 6. April 2009

Soulgirl Of The Week: Sugar Pie DeSanto Meine erste Begegnung mit Sugar Pie Desanto hatte ich beim Zusammenstellen meines Beitrages zur Spoonful-Box. Ich wollte meinen Mix möglichst genrereich gestalten und suchte noch nach einer nicht zu slicken Uptempo-Soul-Nummer. Beim Durchhören meiner (kurz zuvor günstig 2.hand erstandenen) Chess-Soul-DoCD stieß ich auf Soulful Dress von Sugar Pie Desanto und war restlos begeistert. Den Neuzugang in meinem damit fertigen Mix verkündete ich damals per mail an meine Mitstreiter mit dem Betreff „frisch verliebt“. Diese Nummer packt mich immer wieder auf’s neue und ist und bleibt fester Bestandteil meiner Playlist. Ich habe darauf hin natürlich versucht an mehr Musik und Infos zu kommen. Sugar Pie DeSanto wurde 1935 als Tochter eines philipinisch/afroamerikanischen Ehepaares geboren (Geb.name: Umpeylia Marsema Balinton) und wurde 1955 von Johnny Otis entdeckt, der ihr auch ihren Künstlernamen verpasste. Sie trat u.a. mit der Johnny Otis Show und mit James Brown auf. Ihre ersten und besten Veröffentlichungen erschienen auf Chess. Später war sie in der Bay Area Funk Szene aktiv bevor sie dann, wie viele ältere schwarze US-Künstler, in der eher traditionellen Blues-Ecke landete. Sie tritt noch heute auf. Ältere Aufnahmen von ihr sind recht schwierig bzw. teuer zu bekommen. Umso mehr erfreute mich die Info, dass das verlässliche Kent-Label aus dem Hause ACE Mitte Mai ihre Chess-Singles compiliert neu veröffentlicht (Go Go Power). 1964 war Sugar Pie als einzige weibliche Künstlerin Teil der American Folk Blues Festival Tour auch in England zu sehen, woher diese beiden herrlichen clips stammen: http://www.youtube.com/watch?v=cxsaNsB15c0&feature=related http://www.youtube.com/watch?v=XZIzF2uC9MM&feature=related …kann ich mir immer wieder und wieder ansehen! Beindruckende Bühnenpräsenz und eine tolle Stimme, die da aus einem zierlichen 1,50m-Persönchen kommt. Erinnert manchmal an die ihrer Cousine Etta James. (Es gibt auch ein paar schöne Duette der beiden.) (k-nut)

Samstag, 4. April 2009

Abt.: Brandnew Mulatu Astatke / The Heliocentrics Inspiration Information Vol. 3
Ein afrikanischer Musiker, der es verdientermaßen zum echten Kultstar gebracht hat: zunächst via diverser Ethiopiques-Compilations, die vergangene Glanztaten in Sachen äthiopischem Jazz (keine Angst, der beißt nicht) wieder zu Gehör brachte, dann natürlich dank Jim Jarmuschs „Broken Flowers“, wo Bill Murray auf seinem Trip durch die USA die selbstgebrannte CD seines Kumpels im Auto hört – mit Astatkes Zauber-Sound in full effect. Der zeichnet sich weniger durch Jazz-Content, als durch einen heruntergestrippten Orgel-Funk mit Mambo-Einlage und coolsten Bläsern aus. Konsequent minimalistisch und gerade deswegen so unwiderstehlich. Hat mich lustigerweise immer ans Solowerk des Beastie Boys Keyboarder Money Mark erinnert.
Jetzt meldet sich der Hauptvertreter des „Swinging Addis“-Sounds mit einer ziemlich kühnen Kollaboration zurück, wobei schon der Projektname des beteiligten britischen Musikerkollektivs The Heliocentrics auf Sun Ra verweist. Deren Label-Heimat heißt passenderweise Stones Throw, klingt aber dennoch nicht nach HipHop, sondern nach Abstract Funk, Avant-Afrobeat und futuristischem Groove. Der gute Mulatu Astatke geht in diesem kreativen Freeflow mit einigen weiteren in London arbeitenden Exil-Äthiopiern fast ein wenig unter, seine typischen Sounds tauchen jedenfalls nur gering dosiert auf, was ich zunächst etwas enttäuschend fand. Man wird aber schnell von der ganz neuen Qualität des Projekts eingenommen, das mit reichlich Lust an Experiment und Improvisation die funky Bodenhaftung dennoch nicht verliert. Hier geht es auch nicht um atonale Klangforschung, sondern um ein psychedelisches Fließen mit ungewöhnlichen Sounds und teils sensationellen Beats, die phasenweise wie Samples von alten „Ethiopiques“-Dokumenten klingen. Mit insgesamt wenig Jazz und umso mehr Space im Sound. Man stelle sich Sun Ra im Jam mit Tony Allen, Miles Davis, Yesterdays New Quintet und eben Mulatu Astatke vor. Das Resultat ist für den Dancefloor eine Spur zu avanciert, transportiert den Groove dafür eben direkt ins Hirn. (Whirlyjoe)

