Sonntag, 28. Februar 2010

Eighties Pride: Spacemen 3

Da lege ich mich gerne fest: für mich sind Spacemen 3 die wichtigste und beste Band der 80er. Velvet Underground, Psych-Folk, Stooges und Gospel im Drogenfluss.

Hier die stoisch-brachiale Seite der Band:

Und hier nur zum Hören, mein kleiner leiser Favorit.

Ich durfte sie damals zwei mal live erleben, verschlurfte, dürre, bleiche Briten, die sich gerade noch auf ihren Barhockern auf der Bühne halten konnten und an der Orgel schon mal einzelne Tasten für den Dauer-Drone mit Klebeband fixierten. Als Zuschauer brauchte man da echt keine Drogen mehr zu nehmen.

Auf einer nach dem Band-Ende 1991 nachgeschobenen Live-CD findet sich übrigens der längste Song meiner Plattensammlung: An Evening Of Contemporary Sitar Music“ dauert stolze 43:30 Minuten und ist dabei keine Sekunde langweilig.

(Whirlyjoe)

Samstag, 27. Februar 2010

Good God! Born Again Funk/Various Artists “I’m drunk and I’m real high – in the spirit of god!” Dieses Zitat aus einem Song dieser feinen Compilation des zurecht beliebten Numero-Labels gibt den Rahmen vor, denn hier geht es um die denkbar funkieste Variante von Gospel Music. Und bei der Mehrzahl der 18 Tunes kann man tatsächlich nur ein beseeltes „Good God!“ ausstoßen. Denn die wohl nicht nur mir völlig unbekannten Acts wie die Golden Echoes, Holy Disciples, The Sacred Four oder Jordan Travelers ließen es in den 70ern (aus denen die meisten der Tunes stammen dürften) mal richtig krachen und brachten heißen, schwitzenden Funk in die Gotteshäuser. Die Bilder aus Blues Brothers mit James Brown als Preacher vor Augen, bekommt man hier mutmaßlich superrare Tunes geboten, von denen einige tatsächlich Highlights in den allerbesten Funksets wären. „If Jesus Came“ von The Gospel Soul Revivals zu Beispiel, mit einer irren Psych-Funk-Gitarre und knorke Disco-Hi-Hat. Oder „Yes God Is Real“ von den Gospel Comforters, mit gleich zwei superslicken E-Gitarren zu mächtig pumpendem Bass – also wenn das nicht ekstatisch klingt? Auf jeden Fall zu schade für die Kirche, so was gehört in brodelnde Funk-Clubs. Hallelujah! (Whirlyjoe)

Freitag, 26. Februar 2010

Eighties Pride: The Cure Ich kenne genügend Menschen, die die frühen Cure langweilig finden, die Band ab dem vierten Album aber mögen. Mir geht's da genau umgekehrt, den Prä-Vogelscheuchen-Robert Smith finde ich bedeutend spannender. Das minimalistische dieser Formation hat mich damals sehr beeindruckt: das etwas unbeholfene, post-punkige Spät-70er Werk Three Imaginary Boys/Boys Don't Cry genauso wie die Früh-80er-Alben Seventeen Seconds und Faith. Von Seventeen Seconds stammt dann auch die gnadenlos repetitive, hypnotische Nummer A Forest. Anfang der Achtziger habe ich The Cure mal live gesehen; vor sehr überschaubarem Publikum, als Vorprogram gab es einen halbstündigen experimentellen Schwarz-Weiss-Film. Nach Faith hab' ich dann irgendwie den Draht zu dieser Band verloren. (Das Video lädt dank guter Qualität recht langsam.) (K-Nut)

Dienstag, 23. Februar 2010

Abt. Brandneu mit BonusOpensouls - Standing In The Rain Am 5. März erscheint dieses schöne Album und vorab hat uns das rührige Jakarta-Label gleich einen Song als MP3 spendiert. Gerade erst hat sich Australien als wahre Fundgrube für zeitgenössischen Funk und Soul erwiesen (Bamboos, Kylie Auldist, Deep Street Soul), jetzt haben wir die erste Band dieses Genres aus Neuseeland. Im Gegensatz zu ihren so erfolgreichen Landsleuten von Fat Freddys Drop (für die sie schon den Support gemacht haben), spielen die Opensouls allerdings lupenreinen Soul. In Motown verwurzelt, aber auch neuerer Schule. Die Instrumentierung ist gediegen altmodisch, Gitarre und Piano (oder Orgel) hört man immer sehr transparent heraus – oder auch mal mit ein paar dezenten Bläsern oder Streichern. Im Mittelpunkt steht allerdings Sängerin Tyra Hammond, stilistisch zwischen Kylie Auldist und Joss Stone zu verordnen – auch wenn sie in Sachen Durchschlagskraft und Charisma (noch) nicht deren Klasse erreicht. Die ersten paar Songs dieses zweiten Opensouls-Albums sind ein wenig kantenlos geraten, dann wird es aber schlagartig spannend. Zum Beispiel mit dem streicherlastigen, herrlich dramatischen Midtempo-Burner “Walk Away (Warm Love)”. Oder „Dollars“ mit lässigem Handclap-Shuffle-Groove und unwiderstehlich eingängig. Doch, die zweite Albumhälfte ist rundum gelungen, passt bestens sagen wir mal zu Mayer Hawthorne und ähnlichen zart modernisierten Retro-Soulern. Ob es da auch in Neuseeland noch mehr davon gibt? (Whirlyjoe)

