Freitag, 31. Oktober 2008

Abt.: Brandneu Spoonful #22 Come See Me Die Spoonful Posse ist nicht zu stoppen. Für Vol. 22 haben wir mal eine ganz andere Variante gewählt und gleich 8 der Spoonfulisten gebeten, jeweils 10 ihrer besten Minuten für dieses Volumen zu spenden. Für diese hohe Teilnehmerzahl ist das Ergebnis recht stringent, aber fast alle haben sich ja bereits über mehrere Volumen bewährt. So beginnt hier die Reise mit Spät-50er Rock`n´Roll, geht über ein paar blitzsaubere Soultracks in Richtung Funk, wie gewohnt mit ein paar Abstechern in krudere Country-Gefilde und auch einmal knietief in die Voodoo-Swamps (Jim Ford). Mit 6 Songs aus der 60's-Garage-Richtung (K-Nut ganz vorne) stürmt Spoonful #22 einem fulminanten Finale entgegen. Den einen oder anderen Tune kann man garantiert am 15.11. in Stuttgart droppen. Ich freue mich schon tierisch drauf. (R-man) #22

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Spoonful Praxistest Donnerstags lege ich ja gelegentlich in einer sehr kleinen Stuttgarter Kneipe ein paar Platten auf, quer durch alle Stile, ganz wie ich lustig bin. Im Sommer ist es dort durch unkonventionelles im-Freien-auf-dem-Boden-rumhocken zum Teil bombenvoll, im Winter auf wenigen Quadratmetern eher überschaubar besucht, dank des Rauchverbots mittlerweile aber richtig gemütlich. Ich spielte dann den ganzen Abend eher unaufgeregten Funk- und Soul-Sound für bewährtes Stammpublikum, gegen Mitternacht zum Finale dann auch ein paar etwas fettere Funktunes – und siehe da, ein paar mutige junge Menschen fingen zu tanzen an, was (bei meiner Musik) dort ziemlich selten vorkommt. Schließlich frug mich eine charmante junge Französin, ob ich nicht ein wenig Röck’n’Röll auflegen könne. Konnte ich. Kurz jedenfalls. Plötzlich war der ansonsten den Schließzeiten gemütlich entgegendümpelnde Laden gerappelt voll mit – wie sich dann herausstellte, bislang im Freien vor sich hin trinkenden französischen Erasmus-Austauschstudenten – in der Mehrzahl Studentinnen. Es kam dann zum handstreichartigen Entern durch eine unglaublich tanzwütige Meute – und ich stand mit meiner kleinen Plattenkiste da, das Programm schon fast durchgespielt und ohne offensichtliche Tanzhits im Repertoire. Zum Glück hatte ich aber Spoonful 13 - The Hits And Then Some dabei, die als „The Saviour Disc“ oder das „Spoonful Survival Kit“ geplant war, falls mal niemand tanzen will. Okay, meine Crowd wollte tanzen. Und ich spielte dann fast die gesamte CD mit meinem zwischen die 1210er gequetschten alten Discman, dazu mit letzter Kraft zusammengekratzte Hits aus der Vinylkiste. Funktionierte prächtig. Es war zum Bersten voll, die Scheiben beschlugen in kurzer Zeit mit leckerem Bierdunst und gegen später, als die Eingangstür längst abgeschlossen war, fiel auch das Rauchverbot, wegen Umwidmung zur Privatparty. Das gutgelaunte Thekenpersonal geizte dann auch nicht mit mehreren Lagen Schnaps für die superlustigen und trotz wachsender Trunkenheit gänzlich unkomplizierten Gäste. Der Laden bebte also und die jungen Leute (knapp dem Teeniealter entwachsen, schätze ich mal) tanzten wild zu coolen Spoonful-Sounds von Booker T, Aretha, Al Wilson, Bo Diddley, The Coaster, Johnny Rivers, Marvin Gaye, Ray Charles – ihr kennt sie alle – und dank R-Mans cleverem Sequencing schließlich auch Pogo zu Kinks und Who. Als ich dann um halbdrei wirklich gar nichts mehr aufzulegen hatte, schickten wir die Truppe mit „The Power Of Love“ von Frankie Goes To Hollywood aus der Hausanlage im Rücken schließlich in einen weiterführenden Club, donnerstags in Stuttgart gar nicht so einfach. Vor allem wenn Schwaben französisch und Franzosen englisch sprechen. Lange Rede kurzer Sinn: Spoonful 13 ist ein Must-Have! (Whirlyjoe)

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Monster-Track: Steve Miller Band - Macho City Heute mal zu einem Thema, das der R-man an dieser Stelle schon mal propagierte: The Steve Miller Band – ihm ging es allerdings eher ums angepsycht-bluesige Frühwerk der Kalifornier, ich habe dagegen einen Tune von 1981 auf der Pfanne, als die Band eigentlich längst gefälliges Chartsfutter wie Abracadabra ablieferte. Das 81er-Album Circle Of Love hatte allerdings keinen echten Single-Hit zu bieten, manche Songs hatten sogar einen sonnigen Country-Touch (“Heart Like A Wheel”). Allerdings wird die komplette zweite Seite vom gut 16-minütigen Macho City eingenommen, das in diesem Kontext völlig aus dem Rahmen fällt. Denn der Song an sich ist lupenreiner Funk, knochentrocken gespielt und am Anfang mit Sprechgesang (Rap wäre zu viel gesagt) versehen. Und mit dem monströsen Bass von Gerald Johnson. Nach eher harmlosem Beginn jagt Miller dann erstmals seine Gitarre durch eine kleine Echokammer, bevor dann mit einem kühnen Break auf diesem mächtigen Funkriff gänzlich abgehoben wird. Zuerst noch mit etwas dünnen 80er Analog-Keyboards, dann aber mit massiv angedubten Gitarren-Effekten und Synthie-Sounds from Outer Space. Klingt für mich, wie wenn sich George Clinton und Lee Scratch Perry gemeinsam als Studiohexer betätigt hätten. Das beste ist allerdings, dass man sich bei diesem Trip durch die Effekt-Küche so endlos viel Zeit nimmt, dabei aber den hypnotischen Funk-Groove nie verliert. Neben dem meines Wissens nicht sonderlich raren Album gibt es Macho City auch als vermutlich schon teurere 12-Inch, außerdem ist der Song in voller Länge auch auf der 2000er Strut-Compilation Disco Not Disco vertreten. Dort kann man dann auch in den Linernotes nachlesen, dass Larry Levan gerne seine Nächte in der Paradise Garage mit genau diesem Song eröffnete. Hier kann man alles hören, wegen der Länge in zwei Etappen: Part 1 und Part 2. (Whirlyjoe)

