Freitag, 27. Februar 2009

Abt.: heisser Samstag
The Stag-O-Lee Shakedown in Stuttgart!
Am Samstag, den 28. Februar steigt im Beat Club! in Stuttgart-City der Stag-O-Lee Shakedown! Mit den eigens eingeflogenen Fabulous Penetrators, die hier ihr Deutschland-Debüt geben. Die Musik: irgendwo zwischen den Sonics, Headcoats, Cramps, Howlin’ Wolf, den Stooges und den Monks. Also in den Sixties wurzelnd, mit sehr rohem Vorwärtsdrang. Ihre Debütsingle auf Stag-O-Lee The Hump ist ein monströser Uptempo-Rocker mit Rasierklingen-Gitarrenriff und einem grunzenden Elvis-Beefheart mit mächtigem Backenbart. Sixties-Psych-Garage mit der Power des schwärzesten Rock’n’Roll. Der Fünfer aus East London spielte sich seit 2006 mit furiosen Live-Auftritten ins Zentrum der aktuellen Rock’n’Roll-Szene der Stadt, man stelle sich einen Mix aus Captain Beefheart, den New York Dolls und dem erschreckenden Elvis der Las Vegas-Ära vor.
Support: Tiger Movement …kommen aus dem Stuttgarter Raum und passen mit ihrem dreckig rumpelnden Garagen-Punk-Rock perfekt ins Programm: mit ruffen Vocals und fettem Fuzz in den Gitarren verbinden sie das Beste von New York Punk a la Ramones mit aktuellen Combos von Kings of Leon bis Hellacopters.
Dazu an den Decks: The Bear Family (London) und die Stag-O-Lee Allstars mit fetten Tunes zwischen pure Funk, sleazy Rock’n’Roll & dirty R&B.
Also: Samstag, den 28. Februar - Beat Club! Stuttgart - ab 21 Uhr!!!

Donnerstag, 26. Februar 2009

Abt. Neu & On the road
T-99
Vagabonds
Dieses holländische Trio hat mich schon vor zwei Jahren mit dem Vorgänger Cherry Stone Park restlos überzeugt. Die Jungs spielen dreckigen Retro-Style Rock’n’Roll zwischen Desert, Swamp und Rockabilly und würden auch auf Stag-O-Lee eine gute Figur abgeben. Die Einflüsse sind dieselben wie zuletzt: Tom Waits, Tav Falco, Link Wray, R.L. Burnside, Cramps – alles fest im Blues fundiert, dazu gibt es diesmal sogar eine Cajun-Swamp-Nummer mit französischem Gesang. Sehr edel sind auch die balladesken Momenten, bei denen gerne ein Hauch von Chris Isaak- und Ry Cooder-Twang-Kitsch im Raum steht. Nein, diese Burschen klingen nicht nach Amsterdam, sondern nach tiefstem Louisiana oder New Orleans im Mardi Gras-Fieber. „She’s Still Around“ gemahnt sogar an Tom Waits, imaginär begleitet von Patrick McCarthys coolem Banjo. Uptempo-Rumpler und trunkene Balladen halten sich ungefähr die Waage, und man hört „Vagabonds“ an, dass dies der vierte Longplayer in etlichen Jahren Bandgeschichte ist: T-99 haben ihre musikalische Nische gefunden. Der Gesang ist angemessen schräg und blechern, aber nicht kaputt, der Upright Bass hält das Ganze auf majestätische Weise zusammen und die Gitarren präsentieren die coolsten Sounds der 50er und 60er. Mit so was rockt man heute wieder die coolsten Clubs. (Whirlyjoe)
Hingehen: 26/02 White Trash, Berlin (DE); 27/02 Atomino, Chemnitz (DE); 28/02 Kantine, Augsburg (DE); 01/03 Zwölfzehn, Stuttgart (DE)