Montag, 22. Februar 2010

Mary Epworth & The Jubilee Band - Black Doe ...normalerweise mag ich Songs, bei denen ich mehr als 4-5 Instrumenten gleichzeitig zuhören soll gar nicht so gerne. Diese 7" von Mary Epworth liegt aber nun schon seit zwei Wochen nahezu ununterbrochen auf dem Plattenteller. Was da mit einem einsamen Banjo anfängt schichtet im Refrain eine Intrumentendichte auf, dass es mir zuerst ein wenig bange wurde: Fuzzgitarren, Posaune, Geige, fiepende Synthies, eine Schiffsglocke, Banjo.... - wirkt aber dennoch erstaunlicherweise nicht überladen. Toller Song, tolles Video, tolle Frau! Die Single gibt's hier, am Album wird aktuell gearbeitet. (K-Nut)

Freitag, 19. Februar 2010

Eighties Pride: Talk Talk

Ein ziemlich einzigartiges 80s-Phänomen ist Mark Hollis, der Mann hinter Talk Talk. Kann diese Band überhaupt jemand schlecht finden? Ich kenne glaube ich niemanden. Und auch im Glitzerhaus war man ja, wenn ich mich recht erinnere, besonders dem immer abstrakter werdenden Spätwerk durchaus zugetan.

Jetzt schauen wir uns mal nicht das trotzdem unsterbliche „Such A Shame“ an, sondern eine Perle aus der zweiten Reihe. Also ich fühle mich dabei gleich bedeutend jünger…

Und wer einen der magischsten Momente der Band erleben will, sollte sich das hier anhören (leider ohne bewegte Bilder): die Eröffnungssequenz des 1988er „Eden“-Albums.

Kleine Anleitung: die ersten zwei Minuten skippen, sich dann auf die grandiose Harmonica (eigentlich ein grauenhaftes Instrument, danke Dylan!) konzentrieren und den Beat genießen…..

(Whirlyjoe)

Mittwoch, 17. Februar 2010

The Beatles – A Hard Day’s Write Die Storys zu allen Songs

Stimmt schon, zum Thema Fab Four ist alles gesagt und geschrieben, aber der Ansatz dieses Buches macht nicht nur Sinn, sondern auch einen Höllenspaß. Der Rolling Stone- und NME-Autor Steve Turner nimmt sich das Beatles-Oeuvre Album für Album und Song für Song vor und erklärt auf jeweils einer, zwei oder sogar drei ganzen Buchseiten schnörkellos Entstehungsgeschichte und inhaltliche Zusammenhänge, liefert zum Teil auch nachvollziehbare Interpretationen, sowie allerlei Anekdoten. Das Ganze wird garniert mit über 200 erfreulich unverbrauchten Fotos. So etwas liest man dann eher nicht am Stück (kann man aber gut), sondern nutzt es als Nachschlagewerk, wenn man mal wieder ein Beatles-Glanzstück aus dem Schrank zieht. Ich habe es probiert, das funktioniert hervorragend, und die Textmenge korrespondiert perfekt mit den damals ja noch sehr kompakten Songs. Die Story hinter „Strawberry Fields Forever“ kennt ja nun jeder, aber dass „Come Together“ vom letzten Album „Abbey Road“ ursprünglich ein Wahlkampfsong für LSD- Papst Timothy Leary war, der 1969 gegen Ronald Reagan kalifornischer Gouverneur werden wollte, wusste ich nicht. Bezeichnend übrigens, dass den Posten heute Arnold Schwarzenegger besetzt und Leary wegen Marihuana (!)-Besitzes ins Kittchen wanderte. Und Turner findet auch heraus, wer all die mythischen Gestalten wie Lucy (In The Sky With Diamonds), Bungalow Bill, Lovely Rita oder Polythene Pam wirklich waren. Das britische Original des vergnüglichen Songlexikons erschien erstmals 1994, dies ist jetzt die empfehlenswerte deutsche Erstveröffentlichung.

