Dienstag, 31. März 2009

Grains Inspiration Mix Da gibt es doch tatsächlich Leute, die bemerken, daß ich das Grains Review schon mal gepostet habe. Allerdings melden die sich nur anonym, es könnte also auch K-nut in disguise sein, der mich mal rüffeln wollte. Ich hatte es tatsächlich vergessen. Zu viel im Schädel, zu geringe Speicherkapazität, Alter, Verkalkung, zu viel um die Ohren, wasauchimmer. Blogmachen ist manchmal eben nicht erste Priorität. Eigentlich wollte ich mit dem Boozoo Bajou Review auf den Grains Inspiration Mix hinweisen und dachte noch, es wäre eine ganz tolle Überleitung. Den Mix gibt es auf Cosmic Disco und er ist ganz was feines. Ganz sicher wird er die nächsten Wochen jeden Morgen als erstes laufen. Hier mal das Tracklisting: Stillness - Sergio Mendes Everybody’s Talkin - Crosby, Still, Nash & Young Grains - Boozoo Bajou Edith And The Kingpin - Joni Mitchell Jamaica Say You Will - Jackson Browne Same Sun - Boozoo Bajou The Old Laughing Lady - Neil Young Tonschraube - Boozoo Bajou Rashida - Jon Lucien The Sun In California - Autumn Defense Traction In The Rain - David Crosby Messengers - Boozoo Bajou 4 + 20 - Stephen Stills Wichita Lineman - Dennis Brown Enjoy! (R-man)

Montag, 30. März 2009

Abt.: Anders als man erwartet hat, aber trotzdem gut
Boozoo Bajou
Grains
Der beinharte Boozoo Bajou Freund (zu denen ich mich zähle) wird bei Grains erstmal auf die Probe gestellt, die Erwartungshal-tung sozusagen pulverisiert. Krispe Beats können sie noch immer, aber tanzen kann man dazu nicht mehr. Das wohltuend erdige und die Auswahl der hochkarätigen Gastsänger (Willie Hutch, Joe Dukie, Tony Joe White, Ben Weaver etc.) des letzten Albums sind auf der Strecke geblieben. Aber zumindest die verkifften Beats des Satta-Debüts findet man in Instrumentals wie Kinder Ohne Strom, Fuersattel oder Tonschraube wieder.
Ein Westcoast-Album wollten sie machen, hörte man parallel zur Promo-Aussendung. Man sei auf dem Green Man Festival gewesen, hätte an jeder Menge aktueller Singer/Songwriter Gefallen gefunden und vor allem die Laurel Canyon Szene der frühen 70er um Joni Mitchell, Neil Young, Jackson Browne und all die anderen wieder entdeckt.
Und so rollt es dahin, dieses dritte Album der beiden Männer aus dem Süden der Republik. Und wenn man das Dust My Broom Album erstmal ausgeblendet hat, dann kriecht es so langsam rein in all die Stellen im Körper, die für Wohlgefühl zuständig sind. Und so habe ich Grains Morgens als erstes aufgelegt, tagsüber in stressigen Phasen zur Beruhigung, später wenn ich nicht wußte was ich hören sollte und abends zur Entspannung. Und immer hat das Album seine Wirkung getan.
Das fließt sanft dahin, der Laurel Canyon Vibe ist nur am Rande und mit viel Wohlwollen spürbar, die Gastsänger sind eher unbekannte Leute aus dem Folk-Umfeld, darunter eine frische britische Chanteuse mit dem Namen Rumer. Im Prinzip ist Grains eine Downbeat-Revival Platte, die mich an vieles erinnert, was ich aus dem Umfeld immer mal wieder auflege. Dazu etwas Folk, etwas Jazz, die gewohnt relaxten Grooves und (scheinbar) viele handgespielte Instrumente. Nicht das was ich erwartet hätte, aber rundum gelungen. (R-man) cd lp

Sonntag, 29. März 2009

Abt.: Brandheiß Black Joe Lewis Tell `Em What Your Name Is! Joe Lewis ist ein schmales, sehniges, dunkelhäutiges Kerlchen aus Austin, Texas, der auf der Bühne jede Menge Charisma versprüht und mit reichlich Streetcool beeindruckt. Tell `Em… ist sein Debüt Album, frisch erschienen auf dem Lost Highway Label. Produziert hat Jim Eno von Spoon, der dem Retro-Soulisten einen knochentrockenen, rauen Livesound verpasst hat. Das drängt, zerrt, ist hochenergetisch und lässt jedwede Hochglanz-Poltur vermissen. Absolut perfekt, wie ich finde. Black Joe Lewis und seine 6-köpfigen Honeybears orientieren sich an der Mitte der 60er, am bluesigen Texas Sound, am kräftig-schweißtreibenden Rhythm`n´Blues und am frühen Soul. Auf knappe 10 Songs hat er es gebracht, die nach klassischem Vorbild auch direkt nach 30 Minuten vorbei sind. Aber was habe ich diese Platte lieben gelernt in den letzten Tagen. Wie oft habe ich da aus schierer Lust auf „Repeat“ gedruckt?!? Mit Gunpowder legt die Band gleich furios los, ein Dancefloor Kracher, wenn es je einen gegeben hat. Mit scharfen Rhythm`n´Blues hält Sugarfoot locker die Spannung, I’m Broke ist laidback funky (mit Piano) und das live perfekt funktionierende Big Booty Woman überzeugt auch als Studioversion als schneidiges Stück mit schönen Bläsersätzen und call-and-response-Gesang. Seite A endet mit dem furiosen Boogie. Im Prinzip ist jedes Stück auflegbar. Side B starte mit Master Sold My Baby, einem psychedelischen Blues, auf das mit Get Yo Shit eine coole Talkin’ Soul Nummer folgt. Humpin’ hatten die Bar Kays früher im Repertoire und ähnlich Stax-like klingt das Instrumental auch hier. Mit Bobby Booshay und Please Pt. Two endet das Album mit zwei schön heftigen Rhythm’n’Blues Burnen, bei denen sich Joe Lewis die Seele aus dem Leib schreit, leidet wie ein Hund und wie gewohnt durch seine staubtrockenen, sehr ökonomischen Gitarren-Licks überzeugen kann. Wie auf allen Tracks sorgen auch hier drei Bläser für die nötige Grundlage. Passt perfekt zwischen James Brown, Sam & Dave und Wilson Pickett! Erstklassig! (rh) cd lp

Freitag, 27. März 2009

Sonorama Records: Colours Of Funk Das Berliner Sonorama-Label ist seit 2004 ein Spezialist für raren Jazz, Funk & Latin und legt uns jetzt pünktlich zu Ostern dieses schöne Ei ins Nest. Colours Of Funk - Various Artists Absolut ansteckend, dieses deutsche Funk-Fieber: Infektiöse Grooves aus vergessenen Archiven liefert auch diese kompetent und liebevoll gemachte Compilation des verdienten Sonorama-Labels – noch so ein Spezialist für seltene und abseitige Grooves, der u.a. das schöne Album der Österreicher Atlas (remember „Ain’t No Sunshine“) wiederveröffentlicht hat. Hier zog man insgesamt 15 rein instrumentale Perlen aus den Archiven der Frankfurter Library-Labels Golden Ring und Happy Records. Diese zwischen 1974 und 1979 entstandenen Aufnahmen wurden nie regulär veröffentlicht, sondern ausschließlich für Werbung und Filmmusik verwendet. Sie sind vorzüglich produziert und wurden von Top-Leuten wie Peter Thomas, Siggi Schwab und Frank Weiss zum Teil unter anderen Namen eingespielt. Stilistisch wird beherzt bei amerikanischen Blaxploitation-Scores geklaut, sowohl in der dreckigen WahWah-Variante, als auch mit Bigband-Bläser-Unterstützung. Gerne wird auch mit „elektronischen“ Effekten herumgespielt, was manchmal einen lustigen Dub-, ja Cosmic-Vibe verursacht. Und hier wird tatsächlich richtig funky geköchelt, man muss sich also nicht vor lauwarmen Mucker-Tunes fürchten, die in diesem Genre ja durchaus den Löwenanteil der historischen Produktion ausmachten. Colours Of Funk wurde von basisnahen DJs (u.a. DJ Maxwell aus Berlin) auf Tauglichkeit geprüft, von den originalen Mastertapes remastered und mit neuen Linernotes versehen. Von Label-Chef Ekki Fleischhammer gibt es hier auch einen spannenden DJ-Mix abzuholen. (Whirlyjoe)