Dienstag, 28. Oktober 2008

Stag-Fest London
Wie ich am Samstag schon schrob, nimmt die erste Stag-O-Lee Party in London langsam Formen an. Das Datum steht (Samstag, der 31.1.2009), der Laden ist gebucht (Lexington, 96-98 Pentonville Road) und eine Band wartet Instrument bei Fuß. Leider darf diese Band nur als "secret guest" angekündigt werden, aber hier kann ich ja verraten, daß es sich um die Coverstars des Glitterhouse Oktober Katalogs handelt.
Da das Lexington wohl gut 200+ Leute fasst, wird zur Zeit fieberhaft ein zugkräftiger Headliner gesucht, der zur Vorband und zu Stag-O-Lee passt. Verhandlungen laufen, wenn es so weit ist, dann erfahrt ihr es hier zuerst. Eine grandiose Nacht wird es so oder so. Die Bands müssen auch um 23 Uhr aufhören, also steht die erste Truppe auch zu zivilen Zeiten auf der Bühne. Aber da das Lexington erst um 4 Uhr morgens schließt, haben die DJs (die Spoonful Spinners & Gäste) reichlich Gelegenheit, fette Tunes zu droppen.
Da ein vernünftiges Hotel in London immer ein Problem ist, hier ein Tipp: Die beiden Travelodge Hotels in King's Cross sind nur 500 (King's Cross) und 300 Meter (King's Cross Royal Scot) vom Lexington entfernt. Zur Zeit liegen die Zimmerpreise bei 29 (Freitag), 52 (Samstag) und 19 (Sonntag) britischen Pfund! Das wäre bei Einzelbelegung. Doppel- und 3erzimmer kosten 52 GBP, also 26 bzw. 18 pro Nase und Nacht. Man muß oben dieses rote 19 Pfund Rooms Schild anklicken und dann jede Nacht einzelen buchen... oder einfach mal etwas stöbern. Wenn das kein Schnäppchen ist! 52 Pfund sind 64 Euro - das zahlt man in Beverungen auch. Und über einen gewissen Standard verfügen die Travelodges ebenso, was man wahrlich nicht von allen britischen Hotels behaupten kann. Und schon mal garnicht in dieser Preisklasse.
Alles in allem ist London kein billiger Spass, aber noch gibt es preiswerte Tickets und was besseres als die 1. Stag-O-Lee Party wird in der britischen Landeshauptstadt 2009 nicht mehr passieren. Also überlegt es euch. Ich würde mich freuen, mir das eine oder andere Bier mit euch über die Hände laufen zu lassen. (R-man)

Montag, 27. Oktober 2008

Spoonful Exotica Miles Davis - Jack Johnson Kürzlich frug R-man mal in die Runde, was man denn als Spoonful-Spinner an einem Partyabend in der ersten Stunde auflegt, wenn der betreffende Laden noch leer ist und man quasi fürs Personal und die ersten verirrten Gäste was auflegen muss, ohne sein Pulver zu früh zu verschießen, den Vibe des Abends aber trotzdem angemessen einleiten will. Mittlerweile arbeitet er mit K-Nut an diesem Projekt, ich eröffne in diesem Zusammenhang lieber ein neues sbs-Kapitel namens Spoonful Exotica, das sich um mögliche (und unmögliche) Grenzerweiterungen des ja ohnehin höchst diffus definierten Spoonful-Sounds kümmern soll. Während K-Nut und der Chef ja in der Regel am funky Kern des Spoonful-Sounds bleiben, knabbern Kollege Patrick und ich ja gerne ein wenig an den Rändern und werfen das eine oder andere Ohr in eher unerwartete Genres. So auch mit diesem Album, das ich jüngst für drei Euro auf dem Flohmarkt erstanden habe, das Vinyl sogar in sehr erfreulichem Zustand. Miles Davis hat ja ziemlich unterschiedliche Schaffensphasen durchlaufen, ab Ende der 60er ist er mir allerdings am liebsten. Und diesen Soundtrack zu einem Dokumentarfilm über Boxlegende Jack Johnson, kurz nach dem wegweisenden Psych-Fusion-Album Bitches Brew anno 1970 erschienen, halte ich zwar nicht für authentisch spoonful, aber doch absolut anschlussfähig - insbesondere für die angesprochene Situation der ersten Stunde, wo man als DJ ja gerne noch in Ruhe seine Platten auspackt, die Technik checkt, Getränke ordert und ein wenig Smalltalk mit dem Thekenpersonal führt. Daher sind lange Songs am Anfang schon sehr komfortabel, und hier kriegt man gleich zwei davon, jeweils eine ganze Seite und um die 25 Minuten lang. Doch, da hat man dann auch Zeit, noch mal die Toilette aufzusuchen. Mir geht es vor allem um Right Off auf der ersten Seite, ein einziger groovender Funk-Jam, der eigentlich kaum etwas mit Jazz zu tun hat. Der fette, leicht schleppende, bluesgetränkte Midtempo-Beat von Drummer Billy Cobham wird von einem elastischen, federnden, pumpenden E-Bass (Michael Henderson) umspielt, der einfach höllisch funky und gradlinig ist – keine Spur von protzigen Fusion-Jazz-Kabinettstückchen ist zu erkennen. Darüber hat die Gitarre von John McLaughlin praktisch freie Hand, und der ansonsten ja gerne zum Abgehobenen tendierende Meister steht hier wirklich mit beiden Füßen auf dem Boden, spielt fette, dreckige Rock-Licks mit WahWah und duelliert sich minutenlang mit der wirklich messerscharfen und für mich schwer psychedelischen Trompete von Miles, die den gängigen Spoonful-Kosmos zwar zweifellos verlässt, als Ganzes ist diese mitreißende Musik aber trotzdem atemberaubend. Selten habe ich jedenfalls bodenständigeren und erdigeren Funk aus der Jazzrock-Ecke gehört. Und da wir hier ja alle keine echten Jazzer sind, hilft euch vielleicht das Urteil des Village Voice-Großkritikers Robert Christgau weiter, der – auch kein überzeugter Jazzfreund – seinerzeit die nur ganz selten verliehene A+-Wertung vergab. Und auch der All Music Guide meint: „This was funky, dirty rock & roll jazz. There is this groove that gets nastier and nastier as the track carries on, and never quits.” Genau so ist es. (Whirlyjoe)