Steve Turner: The Beatles – A Hard Day’s Write Die Storys zu allen Songs 384 Seiten, Flexo-Broschur Mit zahlreichen Abbildungen Format 14 x 19,5 cm € 19,95 (D) / € 20,60 (A) / sfr 34,50 ISBN 978-3-941376-12-0

Demnächst hoffentlich auch beim Lieblings-Mailorder erhältlich.

(Whirlyjoe)

Dienstag, 16. Februar 2010

Eighties Pride: Gang Of Four …auch ein Beispiel welch großartige Musik in den fiesen 80ern entstand sind Gang Of Four. Die habe ich bis zum Album Hard ('83) komplett im Schrank stehen, danach kam das vorübergehende Aus. Nach der Reunion fand ich die nicht mehr so spannend.

Wer sich jetzt wundert warum ich hier nun ausgerechnet einen Track von Hard präsentiere, wo es doch so zahlreiche bessere Titel aus dem Frühwerk gibt – es gibt kaum brauchbare Videos aus dieser Zeit, auf youtube findet sich nahezu ausschließlich grenzwertiges Live-Material. Und ich finde gerade diese Mischung von (hier kaum noch vernehmbaren) Punk-Wurzeln mit Chic-Funk einfach wunderbar! Die weibliche Stimme kommt von Chic’s Alfa Anderson, die Streicher und der Basslauf lassen auch eine deutliche Inspiration durch Nile & Nard erahnen.

Dieses Video ist natürlich ziemlicher 80s Schmock aber halt zeitgemäß...

Das Frühwerk von Gang Of Four halte ich auch heute noch für durchgängig sensationell und kaum gealtert! Hörproben für die Spätgeborenen gibt’s bei Youtube reichlich – allerdings dann ohne Bildmaterial.

(k-nut)

Sonntag, 14. Februar 2010

Samstag, 13. Februar 2010

Eighties Pride: The Wipers Hab mit K-Nut mal verabredet, dass wir Kinder der 80er mal so eine lockere Reihe mit persönlichen Highlights aus dieser – gerade auch hier im Blog – ästhetisch umstrittenen Epoche an den Start bringen. Sternstunden der 80er Jahre also, möglichst kontrastreich, cool und uncool, spoonful-nah und fern, von ABC bis Punk und Soul. Am besten keine langen Texte, sondern mehr so Youtube-Schlaglichter. Mal sehen, was uns dazu einfällt. Bevor R-man jetzt gleich wieder Luther Vandross und A Flock Of Seagulls befürchtet, will ich euch mal an das hier erinnern. Ich denke, das ist vielleicht sogar einigermaßen konsensfähig, obwohl die jüngeren Leute das wohl nicht mehr kennen werden, es stammt von 1981. Leider habe ich von den Wipers kein einziges überzeugendes Filmdokument gefunden, daher nur Sound. Ein freundlicher Tube-Nutzer spricht es aus: „This album is the fucking Bible!“ War es für mich auch mal, obwohl ich gar nicht religiös veranlagt bin. Und diesen Zehnminüter habe ich schon so oft in meinem Leben gehört, das glaubt mir niemand. Post-Punk-Psychedelic, nach drei Minuten bleibt die einfach nur unglaubliche Rhythm Section einfach auf Repeat und Greg Sage zündet seine Gitarre an, dazu Dub-Echos und Effekte wie bei Monster Magnet. Wie der Drummer diese Beckenbearbeitung so lange durchhält ist mir ein Rätsel. Genau dieser Song hat mich von meiner Hardrock- und Metal-Vergangenheit emanzipiert. Danke, Greg. „A grizzly, furious beast of a 30-minute record”, meint der All Music Guide. Bei Glitterhouse gibt es leider nur ein einziges, vermutlich weniger zwingendes Spätwerk zu erstehen. (Whirlyjoe)

Freitag, 12. Februar 2010

Wer hat Angst vor den 80er Jahren?

...so hieß tatsächlich ein Sampler, den ich mir 1980 gekauft habe, und der in Folge meine damaligen Hörgewohnheiten gründlich umgekrempelt hat. Hatte ich bis dahin das gehört, was so ziemlich alle hörten (Deep Purple, Genesis, Jethro Tull, Kraftwerk…) war ich von diesen „neuen“ Sounds dermaßen angefixt, dass ich mir daraufhin eine Zeitlang fast nur noch Alben der, auf diesem Ariola(!)-Sampler vertretenen, Künstler gekauft habe.