Donnerstag, 26. März 2009

The TeXas Files Pt.7 - Des Knappe´s Fazit
Der Knappe hat Don Quixotes Kampf gegen die Musikmühlen fast schadlos überstanden. Lediglich das Zipperlein in den alten Knochen erinnert mich, dass ich eigentlich viel zu alt bin um solche Strapazen freiwillig durchmachen zu müssen. Dafür sind die Nach"wehen" (sic!) übermässigen Bohnengenusses izwischen auch überstanden. Der Bauch hat sich durch Mutters gutdeutsche Kochkunst wieder besänftigen lassen.
Was ist hängenbeblieben von 10 Tagen exzessiven Livemusik Genusses in Austin? Musikalischer Höhepunkt war für mich eindeutig Eli "Paperboy" Reed & The True Loves, von denen wir uns gleich 2 Shows angeschaut haben. Ich kannte seine Platte "Roll With You" schon vorher, fand sie auch ganz passabel aber erst durch den Besuch einer Live Show ist mir klar geworden welche Soul Power dieser unscheinbare weisse Jüngling in sich hat. Die Jungs sind Anfang Mai auf Deutschland Tour - unbedingt hingehen !
Meine Neuentdeckungen hab ich im besten schlechtesten Club in Austin gemacht, im Room 710. Bester Club deshalb, weil man da rauchen kann. Es gibt da wohl neuerdings ein Gesetz in USA, das besagt, dass bei einem Verstoss gegen das Rauchverbot nicht der Club zu blechen hat, sondern der Raucher. Falls die Pozilei da aufgetaucht wäre hätte ich auf "ich nix värstehe änglisch, Ich deitsch" gemacht. Ob´s geholfen hätte ? Schlechtester Club deshalb, weil verraucht, düster, 70% voll tätowierte rauhbeinige Punker und die mit Abstand versiffteste Toilette Austins. Und genau da spielten Mr. Lewis and the Funeral 5. Der leicht schräge Sound erinnerte mich an Tav Falco, wenn er nur besser singen und Gitarre spielen könnte. Meine zweite Entdeckung fand auch dort statt: The Jungle Rockers, eine "Rockabilly" Truppe, bei der das Wort (Garagen-) Rock das Rockabilly-Geschmäckle (wie der Schwabe sagen würde) wettmacht. Power pur ! Von beiden Bands hab ich CD Muster mitgenommen und Kontaktadressen, mal schaun, was Stag-O-Lee damit anfangen kann.
Bei der Listung meiner grössten Enttäuschungen möchte ich nicht auf Tony Joe White verweisen. Mir hat es gereicht meinem Idol ganz nah zu sein und seine frühere Grösse zu erahnen. Nein, ich möchte da die Felice Brothers listen. Der Don und ich waren auf der anderen Strassenseite im Habana Club und gegenüber im Zelt spielten die Felice Brothers. Mich zog es die paar Schritte rüber, aber als ich die lange Schlange vor dem überfüllten Zelt sah, hab ich mir sie zunächst mal von aussen anhören wollen. Die dünnen Zeltwände hatten das ermöglicht und einen schmalen Blick zur Bühne hatte ich auch. Das war allerdings völlig belanglos, was sich da abspielte. Saft- und kraftloses Gedudel. Ich war froh, mich nicht da reingequetscht zu haben um nachher enttäuscht zu sein.
Fürs Auge am schönsten waren die She Creators (Bild siehe blog vom 20.März). Da hatte man überhaupt kein Ohr um die Musik kritisch zu hören. Ich weiss nur noch, dass mich die Musik beim Anblick dieser spacig abgefahrenen Babes nicht gestört hatte.
Den nachhaltigsten Eindruck hinterliessen die zahlreichen Plattenläden und second hand Shops. Ich hab mir ca. 50 Seven Inches mitgebracht und 10 LPs. Wobei mich die 7 Inches alle zusammen maximal 50 Dollar gekostet haben. Da sind Original Stax Ausgaben dabei, sogar ein "Stagger Lee" von Tommy Roe und ganz abgefahren "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett" von Bill Ramsey. Aber auch das Duett von Juglio Iglesias mit Willie Nelson "To all the girls I loved before" ist echt abgefahren. Meine liebste mitgebrachte LP ist eindeutig "The Animals - Ark". Die hab ich mir gestern abend gleich zweimal hintereinander angehört. Diesen Eric Burdon hätt ich sooo gerne bei Stag-O-Lee, aber wahrscheinlich wär´s eine ähnliche Fehlentscheidung wie Tony Joe White.
Ob ich nochmal diesen Trip machen würde? Ich glaub eher nicht. Es war eine schöne und interessante Zeit, aber der Aufwand, die Mühe und die Übersättigung bleiben eher negativ in Erinnerung. Weniger wäre mehr gewesen und das nächste Mal gehe ich lieber zu einem 2 Tage Festival nach Memphis mit 10 Bands oder zum OBS.
Momentan häng ich noch voll im jet-lag, am meisten freue ich mich nun auf eine lange bohnenlose Zeit .... (Peter HtH)

Dienstag, 24. März 2009

The TeXas Files Pt. 6
Der Sonntag ist schnell erzählt. Nach dem Kampf leckt man sich die Wunden und fährt nach Hause. Wir bleiben bis Montag und hatten aus diesem Grunde Zeit für ein ausgiebiges Frühstück - Bohnen, was sonst. Was werde ich diese Matsche vermissen!
Gegen 14 Uhr sind wir dann zum Convention Center, um die Flatstock Poster Ausstellung und Gitarren-Show/Record Fair auszuchecken. Die Posterausstellung war schlichtweg der visuelle Overkill. Gefühlte 80 aktuelle Posterkünstler hatten jeder einen Stand, an dem sie ihre Kunst ausstellten. Absolut phänomenal, was da im Augenblick passiert. Ich bin ja Fan und Minimal-Sammler, aber was ich dort gesehen habe, war schlichtweg atemberaubend.
Oben gab es dann jede Menge vintage Gitarren zu sehen, auch atemberaubend, wenn auch oft nur des Preises wegen. Aus verschiedenen Plattenstapeln zogen wir ein paar 45er und an dem nachmittag war der Knappe dem Don immer eine Kiste voraus und hat aus Erstzugriffsgründen die bessere Beute gemacht.
Um 20 Uhr ging es ein letztes Mal ins Antone's, nur zwei Blocks entfernt, sehr convenient. Garyhound waren die Greyhounds mit Antone's Inventar Gary Clark Jr. im Verbund - im Prinzip spielten sie nur Greyhounds-Tracks, also schön funky und swampy. Highlight waren allerdings zwei junge Damen, die während eines Songs eine Mischung aus Trocken-Synchronschwimmen, chinesischem Nationalzirkus und Schlangenmensch zeigte. Sowas habe ich während einer Rockshow noch nie gesehen. Schade, daß hth und Kamera nicht zugegen waren. Wenn man ihn mal braucht...
Danach spielten T-Bird & The Breaks, laut Austin Chronicle eine Band, die die Dap-Kings alt aussehen lassen würden. Nun gut, die 9-köpfige Band (drei Bläser, drei Background-Sängerinnen, Gitarre, Bass und Drums) funktionierte wirklich mehr als passabel, aber Frontmann T-Bird war eben keine Sharon Jones. Es fehlte ihm definitiv Charisma und Showmanship-Qualitäten. Die Stimme war ok und muskulöse Versionen von I Wanna Take You Higher, Rocksteady und Tobacco Road passten sehr gut zum eigenen Material. Wenn er jetzt diverse James Brown Videos intravenös kriegt, könnte das durchaus was werden.
Ein gelungenes Ende einer schönen Woche. Anstrengend zwar, aber man lebt ja nur einmal. Ich muß jetzt ins Bett, morgen früh raus und back to Germany fliegen. Man sieht sich... (R-man)