Samstag, 25. Oktober 2008

Stag-O-Lee News $$$ Die 1. Stag-O-Lee Party findet am Samstag, den 15.11. in Stuttgart statt. Der Ort des Stag-Festes ist direkt über den Vegi Voodoo King und heißt 1. Stock. Michael J. Sheehy und Bruder Patrick werden einen Duo-Set bestreiten, die weitere Musik kommt von den Spoonful Spinners, dem Stag-O-Lee-DJ-Team. Auf den Teller kommt der Spoonful Sound, eine robuste Mischung aus Funk, Soul, Rocksteady, Garage-Punk, R&B, Psychedelia und alles, was einen Groove hat. Beginn 21 Uhr, frühes Erscheinen ist aus akutem Platzmangel angeraten. $$$ Bitte vormerken: Am Samstag, den 24.01.2009 legen die Spoonful Spinners (Patrick & R-man) im Rahmen der Beaver Night in London’s Workingman’s Club (ein wunderbar angeranztes Etablissement) auf. Gastgeber sind The Fabulous Penetrators, die auch live auftreten werden. $$$ Noch besser: Die Londoner Stag-O-Lee Dependance organisiert am 31.01.2009 die erste Stag-Nacht in der englischen Hauptstadt. Im 2-Monats-Rhythmus sollen weitere folgen. Und zwar im Lexington, einem ganz feinen Laden. Zur Zeit suchen wir noch einen Headliner für den bereits gebuchten Support, der leider nicht genannt werden darf (Tip: ein erst kürzlich auf Glitterhouse debütierendes Trio). Ansonsten gibt es Gast-DJs und –natürlich- die Spoonful Spinners. $$$ Stag-O-Lee Singlesstern: Version 1 wird in Produktion gehen! Ab Montag fertig: Die ersten vier Veröffentlichungen auf Stag-O-Lee: Saint Silas Intercession – All About The Money / The Fear Cut In The Hill Gang – Johnny Walker's Quixotic Dream / Sugar Never Tasted So Good The Fabulous Penetrators - The Hump / Oh My Soul The Detroit Cobras - Ya Ya Ya (Looking For My Baby) / As Long As I Have You Dazu T-Shirts und Slipmats (siehe Bild). Alles fein säuberlich einzusehen hier! Und wie gesagt, unter www.myspace.com/stagoleerecords können die A-Seiten getestet werden. (Stag-man)

Freitag, 24. Oktober 2008

Contemporary Album Cover Design Max Dax
Wer kennt und liebt sie nicht – die großformatigen Bilderbücher zum Thema Cover-Art, sei es nun Blue Note-Jazz (in mehreren Volumes), mein persönlicher Favorit The Album Cover Art Of Punk von Burkhardt Seiler oder das funktionale 1000 Record Covers von Michael Ochs. Spex-Chefredakteur Max Dax und Piranha-Media-Verlagschef Alexander Lacher geben nun dieses edle Werk heraus, das sich mit zeitgenössischem Cover-Design auseinandersetzt. Das 112-seitige Buch kommt im klassischen LP-Format mit ganz wenig Text – es gibt lediglich ein paar einleitende Worte zu den einzelnen Kapiteln von aktuellen Spex-Schreibern. Die Selection wurde von eben diesen Spex-Leuten und einigen waschechten Artdesignern besorgt. Das Resultat ist ein prächtiger Bildband mit 135 Abbildungen avancierter Cover-Kunst aus der jüngsten Vergangenheit, vieles aus dem elektronischen und Indie-Underground, dem Avantgarde-Sektor und sogar der Klassik, lose geordnet nach Themen wie Natur, Malerei, Retro – aber auch Typographie und „Vektor-Illustration“. Zu sehen gibt es (zumindest für Nicht-Spex-Abonnenten) eher wenig verbreitete Coverkunst (aber auch Franz Ferdinand und die Pet Shop Boys), oft mit Neigung zum Minimalismus, das Spektrum reicht dabei von bierernst-seriösen ECM-Jazz-Platten bis buntem Indie-Glamour. Mein Lieblingscover ist dann auch eher retro und zeigt Andy Smiths Plattenkiste für seinen feinen Trojan-Reggae-Mix. Und gerne möchte man Max Dax in seinem Geleitwort folgen, wo er eine mit der Wiederauferstehung des Vinyls einhergehende Renaissance des Albumcover-Designs postuliert. Wäre in Zeiten gestaltloser Datenfiles zweifellos eine feine Sache. Hier kann man noch ein bisschen was vom Buch sehen. (Whirlyjor) Label/Verlag: rockbuch; 112 Seiten; Format: 30 x 30 cmISBN: 978-3-927638-50-1; Preis: 24,90 Euro; ISBN 978-3-927638-49-5

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Soul-Girl of the Week: Wanda Robinson Diesmal habe ich einen CD-Reissue mit dem passenden Titel The Soul-Jazz Poetry Of Wanda Robinson rausgesucht, darauf sind ihre beiden einzigen erschienen Alben aus den frühen 70ern komplett zu hören. Die Poetin aus Baltimore, Maryland singt nicht, rapt auch nicht, sondern trägt tatsächlich ihre Gedichte vor – das vor einem deepen, souligen musikalischen Hintergrund, der manchmal auch jazzig, mit einsamem Sax auch ein wenig kitschig ausfällt. Ihre Stories sind zumeist bitter und tragisch, zusammen mit der Musik ist die Wirkung trotzdem eher kontemplativ als deprimierend. Im Prinzip liefert Wanda Roninson aber den Blueprint für alle Ursula Ruckers dieser Welt. Vor allem die etwas üppiger instrumentierten, teilweise auch orchestrierten Tunes klingen großartig, wie dieser hier vom 71er Debütalbum Black Ivory, da war sie gerade mal 21. Enjoy! (Whirlyjoe)