Mittwoch, 25. Februar 2009

Booker T-Comeback!!! Am 20. April erscheint mit Potato Hole gänzlich überraschend ein neues Soloalbum von Stax-Hausorganist Booker T – nach über 20 Jahren Release-Pause. Zwar nicht mit den MGs, dafür aber unglaublicherweise mit Neil Young und den Drive-By Truckers als Begleitband. Potato Hole erscheint auf Anti Records, wo man übrigens auch an einem neuen Studioalbum von Mavis Staples arbeitet. Bei Pitchfork kann man schon in einen Song reinhören. Klingt tatsächlich wie früher, allerdings mit roherer Gitarrenarbeit als früher, Ol’ Neil spielt halt anders als Steve Cropper. Bookers Hammond B3 klingt dagegen wie aus der Zeitmaschine. Das Album wird u.a. Cover-Versionen von Tom Waits (Get Behind the Mule) und Outkast (Hey Ya) zu bieten haben. (Whirlyjoe)

Sonntag, 22. Februar 2009

Abt.: Topfrisch Boozoo Bajou Grains Spätestens seit Flo von Boozoo Bajou mal in meinem Garten als DJ tätig war, gehört die Band aus dem Frankenland zu meinen Lieblingen. Das Satta Album und die grandiose Juke Joint Compilation gehörten aber schon zu meinen Favoriten, Dust My Broom und Juke Joint II. verfestigten den hohen Stellenwert des Duos noch. Und nun Grains, das neue Album. Der beinharte Boozoo Bajou Freund wird bei Grains erstmal auf die Probe gestellt, die Erwartungshaltung sozusagen pulverisiert. Krispe Beats können sie noch immer, aber tanzen kann man dazu nicht mehr. Das wohltuend erdige und die Auswahl der hochkarätigen Gastsänger (Willie Hutch, Joe Dukie, Tony Joe White, Ben Weaver etc.) des letzten Albums sind auf der Strecke geblieben. Aber zumindest die verkifften Beats des Satta-Debüts findet man in Instrumentals wie Kinder Ohne Strom, Fuersattel oder Tonschraube wieder. Ein Westcoast-Album wollten sie machen, hörte man parallel zur Promo-Aussendung. Man sei auf dem Green Man Festival gewesen, hätte an jeder Menge aktueller Singer/Songwriter Gefallen gefunden und vor allem die Laurel Canyon Szene der frühen 70er um Joni Mitchell, Neil Young, Jackson Browne und all die anderen wieder entdeckt. Und so rollt es dahin, dieses dritte Album der beiden Männer aus dem Süden der Republik. Und wenn man das Dust My Broom Album erstmal ausgeblendet hat, dann kriecht es so langsam rein in all die Stellen im Körper, die für Wohlgefühl zuständig sind. Das fließt sanft, der Laurel Canyon Vibe ist nur am Rande und mit viel Wohlwollen spürbar, die Gastsänger sind eher unbekannte Leute aus dem Folk-Umfeld, darunter eine frische britische Chanteuse mit dem Namen Rumer. Im Prinzip ist Grains eine Downbeat-Revival Platte, die mich an vieles erinnert, was ich aus dem Umfeld immer mal wieder auflege. Dazu etwas Folk, etwas Jazz, die gewohnt relaxten Grooves und (scheinbar) viele Handgespielte Instrumente. Nicht das was ich erwartet hätte, aber rundum gelungen. (R-man) grains

