Samstag, 26. Februar 2011

Foto: WDR/Thomas von der Heiden

TV-Tipp: Woven Hand im WDR-Rockpalast

...das gilt es nicht zu verpassen: In der Nacht von Sonntag auf Montag, den 28. Februar zeigt das WDR-Fernsehen um 00:15 den legendären Auftritt von Woven Hand in der Kapelle des Landgutes Roepean im niederländischen Ottersum. Infos gibt es auf der tollen Seite des WDR-Rockpalast.

Also: Recorder programieren oder genügend Kaffee bereitstellen.

(K-Nut)

Freitag, 25. Februar 2011

Edwyn Collins live: Hero reloaded? Am Dienstag Abend spielte Edwyn Collins in der ordentlich gefüllten Schorndorfer Manufaktur im Rahmen seiner bescheidenen 3-Gig-Deutschlandtour. Wenn man weiß, dass der verdiente Held britischer Pop-Geschichte zwei schwere Schlaganfälle erlitten hat und jetzt ein behutsames Comeback wagt, überlegt man im Vorfeld natürlich schon, ob man da wirklich dabei sein muss, denn wenn ein Konzert eher den Eindruck einer Therapiemaßnahme macht, ist der Unterhaltungswert doch meistens gering. Meine Bedenken waren aber recht schnell vom Tisch (eigentlich schon mit dem lässigen Motown-Intro, zu dem Collins mit Gehstock auf die Bühne humpelte), andere Konzertbesucher taten sich dabei aber wohl schwerer. Collins leidet rechtsseitig noch an deutlichen Lähmungserscheinungen und auch sein Gesang findet nicht mehr zu alter Größe. Was dann aber nicht allzu schlimm ist, denn er scheint sich auf der Bühne keineswegs unwohl zu fühlen. Er hockt auf einem Amp und muss die Songtexte manchmal ablesen, hat dabei aber eindeutig Spaß, das Publikum zweifellos auch. Dazu hat er sich mit einer ziemlich fulminanten Band verstärkt, die teilweise hart am Rande muckermäßigen Schweinerocks entlang steuert, die Balance aber halten kann. Der linke Gitarrist sah aus, wie wenn er mal bei The Cult gespielt hätte, der rechte muss mal bei den frühen Allman Brothers gewesen sein. Keyboarder Boz Boorer kennt man von den Polecats und Morrissey, an den Drums saß der leibhaftige Paul Cook von den Sex Pistols – und der war tatsächlich richtig gut, sah auch relativ frisch aus. Collins bewegt sich auf der Tour in familiären Kreisen, seine Gattin ist auch seine Tourmanagerin und bei einem Song durfte auch sein Teenager-Sohn mitsingen. Insgesamt also eine nicht gerade lupenreine Rock’n’Roll-Situation, aber das spielte bald keine Rolle mehr, denn der Mann hat einfach tolle Songs auf dem Kasten. Die vom neuen Album „Losing Sleep“ gefallen mit ihrem teils ruppigen Northern Soul-Touch wirklich gut, dazu kamen natürlich auch einige alte Orange Juice-Klassiker in a funky style und selbstredend sein einziger echter Hit „A Girl Like You“. Mir hat es sehr gut gefallen, dass der zentrale Akteur auf der Bühne ein nicht zu übersehendes Handicap hat, lässt sich nicht leugnen, das hat an der Zeitlosigkeit seiner Musik aber mal überhaupt nichts geändert. Neulich live bei Harald Schmidt. Dank an Christian für das Foto. (Whirlyjoe)