Montag, 23. März 2009

The TeXas Files Pt. 5
Der Samstag und offizielle letzter SXSW Tag. Von zwei erstklassigen Bean-Rice-Cheese Burritos der Taco Hell gestärkt (für 1,29 das Stück!) fuhren wir am nachmittag zu Papa Mali's 1st Annual Hoodoo Blues & BBQ in Kenny Dorham's Backyard. Eine Wiese mit fester Bühne, benannt nach dem Blue Note Jazzer, der mal in der Gegend gewohnt haben soll.
Den Auftakt macht die Greyhounds, ein Gitarre, Orgel (Bass mit links) und Drums Trio mit schön erdigem funky Rhythm`n´Blues mit zwei guten Sängern, wobei der Organist eine famose Soulstimme sein Eigen nannte. Danach kamen Topaz & Mudphonic, die wir vor ein paar Tagen schon mal im Antone's gesehen haben. Sänger Topaz sieht aus wie Jim Morrison auf dem L.A. Woman Cover und gerne hätte ich mir eine Version von Roadhouse Blues gewünscht. Das hätten sie hinbekommen, denn die fettig-swampigen Bluestunes der Band gehen in die Richtung. Generell fehlt allerdings die Stringenz zur richtig guten Band, da wird zu viel gejammt, da darf der Drummer mal einen Song singen (fast immer ein Fehler) und so verschenkt Topaz eigentlich das Potential der Truppe.
Gegen 17 Uhr betrat Papa Mali die Bühne. Zu dem Zeitpunkt waren wir von der Sonne wieder einmal gut durchgegrillt. Der Gitarrist aus Louisiana hatte gleich 4 Drummer/Percussionisten an Bord und legte mit einer bezwingenden Mischung aus Texas Blues und Swamp Groove los. Mit einem funky Jam holten sie dann 50 Leute aus ihren Plastikstühlen vor die Bühne und fortan groovte die Menge zu dem brodelnden Sound-Gumbo. Als dann Cyril Neville für zwei Songs auf die Bühne kam, murmelten sich meine Nachbarn zu: "it doesn't get better than that" und waren ganz nah dran an der absoluten Wahrheit. Letztendlich geriet auch hier der eine oder andere Song zu ausufernd, aber der nachmittag an sich war schlichtweg klasse.
Abends ging dann nicht mehr viel. Zwar spielten hunderte von Bands, aber vieles sagte einem nichts und es fehlte die Zeit zur Recherche. Um 20 Uhr sind wir erstmal zu den Diplomats Of Solid Sound gestromert, einem Soul-Funk-Sextett plus zwei Frauen (den Diplomettes) aus Iowa City. Das war gut groovender Soul und ein angenehm stilechter Start in den Abend. Der Knappe zog sich in sein Zimmer zurück und deshalb fehlen auch die Bilder vom Rest des Abends.
Auf gut Glück fuhr ich in den Continental Club, sicher einer der besten Bars der Stadt, um noch einem Andre Williams zu sehen. Als ich reinkam, daß eine sehr schöne Frau auf einem Thron, eingerahmt von einem alternden Drummer und einem hippen Gitarristen. Das war Knucklebunny, die ein paar gut rockende Tunes hatten, aber auch das eine oder andere in den Sand setzen. Die Nachfolgeband der Hacienda Brothers schenkte ich mir, denn ich wollte die letzte Kraft sparen für Andre Williams, um in der ersten Reihe zu tanzen. Und es hat sich gelohnt. Die Band bewies sich wie gewohnt in Topform und verströmte wie gegen mittag im Yard Dog die Aura einer Rock`n´Roll Band auf einem 4.-klassigen Ausflugsdampfer. Mit viel Alkohol gegen die Resignation und durchaus noch zu Top-Leistungen fähig. Dazu gesellten sich die zwei Bläser der Diplomats Of Solid Sound, zwei Go-Go-Tänzerinnen und der Godfather selbst im feinen blau-in-blau Anzug. Zusammen bot man eine lebendige 40-Minuten-Show und auch wenn Mr. Williams in die Jahre kommt, er scheint es noch zu genießen.
Auf dem Rückweg wollte ich noch eben zwei Burritos einwerfen, aber bei Taco Bell hatte man keine Bohnen mehr (!!!). Skandal.
SXSW war offiziell zu Ende und ich spürte jeden Knochen und jeden verdammten Muskel in meinem alten Körper. (R-man)

Sonntag, 22. März 2009

The TeXas Files Pt. 4
Es ist kurz nach Mitternacht und ich tauche meine letzten Tortilla Chips in mein Glas Chipotle Queso. Da habe ich mich vergriffen, denn das gelbe Zeug schmeckt immer erst wie geräuchert (was ich hasse) und erst beim 4. Chip kann man es ertragen. Aber was soll ich machen, der Tag war lang und der Bean Dip ist alle. Zudem befindet sich mehr Bruch als alles andere in meiner Tüte, die grossen Chips sind alle schon gegessen. Ab und zu stosse ich nochmal auf einen großen Chip und ein weiteres Mal versichere ich mich im Kleingedruckten meines Chipotle Queso Glases, daß kein totes Schwein drin ist. Also rein vegetarisch. Also doch beruhigend.
Sonst schreibe ich diesen Bericht immer nach einer fetten Mütze voll Schlaf, heute versuche ich das erlebte mal direkt in die Tasten dieses geliehenen Laptops zu hämmern. Gerade hätte ich fast einem einheimischen Jungspund einen Einlauf verpasst, habe aber schließlich weltmännisch darüber hinweg gesehen. Schon am Eingang des Mother Egan's fiel er mir wegen seiner Adolf-ness auf, der junge SXSW Volunteer. Im Prinzip war keine Sau bei Ian MacLagan, dem alten ex-Small Faces Organisten und als ich dann wieder raus wollte durch den rechten Eingang (der zudem völlig leer und weit offen war), um rechts zum Hotel abzubiegen, meinte die Krampe "this is not an exit". Nachdem ich einen schönen Aufriss machte und sich drei Sicherheitskräfte in Bewegung setzten (es war nichts los, also konnte man sich auf mich konzentrieren) bin ich eben 15 Meter nach links gegangen, um draussen wieder 15 Meter nach rechts zu gehen. Es sind die kleinen Dinge, die einem den Tag versauen. Ich habe ihm dann noch zugerufen, seine Mutter braucht jetzt nicht mehr zum putzen kommen, wir hätten eine neue, die würde auch nicht klauen. Ordnung muß sein.
Denn ich war müde, der Tag war lang und ich habe mehr Shiner getrunken, als die Tage davor zusammen. Zudem ist SXSW als würde man nach Jahren der Untätigkeit wieder mit dem Joggen anfangen. Oder besser: wie ein Hallen-Fußballturnier (Alte Herren). Es tut jedes Mal ein wenig mehr weh und man spürt Knochen und Muskeln, denen man lange nicht mehr Hallo gesagt hat.
Jetzt habe ich nur noch Briefmarkengrosse Tortilla Chips Stücke in meiner Tüte. Und jedes Mal wenn ich jetzt in mein Chipotle Queso Glas dippe, habe ich etwas gelbe Masse am Finger. Egal. Es ist mir jetzt echt egal. Es gibt wichtigeres im Leben als fremde Tastaturen zu versauen.
So zum Beispiel um 1 Uhr nachmittags bei der Bloodshot Party Andre Williams (der ältere Herr oben rechts) zu sehen. Der hatte eine gut gestylte Bande mittelalter, schwer bekloppter Alkoholiker um sich, die offensichtlich schon ein paar Shots weg hatten (die Herren hier links), denn was die mittags im Garten der Yard Dog Galery abzogen, sollte nur noch schwer zu toppen sein. Greasy Rock`n´Soul vom Allerfeinsten.
So hat der Tag musikalisch angefangen. Danach wurden mal wieder Bohnen gefrühstückt. Zurück im Hotel wollte der Knappe hth am Colorado River ein gutes Buch lesen und der Don machte sich auf zu King Khan. Hatte ich gestern schon gesehen, man mag sich erinnern, aber der Gig im Emo's um 16.30 Uhr war um Längen besser als der letzte Nacht. Besserer Sound, bessere Band, längerer Set und vor allem: der bessere Club. Denn das Emo's ist Austin' Punkschuppen Nummer 1. Und wer sowas noch nie gesehen hat, der wird es nicht fassen, wie sowas hier aussieht. Ungeordnetes Chaos, aber so genial. Da müßte man mal das deutsche Aufsichtsamt durchjagen. Jedenfalls hat King Khan und seine Bande den prall gefüllten Laden zum Überkochen gebracht. Gute Band, gute Musik, gute Show. Ach was sage ich: genial in allen Belangen.
Um 18 Uhr hatte sich der Don und der Knappe im Gingerman verabredet. Es mag langweilig klingen, aber wir wollten Eli Paperboy Reed noch einmal sehen. Und wie bei King Khan war das ebenso eine weise Entscheidung. Denn die 2 Stunden im Garten des Pubs waren schlichtweg ein Erlebnis. Zuerst wohnten wir dem Auftritt einer alternden Sixties-Punk Combo bei. Einer davon könnte möglicherweise Cyril Jordan von den Flamin Groovies gewesen sein, verabschiedete man sich doch mit zwei FG-Covern. Die Band versuchte noch Bobbie Gillespie von Primal Scream auf die Bühne zu holen, der wollte aber nicht.
Danach waren wieder wie neulich unsere spanischen Freude die Right Ons dran, die offensichtlich mit Eli Reed im Gespann auftreten. Und wieder haben die 5 Madrilenen die absolute Achterbahn aufgebaut und der Vorgängerband gezeigt, wie hoch die 60s Punk-Harke hängt. Sexy, groovy, wild und ungestüm, dabei unglaublich tight, together und soulful. Wirklich das schärfste, was ich seit langem gesehen habe. Das Bild oben kann nur ansatzweise das wiedergeben, was diese Burschen drauf haben.
Trotz ziemlicher Verspätung nahm sich Eli Paperboy Reed und seine True Loves viel Zeit und legte in der untergehenden Abendsonne einen monumentalen Set hin. Alte und neue Songs bunt gemischt, was diese Band macht, geht ganz tief unter die Haut. Das hat Sharon Jones & Dap-Kings Qualitäten und ist vielleicht sogar besser.
Damit war der grandiose Nachmittag vorbei und der Abend begann. Und zwar damit, daß wir das Momo's nicht gefunden haben. Schön blöd, wo wir doch jeden Tag dran vorbei laufen. Dann daddelten wir bei allen möglichen Bands rum, aber nichts gefiel uns. Schließlich standen wir vor der Hill Country Revue, die aus mehreren Teilen North Mississippi Allstars besteht, darunter ein wahrhaft monumentaler Bassist. "The best blues band. Period!" - sagte die schicke Ansagerin und was dann folgte, war eine absolute Breitseite. So viel Saitengerödel habe ich von zwei Gitarristen noch nie gehört.
Dabei begann Luther Dickinson noch mit dem Waschbrett (mit WahWah!), aber dann feuerte der NMAS und aktuelle Black Crowes Gitarrist Tonsalven auf uns ab. Ich stand knapp einen Meter von seinen Spinnenfingern entfernt, aber dem hat noch keiner gesagt, daß die besten Töne die sind, die man weglässt. Wusste er offensichtlich nicht, denn er hat mehr gespielt, als amtlich in eine Sekunde reinpassen. Und definitiv nicht wirklich auszuhalten. Leicht genervt verließen wir den Ort, um zu Black Joe Lewis zu gehen. Den wollte ich gerne nochmal bei einer offiziellen Show sehen, schließlich hat er am Tag zuvor bewiesen, wieviel man mit zehn-Ton-Soli sagen kann. Aber nachdem uns die SXSW Volunteers ein wenig drangsalierten, war schnell klar, daß wir ins Parish nicht mehr reinkommen würden. Ich werde für nächstes Jahr versuchen durchzusetzen, daß die alle Rangabzeichen bekommen. Damit man als Gast schneller merkt, wer nun Stabsunteroffizier ist oder weniger.
Demotiviert schlürften wir noch einen Plastikbecher Shiner im Opal Divine's Freehouse. Der Knappe hatte vom Lärm die Nase voll (eigentlich müßte es Ohren voll heißen) und ich ging noch ins Mother Egan's, um 3 Tracks von Ian MacLagan's Bump Band zu lauschen. Nach der eingangs erwähnten Schikane bin ich dann schmollend in mein Hotelzimmer. Fast hätte ich nochmal meine Sachen gepackt und wäre zu Big Sam's Funy Nation gegangen, aber irgendwann tun einem einfach nur die Füsse weh. Das Bett hat auch schon leise "komm doch" gesäuselt und das Fleisch ist schwach usw. usf.
Aber schließlich habe ich heute mit Andre Williams, King Khan und Eli Reed drei der besten Shows seit Ewigkeiten gesehen. Ich war glücklich. Und was will man mehr? (R-man)