Dienstag, 21. Oktober 2008

Abt.: Deep Soul Take Me To The River A Southern Soul Story 1961-1977 „A“ und nicht „The“ Story Of Southern Soul ist diese 3-CD-Box untertitelt. Also ein Versuch, die Geschichte dieser Musik zu erzählen. Denn wer kann schon für sich in Anspruch nehmen, bei der Vielzahl von Songs, die zwischen 1961 und 1977 (der Zeitraum, dem sich Take Me To The River widmet) aufgenommen wurden, die definitive Version zu schaffen?!? Aber die Sammler und Jäger von Ace/Kent sind ganz nahe dran, denn sie sind seit Jahrzehnten mit dem Herz dabei. Und das ist hier von vorne bis hinten zu spüren. Und so kompilieren sie hier ziemlich chronologisch 75 Songs mit Juwelen von legendären Labels wie Stax, Hi, Dial, Excello und Studios wie Muscle Shoals, Criteria, Fame und Broadway Sound/Quinvy. Dazu gruben sie nicht ultratief, denn diese Box ist nicht für Digger (obwohl sich trotz allem einige Raritäten finden), sondern für den Fan dieser Musik. Und die Geschichte von Southern Soul kann man eben ohne The Dark End Of The Street, When A Man Loves A Woman oder If Loving You Is Wrong nicht erzählen. Zwischen diesen (wahrscheinlich) bekannten Tunes tummeln sich aber reichlich kleine Geschichten, die auch ein Southern Soul Enhusiast wie ich nicht kannte. Und oben genannte Tunes sind zudem völlig verschleißfrei. Während Motown sich vor allem an die weißen Teenager und jungen Erwachsenen wandte, mit Songs, in denen es um schmachtende Blicke ging, war der Southern Soul für Grown Ups. Hier ging es um reale Liebe, um betrügen und betrogen werden, um in kleine Stücke gebrochene Herzen, um Sehnsucht, körperliches Verlangen, um Seelenpein. Und das wurde musikalisch auch so rübergebracht, nicht antiseptisch clean, sondern verschwitzt und erdig, eingespielt von ebenso schwarzen wie weißen Musikern. Und das in Zeiten, als die Rassentrennung im Süden der USA für Aufruhr und Hass sorgte. Großartige Gitarristen (von Duane Allman bis Bobby Womack), beseelte Rhythmusgruppen, pechschwarze, gospel-geschulte Backgroundstimmen, kurze Bläsersätze und später auch ein paar Streicher. Dazu durchleidet ein Sänger die 3 Minuten wie der sprichwörtlich geprügelte Hund, der droht, an dem Schmerz in genau diesem Augenblick zu Grunde zu gehen. Ob die Stimme nun anklagt oder verteidigt ist egal, das geht ohne Umwege direkt dorthin, wo es weh tut. Knapp 90 % der Tunes hier werden von Männern gesungen, eine Handvoll Frauen (Aretha Franklin, Etta James, Gwen McCrae, Millie Jackson etc.) beweist aber eindrucksvoll, daß Herzschmerz keine Männerdomäne ist. Das Verhältnis von schwarz zu weiß ist 73 zu 2 – die einzigen Bleichgesichter, die es geschafft haben sind Eddie Hinton und Charlie Rich. Letzterer liefert allerdings mit When Something Is Wrong With My Baby ein absolutes Highlight ab. Welch ein Song, welch eine Version! Das Tempo ist fast durchgehend schleppend, nur selten wird das Tempo angezogen oder gar Dancefloor-kompatibel. Bei Balladen lässt es sich eben besser leiden. Und gelitten wird hier ohne Unterlass. Wer sowieso unglücklich verliebt ist, der wird sich in jeder Zeile wiederfinden und muß zwangsläufig die Dosis verringern. Verpackt ist Take Me To The River in ein Hardcoverbuch (im Pappschuber), in dem Platz ist für die drei Discs und ein 72-seitiges, natürlich durchweg 4-farbiges Booklet. Dort finden sich die wie gewohnt extrem kenntnisreichen Track-by-Track-Notes, in denen der Fan sein Wissen erweitern kann und erfährt, daß die Kreativität von Bobby Womack wegen einer „self confessed `appreciation´ of Bolivian marching powder“ schwer zurück ging. Alles in allem ist Take Me To The River das erwartete Wunderwerk. Mehr Gefühl in 75 Songs geht nicht. Und besser wird das in meiner Zeit keiner mehr machen. Deshalb: Take Me To The River ist „The Southern Soul Story“ und ein wundervolles Dokument einer ganz tief ins Herz gehenden, einzigartigen und großartigen Musik. Jahrzehnt-Charts. Ganz oben. (R-man) 3-cd

Montag, 20. Oktober 2008

Flohmarkt in Holzminden
Wenig bis nichts hatte ich erwartet, als ich mich an diesem kalten, aber regenfreien Sonntag Morgen zum Flohmarkt nach Holzminden aufmachte. Da die Veranstalter schon den Flohmarkt in Beverungen letzte Woche auf dem Kerbholz hatten, traf ich hier natürlich teilweise auf die gleichen Stände. Aber eben auch ein paar mehr, wie den lieben Mario mit einigen Kisten mit Neueinkäufen, aus denen ich folgende LPs auswählte:
Small Faces - irgendwas französisches mit offensichtlichem Frühwerk.
Dr. Feelgood - Down By The Jetty (hätte ich mir auch druckvoller erhofft)
R. Dean Taylor - I Think, Therefore I Am (auf Rare Earth Records)
The Ventures - Beat/Guitar Genius Of
Julie Driscoll, Brian Auger & The Trinity - so ne Best Of mit allem was man braucht.
Dazu zwei 7"-es: Trax (Get Ready) und die Rockets (Oh Well). Letzteres, ein Fleetwood Mac Cover im Detroit-Gewand, ist durchaus Spoonful-tauglich und dürfte bei der 1. Stag-O-Lee Party am 15.11. in Stuttgart seine Spoonful-Weihen erhalten. (R-man)

Sonntag, 19. Oktober 2008

Stag-O-Lee proudly presents...
Das hat noch keiner gemacht, weder Stax noch Motown noch 2-Tone oder sonstwer! Eigene Sterne für die 7"-Single mit dem großen Loch. Wir arbeiten dran und haben von unseren Ingenieuren vier Zeichnungen machen lassen. Und ihr sollt abstimmen... Welcher Stern geht in Produktion? Die Spannung steigt. Der oberste Stern hat die Pistole hinten drauf, das nur zur Erklärung. Bitte um das Voting! (R-man)