Donnerstag, 24. Februar 2011

Miraculous Mule Debut-10“ & Release Party Lesern dieses Blogs wird der Name Michael J. Sheehy und Patrick McCarthy ein Begriff sein. Schon länger dokumentieren wir den Weg des Brüderpaars – Michael hat (um rockiger zu klingen) für seine Soloausflüge den Nachnahmen seiner Mutter angenommen. Eigentlich heißen beide McCarthy – ein schöner irischer Name. Beide musizieren schon Ewigkeiten zusammen, in Michaels Band The Hired Mourners, Patrick (mit Michael’s Hilfe) als Patsy Crime, gemeinsam als Saint Silas Intercession und nun - nachdem die eine Band auf Eis liegt, die andere nie das fliegen lernte und die letzte zerschellt ist – als Miraculous Mule. „Diese Band ist das beste, was mir je passiert ist. I know I am doing something right”, sagt Michael J Sheehy über Miraculous Mule. Die Truppe besteht aus MJ (Gitarre, Gesang), seinem Bruder Patrick (Gesang & funky Bass), Alex Louise Petty (Gesang, ex-Gemma Ray) und Ian Burns, dem alten Hired Mourners Drummer. Inspiriert sind sie von Alan Lomax’ Field Recordings, Gospel, dem Blues an den Crossroads, dem Leiden auf der falschen Seite der Bahnschienen, dem Chess Records Songbook usw. – you get the picture. Bis dato re-interpretieren sie zum grossen Teil Tunes, die schon auf den Baumwollfeldern um die Jahrhundertwende gesungen wurden, nehmen sich dabei aber jede Freiheit, um ihren Stempel aufzudrücken. Das Material reicht von heftigen/ausufernden Blues-Psych-Rockern über ein funkiges Wayfaring Stranger bis hin zu puren Acapella Tunes. Die drei Stimmen harmonieren fantastisch, jeder übernimmt mal die Leadvocals und die knappe Triobesetzung passt perfekt zum entschlackten Sound der in London gerade schwer angesagten Soulful Blues & Gospel-Truppe. Warum erzähle ich das alles? Weil die Band in Kürze auf Stag-O-Lee ihren ersten Tonträger veröffentlicht und weil man das am 11. März in London entsprechend feiern wird. Anfang März erscheint also Miraculous Mule – eine 6-Track/26-Minuten-EP, die nur auf 10“-Vinyl veröffentlicht wird. Noch dazu in einer limitierten Auflage von nur 500 Stück! In einer Blitzsession hat die Band zehn Songs aufgenommen, zu Hause die gröbsten Kanten abgeschliffen und schließlich beim Stag-man abgeliefert, der sich freut, daß Stag-O-Lee die Heimat dieser auch live tollen Truppe ist. Und wo wir gerade von „live“ sprechen. Am Freitag, den 11. März findet in London die große Releaseparty statt. Die Flüge sind preiswert und ein Wochenende in London kann ich nur jedem empfehlen. Ort der Veranstaltung ist das Alley Cat in der Denmark Street, also ziemlich im Zentrum der Stadt. Noch letztes Jahr hieß der Laden Peter Parker’s Rock & Roll Club, aber PP wurde geschasst und nun heißt die saucoole Kellerbar eben Alley Cat. Um 18.30 Uhr beginnt die Festivität mit einem akustischen Set im Regent Sounds Studio Guitar Shop, dem Instrumentenladen, der Fabulous Penetrators Gitarrist Crispin gehört und der exakt über dem Alley Cat liegt. Um 20 Uhr öffnen sich die Türen unten und zirka 2-3 Stunden später wird Miraculous Mule auftreten und die elektrischen Raketen zünden. Ankündigungen zufolge wird das eine ganz spektakuläre Sache werden. Vorher und nachher wird aufgelegt, mit dabei Captain Spangles Crystal Gathering und diverse Stag-O-Lee Allstars, unter anderem Prince R-man, der den Teebeuteln mal so richtig einheizen wird. See ya! (R-man)

Mittwoch, 23. Februar 2011

The Shakedown @ Byte.FM Nach einer leider langen Pause geht es weiter mit The Shakedown beim Webradio Byte.FM - und zwar heute Mittwoch um 14 Uhr. Der Stag-Man legt wie folgt auf: Songs von den neuen Alben von Charles Bradley und Sharon Jones & The Dap-Kings, der neuen Fuzztones und von Miraculous Mule, sowie ein paar Tunes der neuen Wanda Jackson. Am Ende der Stunde laufen noch ein paar 50s R&B Kracher, die mir frisch über den Weg gelaufen sind. Also heute auf Byte.FM gehen und um 14 Uhr auf Play drücken bitte. (R-man)