Samstag, 21. März 2009

The TeXas Files Pt. 3
Welcher Tag war gestern? Die Konturen verschwinden so langsam bei dem Dauerbeschuss von Musik und eiskaltem Shiner Bock. Jedenfalls begann er musikalisch gegen 14 Uhr, als Black Joe Lewis & The Honeybears auf der kleinen Bühne von Threadgills South standen. Threadgills ist ein klassisches Restaurant mit Texas home cooking, kleiner Bühne drinnen und grossem Garten draussen. In letzterem machte sich echtes OBS-Feeling breit.
Black Joe Lewis ist ein cooles, dürres Kerlchen, der einen von Southern Blues durchsetzten, superfrischen Funk-Rhythm&Blues-Soul bot, dabei eine knochentrockene Gitarre spielte und die Lyrics beseelt ins Mikro bellte. Dazu eine 3-köpfige Bläsersektion und fertig war ein siedend heißes Gebräu. Auch die mittelschnellen Tracks köchelten gut vor sich hin und als er seinen Set mit Snatch It Back And Hold It beendete, hatte er mindestens einen weiteren ganz harten Fan.
Da die Hitze im Garten nicht auszuhalten war und die beiden Mittags-Shiner ganz gut Wirkung zeigten, entschlossen wir uns zu einer kleinen chillrunde im Hotel. Rechtzeitig zurück und von Threadgills Home Cooking gestärkt, sahen wir die Heartless Bastards (ganz ok) und schließlich Okkervill River mit Texas Legende Roky Erickson. Der 13th Floor Elevators Sänger machte einen weitaus aufgeräumteren Eindruck als gestern noch Tony Joe White und brachte vor allem die beinah stoogesk gerockten Bloody Hammer und Two Headed Dog einfach prächtig. Der Gig sackte in der Mitte etwas ab, aber mit der heftigen Version von You're Gonna Miss Me war dann alles wieder gut.
Zurück ins Hotel, kurz frisch machen und weiter gings ins Antone's. Da sollte ein Doug Sahm Tribute stattfinden. Jimmie Vaughan (Blues nach Nummern), die Gourds (erfrischend) und der sehr aufgekratzte Sean Sahm mit wechselnden Begleitern jammten munter drauf los, aber das war eben auch etwas vorhersehbar und ich war im Kopf immer zwei Töne weiter.
Dann hatten wir etwas Leerlauf und sind langsam zu Alice Russell geschlendert, haben vorher aber noch eine ganz schräge Band mit recht einzigartiger Besetzung gesehen, zwei Mädels mit Bebläse aus dem Spielmannszug Godelheim front und center. Wow. Alice Russell als nächstes kann man an sofort unter "vergessen" einreihen, dabei hatte sie mir vor Jahren mit dem Quantic Soul Orchestra so gut gefallen. Mit 5-köpfiger Band, alle in weiß gekleidet, machten sie den Eindruck, als würde die Truppe auf dem Traumschiff zum Tanz aufspielen. Fast durchweg so unangenehm aussehnde Mucker, darunter auch einer mit einer elektrischen Geige, von dem nun keiner wusste was er da machte (muß eine sexuelle Komponente gewesen sein). Die Version von Seven Nation Army brachten sie trotz Stromausfalles nach 45 Sekunden sehr gut zu Ende, aber ansonsten musste ich immer wieder an Supreme denken, die Band, die auf dem Beverunger Schützenfest für Stimmung sorgt.
Weiter ins Sol Y La Luna, hingesetzt und sich durch ein schweres Tief gekämpft. Shiner bestellt, aufgerafft und rechtzeitig zu King Khan & The Shrines wieder fit gewesen. Zehn Leute auf der Bühne sorgten für mordsmässige Stimmung und der King und seine Truppe hetzte von einem Fetzer zum anderen. So und nur so muß eine geile Soul/R&Roll-Show aussehen. Genial. Ein absolutes Highlight der ganzen Woche.
Danach konnte es nicht besser werden und der Don und sein Knappe machten sich klatschnass auf den Heimweg. Da das Antone's auf dem Weg lag, statteten wir der Band Of Heathens noch einen Besuch ab. Die öffneten mit No More Cane On The Brazos (sehr schön) und machten auch sehr nett weiter, aber nach einer Shinerlänge zogen wir das Hotel vor. King Khan hat uns alles genommen und da das Antone's auf gefühlte zehn Grad runtergekühlt war, drohte eine mittelschwere Lungenentzündung. Und das ging ja nun mal garnicht, denn wir haben ja noch so viel vor... (R-man)