Ich kann also wahrlich nicht behaupten bei der Entstehung von Punk live dabei gewesen zu sein, aber ab 1980 gab es für mich (neben Soul) plötzlich fast nur noch Punk und New Wave.

Kennengelernt habe ich hier z.B. die großartigen Ruts, B-52s, Talking Heads (daraus sollte die ganz große musikalische Liebe werden), XTC, Magazine, DEVO etc.

…warum ich diese Doppel-LP nun jemals irgendwann verkauft habe wüsste ich heute selber nur zu gerne.

Wir hatten Euch ja angedroht, dass das 80s-Thema noch nicht komplett beendet ist, aber wir haben eine deutlich konsensfähigere Lösung gefunden um Euch nicht erneut mit Poppern in Glitzeranzügen zu ärgern. Die neue Serie unter dem (mich nicht glücklich machenden – mir fällt aber auch nix besseres ein) Titel Eighties Pride ab morgen in ganz loser Folge und: Keine Angst! (k-nut)

Mittwoch, 10. Februar 2010

...die SBS-Sitztanz-Gruppe präsentiert: A Whole Lotta Love Dies fand unser blog-Frauenbeauftragter bei seiner rastlosen Suche im www.

Dienstag, 9. Februar 2010

The Stag-O-Lee Shakedown 6.2. Stadtkrug Beverungen Die Nachlese Ich hole mal etwas länger aus, es gibt viel zu erzählen. Am letzten Samstag stieg nun die erste Ausgabe der The Stag-O-Lee Shakedown betitelten Partynacht im Stadtkrug zu Beverungen. Vorab: es war ein voller Erfolg, aber auch ein langer Weg dorthin. Unter dem Titel shake baby shake waren wir vier Jahre lang mehr oder weniger jeden ersten Samstag in Beverungens bester Kneipe als Plattenleger aktiv, aber irgendwie hatte sich die Sache dann tot gelaufen. DJ Axel und ich hatten keine Lust mehr und wollten aufhören, als Kumpel und Jungspund-DJ Chrispop aus Paderborn meinte, er würde gerne ein paar Mal im Jahr aushelfen. Sehr erfreulich und inspirierend, aber es musste konzeptionell eine kleine Kurskorrektur ran, um das für mich spannend zu halten. War shake baby shake eine musikalische anything goes-Veranstaltung, so sollte der Stag-O-Lee Shakedown eine klar umrissene Struktur hinsichtlich der Tunes sein, die dort aufgelegt werden sollten. 50s & 60s wildstyle sollte es sein, also Soul und Funk bis frühestens Anfang der 70er, 50s Rhythm & Blues und der als New Breed katalogisierte Früh-60er Übergang zum Soul, Rock`n´Roll und Rockabilly, Garage-Punk usw. Dass diese Mischung extrem tanzbar ist und neben reichlich unbekannten, direkt in die Beine gehenden Mördertunes auch jede Menge Hits parat hat, für die man sich nicht schämen muss, habe ich auf diversen Clubnächten zwischen Stuttgart, London und Kassel erlebt, wo hunderte von sehr jungen Leuten stundenlang zu eben dieser Musik tanzten. Natürlich war und ist es ein Wagnis, so etwas in unserem verschlafenen Weserkaff anzubieten, aber das war eben auch die Herausforderung. Ich bin mittlerweile in einem so hohen DJ Alter, dass ich die paar Jahre, die mir noch bleiben, einfach mit der Musik ausfüllen möchte, die ich liebe und nicht mit Grütze. Und wenn ich mal einen Musikwunsch erfülle, dann soll es zumindest ein Motown Hit aus der ersten 60er Hälfte sein und nichts anderes. Resident Axel und Meister Chrispop stimmten ohne zu zögern zu. Also haben wir überlegt, wie man den Stadtkrug optisch in einen Rhythm & Soulclub verwandeln kann, ohne dass man mehr als 100 Euro investiert. Dazu haben wir schöne Bilder alter Helden von Elvis bis Bo Diddley aufgehangen, ein Stag-O-Lee Shakedown Mottobrett machen lassen, den DJ-Tisch woanders hingestellt und ein paar DVDs für den Stadtkrug Fernseher gemixt. Mit Hilfe der alten Discokugel und einer vintage Lichtorgel (von K-nut) war das schon genug, um sich wohl zu fühlen. Vor allem die von Chrispop gemixten DVDs sorgten für Bombenstimmung. Hier hatte er Tanzszenen aus 50s und 60s Movies genommen und sie mit allerlei absurdem Zeug aus dieser Zeit gemixt: ein wenig 50s Female Unterwäschen Wrestling, Raumpatrouille Orion, die Flintstones, Russ Meyer und ähnlich groteskem Trash – ein Fest für die Augen. So etwas hatte man in Beverungen noch nicht gesehen. Da wir auch einiges an Werbung hinbekommen hatten, sahen wir dem Abend gelassen entgegen. Stag-O-Lee Allstar K-nut kam extra aus Köln angereist und mit Chrispop und Count Axel im Schlepptau trafen wir uns um 19.30 Uhr gegenüber bei Harry, dem Inder. Dessen Minirestaurant könnte so auch mitten in Bombay liegen, außer das im TV gerade die Sportschau lief. Als diese vorüber war, ließ unser Axel wie selbstverständlich den Fernseher ausschalten und baute seinen I-Pod mit Boxen auf. So hörten wir schon mal astreinen Rhythm & Blues, während wir uns aus dem Kühlschrank selbst bedienten und das beste indische Essen westlich des Ganges genossen. Gegen 21 Uhr schlugen wir im Stadtkrug auf und waren nicht mehr ganz alleine, sodass wir alsbald mit 20-minütigen Sets anwärmten. Nach zwei Durchgängen war es zirka 23.30 Uhr und die beiden Räume unserer kleinen Dorfkneipe waren bis an den Rand gefüllt. Danach spielten wir ein paar Stunden zu viert ganz entspannt Ping-Pong, hatten eine gefüllte Tanzfläche und endeten den Abend mit zirka 30-minütigen Einzel-Sets.
Dabei zog jeder seine Lieblingstunes – Axel das tolle Soulfinger dann gleich drei Mal (der Alkohol), K-nut servierte eine gewohnt geniale Mischung von Rock`n´Roll bis Früh-Funk und ich hatte einen Mordsspass mit meinen neuen Entdeckungen wie I Got The Chills (Ted Taylor), Arabian Love Call (Art Neville) oder dem großartigen Come-On-A-My-House von Della Reese (ein lupenreiner Cha Cha Cha, den ich dann in Abständen von 3 Stunden auch zwei Mal gedropt habe. Ging nicht anders). Zwar ist Chrispop der jüngste von uns, allerdings schon fast so etwas wie ein Profi, der uns vor allem technisch einiges voraus hat. Die Übergänge und kleinen Tricks waren wirklich erste Sahne. Irgendwann legte er dann die 4-minütige Schredder-Version von Shake Your Moneymaker (John Little John) auf, fädelte ein Stück der DDR-Combo Renft dran, um mit Peter Krauss (Rosemarie) und einer alten Katja Ebstein Soulnummer den Laden vollends zum kochen zu bringen. Das breite Grinsen wollte aus unseren Gesichtern einfach nicht mehr verschwinden und eigentlich zog sich dieser Gesichtsausdruck durch den ganzen Stadtkrug – knapp 150-200 glückliche Menschen. Als ich dann gegen 3 Uhr den Heimweg antrat, hatte ich das Gefühl, dass sich aus dem Shakedown noch was richtig Geniales entwickeln könnte. Der Anfang war jedenfalls ein voller Erfolg! (R-man)