Montag, 21. Februar 2011

Ohrenleiden!
DJ-ing im Eisenbahnwaggon Tja, am Samstag durfte ich ein letztes mal zusammen mit Kickers-Legende Klaus Täuber im legendären ffus-Waggon (Verein für Flüssigkeiten & Schwingungen) am Stuttgarter Nordbahnhof Platten auflegen. Denn diese einzigartige Oase Stuttgarter Subkultur (doch, die gibt es – ihr würdet staunen) wird spätestens im März wegen dem Stuttgart21-Schwachsinn platt gemacht. Nach elf Jahren Existenz in einem verborgen-verwunschenen Niemandsland einer Industriebrache inmitten der bodenständigen, am liebsten ja mit dem Geldbeutel denkenden schwäbischen Hauptstadt. Bitte nicht mit den Wagenhallen verwechseln, die sind zwar in der Nähe und auch ganz cool, da legt aber am Wochenende dann gerne mal DJ Shantel seine Balkan-Beats auf und verlangt 20 Euro Eintritt. Bei den Waggons handelt es sich in erster Linie um eine Künstlerkolonie, daher auch der offizielle Titel „Waggonateliers am Nordbahnhof“, es gab aber immer auch tolle Konzerte mit Musik der seltsamsten Art und natürlich auch wilde Partys zu jeder Gelegenheit. Und eben den regulären Samstags-Betrieb im Bar-Waggon, wo ich ab und zu auflegen durfte, wofür ich froh und dankbar bin. Die Bierauswahl ist übrigens beachtlich, vor allem gibt es das extrem leckere Augustiner! Man kann dort samstags so ab Mitternacht all das Zeug spielen, das sonst eigentlich nirgends geht. Denn das Publikum (an die 50 sollten gut reinpassen) ist konsequent openminded, kann zuhören und tanzt gerne zu genau den Platten, die andernorts bestenfalls verstörte Blicke auslösen würden. Es war dann wie zuletzt immer gut voll, dementsprechend auch schwerstens verraucht und Täuber und ich spielten einen, äh eher heterogenen Mix aus Punk, Gitarren-Noise, Shoegazer, Spacerock, DFA und ein wenig Elektronik. Selbstläufer sind dort Hits von Jonathan Richman oder Trio, ansonsten sollte man seine Freiheiten genießen und die Meute zu Gang Of Four, Aeronauten, Spacemen 3, James White, SYPH, Cramps, Alien Sex Fiend, Dinosaur Jr und LCD Soundsystem beglücken. Kollege Täuber landete den eindeutig größten Erfolg des Abends mit dieser doch seltsam-genialen Nummer, gut zehn Minuten Krautrock mit psychedelischem Groove, voll ausgespielt und bombenlaut. Der Hammer! Ich habe mich ganz besonders gefreut, dass die teils nicht mehr ganz fitten Menschen morgens um fünf zu dem wahrlich irren Psychedelic-Jazz von Gary Burtons „Vibrafinger“ den tatsächlich gerne leicht schwankenden Waggon noch einmal mit wilden Ausdruckstänzen in Bewegung brachten. Man könnte schon die eine oder andere Träne verdrücken, dass die Herrlichkeit jetzt bald vorbei ist. Andererseits vertraue ich den verdienten Machern ja fest, dass sie bald was Neues und ebenso Wildes an den Start bringen. Hier noch ein Link zum aktuellen politischen Geschehen,
und die Local Heroes Rocket Freudental beim Konzert im Waggon. Dank an Anna für die geklauten Fotos! (Whirlyjoe)

Montag, 14. Februar 2011

Brandneu: LCD Soundsystem – London Sessions Die hauen mich jedes mal aufs Neue um. Selbst mit einem solchen „halben“ Album. Aufgenommen im Stil der klassischen Peel Sessions in London, an nur einem Tag! Und hol mich der Teufel, fast alle der neun neu eingespielten Songs (von den drei Alben plus eine rare Single-B-Seite) klingen hier noch besser als auf den regulären Alben! Wie kann das sein? Hier spielt eine bestens geölte Band, live & direct, mit ganz schlichten Mitteln: Bass, Drums, Gitarre (mit ein paar Effekten), Keyboards (manchmal sogar Piano) und ein wenig Beatbox. Ohne Overdubs und Computereinsatz, also live, nur ohne störendes Publikum. Analoge, organische Sounds also, auch Murphys eigentlich nicht sehr charismatischer Gesang ist nur ein Element im ultrahypnotischen Soundsystem-Sound, der hier noch trockener und tighter klingt. Sensationell finde ich ja Drummer Pat Mahoney: wie der seine Fills und Wirbel in den psychedelischen Mahlstrom einbaut, ist einfach sagenhaft. LCD Soundsystem erweisen sich erneut als Wunder an Effizienz und perfektionieren ihre messerscharfe Synthese aus so disparaten Stilen wie (Italo-) Disco, Punk und New Wave zu neuen, ungeahnten Höhen. Watch dis & give the Drummer some….. (Whirlyjoe)