Freitag, 20. Februar 2009

The Return Of Arena-Rock: Van Halen Beim Konzert der furiosen Black Diamond Heavies bin ich wieder auf den (schlechten) Geschmack gekommen: Van Halen! Ein Lichtblick in den flachen Gewässern matschigen Stadionrocks. Zumindest auf den ersten vier Alben der Jahre 1978 bis 1981. Natürlich spielten Van Halen damals eher stumpfen Ami-Hardrock, aber eben doch mit einem speziellen Kick. Während die ähnlich guten ZZ Top mit soliden Blues-, Boogie- und R&B-Roots überzeugten, war es bei Van Halen ebenfalls der Boogie, aber eben auch eine latente Dosis schwer stampfenden Funks, die die Band vom flauen Durchschnitt abhob. Dazu hat Dave Lee Roth eindeutig dreckigen Soul in der Stimme und Gitarrero Eddie Van Halen zumindest einen mächtigen Sound, auch wenn er immer viel zu viele Noten spielt. Nicht umsonst war ihr erster Hit ja ein brettartiges Cover des spoonfultauglichen Kinks-Klassikers „You Really Got Me“. Auf dem ersten Longplayer von 1978 hieß der Hit aber „Ain’t Talkin’ Bout Love“, gerade erst von den Black Diamond Heavies kongenial gecovert. Das ganze Album klingt auch heute noch frisch und wuchtig, von Ted Templeman perfekt (sauber und kraftvoll) produziert. A true classic. „Van Halen II“ fand ich eher enttäuschend: 1979 setzte der Fluch des zweiten Albums ein – solides Handwerk, aber kein Hit. In den Staaten reichte das dennoch zu wachsendem Starstatus. Immerhin mit einem Cover von „You’re No Good“ aus der Feder von Holland/Dozier/Holland. Album Nummer drei, „Women And Children First“ von 1980 ist dann aber deutlich besser. Mit „And The Cradle Will Rock“ kriegen sie wieder so einen mächtigen Stampfer hin, mit massiv pumpendem Bass, „Diamond Dave“ stimmlich am Höhepunkt und selbst Flinkfinger Eddie hält seine Soli kurz und halbwegs übersichtlich. Und Templeman hat das Ding wieder so hervorragend produziert, dass mein Jahrzehnte altes Vinyl wie eine audiophile Japan-Pressung klingt. Auch knorke: „Take Your Whiskey Home“ mit bluesigem Akustik-Intro und dann mit mächtig schleppendem Midtempo-Heavy Funk nach vorne. Mein Favorit bleibt aber der 81er Longplayer „Fair Warning“, im Oeuvre leider unterschätzt, da auch hier wieder der ganz große Singlehit fehlte, der mit „Jump“ drei Jahre später dann alle Schleusen zum endgültigen Superstardom öffnete. Schon beim Opener „Mean Street“ packt Basser Michael Anthony ein lupenreines Funk-Riff aus, das sich gewaschen hat. Dann gleich mein Top-Favorit: „Dirty Movies“: derselbe monströse Groove, Schwergewichtsfunk mit ganz erstaunlichem Bass-Sound, nur Eddie daddelt ein wenig zu inspiriert dazwischen - ist aber kein Vergleich zu dem was Carlos Santana mittlerweile so treibt. Weiter reicht meine Van Halen-Sammlung nicht, ist vielleicht ganz gut so, obwohl sich auf Album Nummer 6 neben „Jump“ auch der grandiose Speed-Boogie „Hot For Teacher“ findet. Danach kam dann Sammy Hagar und noch Schlimmeres – schweigen wir gnädig. Anno 84 durfte ich sie sogar bei einem Monsters Of Rock-Festival live erleben – noch mit Macho-Mann David Lee Roth, der neuerdings ja wieder bei den noch immer aktiven Rockern singt. Damals eine grandiose Showband, mit Selbstironie und offensichtlichem Spaß an der Arbeit den formatierten Metal-Genossen weit voraus. Habe ich mich jetzt zum Narren gemacht oder steht mir da draußen irgend jemand mit Van Halen bei? Authentisches Gepose: hier! (Whirlyjoe)

Donnerstag, 19. Februar 2009

Be the vinyl. Dieser Slogan hat es mir angetan, ganz klar. Das Thema Sleevefacing ist medial ja schon ziemlich ausgeschlachtet, es macht aber eben auch immer wieder großen Spaß, sich durch das Archiv von Sleeveface zu wühlen. Oft sind die einfachsten Inszenierungen die besten. So etwas kommt natürlich ursprünglich aus dem UK, wo die Liebe zum Vinyl halt doch am ausgeprägtesten ist. Heute gibt es eine echte Sleeveface-Bewegung in den einschlägigen Web-Communities von Flickr bis Facebook, entstanden ist das Ganze als Party-Spaß einiger Lads aus Cardiff. Die besten Bilder sind mittlerweile sogar als Buch erschienen und es gibt Fantreffen und Parties mit prominenten DJs.
Mit CDs geht das natürlich gar nicht. (Whirlyjoe)