Freitag, 5. Februar 2010

Mittwoch, 07. April 14 Uhr The Shakedown @ byte.fm Ab jetzt alles zwei Wochen, Prince R-man als Plattenleger beim Webradio Byte.FM. Die Show heißt Shakedown, dauert eine Stunde und kommt mit relativ wenig Moderation aus, will sagen, ich bin noch so nervös, daß ich lieber Musik laufen lasse als rumzustottern. An diesem Mittwoch werdet ihr wahrscheinlich folgendes hören: das zentrale Thema wird das neue Album von Sharon Jones & The Dap-Kings sein, welches einen Tag vorher erscheint. Drumherum drappiere ich einige Stücke von anderen Daptone Künstlern wie Lee Fields, Naomi Shelton oder der Menahan Street Band. Möglicherweise droppe ich auch ein paar Tunes aus der neuen Mo' Record Kicks Raritätensammlung des Mailänder Labels - The Hawk, Soul Fanatics und Dojo Cuts habe ich mir schon mal rausgesucht. Und natürlich kommt auch das übliche Zeug auf den Teller - 50s Rhythm & Blues, ein paar jamaikanische Schmankerl, Früh-Soul und ganz sicher auch einige Abstecher ins Exotische (ich sage nur: Rumba, Mambo, Calypso). Reinhören bitte! (R-man)

Donnerstag, 4. Februar 2010

Top-5 Livealben der 70er

Im Rahmen unserer Forschungsarbeit zu Little Feat zog der R-man in seinem Kommentar zu „Waiting For Columbus“ das gewohnt geschmackssichere Resümee „Top-5 Livealbum der 70er“.

Was das denn sei, wollte Chrispop als zu spät Geborener wissen?