Freitag, 17. Oktober 2008

Wasmopolitan Bei einem Gespräch mit Whirlyjoe über die guten Seiten der musikalischen 80er Jahre (doch die gibt’s!) kamen wir irgendwann auf das Thema Was (Not Was), wo ich mich dann als absoluter Fan outen musste. Joe versucht seitdem mich zu überreden doch mal was zu Was (Not Was) für den blog zu schreiben. Da hatte ich im Prinzip nichts dagegen, wollte aber unbedingt vorher die neue LP gehört haben. Das Teil findet sich nun seit geraumer Zeit in meinem Besitz, hat mich aber nicht wirklich vom Hocker hauen können. Trotzdem hab‘ ich Thema (allerdings sehr nachlässig) weiterverfolgt. Irgendwann bin ich dann auch mal auf der Seite von Don Was Wasmopolitan gelandet und habe sie zu meinen Favoriten gepackt. Don Was, die aktivere Hälfte von Was (Not Was), wird den meisten als vielbeschäftigter, eher im Mainstream verortbarer, Produzent bekannt sein. (Highwaymen, Bob Dylan, Solomon Burke, Mick Jagger …) Gestern war ich mal wieder auf dieser Seite zu Besuch und stieß auf eine Detroit-Allstar-Revue, die Don Was organisiert hatte. Auf der ersten Seite featured er diese Woche die Detroit Cobras. Kein Wunder also, dass ich neugierig wurde. Seitdem hat mich diese Seite mehrere Stunden beschäftigt. Schaut Euch einfach mal das Detroit Cobras-Video an (der Zausel am Bass ist übrigens Don Was; der taucht irgendwie in jedem clip auf) und überseht bitte nicht die clip-Leiste am linken Rand! In dieser Sammlung von clips finden sich ein paar echte Schätzchen in hervorragender Qualität. Ein Teil dieser Videos kommt in Verbindung mit mp3-Downloads (gezipt/320 Umdrehungen), die eigentlich keine Wünsche offen lassen. Da sollte sich für jeden Geschmack was finden lassen. Ein paar Namen gefällig? Stephen Bruton, Buddy Miller, Guy Clark, Detroit Cobras, Wayne Kramer, Was (Not Was), Mitch Ryder, Black Bottom Collective, Jill Sobule, Dave McMurray, …. Also alles zwischen Country Rock, Jazz, Funk, Rock’n’Roll, HipHop und auch Obskuritäten wie einem 10jährigen Punkshouter (The Muldoons) oder eine lustige Kiddie-HipHop-Las Vegas Nummer (Love Vegas), gefolgt von Cowboy Jack Clement. Wenn man offene Ohren hat kann man das am Stück durchlaufen lassen. Nicht alles taugt, aber das meiste macht schon wirklich großen Spaß. Meine persönlichen Favoriten: Sweet Pea Atkinson, Jackshit, Black Merda und Ramrods. (Beendet wird das ganze mit Interviews von Don Was mit Ozzy, Slash und Duff.) Enjoy! (k-nut)

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Abt.: Brandneu
The Bamboos
Side-Stepper
Drittes Album der australischen Funkateers, die sich bei mir schon wegen des grandiosen Debütabums („Just Say“) ihrer Sängerin Kylie Auldist unsterblich gemacht haben. Hier also das Mothership, das Aussie-Äquivalent zu britischen Funkern der Stunde wie den Dap Kings oder Quantic Soul Orchestra – wenn nicht sogar dem chartstauglichen Sound von Mark Ronson (Amy Winehouse). Jedenfalls sind die Wurzeln dieser durch und durch authentischen, handgespielten Soul Music Motown, Stax und Northern. Typisch vor allem die schnellen, klaren und gradlinigen Beats mit den pointierten Gitarrenakzenten, immer begleitet von den denkbar knackigsten Bläsern. Oft funky, gerne aber auch upliftend poppig – eben wie klassischer Motown-Pop. Rund die Hälfte der Tunes bietet Gastvokalisten wie Paul MacInnes, Megan Washington, Ty und natürlich Kylie Auldist (auch hier überragend), von den instrumentalen Groovern überzeugt vor allem das lässige Cover des neben JBs „Funky Drummer“ vermutlich meistgesampelten Songs ever: „Amen Brother“ von The Winstons, wo Drummer Danny Farrugia natürlich richtig aufdrehen kann. (Whirlyjoe) PS.: Bei Tru Thoughts geht man neue Wege. Das Vinyl kommt als doppelte mit Bonustracks. Und die CD-Version liegt ebenfalls bei.

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Things Go Better With Coke! Seit 1963 nutzt die Coca Cola Company diesen Slogan, um ihr Erfrischungsgetränk anzupreisen. Mitte der Sechziger gab es regelmässig Radio-Jingles mit Bands und Solisten, die einen ihrer aktuellen Hits nahmen und mit einem veränderten Text über die braune Brause sangen. Das ist ziemlich faszinierend und teilweise gar richtig cool. Ob es nun Aretha Franklin, die Box Tops, Otis Redding oder Ray Charles waren, die einen oder mehrere dieser 1:00 bis 1:30 Minuten langen Jingles einsangen, ein Ohr rein zu halten lohnt sich. Hier hat jemand ganze 104 dieser Tunes gesammelt: Sixties Coca-Cola Commercials (1965-1969). (R-man)

Dienstag, 14. Oktober 2008

Funky Soul Tunes ...heißt ein DJ-Duo aus Hannover, welches auch in Braunschweig, Göttingen und gar Frankfurt aktiv ist. Sie haben eine gut durchgestylte Webseite, coole Flyer und offensichtlich einen sehr annehmbaren Musikgeschmack. Unter Playlists findet ihr den FST Soul Mix 2, ganz frisch vom September 2008. Ein paar modernere Cuts (Sharon Jones, Baby Charles) werden mit reichlich altem Stoff (ZZ Hill, Piney Brown) und natürlich recht hohem Rari-Faktor gemixt. Geht gut rein, ist stilistisch (fast zu) abwechselunsgreich, kann man streamen oder mit der rechten Maustaste runterladen. Soulisten durchaus empfohlen. (R-man)