Freitag, 11. Februar 2011

Glitterhouse-Fusion-Project:
L/O/N/G Habt ihr euch auch schon gefragt, was hinter diesem kryptischen L/O/N/G-Projekt steckt, das uns beim diesjährigen Orange Blossom Special-Festival beglückt? Also ich hab doch aufgehorcht, als ich erfuhr, dass es sich hier um Chris Eckman (Walkabouts) und den Österreicher Rupert Huber handelt, den man vor allem von seinem Projekt Tosca (gemeinsam mit Richard Dorfmeister) kennt, das in den Neunzigern ja hart auf den Spuren von Kruder & Dorfmeister ritt und fast ebenso erfolgreich war. Der Wiener traf den ja bekanntlich in Slowenien lebenden Eckman schon vor einigen Jahren gerüchteweise beim alpinen Bergwandern, seither schickt man sich munter Soundfiles zu, um jetzt mit einem gemeinsamen Album an die Öffentlichkeit zu treten. Es heißt „American Primitive“ und erscheint im April bei Glitterhouse.
Zwischenzeitlich sang Eckman ja schon mal für den grandios betitelten Tosca-Song “John Lee Huber”. Was ich bislang streng vertraulich vom Album hören konnte, lässt sich nicht leicht kategorisieren, manches verbindet eher ambienthaft zarte Electronica mit cineastischen Klangräumen, minimalistisches Piano trifft auf Eckmans Gitarre und Dirtmusics aktuellen Nordafrika-Vibe, alles subtil über einander geschichtet. Manche Songs sind aber durchaus postmoderner Rock mit straightem Beat, Riffs und klaren Hooklines. Na, auch gespannt? Hier gibt es mehr Infos, dazu auch dieses Video. (Whirlyjoe)

Dienstag, 8. Februar 2011

Indies for free: Polyvinyl Record - Winston's Essentials Damit ihr hier mal wieder über den musikalischen Tellerrand rausschauen könnt, empfehle ich euch mal diese frei downloadbare Compilation des vorzüglichen US-Indie-Labels Polyvinyl, das mich zuletzt vor allem mit den jüngsten Alben von Bands wie Casiokids, Of Montreal, Love Is All, Aloha, Joan of Arc, Asobi Seksu und Loney Dear für sich gewonnen hat. Sie alle sind hier zu hören. 15 Songs for free, man muss nur in das Textfenster „ESSENTIALS“ eingeben, E-Mail-Adresse ist nur optional. Die Compilation gibt dann einen brauchbaren Überblick über das aktuelle Geschehen im überwiegend amerikanischen Indie-Underground, auch wenn die für meinen Geschmack beste Band Casiokids aus Norwegen kommt. (Whirlyjoe)

Samstag, 5. Februar 2011

Charles Bradley – No Time For Dreaming Letztes Jahr konnten sich eigentlich alle irgendwie soul-affinen Menschen auf das Album von Sharon Jones & The Dap Kings einigen – zurecht. Dies ist jetzt das männliche Gegenstück dazu, strukturell & qualitativ. Charles Bradley ist wie Sharon Jones nicht mehr ganz jung (Jahrgang 1948) und hat eine mehr als holprige Karriere als Soulsänger hinter sich – trotz dieser unglaublich deepen, verwitterten, rauen, heiseren und zutiefst emotionalen Stimme, die manchmal wie die des bei der Geburt getrennten Zwillingsbruders von James Brown klingt. Zum Glück ist er jetzt beim perfekten Label für seinen zeitlosen Sound gelandet, denn sein Debütalbum (!) erscheint verdientermaßen bei Dunham, der Subdivision von Daptone, die uns ja auch schon das grandiose Album der Menahan Street Band gebracht hat. Und die spielt jetzt für Bradley – und wie. Letztlich sind das ja die immer gleichen New Yorker Allstars, die zwischen Dap-Kings, Budos Band, Antibalas und El Michels Affair munter wechseln, die entscheidenden Leute sind hier aber Gitarrist und Producer Thomas Brenneck und Dap-Kings-Drummer Homer Steinweiss, die Bradley einen ganz wunderbaren Sound zaubern: unglaublich warm und transparent, authentisch-retro und definitiv analog, mit Bläsern, die selbst via CD wie direkt über die eigene Schulter gespielt klingen.
Auch toll: natürlich ist Bradley ein ergreifender Balladeur ersten Ranges, aber er kann auch (vorsichtiges) Uptempo und sogar richtig funky, womit sich der Kreis dann wiederum zu James Brown schließt. Ja, dieses grandiose Album kann man nur an den allergrößten Namen messen. Wie schon bei Sharon Jones letztes Jahr gilt auch hier: Classic Soul kann man heute nicht besser machen.
LP oder CD
(Whirlyjoe)