Donnerstag, 2. April 2009

Baskery live in Stuttgart 30. März Wow, freue ich mich vielleicht aufs OBS an Pfingsten. Das dachte ich beim Baskery-Konzert im Stuttgarter Schocken gleich mehrfach, sah mich vor meinem geistigen Auge unter Beverungens schönstem Baum stehen, rechts vor der Bühne, neben dem Schrein, von der Sonne gewärmt der Musik lauschend. Am liebsten mit Baskery auf der Bühne. Ich sah die drei schwedischen Schwestern ja zum ersten Mal live und war dann doch sehr begeistert. Nicht ganz grundlos habe ich die Band ja als die aktuell beste aus dem Glitterhouse angekündigt, zumindest jedoch als diejenige, die dem Stag-O-Lee-Universum relativ am nächsten steht. Denn Sunniva, Greta und Stella singen und spielen eine lässig modernisierte und dynamisierte Country/Blues/Lowdown-Americana-Variante, die mich auch schon beim Hören des vorzüglichen Albums „Fall Among Thieves“ an eine erträumte Synthese meiner liebsten Girl-Bands Hazeldine und Freakwater denken ließ. Der Eindruck hat sich auf der Bühne des an einem Montag mit ca. hundert Besuchern gut gefüllten Indie-Clubs Schocken dann erfreulicherweise bestätigt. Denn die Mädchen haben nicht nur eine überzeugende Instrumentierung für ihre Musik gefunden (Upright Bass, Banjo – fast so grandios wie Victoria Williams – und Gitarre, dazu je eine barfuss per Pedal gespielte Snare- und Bassdrum), sondern singen auch einfach göttlich zusammen. Für einen Harmony Vocals-Fan wie mich klangen diese drei schönen, lauten und ausdrucksstarken Stimmen dann wie purer Hillbilly Heaven, auch wenn Baskery ansonsten nichts mit alten Country-Säcken gemein haben. Vielmehr inszenierten sie ihre sehr guten Songs mit Schmackes, spätestens wenn die Drums einsetzen stampft die Musik unaufhaltsam nach vorn. Dazu herrschte rundum gute Laune, auf und vor der Bühne. Bei Youtube habe ich dieses tolle Video gefunden. Achtet mal auf Gretas furioses Six-String-Slide-Banjo. Doch, auf Baskery dürfen sich alle OBS-Besucher herzlich freuen. Hoffentlich dürfen wir sie abends dann auch im Stadtkrug begrüßen, ich habe jedenfalls mutig eine Einladung ausgesprochen. Vielen Dank für die schnellen Bilder an Nina und Betti. (Whirlyjoe)