Freitag, 20. März 2009

The TeXas Files Pt.2
Gestern war mal so ein Tag nach meinem Geschmack. Punkt zwei Uhr sind wir bei Sonny's Vintage aufgeschlagen und wurden von den She Creatures begrüsst, drei perfekt gestylten Frauen (siehe Bild oben), die coolen primitiven Garage-Punk vom Stapel liessen. In diesem Stil ging es mit The Urges weiter, allerdings härter und wilder mit voller Sixties-Garage Breitseite.
Irgendwann standen dann Powersolo auf der kleinen Bühne des Klamottenladens, ein zwei Gitarren/Drums Trio, wobei die beiden Gitarristen zwei schwer tätowierte Hungerhaken waren (sechzigkiloaufeinsneunzig). Sie gaben sich wie Vater und Onkel des Banjo-spielenden Jungen aus Deliverance und so mancher ging einen Schritt zurück, ob des heftigen Billy-Punks und der schrägen Typen. Mit "that was a decent show" verabschiedeten sie sich dann nach eine halben Stunde. Indeed. Schließlich fand ich noch raus, daß es sich bei den Schacken um Dänen handelte.
Die Right Ons aus Madrid legten dann einen hoch energetischen Garage-Soul-Set auf die Bretter, inklusive mitreissender Bühnenshow. Absolut erstklassig, was das Quintett da ablieferte. Mit einer Mörderversion von Waiting For My Man, wilden Tanz-Einlagen und im Publikum verteilten Plastiktambourinen sorgten sie abends um 6 Uhr für Megastimmung.
Im Antone's Plattenladen nebenan bin ich schließlich noch über ein paar 7"-Pretiosen in der Rock-Abteilung gestolpert, die jeden Spoonful DJ-Set noch etwas besser machen werden. Da kann man dann einfach nicht dran vorbei.
Als letzter quetschte sich Eli Paperboy Reed und seine 6-köpfigen True Loves auf die kleine Bühne. Eli sieht aus wie ein Plattensammler-Nerd, der hauptberuflich Versicherungen verkauft, aber boy, wenn er auf der Bühne steht, dann transformiert er zum Soul Brother No. 1. Mit Killerstimme und knappem Gitarrenspiel führte er die True Loves durch eine Handvoll absoluter Hits. Meine Fresse, welch eine Band! Das war der erste Gig von 11 in 4 Tagen Austin. Und nicht der letzte, den ich gesehen habe.
Die Zeit wurde knapp, also machten wir uns auf in Richtung Abendprogramm. Den Abend wollten wir im Parish verbringen und als wir den Laden betraten, machte sich Doug Kershaw gerade zum Affen. Danach kam eine von Black Keys Dan Auerbach protegierte Songwriterin, deren Namen ich gerade vergessen habe. Ihr Auftritt inklusive Ausdrucksgitarrist war nicht mal schlecht, aber irgendwie hat er auch nicht gezündet. Der Funke ist auch bei Holly Golightly & The Broke-Offs nicht übergesprungen. Durchaus nett und auch eigen und symphatisch, aber auch nicht viel mehr.
Dan Auerbach, der Black Keys Gitarrist, gesellte eine 5-köpfige Band um sich, wobei die beiden Drummer und der tolle Bassist für mächtig Vorschub sorgten. Bluesrock für junge Leute in sehr laut. Hat mir gefallen.
Nicht gefallen dagegen hat mir der Auftritt von Tony Joe White. Demenz, Alkohol oder irgendeine andere Krankheit haben den Homo Swampus dahin gerafft. Er gehört definitiv nicht mehr auf die Bühne. Dort sitzt er auf einem Stuhl von dem er aber ständig herunter zu fallen droht. Das Gitarrespiel ist nur selten von der Qualität, die man erwartet und so richtig wussten die beiden Begleiter auch nicht, wie man einen Song beendet. Also eierte man um die gloriosen Riffs herum und bekam Tränen in die Augen, weil eines meiner großen Vorbilder einfach am Ende war. Er sollte es finanziell eigentlich nicht mehr nötig haben, also sollte ihn jemand auf der Veranda seines Hauses festbinden.
Ein trauriges Ende eines grossen Tages, aber ich hatte es eigentlich nicht anders erwartet. (R-man)

Donnerstag, 19. März 2009

The TeXas Files Pt. 1
Blogwart R-man und sein Knappe hth sind derzeit in Austin Texas beim SXSW Musikfestival. Heute geht es richtig los und bis Samstag nacht treten hier über 2.000 Bands aller Schattierungen auf. Da hat man die Qual der Wahl. Das ganze geht schon am nachmittag los, gestern haben wir zB den 88-jährigen T-Model Ford im Antone's Plattenladen gesehen (und ein paar coole 45er gekauft). Gleich geht es in Sonny's Vintage Emporium, 20 Meter vom Antone's entfernt, wo sich ein paar Garagenbands die Klinke in die Hand geben, mit Eli Paperboy Reed und seiner Band zum sicher krönenden Abschluß.
Danach wird es ruckzuck ins Parish gehen, wo wir uns vorgenommen haben zu bleiben. Mit Doug Kershaw, Holly Golightly, Dan Auerbach und Tony Joe White scheint das Abend-Programm durchgängig zu taugen. Clubhopping und der Versuch, kurzfristig irgendwo reinzukommen, steht dann für morgen auf dem Programm. Dazu Black Joe Lewis und Roky Erickson mit Okkervill River bei Threadgill's South nachmittags im Garten. Aber das ist ja noch ein wenig hin.
Gestern gab es Baskery bei Artz Ribs. Texanische Familien vernaschten ihren Rippchen und das schwedische Trio zog ganz gut vom Leder. Ich stand neben der Klotür und so vermischte sich der Geruch von süßlichem Toiletten-Deo mit dem Gestank von totem Tier. Danach sind wir tatsächlich Bus gefahren, das ist mir in Austin noch nie passiert, aber zu Artz Ribs fährt kein Taxi und so waren wir letztlich froh, nicht zu Fuß gehen zu müssen. Auf der 6. Strasse war die Hölle los, es war zudem St. Patrick's Day und als Peter hth nach Punkrock dürstete, schlug ich den Room 710 vor. Eine wunderbare Rock`n´Roll-Kaschemme mit unglaublich hohem Tattoo-Anteil, in dem sogar geraucht wurde. Dazu spielten Mr. Lewis & The Funeral Five eine brisante Mischung aus Spoonful Voodoo R&R und Brecht/Weill'schen Tonfolgen. Show me the way to the next whiskey bar... Dazu sah der Sänger aus wie der ältere Bruder von Hugo Race. Frappierend! Danach spielte eine ziemlich geniale RocknRoll/Billy-Band, deren knappe 2 Minuten Songs genau dahin gingen, wo sie hin sollten. Ins Tanzbein nämlich. Zwischen den Bands durfte ich noch einen DJ bewundern, der aus einem ziemlichen Chaos an Platten Poison Idea an Dwight Yoakam fädelte. Ein sehr gelungener Abend!
Den Tag zuvor haben wir mit Cabriofahren im Hillcountry verbracht und uns bei geschätzten 30 Grad einen mordsmässigen Sonnenbrand geholt, dazu Bill Frisell und Greg Leisz nach 20 Minuten wegen akuter Langeweile verlassen, jede Menge eiskaltes Shiner Bock (sehr lecker) getrunken und sehr viele, extrem wohlschmeckende mexikanische Mahlzeiten zu uns genommen.
Aber jetzt ist es vorbei mit Fun. Jetzt beginnt der Ernst des Lebens. Schon alleine die Planung für die nächsten 4 Tage verlangt alles, was ich an Strategie zu bieten habe. Wir werden berichten! (R-man)

Mittwoch, 18. März 2009

Label der Stunde
(bzw. der letzten zehn Jahre):
Tru Thoughts
Seit auch schon einer runden Dekade im Orbit: das britische Label Tru Thoughts. Genießt seit langem mein volles Vertrauen, die jüngsten Releases von u.a. Quantic, Alice Russell (neues Album im Mai!), TM Juke, The Bamboos, Lizzy Parks, natürlich Kylie Auldist und dieser Tage endlich auch wieder Nostalgia 77 sprechen für sich und wurden an dieser Stelle ja auch gebührend gewürdigt.
Tru Thoughts sitzt im englischen Brighton und wird von Robert Luis und Paul Jonas betrieben, die es auf bemerkenswerte Weise geschafft haben, Indie zu sein und zu bleiben, Veröffentlichungen aber konsequent nach Major klingen und aussehen zu lassen. Talentschmiede wäre als Schlagwort für das Label wohl stark untertrieben. Tru Thoughts steht für Quality Music in Funk, Soul und Jazz.
Da hier im Blog schon ausführlich zu einzelnen Acts und Platten berichtet wurde, diesmal der Hinweis aus die vorbildliche Label-Website, die u.a. kurzweilige Podcasts zu neuen Releases bietet – wie aktuell den Franzosen Azaxx, der seinen durchaus eigenwilligen Sound auf charmanteste Weise en franglais erklärt.
Auch eine schöne Rubrik ist die Abteilung „Free Tracks“, wo genau jetzt ein ebenso klassischer wie meisterlicher Tune von Nostalgia 77 abgeholt werden kann – cooler groovenden Jazz gibt es nicht. Schaut mal vorbei! (Whirlyjoe)