Donnerstag, 3. Februar 2011

The Fabulous Penetrators – Ein Tourbericht! Auf der Strasse mit einem wilden, 5-köpfigen Tier. Und ich dabei als Dompteur und Schwinger der Peitsche, schließlich galt es, Flurschaden zu vermeiden, der später Stag-O-Lee hätte zugeordnet werden können. Also stellte ich meinen Ford Tourneo Van und bediente das Volant mal gleich selbst. Eine meiner leichtesten Übungen, denn das Fahrzeug ist eines der coolsten, das ich je bewegen durfte, trotz Jahren in der automobilen Oberklasse. Zum Auftritt in Köln hat Kollege K-Nut ja schon alles geschrieben, nur das vom Clubkoch präsentierte Abendessen muss noch erwähnt werden. Zwei Schalen: eine mit kleinen, verkohlten Bratwurststücken, die andere mit einer Art Auflauf, bestehend aus Kartoffelspalten mit Schale, die noch gut 15 Minuten gekonnt hätten, dazu vereinzelt aufblitzende Paprikastreifen und vor allem: Sauerkraut! Das alles mit Käse überbacken und mit einer Sauce aus Milch unterlegt. Ein ganz spezieller Geschmack, wie man sich denken kann und eigentlich hatte ich in Verbindung mit dem doch reichlich verklappten, ungewohnten Kölsch eine nächtliche Dünndarmexplosion erwartet. Es blieb aber alles gut. Die 90 Minuten nach Münster am nächsten Tag legten wir natürlich auf der oft erwähnten „einen Arschbacke“ zurück. Das Gleis 22 hatte ich aus grauer Vorzeit als punkigen Schuppen in Erinnerung, mittlerweile ist es ein sauberer Jugendzentrumsraum mit Bar und großer Bühne (die Aufteilung hatte sich nicht geändert). Für den Abend jedoch teilte man die Hälfte des Raumes ab und spielte auf der Seite. Genug Platz für die beherzt rockenenden Penetrators, die an dem Abend allerdings das Vorprogramm abgaben für eine Band namens Curlee Wurlee! Aus verletztem Stolz legte die Band satt los und bewies sich wieder einmal als Powerhouse, schließlich wollte man die Latte für den Hauptact so hoch wie möglich legen. Dieses beim Soundflat Label des mitreisenden Traxman unter Vertrag stehende Quartett spielte dann die erwartete Mischung aus orgellastigem Sixties Garage-Pop mit Mädchenstimme. Voll retro eben. Mit Blick auf den bevorstehenden 6-Stunden Trip nach Berlin am nächsten Tag wurde der Partyfaktor unter 5 auf der nach oben offen Partyskala gehalten. Auf den Bassy Cowboy Club an der Schönhauser Allee habe ich mich besonders gefreut. Ganz klar einer der schönsten Clubs, die ich in meinem doch schon langen Leben gesehen habe und nach dem Umbau des Rauchersalons nun noch schöner. Auch die Fabulous Penetrators zeigten sich hocherfreut über das Ambiente und mich beherrschte eine Art Mischung aus Vorfreude und Angst, ob sich denn nur eine Handvoll Fans zur Show einfinden würden. Der Gedanke, daß die Band vor einem leeren Haus spielen würden, war der Antiklimax. Gegen 23 Uhr war noch nichts los, zur Showtime eine halbe Stunde später meinten die Veranstalter mit sorgenvoller Miene, man solle doch erst um Mitternacht anfangen. Unwohlsein macht sich breit im Backstagebereich und als die Mannschaft kurz vor O Uhr Richtung Bühne vorrückte, hatte sich das Bassy in 30 Minuten richtig gut gefüllt. Uff – auf Erleichterung folgte Ekstase, denn das Publikum reagierte auf den High-Energy Rock & Roll der Band mit wilden Körperzuckungen, was widerum die Band anstachelte, noch einen Zahn zuzulegen. Die Penetrators sind mittlerweile zur echten Rock & Roll Maschine zusammengewachsen, nach vorne gepeitscht von einem heftigen Drummer, der mit dem swingenden Bass die perfekte Grundlage für die beiden Gitarristen liefert. Die lassen es mächtig krachen (zudem ist Crispin’s Gretsch Billy Bo Gitarre (mit Bigsby Wimmerkralle) die schönste Klampfe ever), nehmen sich aber auch mal zurück und lassen die Rhythmusgruppe grooven. Mit Liam haben sie zudem einen Frontmann, der den Namen wirklich verdient, so eine Art Mutation aus Elvis und Screamin’ Jay Hawkins im Matador-Outfit. Alles in allem ein erstklassiger Abend. Im Rauchersalon mühte sich derweil Traxman, so etwas wie Stimmung aufkommen