Da können wir alte Hasen doch sicher helfen. Also schickt eure Listen an die Comments. Bedingung: Am besten Gatefold-Doppel-Album aus den 70ern, zur Not auch als CD-Reissue.

Den Wert von Live-Aufnahmen an sich können wir bei der Gelegenheit ja dann auch gleich noch diskutieren. Als Inspiration mal zwei kleine Listen von uns.

K-Nut meinte, er hätte und kenne kein Livealbum aus den Siebzigern. Dem armen Mann muss doch geholfen werden!

R-Man:

Allman Brothers Band - Live At Fillmore East Lynyrd Skynyrd - Two More For The Road Bill Withers - Live At Carnegie Hall Van Morrison - It's Too Late To Stop Now The Band - Rock Of Ages

Whirlyjoe:

Thin Lizzy - Live & Dangerous

Rainbow - On Stage

Deep Purple - Made In Japan

Neil Young - Live Rust

Hawkwind - Space Ritual

(Whirlyjoe)

Mittwoch, 3. Februar 2010

Das tragische Comeback:

Gil Scott-Heron - I'm New Here

Was für eine Tragödie: der größte (noch) lebende Souljazz-Poet Gil Scott-Heron ist heute ein Wrack, gezeichnet von Aids-Infektion, Drogensucht und Knastkarriere. Mit seinen sechzig Jahren ist er ein alter Mann. Und hat trotzdem unter schwierigsten Bedingungen ein neues Album draußen - nach 15 Jahren Schockstarre.

Denn in den letzten Jahren saß Scott-Heron mehrfach im New Yorker Knast Rykers Island ein. Die knappe halbe Stunde Musik wurde innerhalb von vier Jahren von XL-Labelboss Richard Russell im Stil von Rick Rubin zusammengefügt, zum Teil nur mit akustischer Gitarre, aber auch Elektronischem und mit umwerfendem Resultat, wie ich finde. Vor allem beim Bill Callahan (Smog)-Cover „I’m New Here“. Gänsehaut pur, sage ich euch. Oder das im Massive Attack Noir-Stil aufgeblasene Robert-Johnson-Cover "Me And The Devil" – das ist wirklich ergreifend.

Egal, ob der Soul-Poet nun "Godfather of Rap" oder "Black Bob Dylan" genannt wird, für mich ist er ein wahrer musikalischer Held. Ich hatte das Vergnügen, ihn zweimal live erleben zu können, was ich nie vergessen werde. Jetzt wünsche ich ihm von Herzen, dass er wieder auf die Beine kommt und mehr von dieser einzigartigen Musik aufnimmt.

Gil Scott-Heron: I'm New Here (XL/Beggars/Indigo)

Das ganze Album kann man (vorerst) ganz legal hier hören.

(whirlyjoe)

Montag, 1. Februar 2010

Abteilung Kamingespräch Little Feat im Trialog Part 3 Da sitze ich (Whirly) nun ganz allein in der Schweiz, Bluetwang testet das Bier in Hyderabad und R-man hat sich mal schnell für ein langes Party-Wochenende nach London abgesetzt. Okay, ich bin auch schon längst wieder zuhause im verschneiten Schwabenland. Das Internet lässt die Welt aber dennoch zusammenrücken, weshalb wir mit dieser dritten Folge unsere Little-Feat-Werkschau dann doch zu einem hoffentlich würdigen Abschluss bringen, wenn auch nicht mehr gemütlich vor dem knisternden Kaminfeuer.

Time Loves A Hero (1977)

Whirlyjoe: Fängt gar nicht mal schlecht an: „Hi Roller“ ist mit Orgel, Bläsern und Bratzgitarre ja richtig funky geraten. Eine gute Nummer. Aber dann geht es mit dem Titelsong gleich richtig abwärts: viel zu clean produziert, wieder mit dieser Steely Dan-Verchromung und komischen Marimbas im Weichzeichner-Format. Statt Slide-Dominanz regiert hier das slicke E-Piano. Licht und Schatten wechseln dann rasant: „Rocket In My Pocket“ ist Lowell pur, relativ dreckig und mit fettem Slide im Sound. Fühlt sich gut an. Dann das nächste Tief: spanisches Gitarren-Intro, dann Fusion-Murks wie Weather Report oder Spyro Gyra, grauenhaft. So viel zu ersten LP-Seite. Was meint ihr, Jungs? Ach so, ihr nutzt ja CDs und -I-Pod….