Dienstag, 17. März 2009

Abteilung: DJ-BusinessDas kann passieren, wenn bei richtig explosiven Songs das Antiskating versagt. Ist auch keine Photoshop-Montage, sondern findet sich exakt in diesem Zustand in meiner 7-Inch-Kiste (läuft bis auf die letzten Sekunden auch noch ganz gut durch). (Whirlyjoe)

Montag, 16. März 2009

Compi-Wochen bei shake baby shake I Like It Vol.1&2 (Compost 2003)
Und noch ein Compilation-Doppelschlag: vor gut fünf Jahren legte das Münchner Compost-Label diese beiden Editionen vor. Das musste natürlich gemacht werden: die Lieblingstracks wichtiger DJs – nicht die liebsten oder erfolgreichsten Dance-Tracks, sondern was man ganz privat schätzt. Zweifellos eine gute Idee, von den richtigen Leuten (eben Compost) sehr liebevoll umgesetzt, die CD kommt in einem edlen Cut-Out-Cover mit zusätzlichen Einlegekarten zu jedem Akteur, schließlich ist das Ganze als Serie geplant. Vierfach-Vinyl gibt es ebenfalls zu kaufen.
Volume 1 bietet je vier persönliche Lieblingstracks von vier ziemlich unterschiedlichen DJs. Neben Label-Chef Michael Reinboth und Peter Kruder finden wir auch DJ Hell und Theo Thönnessen von der Münchner Into Somethin’-Crew. Ist also eigentlich eine gänzlich unkomplizierte Sache.
Beginnen wir chronologisch mit DJ Hell, mit dessen musikalischem Universum ich ja oft genug auf Kriegsfuß stehe, der hier aber seine Freiheiten am entschlossensten in Angriff nimmt. Zwar beantwortet er den Fragebogen auf den Sammelkarten erwartungsgemäß routiniert und langweilig, seine Selection ist aber doch sehr erfrischend: „Part Time Punks“ von Television Personalities, da hat er bei mir natürlich schon gewonnen. Auch der sperrige Track von The Pop Group fällt aus dem Rahmen, des Weiteren entscheidet sich Hell für Silicon Soul und eine 25 Jahre alte coole Obskurität von Max Berlin.
Peter Kruders Leidenschaften sind bekannt, entsprechend locker begegnet er auch dem Fragebogen, und auch seine ausführlichen Kommentare zu seinen vier Tracks sind aufschlussreich. Masta Ace und der Wiener Local Hero Graf Hadik entsprechen auch ungefähr dem Erwarteten, überraschenderweise auch die Schweizer Band Grauzone mit einer hypnotischen Instrumentalnummer, die großen Einfluss auf den jungen Peter Kruder hatte. Etwas arg beschaulich dagegen Brian Eno und Daniel Lanois beim kitschigen Chillout – muss wohl was Persönliches sein.
Michael Reinboth hat zuhause immerhin die Auswahl aus über 70 000 gesammelten Tonträgern und entscheidet sich hier für Kontrastreiches von David Sylvian & Ryuichi Sakamoto, einen etwas beliebigen Latin Shuffle von Hector Rivera und sehr coolen Electro-HipHop von C.O.D. (der Song stammt von Gil Scott-Heron), ganz alte Schule. Außerdem hat er mit „Come Out Of The Sandbox“ von Mary Love-Comer auch die für mich schönste Nummer des Albums im Programm: vordergründig unspektakulärer Eighties-Disco-Funk, Kenner werden Reinboths Begeisterung für den Song aber garantiert teilen können.
Bleibt noch Theo Thönnnissen, der mit dem atmosphärischen „Indi“ vom Brasilianer Egberto Gismonti gleich ein echtes Highlight zu bieten hat. Ansonsten tendiert er mehr oder weniger zum Jazz (Arthur Russell, Nathan Davis, Arthur Hope/Blaze), sagen wir mal von NeoPhusion bis traditionell. Vielleicht hatte ich zunächst etwas spektakulärere Erkenntnisse aus diesem viel versprechenden Konzept erwartet, jetzt finde ich die eine oder andere Nummer sogar ziemlich farblos, das Konzept als solches aber umso gelungener.
Fast zwei Jahre nach der ersten Ausgabe folgte dann endlich Volume 2
– in derselben edlen Aufmachung und mit dem gleichen unschlagbaren Konzept.
Die Runde wird von Trevor Jackson aka Playgroup eröffnet, Remixer und Label-Betreiber (Output), er bietet psychedelischen Dub von Colourbox, Rare-House und einen 10-Minuten-Mix der vergessenen ZTT/Trevor Horn-Band Propaganda (remember „Dr. Mabuse“).
Noch Extravaganteres bietet der große Richard Dorfmeister: er kombiniert eine impressionistische Piano-Nummer von Friedrich Gulda mit einer Can-B-Seite und 80er-Afro-Disco von Allez Allez. Dub-Meister Pole (= Stefan Betke) hat ebenfalls ein breites Spektrum zu bieten: Alternative HipHop (The Goats), Freistil-E-Pop (Headset) und Glitterhouse-Artist David Thomas!
Schließlich noch die upcoming DJ-Crew Trickski aus Berlin mit minimalistischem Detroit-Sound, mutiertem P-Funk und elektronisch-tanzbar. Also auch diesmal wider eine ganz liebevolle Veröffentlichung, allein diese eingelegten Karten für die einzelnen DJs mit Foto, Kurz-Interview und Track-Kommentaren sind wieder sehr gelungen - und musikalisch so dermaßen openminded… Beide Volumes problemlos erhältlich, natürlich auch hier….. (Whirlyjoe)

Dienstag, 10. März 2009

Compi-Wochen bei shake baby shake Chess Chartbusters Vol. 1-6/Various Artists Liebe Gemeinde, lange werden wir Euch nicht mehr mit Compi langweilen, aber ein paar kommen noch. So wie diese im Prinzip brandheisse Chess Chartbusters-Serie, die zwar dem Insider jetzt nicht wirklich etwas relevant neues bietet, aber trotzdem dafür sorgt, daß das Herz ganz weit aufgeht! Denn das hier ist die Basis von allem! Was die Gebrüder Chess auf ihren diversen Labels veröffentlichten, gehört noch heute zu den einflußreichsten Sounds der Welt. Sechs Volumen in der Reihe sind kürzlich erschienen, mit 20 Songs pro CD, beginnend Mitte der 50er (und entsprechend rock`n´rollig) bis zur Mitte der 70er, als man die Psychedelia in Chicago zur Studio-Backdoor reinließ. Natürlich sind die Grossen alle dabei, von Muddy Waters über Howlin Wolf, von Chuck Berry über Etta James, von Bo Diddley zu Elmore James. Und Little Walter, Sonny Boy Williamson, Fontella Bass, Little Milton, Lowell Fulsom, Buddy Guy, Marlena Shaw, Ramsey Lewis, Terry Callier usw. usf. – nicht chronologisch kompiliert, sondern wundertütenmässig bunt gemischt. Rock`n´Roll, DooWop, R&B, Blues, Soul, psychedelischer Funk – alles war möglich in diesen 20 Jahren. Und alles auf höchstem Niveau. Wegen hoher Hitdichte die perfekte Party-Jukebox, aber auch der Insider wird sich über die eine oder andere Ausgrabung freuen. Oder einfach nur daran, wie sie da so stehen die 6 CDs mit dem von Phil Smee ach so wundervoll designten 20-seitigen Booklet, das zudem mit viel Info und Fotos der einzelnen Künstler begeistern kann. Und alles zu einem Preis/Leistungsverhältnis (unter 7 Euronen nimmt ein kleiner Mailorder aus dem Weser Hill Country). (R-man) 1-6