Mittwoch, 1. April 2009

Germany: 10 points!
„Würden Dir Deine 5 deutschen Lieblingsbands für den blog einfallen?“ fragt mich Whirlyjoe vor kurzem. Da hab‘ ich nach kurzem Nachdenken zufälligerweise genau fünf zusammenbekommen; also nicht meine fünf liebsten sondern eben insgesamt die fünf, die ich richtig gerne mag! …mehr gibt’s da nicht.
Hatte ich doch erst kürzlich ein Gespräch mit R-man, der sinngemäß meinte, dass für ihn Gesang eigentlich ein zusätzliches Instrument sei; er sich mit den Textinhalten also eher nicht beschäftige. Da waren wir uns durchaus einig. Das macht es einem mit deutschsprachigen Liedern natürlich nicht einfach, da einem das „Vorbeihören“ an Inhalten nahezu unmöglich ist. Dennoch gibt es für mich halt genau diese fünf Bands/Interpreten, die mich in erster Linie durch ihre Musik aber eben auch durch ihre Texte begeistern können. Als da wären:
An erster Stelle: - Fehlfarben Monarchie und Alltag war für lange Zeit eines meiner Lieblingsalben. Kann man tatsächlich auch heute noch mit Hochgenuss hören! Unschlagbar: „Paul ist tot“ mit tollem Synthie-Geblubber vom Pyrolator. Auch die post-Hein-Phase mit ihren basslastigen Grooves konnte und kann mich begeistern. Highlight hier: die 12“Version von „14 Tage“, fetter Chic-Disco-Funk auf deutsch. Auch nach ihrem comeback mit Peter Hein noch eine der besten deutschen Bands!
Platz zwei: - Fink Tolle Musik, tolle Texte – von Country bis Schräg, von Folk bis Groove. Einfach ganz großartiges Zeug! Genau so empfehlenswert: das Soloalbum von Nils Koppruch. Sowohl Fink als auch Koppruch solo konnten auf dem OBS live überzeugen. Da bin ich Fan!
Der Rest unsortiert:
- Element Of Crime: fand‘ ich auf englisch immer doof, seit sie deutsch singen habe ich die Band um den „Bollerkopf“ Sven Regener in mein Herz geschlossen. Mit Chanson hab‘ ich’s eigentlich gar nicht, hier mag ich das! Eine persönliche Best Of wäre bei mir mit Sicherheit eine Doppel-CD.
- Las Mananitas: Erstmalig auf dem OBS gesehen und gehört. …danach das überschaubare Gesamtwerk auf CD gekauft. Die haben ihre Element Of Crime-Phase (die auch durchaus sympathisch war) jetzt hinter sich und machen wundervoll abwechslungsreiche spannende Musik. Die Texte kommen zwar nicht immer ganz an die Qualität der Musik heran, der saloppe Gesangsstil reist’s aber locker wieder raus. ...und auf der aktuellen CD gibt’s sogar einen durchaus spoonful-kompatiblen Song ("SSP").
- Tilman Rossmy: immerhin mal auf Glitterhouse gewesen! Die Alben mit seiner Band Die Regierung kenne ich nicht, das Solowerk habe ich aber komplett, darf ich allerdings nur hören wenn die Familie außer haus ist. Ok, die Stimme ist gewöhnungsbedürftig, die Texte allerdings meistens wundervoll und die Musik auch!
(Außer Konkurrenz: Die Aeronauten: deutschsprachig, lustig, abwechslungsreich und gut aber halt Schweizer.)
...und da ich mal wieder nicht richtig aufgepasst habe, hab' ich mich hier auf deutschsprachige Interpreten beschränkt. Aber meine Auswahl wäre wohl auch unter Berücksichtigung englisch-singender Bands sehr ähnlich ausgefallen. (...da würde ich ev. noch die Kölner Unknown Cases nachreichen wollen.) (K-Nut)
Whirlyjoe sez: Das Ganze kam ja eigentlich so: ich hörte gerade fürs Glitterhouse das neue Livealbum der Düsseldorfer Fehlfarben und erwähnte das eher am Rande einer Mail an unseren Kölner K-Nut, der dann gleich ganz ohne rheinische Rivalität größte Sympathie für Hein & Co äußerte. Was mich wiederum zu dem Gedanken brachte, mal wieder das vom Rolling Stone patentierte Listenwesen bei shake baby shake zu etablieren. Fünf Lieblingsbands aus heimischen Landen, müssen nicht mal deutsch singen. Einfach so, ohne größere Hintergedanken und politischen Überbau, wobei ich meine Abneigung gegen absolut jede Form von gerade auch kulturellem Patriotismus dennoch kundtun will.
Gute Musik setzt sich auch ohne vorgegebene Radioquote durch, und mit den Texten halte ich es ganz ähnlich wie K-Nut und R-man: in der Regel will ich damit nicht belästigt werden, Ausnahmen sind eben Ausnahmen und der einzige, bei dem ich relativ konsequent zuhöre ist Hank Williams.
Hier also meine eingeborenen Favoriten in chronologischer Reihenfolge:
- Hildegard Knef. Der Film ist lauwarm und irgendwie dann doch sehr deutsch, kann Hilde aber nichts anhaben. Natürlich hat sie in vielen Karrierejahren auch reichlich Leichtgewichtiges produziert, oft höre ich bei ihr aber eine vorweggenommene Nico und überhaupt immer wieder seltsam Psychedelisches durch.
- Can. Muss man nicht mehr viel zu sagen. Zu recht konsensfähig, definitiv eigenständig, konsequent innovativ und gerade heute im Sound vieler Bands (z.B. aus dem DFA-Kosmos) noch immer sehr präsent. „Mother Sky“ raubt mir bis heute jedes Mal den Atem.
- Fehlfarben. „Monarchie & Alltag“ ist ein zeitloser Meilenstein, der bis heute wächst. Aber – und da bin ich mit K-nut völlig einig – gerade die Funk-Phase nach Peter Heins Ausstieg hatte es in sich. „14 Tage“ ist mindestens so gut wie Chic.
- Blumfeld. Da mag ich ja tatsächlich vor allem die kitschige Spätphase, „1000 Tränen tief“ war die Wende zum reinen Wohlklang. Da muss man doch gar nicht auf die wahrscheinlich nicht wirklich relevanten Texte hören. Das Zeug ist so was von perfekt produziert und Distelmeyer ein ganz wunderbarer Sänger.
- Tocotronic. Wahrscheinlich die einzige „jüngere“ deutsche Band, die mich je interessiert hat. Schreiben auf ihrem Weg vom Punk zum Pop betörende, hymnenhafte Songs und stehen dennoch mit allen Beinen fest auf dem Boden. Ohne verkaufsfördendes Image und bemühte Inszenierung. Alltagsnah und echt.
Außen vor bleiben hier leider die von mir hochgeschätzten „Elektroniker“, und zwar Kraftwerk auf Augenhöhe mit Tangerine Dream und auch Klaus Schulze. Popol Vuh sind auch toll. Erwähnen will ich auch noch Acts, die grandiose Debütalben vorgelegt haben, das Niveau dann aber leider nicht halten konnten: Ideal, Trio und Nina Hagen Band.
In den Comments werden wir jetzt hoffentlich auf all jene gestoßen, die wir erst mal vergessen haben. HtH mag Ihre Kinder! Vielleicht erklärt sich auch R-man? Da wäre ich ja mal gespannt.
Haut rein! (Whirlyjoe)