Montag, 13. Oktober 2008

Stag-O-Lee is calling the Spoonful Posse! Während man sich in Stuttgart mittellässig auf die erste Stag-O-Lee Party vorbereitet (15.11.!) und sich fragt, ob nun die Herren- oder die Damen-Toilette im Keller ist, arbeitet Stag-O-Lee London Korrespondent Patrick McCarthy fieberhaft an einer monatlichen Residency in Britanniens Landes-Hauptstadt. Nachdem er eine Zeit lang auf Granit gebissen hat, liegen nun einige Angebote auf dem Tisch, die teilweise sehr, sehr gut aussehen. Weil: guter Deal, gute Lage, guter Club. Angedacht sind zwei Bands pro Abend und die Spoonful Spinners plus Gast-DJs. Start: Ende Januar 09 und dann jeden Monat. Sobald das spruchreif ist, erfahrt ihr es hier. Dann kosten die Easyjet Tickets noch 70 Euro. Und da habe ich mir das heute so vorgestellt, schwitzend-tanzende Leiber zu funky Spoonful-Sounds, aber auch wie es ist, wenn der Laden aufmacht. Sagen wir mal um 20 Uhr, ausser den Barleuten, ein paar Kumpels und drei verstreuten, japanischen Touristen ist noch keiner da. Was legt man auf in dieser ersten Stunde? Natürlich keine Dancefloorfiller, eher das mittelschnelle, erdige Zeug… da ist auch mal Raum für eine tiefgehende Ballade. Das eine oder andere hatten wir ja schon auf den diversen Spoonful Volumen – Bobbie Gentry, den grandiosen Paragons Tune oder Spooky von Dusty. Oder so was wie den Peggy Lee Tune, den ich hier mal beigelegt habe… Denke The First Hour könnte ein gutes Spoonful-Volumen abgeben und deshalb bitte ich um Hilfe: die Comments stehen offen und die Spoonful Compilanten wissen was sie zu tun haben. Nämlich Tunes sammeln und Z-Share Link schicken. Zeitlich setzen wir dieses Mal kein Limit... (R-man)

Sonntag, 12. Oktober 2008

Morgenstund Der unregelmäßig stattfindende Beverunger Flohmarkt ist klein und überschaubar. Große Vinylschätzchen sind in den seltensten Fällen zu finden. An diesem Samstag beschloss ich direkt nach dem Frühstück einen Kurzbesuch, der wie gewohnt beinahe ergebnislos ausgefallen wäre, wäre da nicht der vorletzte Stand eines mittel alten (also so wie ich) Ehepaares gewesen wäre. Die Seiten einer Plastiktüte waren herunter geschoben und umhüllten sanft einige Kleinvinyl-Pretiosen, die mittels Pappschildern in 1, 2 und 3 Euro-Preisklassen unterteilt waren. 1 Euro war Schrott. Auf Grund des Erhaltungsgrads fair bepreist gehören mir aus der 2+3 Euro-Sektion jetzt wie folgt: Bobbie Gentry – He Made A Woman Out Of Me Cher – Gypsys, Tramps & Thieves C.C.S. – Walking Chris Farlowe – Out Of Time Ashton, Gardner & Dyke – Resurrection Shuffle Miriam Makeba – Pata Pata Bob Dylan – Like A Rolling Stone / Blowing In The Wind Tim Buckley – Happy Time (von Blue Afternoon!) Rare Earth – Born To Wander Rare Earth – Get Ready Box Tops – Neon Rainbow Nicht alles (aber einiges) in den Originalsleeves bzw. -pressungen, sondern diese „Das bleiben Hits! Präsentiert von Manfred Sexauer“, „Oldies Revival“, „The Rockin’ Sixties“ oder „The Original Oldies“ Reissues. Egal. 25 Euro wechselten den Besitzer. Am Nachmittag bin ich mit den Kids und der Sonne wegen noch mal da gewesen. Und gerade dreht sich eine The Lords 7“ auf dem Teller, die ersten Töne knistern wie Speck in der Pfanne, aber mittlerweile rockt die Version von Shakin’ All Over klanglich zufrieden stellend und das Beste: Lord Ulli und die Jungs waren hier 100% Spoonful-kompatibel. Das war eine von gefühlten 60 Singles, die alle völlig hüllenlos auf einem Haufen lagen. „Für 3 Euro könnense die alle mitnehmen“, sagte die alte Dame. „Die laufen alle tadellos!“ „Das tun sie garantiert nicht“, dachte ich mir bei dem ganzen Schmier und Gekratze auf vielen der kleinen schwarzen Teile, packte sie aber schließlich doch ein. Ein Drittel wanderte sofort in den Müll und neben einigem poppigen Zeugs (Abba, George Harrison, Cat Stevens etc.) wanderten später auch 7“-es von Canned Heat, Steppenwolf, Shirley Bassey und Amon Düül II durch die Plattenwaschanlage. Alleine The Lords waren die 3 Euronen wert! (R-man) PS: Ggerade nochmal nachgelegt: Isaac Hayes Joy; Tamla Motown Is Hot, Hot, Hot! - Vol. 3; Reagge Gold - V.A. (auf Trojan). 3 LPs - 4 Euro.

Samstag, 11. Oktober 2008

Spoonful vs. CCR Das Fantasy Label gehört seit einiger Zeit der Concord Group, die sich auch die Rechte an Stax gesichert haben. Es ist zwar nicht brilliant was da nun kommt, aber man gibt sich scheinbar zumindest etwas Mühe. So auch beim frisch aufbereiteten Katalog von Creedence Clearwater Revival. Alle sechs Studioalben kommen remastert, mit okayem Booklet und in einem Digipak. Die Extratracks (vorwiegend live) haben nicht unbedingt zusätzlichen Nährwert, aber sowas gehört ja heutzutage dazu. Neulich habe ich mir während der Arbeit alle sechs CDs hintereinander angehört, vorwiegend auf der Suche nach Songs mit Spoonful-Kompatibilität. Fündig geworden bin ich eigentlich nur einmal – bei Side O’ The Road, einem Instrumental von Willie & The Poor Boys. Vielleicht auch, weil ich gerade eine Albert Collins Phase habe... Run Through The Jungle hatte ich schon auf der Spoon-Box verbraten, viele andere Songs schienen mir zu bekannt/agbenudelt und diese jängelnden Einfachheiten kenne ich noch vom Autoscooter meiner Jugend, als CCR immer abwechselnd mit den Equals (die aber auch einige coole Songs haben) gespielt wurde. Und sind deswegen negativ belegt. Musikalisch richtig Spoonful-kompatibel wurde es immer dann, wenn die Band die 5 Minuten Grenze knackte, wie bei Suzie Q, Grapevine oder Keep On Chooglin’. Da passt die Songlänge aber nicht ins Spoonful-Konzept, denn wer will sich schon 8 Minuten hinter den Decks langweilen und im schlechtesten Fall sms verschicken oder im besten Fall Luftgitarre spielen? Aber wenn die Band in diesen stoischen Groove verfällt und Fogerty sich dazu jede Note direkt aus dem Herzen zu reissen scheint, dann hat mich das noch jedes Mal in Ekstase versetzt.
Aber vielleicht habe ich auch nicht richtig hingehört? Für Tipps hinsichtlich CCR-3-Minuten-Spoonful-Perlen stehen die Comments jederzeit offen. (R-man) creedence remaster