Sonntag, 8. März 2009

Compi-Wochen bei
shake baby shake
Uptight Tonight The Ultimate 60s Garage Collection
Zu meiner Schande muss ich ja gestehen mich bis vor kurzem so gar nicht für Rockmusik der 60er Jahre interessiert zu haben. Für mich existierten aus dieser Ära entweder nur meine Soul- und Blues-Helden oder völlig uninteressanter Beat(les)- und Hippie-Kram. Dass da noch so viel mehr passierte, dass es da Proto-Punk, gespielt von Herren in Anzügen, gab, wirklich raues und packendes Zeug, um das zu bemerken brauchte es bei mir tatsächlich den ein oder anderen Spoonful-Beitrag. Wo also anfangen? Auto verkaufen, Hypothek aufnehmen und rare und nahezu unbezahlbare Singles kaufen?
Auf Nummer sicher gehen und die Nuggets-Box kaufen? – war mir als Einstieg auch zu teuer.
Also hab‘ ich mal auf die Ace-Homepage geschaut. Mit denen hab‘ ich ja schließlich bisher nur positive Erfahrungen gemacht; so manche tolle Ace/Kent-Compilation steht bei mir im Regal. Auch die fantastischen Chess-Sampler von Ace sind eine absolute Empfehlung! Die 60s-Garagen-Abteilung bei Ace läuft unter dem Label Big Beat; dort bin ich dann auch recht schnell fündig geworden. „The Ultimate 60s Garage Collection“, das klang doch genau wie das, wonach ich suchte.
Der Text von Jim Lahat überzeugte mich dann restlos: “What we have here is the cream of the crop, something for everyone: for the newcomers there are long time classics by the Sonics, Count Five, the Music Machine, and the Seeds; for the beginners there are big-money records from the Litter, the Outcasts, The Chob, Madd Inc, plus the rarest garage record of all-time (one known copy) Denise & Company's Boy, What'll You Do Then; and for the heavy collector's pleasure there are some unreleased tracks, from the Orfuns and the Soul Vendors. Here are tens of thousands of pounds worth of records, for the price of a single CD. 26 classic tracks that never sounded better, thanks to the highest quality re-mastering allowing you to hear rock'n'roll as it was meant to be: primitive, pure, raw, and unadulterated. This is the "Nuggets" for the 21st Century. Thank you Big Beat Records.”
Eine coole Compi für Einsteiger und Fortgeschrittene und dazu noch zehntausende Britische Pfund gespart? Das klang nach einem guten Geschäft! Da musste ich einfach zuschlagen und hab’s erwartungsmäßig nicht bereut.
Zwischen psychedelischen Rockern und R&B-orientierten Krachern habe ich so manchen Neuzugang für meine Playlist gefunden. (Ich bevorzuge definitiv die zweite Sorte!) Zwar habe ich mich in Folge nicht allzu tief in dieses Genre gekniet, zu ein paar Erweiterungskäufen hat’s aber schon geführt. Wer also, wie ich, in diesem Genre (noch) nicht wirklich zu hause ist, sich aber einen wirklich sehr guten und preiswerten Einblick verschaffen möchte: This is it! (k-nut)

Donnerstag, 5. März 2009

Compi-Wochen bei shake baby shake
Black & Proud
The Soul Of The Black Panther Era Vol.1 & 2
Bei diesen beiden Trikont-Compilations von 2002 trifft authentischer Funky Stuff auf ein griffiges inhaltliches Konzept, das aus einer weiteren Rare Funk-Compilation fast schon ein kleines Politikum macht.
Kümmern wir uns trotzdem in erster Linie um die Musik von "Black & Proud", ob diese nun als direkte Auswirkung des politischen und gesellschaftlichen Geschehens zu sehen ist oder nicht. Beide CDs kommen in schönen Digipacks mit dickem Booklet (ein Doppelalbum wäre allerdings etwas budgetschonender ausgefallen) und bieten Consciousness Funk unterschiedlicher Machart, dargeboten von erwarteten Klassikern wie Curtis Mayfield, Staple Singers, Marvin Gaye sowie den wohl bekanntesten Akteuren in diesem Zusammenhang: Gil Scott-Heron und Last Poets, aber eben auch reichlich unbekannten und obskuren Tracks, die so zum Glück wieder den Weg in die Ohren und damit auch in die Köpfe der Öffentlichkeit finden.
Der verantwortliche Mensch für Musikauswahl und begleitende Texte (deutsch und englisch) zur Panther-Geschichte und den einzelnen Tracks ist der geschätzte Jonathan Fischer, an dessen Arbeit wirklich nichts auszusetzen ist. Die inhaltliche Bezugnahme der einzelnen Songs zu den Black Panthers variiert zwischen vage und konkret, aber natürlich findet man nicht reihenweise programmatische Hymnen wie "Panther" von den Last Poets. Dafür entdecken wir unvergleichliche Perlen von Sons Of Slum aus dem Stax-Lager oder die psychedelischen Segments Of Time, deren Sound sich schwer nach Norman Whitfield anhört. Grandios ist auch "Tell It Like It Is" von S.O.U.L., das echte Funkateers allerdings schon auf der zweiten Ausgabe der thematisch ganz ähnlich gelagerten und ebenso guten Compilation-Reihe "Stand Up And Be Counted" finden konnten. Oder ein Kinderchor namens Ghetto Reality mit einem ganz wunderbaren Tribut an James Brown, große Klasse! Und noch zwei Highlights finden sich auf Vol.1: Miriam Makeba singt gemeinsam mit ihrer Tochter Mbongi "Do You Remember Malcolm" und die mysteriöse Band Darongo liefert einen ultradeepen Underground-Funk-Track mit einem toll knödelnden Sänger.
Auf Vol.2 hören wir dann Gil Scott-Heron, die Last Poets
und die Staple Singers gleich noch mal, wobei diesmal auch ein kleiner Ausblick in Richtung Jazz (Cannonball Adderley) und Reggae (Earl Sixteen, Derrick Harriott) geworfen wird. Dazu kommt ein ebenso schöner wie obskurer HipHop-Track der Briten Cipher Jewels aus den mittleren Achtziger Jahren, sowie ein Song des Last Poets-Comeback-Albums "Down To Now" von 1997 mit Gastrapper Chuck D von Public Enemy. Mir gefallen aber auch hier die raren Deep Funk-Tracks am besten: Syl Johnsons "I'm Talkin Bout Freedom" und "What We Need" von Tribe.
Hey: beide Volumes sind problemlos erhältlich: z.B. hier.
(Whirlyjoe)

Mittwoch, 4. März 2009

Testifying & I Believe To My Soul
Wie ist eigentlich die Meinung zur 2004 erschienenen "Country Soul Revue?" aus dem gleichen Haus?“ fragt bluetwang in den comments zu Joes schönem Country Got Soul Text.
Diese wunderschön aufgemachte CD (edles Pappcover mit Stoffrücken und fettem Booklet) wurde unter dem Titel The Country Soul Revue – Testifying veröffentlicht und beinhaltet an zehn Tagen in 2004 aufgenommene Songs, die mit einer mehr oder weniger festen Studioband und wechselnden Sängern vom großartigen Dan Penn produziert wurden. Bei den Sängern handelt es sich um Interpreten, die wir bereits von den beiden genannten CGS-Compis kennen. Als da wären: Tony Joe White, George Soule, Larry Jon Wilson, Bonnie Bramlett, Donnie Fritts und Dan Penn selbst. Andere, wie Townes Van Zandt oder Eddie Hinton sind ja leider inzwischen verstorben.
Die Stimmen sind natürlich etwas gealtert, das aber durchaus in Würde! Einzig George Soule klingt etwas dünn, macht das aber durch besonders viel Seele wieder wett. (Erinnert mich ein wenig an den späten Pops Staples.) Der Sound ist wundervoll warm, die Songs relaxt, seelenvoll und funky.
Da ist also keinerlei Qualitäts-Gefälle zu Country Got Soul festzustellen, das Ganze wirkt natürlich durch die gemeinsame Produktion deutlich homogener. Überhaupt bestätigt mich diese CD in meiner festen Meinung, dass der große Dan Penn in seiner musikalischen Karriere bisher so gar nichts falsch gemacht hat!
Völlig bedenkenlos nach-kaufen und -hören kann man: George Soule – Take A Ride, Donnie Fritts – Everybody’s Got A Song und One Foot In The Groove, das Frühwerk von Tony Joe White und Larry Jon Wilson und sowieso alles von Dan Penn.
…und bitte nicht von den meist grottigen Covern abschrecken lassen. Die Herrschaften sind offenbar alle sehr uneitel. Der einzige Wermuts-Tropfen in meinen Augen ist die strikte Beschränkung auf weiße Künstler. Das einzige schwarze Gesicht befindet sich verschwommen auf dem Frontcover.
…was mich aber gleich zur nächsten CD bringt:
Als „schwarzes“ Gegenstück zur Country Soul Revue könnte man I Believe To My Soul bezeichnen. Auch hier finden wir „Alte Helden“ mit einer gemeinsamen Studioband unter der Regie eines fantastischen Produzenten. Das ist in diesem Fall (der ebenfalls beinahe unfehlbare) Joe Henry. Und hier finden wir auch schon den großen Unterschied: nicht nur der Produzent ist weiß, nein, auch die Band besteht fast komplett aus Bleichgesichtern. Aber da man das nun in beiden Fällen so gar nicht raushört, soll uns das mal völlig gleichgültig sein! Auch hier ein wundervoll warmer analoger Sound (allerdings tatsächlich digital aufgenommen), das Ganze in einer Woche produziert. Die Stimmen: Mavis Staples, Ann Peebles, Irma Thomas, Allen Toussaint und Billy Preston. Also gleich drei meiner allerliebsten, weiblichen Soulstimmen! Toussaint ist auf fast allen Songs als Pianist vertreten.
Er und Preston sind ja auch eher als Produktions- und Tasten-Virtuosen als große Stimmen bekannt, machen aber auch als Sänger einen tollen Job. Und auch hier hören wir ergreifende Soul-Nummern (gerne auch mit Gospel-Touch), funky tunes und ebenfalls gekonntes Musizieren ohne jegliche Mucker-Allüren. …tolle CD!
Beiden CDs ist traurigerweise noch eins gemeinsam: Auf beiden Covern lesen wir was von „Volume One“, auf einen Nachfolger werden wir aber wohl leider vergeblich warten! (k-nut)