Bluetwang: Lowell George soll bei den Aufnahmen wegen Missbrauchs verschiedener Substanzen schon nicht mehr auf der Höhe gewesen sein und stand wohl auch deswegen im Kampf gegen die Jazzeinflüsse auf verlorenem Posten. Das hat dann einen Tiefpunkt wie „Day At The Dog Races“ wohl auch erst ermöglicht. Sein Einfluss auf das Werk ist jedenfalls ziemlich gering. Der Opener ist gleich das Highlight. Da bin ich bei dir, Whirly. Bei den folgenden Tracks klingen vor allem auch die Bläser zu synthetisch, mir kommt irgendwie neben Steely Dan auch immer wieder Boz Scaggs in den Sinn. Red Streamliner hat ein cooles Intro und der Streamliner beginnt danach ganz gemütlich zu rollen. Eigentlich auch ein guter Song. Wenn aber der Backgroundgesang von Michael McDonald einsetzt, ist mit für mich als McDonald-Hasser der Griff zum I-Pod Pflicht und ich springe auf den nächsten Song. Und der sollte mir zumindest vom Titel her, im Moment ziemlich nahe liegen. Trotzdem finde ich den Zugang weder musikalisch noch textlich. Spuren hat Lowell George wieder in „Keepin' Up With The Joneses“ hinterlassen, aber Geigen passen einfach nicht zu Little Feat und trüben den Spaß doch arg. Anekdote: Das abschließende Liebeslied gab es bereits 1978 als „Vermisse di“ in einer berndeutschen Version von Polo „National“ Hofer. Seine zweite Coverversion von Little Feat. Er gibt auf seiner Website denn auch Little Feat und The Band als Lieblingsbands an. Keine schlechten Einflüsse!

R-man: Der liebe Whirlyjoe… mal wieder einen Seitenhieb des Vinylverehrers auf die vermeintlich „minderwertigen“ Digitalbenutzer. Lass dir gesagt sein: ich hatte Time Loves A Hero schon auf Vinyl, da hast du dir noch überlegt, welche Folge deiner Benjamin Blümchen MC-Sammlung du als nächstes in den Recorder steckst.

Über die Platte wurde eigentlich schon genug geschrieben. Ich könnte zur Diskussion auch nichts wirklich positives hinzufügen, und mache es wie Lowell George und halte mich da raus: der hat bei Live-Gigs stets die Bühne verlassen, wenn Little Feat zu Day At The Dog Races ansetzte.

Whirlyjoe: Ja, aus dir spricht mal wieder erfahrene Weisheit, R-man. Ich muss jetzt erstmal die Schallplatte umdrehen, finde auf Seite 2 aber außer dem Streamliner auch nichts interessantes mehr. Und Bluetwangs Einwände treffen die Sache auf den Punkt. Irgendwie klingt das schmierig. Trörööö!

Waiting For Columbus (Live) 1978

Whirlyjoe: Doppel-Live-LP, Gatefoldcover. Hat man im I-Pod so nicht, also erkläre ich es euch. Und das Cover an sich ist ja schon so göttlich, eines der schönsten von Neon Park. Dessen Portraitfoto ist innen sogar abgebildet. Sowas gibt es soweit ich weiss auch von keiner anderen Band. Livealben braucht ja eigentlich kein Mensch, dieses hier aber schon. Der Sound ist sagenhaft, druckvoll, transparent, homogen. Wie wenn man dabei gewesen wäre. Aufgenommen 1977, also schon im Abwärtsschwung. Den hört man hier aber nicht. Dafür aber die Tower Of Power Horns und Lowells endlich mal wieder mächtige Slideguitar. Okay, die Synthiesounds lassen einen zwischendurch schon mal erschaudern, aber sonst gibt es hier nichts zu bemängeln, oder Jungs?

R-man: Ja, Hammerscheibe. Muss man als Feat-Fan haben, auch wenn mein Verhältnis zu Livealben sich ebenfalls etwas getrübt hat. Aber ein paar Teile aus dieser Zeit wird man immer in Ehren halten (Allman Brothers Band, The Band und Van Morrison fallen mir spontan ein). Satte, fette und funky Liveversionen der Feat-Klassiker, da hat sich die Band ein letztes Mal ganz enorm zusammen gerissen. Und was hat man sich damals auf die Scheibe gefreut, ein Jahr vorher haben sie noch in der Grugahalle beim WDR Rockpalast mächtig abgeräumt. War das eine Nacht… Man war noch jung und natürlich hatte man morgens um 3 mehr getrunken, als man eigentlich wollte (da hat sich auch 30 Jahre später nicht viel geändert),aber spätestens nach dem WDR-Gig war man beinharter Fan. Ganz klar: Top-5 Livealbum der 70er.