Freitag, 10. Oktober 2008

Can´t Wait Bob Dylan Tell Tale Signs The Bootleg Series Vol.8 „Can´t wait“, so ging es mir seit der Ankündigung, dass am 03. Oktober eine neue Bob Dylan Bootleg Series erscheinen wird. Ich hatte bei Glitterhouse bestellt und wurde immer ungeduldiger, als sogar am 07.10. die CDs noch immer nicht bei mir waren, während in den einschlägigen Listen die Veröffentlichung schon zum Teil heftigst diskutiert wurden. Vorgestern dann, am 08.10. war es endlich soweit: das Paket lag im Briefkasten. Nahezu das komplette Werk kursierte bereits als mp3 download lange vorher im Internet. Ich hatte mir verkniffen diese mp3s anzuhören. Erstens weil Vorfreude doch eine schöne Freude ist und zweitens, weil ich gegen den mp3 Schrottsound einen kleinen privaten Krieg führe. Eigentlich (vor)freue ich mich hauptsächlich auf das Vinyl und nachdem ich die wunderbare Soundqualität des Albums gehört hatte, umso mehr. Also: bequem vor die Lautsprecherboxen setzen, ein Glas guten Weines dazu (1994´er Les Fieves de Lagrange – zum Besten das Beste) und es kann losgehen. Vom ersten Ton an war ich gefesselt. „Mississippi“ in einer intensiven, locker bluesigen Stimmung, nur his Bobster und Daniel Lanois an den Gitarren. Das hat Tiefe und gibt dem Song eine komplett andere Grundstimmung als die frühere Version. Überhaupt: der Song ist in zwei weiteren grundverschiedenen Versionen enthalten. Das beweist die Genialität und Vielseitigkeit eines Bob Dylan. Ich kann hier nicht jeden Song vorstellen, deshalb nur kurz: bei „Red River Shore“, das Outtake von „Time out of mind“, reicht es Auszüge aus der Bandbesetzung zu nennen um jedem, der ein „spoonful Feeling“ hat, das Wasser in die Augen treiben zu lassen: Cindy Cashdollar, Duke Robillard und Augie Meyers. Ich versuche ja seitdem ich in Eurem Kreise weilen darf, immer spoonful Detektoren zu entwickeln. Bei „Born in time“ ist das Feeling gekitzelt worden, aber bei „Can´t wait“ ist es bei mir durchgebrochen. Wenn das nicht spoonful ist, dann weiss ich auch nicht… jedenfalls war dann Michael J.Sheehy noch nie spoonful. Bob Dylan schwitzt hier förmlich die Sätze aus, die Band setzt knackige satte Akzente, der bluesige Groove würde in jeden Club nachts um 03:00 Uhr schwitzige Hände erzeugen. Einen letzten Song möchte ich noch hervorheben: „High Water (For Charlie Patton)“ in einer Live Version von 2003 würde prächtig zum Stag-O-Lee Label passen. Das hat was schmutzig dreckiges und zeigt Bob Dylans Verständnis von Rootsmusic. In einer „Tour de Force“ geht es durch zum Teil radikalen Alternativ Versionen, Outtakes und Live Versionen aus den Jahren 1989 bis 2006. Aus diesen 27 bzw. 39 Songs könnten ganze Karrieren aufgebaut werden. Der Meister gibt sie uns quasi als zweiten Aufguss. Ich habe mir die „schweineteure“ 3-CD Version gekauft. Da gab es (zu Recht !) viel Geschrei um die Preispolitik von Columbia. Immerhin ist das Teil kaum unter 100,- Euro zu bekommen. Dafür bekommt man aber auch, neben einem schönen und informativen Booklet, ein Buch mit Replikas von 7“ Singles Sleeves. Das ist was für Liebhaber, Sammler und allen, denen es ums Herz warm wird wenn sie an Vinyl denken. Schade nur, das kein Vinyl beiliegt. Dann hätte ich 1.000,- Euro dafür bezahlt ;-) Es gibt aber auch die preisgünstigere 2-CD Version. Die dritte CD ergänzt das Konzept, ohne dass sie den teuren Preis rechtfertigen würde. Nach dem Durchhören von 3 CDs ist meine Flasche Wein geleert, ich abgefüllt und ich rufe selig meiner Frau zu „Isch bin dodaal faschdsinniert !“ (Peter HtH) Hier ein kleiner Video Eindruck von CD1 und CD2.

Dienstag, 7. Oktober 2008

Soulbrother Of The Week!