Montag, 2. März 2009

Stag-O-Lee Shakedown in Stuttgart – The Next Level In meinen Ohren habe ich noch immer dieses schrille Pfeifen, bin aber auch selbst schuld, an zwei Tagen hintereinander die Fabulous Penetrators aus nächster Nähe live zu erleben. Wie immer bei den Stag-Stuttgart-Events schon am Freitagabend ganz privat in Peter-Hard-To-Handles Kellerbar, sozusagen als Warm-Up für die eigentliche Party am Samstag. Und natürlich zum allgemeinen Kennenlernen, denn es fanden sich wieder viele Gäste aus der ganzen Republik ein, außerdem hatten wir zwei Bands im Haus – neben den Penetrators auch die schwäbischen Local Heroes Tiger Movement. Und wie erwartet verstand man sich beim leckeren Tannenzäpfle (ebenso konsensfähiges wie bekömmliches Bier aus dem Schwarzwald) gleich prächtig, Schwaben, Briten und Reingschmeckte, Biertrinker, DJs und Musiker. Im Keller vermischten sich die Sets der Bands und anwesenden Musikern zu explosiven und diesmal zum Teil gehörgangsprengenden Jams (zum Beispiel über ZZ Tops „La Grange“). Nach diesem Abend wussten jedenfalls alle, dass R-man und Peter in Sachen Penetrators nicht zu viel versprochen hatten – die erlebten die Jungs ja kürzlich schon in London. Bei der ersten Stag-Party in Stuttgart im November waren wir ja noch ein wenig nervös, ob alles klappen würde – vor allem, ob genügend Leute mitfeiern würden. Diesmal hatte ich keine Zweifel: wir hatten die passenden Bands, eine ebensolche (und weit größere) Location, professionelle Werbung und vorab schon so viel positives Feedback von allen Beteiligten, dass eigentlich nichts schief gehen konnte. Tat es dann auch nicht. Während die Musiker am Samstag beim frühabendlichen Soundcheck waren, fand sich der Inner Circle rechtzeitig zum traditionellen Warmtrinken im Palast der Republik ein, bevor es dann pünktlich um 21 Uhr zum schönen, neuen (aber gekonnt auf Vintage getrimmten) Beat!Club ging. Tatsächlich waren schon einige Leute da, an der souverän und gutgelaunt gemanagten Kasse (vielen Dank an Betti & Claudia!) bildete sich schnell eine wachsende Schlange, und als Tiger Movement gegen zehn Uhr ihren wuchtigen Punk’n’Roll erklingen ließen, hatte sich der Laden schon prächtig gefüllt. Die Burschen erwiesen sich als perfekter Einheizer für das Folgende. Nach erstem DJ-Wechselspiel von K-Nut und R-man, den Spezialisten für die „First Hour“ (watch out for Spoonful Vo. 23), enterten dann gegen halbzwölf die Pentrators die Bühne - und wie! Zu diesem Zeitpunkt war der Club tatsächlich zum Bersten voll, was die Jungs bei ihrem Deutschland-Debüt zu einem schweißtreibenden Parforceritt durch eigene Songs („The Hump“ gleich als Opener) und energiegeladenen Cover-Versionen („Baby Please Don’t Go“, „Have Love Will Travel“) antrieb. Sänger Liam beeindruckte nicht nur mit seinem von Elvis geliehenen goldenen Jackett, sondern auch mit satanischer Gesichtsbemalung – buchstäblich mit hohem Glamour-Faktor. Ansonsten zieht auch Gitarrist John die Blicke auf sich, ein Routinier, der sich mit coolem Gepose in Szene setzt und auch schon Erfahrungen als Gitarrist bei Style Council machen durfte. Die Band spielte schnell und laut, trotzdem wurde schon gut getanzt und im Publikum sah man fast nur noch grinsende Gesichter. Und zwar bei allen: den zum Teil weit angereisten Stag-Alumnis, wie auch beim jungen Stuttgarter Party-Volk. Die Mischung haben wir wirklich gut hingekriegt. Axel fiel dann mit scharfem analytischem Blick und Kennermiene auf, dass der Frauenanteil bei 60% lag. Nach dem rundum begeisternden Set gaben sich die DJs wieder die Platten in die Hand – die Stag-o-Lee Allstars (K-Nut, R-Man, Whirly) wurden dann auch bald von Liam unterstützt, der ein fettes Proficase mit mindestens 200 Seven-Inches dabei hatte – und damit umzugehen wusste. Schließlich erzählte er mir auch, dass er damit in London mehr oder weniger seinen Lebensunterhalt bestreiten würde. Glaubt man ihm aufs Wort. Und es macht einen schon ein wenig stolz, wenn der britische Profi dann exakt unseren Sound trifft, dazu aber statt CDs die originalen 7-Inch-Vinyle auflegt. Und bei so einem gutgelaunten und motivierten Publikum konnte dann auch nichts mehr schief gehen. Meistens tanzte der ganze, große Laden zu unserem speziellen Spoonful-Sound. Seien es die bewährten Klassiker (diesmal vorwiegend R-mans Domäne) oder auch zu in unserem Kontext Neuem: mein angedrohter Thin Lizzy-Song („Johnny The Fox“) stand JBs „Stone To The Bone“ jedenfalls in nichts nach. Und es war wirklich ein erhebender Anblick, vom leicht erhöhten DJ-Pit auf die Tänzerinnen und Tänzer zu schauen, die sich zu Typen wie George Thorogood & The Destroyers verausgaben. An der sozialverträglich früh geschlossenen Kasse wurden dann bereits rund 200 zahlende Gäste registriert, über den ganzen Abend waren es insgesamt deutlich mehr, denn fast bis zum Schluss war der Laden sehr gut gefüllt. Nachdem Liam sein Case nach mehreren Zugaben dann doch geschlossen hatte, beschlossen R-man und ich gegen 5 Uhr den Abend mit diesen vier Songs, an die ich mich tatsächlich noch gut erinnern kann: „It’ Raining“ von Irma Thomas, „Satan Is Real“ von den Louvin Brothers, „Wade In The Water“ vom Golden Gate Quartet und schließlich noch einem Tearjerker von Hank Williams („I'm So Lonesome I Could Cry“). Ich hab dann die erste Stadtbahn nach Hause genommen und mich gefragt, wie R-man die tatsächlich noch komplett anwesenden Penetrators (einzelne in grenzwertigem Zustand) per Taxi heim zu Peter befördert hat. That’s Rock’n’Roll. Heißen Dank mal wieder an alle, die es möglich gemacht haben und dabei waren. Maximum Respect! Traditionell gibt es hier ein ganz frisches Soundfile vom Freitag, ebenso wie die gewohnt coolen Profifotos von K-Nut. (Whirlyjoe)

baby please don't go