zu lassen. Mehr als ordentlich, aber die Leute kamen eben nur zum rauchen und nicht zum tanzen. Letzteres passierte im Main Room, allerdings hätte ich die Mischung aus Spät-40er Bigband Zeugs und Jump Blues auch hinbekommen. Nachdem kein Tannenzäpfle mehr reinpassen wollte, stoppte ich auf dem Weg zum Hotel noch auf eine Portion Pommes Schranke. Zusammen mit einer türkischen Jugendbande, ein paar sturzbesoffenen britischen Hooligans und eine bunten Schar an Nachtschwärmen ließ ich es mir schmecken, bevor ich mein Haupt niederlegte. By the way, sowohl im Gleis 22 als auch im Bassy lief Stag-O-Lee's Roll Your Moneymaker zum Warm-Up, sozusagen die Rettungs-Disc für die Plattenleger-Jungs und -Mädels. Am Samstag stand ausschlafen und rumgammeln auf dem Plan, denn die Fahrt nach Dresden sollte nur zwei Stunden dauern. Wegen einer Strassensperre und einem unmotiviert arbeitenden Navi kamen wir leicht verspätet bei Rosi’s Amüsierlokal an. Irgendeine Investorengruppe hatte hier ein Haus in der Neustadt mit reichlich Kohle zu einem Club mit Restaurant umgebaut. Ersterer erwies sich als grosses Rechteck mit geschmackvoller Fifties-Deko, bestimmt von einer raumfüllenden, mittig platzierten Theke und kleiner Bühne und Dancefloor am Kopfende. Gefühlte 200 Leute zahlen willig den Eintritt, sicher nicht alle wegen der Band, sondern eher weil das Rosi’s wohl ein angesagter Laden ist. Brav rockten sich die Penetrators durch ihr Programm, aber bis auf ein Dutzend Ausnahmen blieb das Publikum recht reserviert, was auch DJ Traxman zu spüren bekam, der sich bis 7.30 Uhr alle Mühe gab, den Dancefloor in Bewegung zu halten. Maximum Respekt dafür (Liam über Traxman: "You sir have the patience of a saint and the constitution of king kong.") Und allergrössten Dank an den Rosi’s Promoter für dessen unfassbare Gastfreundschaft, die es an nichts fehlen ließ. Eine halbe Stunde nachdem Traxman die Nadel ein letztes Mal geliftet hatte, sollte Abfahrt sein. Schließlich sollte es quer durch die Republik nach Krefeld zu einer Nachmittagsshow gehen. Für 13 Uhr war das Eintreffen terminiert, was möglicherweise hätte klappen können, wenn um 8 Uhr alle am Start gewesen wären. Als wir um 10 Uhr endlich alle beisammen waren und die Backline eingeladen hatten, war jedem klar, dass es eine knappe Sache werden würde. So prügelte ich den Ford durch den Osten bis zu meinem Heimatort, denn hier sollte ich die Tour verlassen. Für die Übernahme der silbernen Blitzes in Krefeld sorgte dann dankenswerterweise der gute Martin. Um 16.30 war Showtime. 15 Minuten vorher bekam ich noch einen Anruf von Traxman, der das Steuer für den Rest des Trips übernommen hatte. In heimischen Gewässern fragte er sich langsam, ob ich das Navi wohl richtig eingestellt hätte, er würde sich nämlich wundern, wo ihn das Ding gerade hinschickt?!? Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, was ich im eiskalten Morgengrauen in Dresden eingetippt hatte. Aber letztlich hat noch alles geklappt, denn die Band meinte, es wäre noch ein toller Nachmittag geworden, mit guten Leuten in einem tollen Club. Ende gut, fast alles gut. Fazit: würde ich jedes Mal wieder machen. Weil die fünf Penetrators durchweg einfach richtig liebe, nette und witzige Kerle sind. Da wird nie gemeckert, sich nicht beschwert, da gibt es keinen Stinkstiefel, der schlechte Vibes verbreitet, da wird sich höchstens gegenseitig auf die Schippe genommen oder mal Liam’s I-Phone komplett umgestellt, wenn er mal wieder nicht aufpasst (4x am Tag). Oder die Geschichte von Les McKeown, dem Sänger der Bay City Rollers... "When I was ten I went to a holiday camp in Mallorca with my parents. Les McKeown worked there as a magician... a baaaad one." (Steve) "He wanted the Penetrators to play at a party. He luvd us. But he got busted on a reststop in Huddersfield for selling cocaine." (Liam) - sowas bekam ich den ganzen Tag zu hören... und ich bereue keine Sekunde. The Fabulous Penetrators – long may you run! (R-man)