Bluetwang: Lieber Whirly. Vinyl in Ehren. Aber ohne I-Pod müsste ich hier auf Little Feat verzichten. Es gibt Lebenssituationen, da muss man mit der Zeit gehen und dabei einen kurzen positiven Gedanken an Steve Jobs verschwenden. Gleich vorneweg. Ich bin ebenfalls gar kein Freund von Liveaufnahmen. Sie dürften in meinen CD-Gestellen einen verschwindend kleinen Teil ausmachen. All die immer wieder genannten Live-Highlights begeistern mich, obwohl ich ein häufiger Konzertgänger bin, in den seltensten Fällen. Mit Waiting for Columbus gelingt das wenigstens einigermassen. Häufig sind mir aber auch bei Little Feat die Originalversionen der Songs lieber, als die immer wieder in Fusion-orientierte Jams abgleitenden Liveversionen. Das funktioniert zum Beispiel bei Spanish Moon, auch dank den Tower Of Power Horns in Hochform. Auf der Deluxe Ausgabe von 2002 ist das vorher unveröffentlichte "On Your Way Down" ein weiteres Highlight. Schon auf "Dixie Chicken" ein Winner, wird es hier in einer stark gebremsten und wesentlich bluesigeren Version gereicht. Muss man haben, aber den Weg in den Player findet sie dann trotzdem nicht allzu häufig.

Down On The Farm (1979)

Whirlyjoe: Bei der Veröffentlichung war Lowell schon tot, daher die Widmung auf dem Backcover: “This is from us all to Lowell, straight from the heart. Good-bye, friend. Be free.” Und trotz der angebrachten Sentimentalität finde ich das Album vorzüglich. Bestes Neon Park-Cover (neben der Raritäten-Sammlung „Hoy-Hoy“), bestes Intro: „Shut up, Ochsenfrosch!“. Und reichlich tolle Songs, zum Beispiel das smoothe „Perfect Imperfection“. Oder das ebenso programmatische wie anregende „Six Feet Of Snow“, Lowells letzter großer Wurf. Da klingen sogar Bill Paynes objektiv scheußliche Synthie-Sounds im Duell mit der superflüssigen Pedal Steel zur Abwechslung mal richtig klasse. Okay, auf Seite 2 kommt dann nur noch aalglatte Grütze, aber die erste Seite ist durchgehend gelungen. Für mich also ein würdiges Vermächtnis, obwohl Robert Christgau seinerzeit in der Village Voice „not a bad Doobie Brothers parody“ schrieb.

R-man: Lieber Joe, unsere Meinungen sind doch ziemlich deckungsgleich. Das „Shut Up!" Intro fand ich auch schon immer grandios und hat so manches Mixtape (C-90 -wenn man mutig war. Die letzten 20 Minuten waren immer die schwersten) eröffnet. Schon deswegen habe ich das Album in positiver Erinnerung. Die ersten 4 Songs (Down On The Farm, Six Feet Of Snow, Perfect Imperfection und Kokomo) sind auf jeden Fall ein toller Einstieg in die letzte ordentliche Feat Scheibe. Noch während der Aufnahmen erklärte Lowell die Band für aufgelöst und tourte sein Soloalbum Thanx I’ll Eat It Here. Während dieser Tour verstarb er an einem Herzinfarkt. Schade drum, aber so reiht sich Lowell George in die Reihe der selbstzerstörerischen Typen ein, deren Musik ich immer so geliebt habe. Wie Gram Parsons, Nick Drake, Townes Van Zandt, Tim Hardin oder Gene Clark.

Bluetwang: Vermutlich für mich das unbekannteste und am wenigsten gehörte Little Feat Album. Darum fasse ich meinen Kommentar kurz. Bei „Six Feet Of Snow“ fallen mir als erstes die von Whirly akzeptierten Synthie-Sounds auf (remember My-Toot-Toot von Denise Lasalle?). Für mich murksen sie den Songs nach den ersten Tönen ab. Ähnlich ist es bei „Straight From The Heart“. Die Slide wird vom Synthie zugekleistert. Schade. Die drei letzten Songs konnte ich mir dann nicht von Anfang bis Ende durchhören. Grütze! Für mich bleiben „Perfect Imperfection“, mit Abstrichen „Be One Now“ und vor allem „Kokomo“. Den Rest braucht man nicht!

Und jetzt geht’s an den Pool!

...sagt Bluetwang von Indien aus. Frechheit, wenn man zeitgleich in der bundesdeutschen Eishölle friert. Womit wir unser eidgenössisch-indisch- und weserbergländisch-schwäbisches Little Feat-Symposion dann auch beenden. Denn auf die Reunion-Releases der Band ohne Lowell wollen wir dann doch lieber verzichten. Wer jetzt einsteigen will, sollte unbedingt mit „Dixie Chicken“ beginnen.