Ted Taylor war mir lange Zeit nur von einer Compilation bekannt, aber ich bin gerade dabei, zum Taylor-Komplettist zu werden. Hier ein Wundersong, der mich ein wenig an I'll Take Care Of You erinnert. (R-man)

Montag, 6. Oktober 2008

Kasparr @
Edenless 3. Oktober 2008 Der schwäbische shake baby shake-Ableger heißt ja aktuell noch EdenlessBarParty und findet nach wie vor bei der gar nicht mehr so grauen Glitterhouse-Eminenz Peter „Hard to Handle“ Weber in Stuttgart statt – genauer in seinem Rock’n’Roll-Keller, wo auch am Freitag wieder Live-Musik und Party angesagt war. Statt staubiger, texanischer Wüstenrocker in karierten Hemden war diesmal allerdings ein Stuttgarter Lokal-Gewächs namens Kasparr mit Band angesagt. Normalerweise spielt der Bursche ja bei den lokalen Ska-Legenden Nu Sports („Quality Ska since 1985“), ist mit eigener Band aber ganz Offbeat-frei und mit deutschen Texten unterwegs ( http://www.myspace.com/Kasparr ) Die Edenless Bar war gut gefüllt, auch die alten Hasen unter den Stammgästen zeigten sich erfreulich offen für hier eher ungewohnte Sounds. Die vierköpfige Band bestach mit guter Laune und außergewöhnlicher Besetzung: Drums, Fender Rhodes und Standbass sorgten für einen warmen, souligen Sound. Sänger und Gitarrist Kaspar musste im Sitzen spielen, der Bursche ist tatsächlich zu lang für Peters Bühne. Es wurden zwei Sets gespielt, der erste eher ruhig, etwas melancholisch und mit hintergründigen, aber lebensnahen Texten – war sehr angenehm zum Zuhören. Ganz sicher bin ich mir in meinem Urteil nicht, fühlte mich aber etwas an Element Of Crime und Blumfeld erinnert – so ganz subjektiv…. Nach der Pause wurde der Partyfaktor dann beträchtlich erhöht, die Musik bekam zunehmend Drive und Swing, den einen oder die andere packte gar entfesseltes Tanzfieber. Klasse auch Kaspars Song übers DJ-Leben, ich konnte sehr gut mitfühlen (höre dazu auch das mp3 weiter unten). Gleich zweimal verwies er während des Konzerts auf die große Stag-O-Lee-Sause im November im Stuttgarter Nachtleben – das Feedback ist bislang übrigens höchst ermutigend. Und Kaspar wird bestimmt auch ein paar Platten auflegen, ist ja ein DJ-Heimspiel für ihn. Nach den Auftritten gab es dann DJ-Musik von Betti und Peter – zum teutonischen Nationalfeiertag ausschließlich mit deutschen Texten. Für meinen Geschmack ein durchaus kühnes Projekt (Ärzte, Rio Reiser, Lindenberg), das dann auch kontrastreiche Resultate zeitigte – lustig war es allemal. Peter hat es sogar mutig mit den Avantgarde-Punks von S.Y.P.H. versucht, deren Retrospektive ja einst auf Glitterhouse erschienen ist (wahrscheinlich eine der schlechtverkaufendsten Releases ever - völlig zu Unrecht…) Claudia wollte unbedingt, dass ich den durchschlagenden Erfolg von Gittes „Ich will nen Cowboy als Mann“ hervorheben müsse – da war ich wohl gerade draußen beim Käsebüffet. HtH hat auch wieder sein altes Tonbandgerät für einen ganz aktuellen Mitschnitt angeworfen, hört doch mal hier rein. (Whirlyjoe)

Sonntag, 5. Oktober 2008

Motel California Spirit The Spirit Of 76 Das Problem von Spirit war vielleicht, dass sie in ihrer langen Karriere kein wirklich herausragendes Album zustande gekriegt haben – Twelve Dreams Of Dr. Sardonicus ist wohl das konsensfähigste. Mein Favorit ist aber das hier: The Spirit Of 76 (erschienen 1975) ist ein drogengeschwängerter Trip zur amerikanischen 200-Jahresfeier („America The Beautiful“), von Anfang an gibt es kaum klar abgegrenzte Songs, sondern ein einziges Medley, ein langer, oft träger Fluss, zusammengehalten von Randy Californias wunderbarer, perlender, verhallter Gitarre – niemand klingt wie er. Am Anfang ein ganz zartes „The Times They Are A Changing“, akustisch, sanft und spacy – Randys nasaler Gesang passt perfekt. Seite 2 des Doppelvinyls beginnt mit „Walking The Dog“ (Rufus Thomas) richtig fett und funky, es gibt Country-Pop („Joker On The Run“), und wie sich dann ganz langsam Dylans „Like A Rolling Stone“ aus der amorphen Masse herausschält, ist eine Offenbarung. Viel Hall, der Beat zunächst nur von so einem handgeschüttelten Schellending, kurz erklingt eine bluesige Akustische, dann magischer Flüstergesang und los geht es. Der Song wächst mit flüssigen, flirrenden und klingelnden Gitarren in höchste Höhen von allem, was Westcoast-Sound für mich ausmacht, getragen von einem sonnigen, schwerelosen Beinahe-Dub-Vibe (finde ich jedenfalls). Tell Me How Do You Feel – Sternstunde. Randy verlässt hier auch weitgehend das Fahrwasser von Hendrix und findet einen eigenen Sound. Drummer Ed Cassidy (ist er doch?) gibt übrigens lustig-bekifft-verhallte Monologe („Jack Bond“) fast wie Lee Scratch Perry, den er damals wohl eher nicht kannte. Die zweite Hälfte des Albums gerät etwas zerfasert und verdaddelt, hat aber auch Knüller wie eine ziemlich abgehobene „Hey Joe“-Version zu bieten – so viel Hendrix muss dann doch sein. Als Bonus habe ich mal die 78er Rockpalast-Version von „Like A Rolling Stone“ als Video rausgesucht. (Whirlyjoe)

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Der Rocker Stomp! Mit "The best music from the 40s, 50s and early 60s" kündigt Rocker Stomp seinen Blog an. Und wahrscheinlich liegt der spanische Aktivist da ganz richtig, mir fehlen da etwas die Vergleichsmöglichkeiten, da ich musikalisch mit der Zeitspanne (frühe 60er mal ausgenommen) nicht so viel anfangen kann (optisch schon, es geht doch nichts über einen ordentlichen Hot Rod). Die Texte des Blogs sind zwar in spanisch Sprache, aber (wenn ich da mit meinen rudimentären Kenntnissen rangehe) nicht wirklich zwingend. Die Musik allerdings dürfte zumindest für den Fan sehr interessant sein, denn im Rocker Stomp Blog werden Mixtapes gepostet, die offensichtlich direkt aus den gut sortierten Vinylkisten diverser Szene-DJs oder von beinharten Sammlern stammen. Also Leuten, die die Spreu schon vom Weizen getrennt haben und sicher auch mal die eine oder andere Rarität rauslassen. Was will man mehr? (R-man)