Dienstag, 1. Februar 2011

Gang Of Four - Content Sollte mich mal jemand fragen bei welchen Bands ich mich, trotz gesetztem Alter, zum echten Fan-Tum bekennnen würde und dementsprechend zu eher unkritischem Komplettismus neige, fallen mir exakt drei ein: Chic, Talking Heads und eben die Viererbande aus Leeds. So habe ich auch nicht lange gezögert mir das frische Album zuzulegen, obwohl ich nur einen Vorab-Song/Clip kannte. Freund Joe nannte den zwar gewohnt diplomatisch einen "Scheiss Song" aber da gehen die Geschmäcker wohl etwas auseinander... Urteilt selbst: Als ich dann auch noch las, dass Gang Of Four im März im Kölner Luxor auftreten (das war in der Hoch-Zeit von GO4 einer meiner Lieblings-Clubs in Köln - ja, die bösen 80er!) habe ich mir nach kurzem Zögern natürlich in blindem Vertrauen eine Karte gekauft. Das Gefühl dermaßen gespannt auf ein neues Album zu warten hatte ich, ehrlich gesagt, schon seit sehr langer Zeit nicht mehr verspürt. Ein wenig wurde meine Vorfreude nur durch die etwas penetrante Eigenwerbung der Band auf facebook getrübt. (Ich habe mir natürlich die Vinyl-Version bestellt, denn die hat die CD gleich mit an Bord.) Die Vorab-Rezensionen waren soweit auch alle relativ positiv, die kritischen Töne "Gang Of Four sind sich treu geblieben, bieten nichts wirklich neues und klingen genau wie früher" steigerten meine Vorfreude sogar noch. Es sind zwar nur noch zwei Köpfe der Ur-Formation dabei, aber das sind glücklicherweise die soundprägenden Andy Gill und Jon King. Und Contend klingt tatsächlich so als hätten Gang Of Four keine 15jährige Pause hinter sich, als hätte es in den letzten Jahren nicht haufenweise "GO4-inspirierte" neue Bands gegeben (wovon mir eigentlich nur Radio 4 gefielen) und die beiden ollen Säcke machen immer noch auf Salon-Revoluzzer/zornige alte Männer - und das machen sie gut! Die neue Rythmus-Gruppe spielt den trademark-Zappel-Funk so auf den Punkt wie die Stammbesetzung, die Stimme klingt fast unverändert, die herrliche Schredder-Gitarre.... nun, sie schreddert wie eh und je! Mir gelingt es keine Sekunde ruhig zu sitzen während Contend läuft - und die läuft verdammt oft momentan. Wenn ich also mal die ganzen Marketing-Mätzchen aussen vor lasse, macht mich dieses Album eigentlich rundum glücklich! ...und inzwischen freue ich mich wie Bolle auf den Gig! (Bericht folgt natürlich.) (K-Nut)