Mittwoch, 18. Februar 2009

Bericht aus Berlin #2 It Might Get Loud auf der Berlinale 2009 Traditionalisten konnten sich letztes Jahr auf der Berlinale an den Stones mit Scorseses’ Shine a Light und CSNY: Déjà Vu, Neil Youngs Anti-Bush-Tour ergötzen. Beides mehr oder weniger typische Musikdokus: gefilmtes Konzert plus Background-Geschichten. Für Gitarren-Fetischisten gab es diesmal ein interessantes Kammerspiel zu sehen. It Might Get Loud, inszeniert von Davis Guggenheim (hat den Oscar prämierten Al Gore-Film produziert). Man nehme drei Musiker aus derei Generationen (Jimmy Page, The Edge, Jack White) und deren Gitarren samt Verstärkeranlagen, Plattenspielern und Möbel, miete eine Halle an, und dann filmt man das einfach. Das Ergebnis fällt zwiespältig aus: drei Männer zeigen auf ihren Gitarren, was sie können (oder auch nicht: The Edge) und reden darüber. Vieles wirkt etwas gestelzt und zu gewollt, aber es gibt auch schöne kurze Momente, z.B. Jack Whites leuchtende Lausbubenaugen als Jimmy Page zum Whole Lotta Love-Riff ansetzt. Man einigt sich schließlich auf The Bands The Weight. Zum Leben erweckt wird diese Doku durch die Homestories. Großartig wie Jimmy Page in seinem Musikzimmer die original Link Wray Rumble 7“ auflegt und dazu Luftgitarre spielt, oder der Gitarrist der irischen Band seine 2x2-Meter Verstärker-Verzerrer-Wand ausschaltet und mit einem schelmischen Grinsen zum abrupt unverstärkten Instrument kommentiert, das er so gut wie gar nicht spielt. Jack White legt den Blues-Barden Son House auf und komponiert anschließend in zwei Minuten einen Song, bringt ihn sofort auf Tonband und schenkt dieses anschließend dem Regisseur. Cool. Der Historiker erfreut sich an seltene Led Zep- und Yardbirds-Aufnahmen, man sieht das Treppenhaus in dem Stairway to Heaven aufgenommen wurde, sehr schöne Live Takes von den White Stripes und Raconteurs, sogar die frühen Bilder der irischen Teenager erträgt man, da der Film vieles ironisch bricht, der Sänger der Band kommt gottseidank nicht zu Wort. Den silbernen Bären für den besten Vorspann eines Musikfilms bekommt It Might Get Loud trotzdem: Jack White hämmert aus 3 Stück Holz, einer leeren Cola-Flasche und einem dicken Draht, den er an einen Verstärker anschließt, entsprechend bearbeitet, eine perfekte Bluesgitarre: „You don’t have to BUY a guitar“. (An-Dréad)

Dienstag, 17. Februar 2009

Bericht aus Berlin Soul Power auf der Berlinale 2009 Im Overkill an Berlinale-Filmen kann sich der geneigte Musikfreund ab und wann gute Musikdokus herauspicken, die erst ein Jahr später auf DVD erscheinen oder auf Arte zu sehen sind. In den letzten zwei Jahren gab es u.a. Scott Walker 30th Century Man, Arthur Russell World Combination, Patti Smith Dream of Life. Highlight dieser Berlinale war Soul Power, eine Doku über das von Boxpromoter Don King organisierte Festival in Zaire 1974 parallel zum WM Fight Ali-Foreman. Seine Idee war es, ein Soul-Woodstock in Afrika zu veranstalten, ein Comeback to Africa. Das Beste vom Besten an schwarzer Musik diesseits und jenseits des Atlantiks sollte an drei Tagen zelebriert werden. Das Line Up war auch phantastisch: aus den USA James Brown mit den kompletten Allstars, Bill Withers, BB King, Sister Sledge, Spinners, Crusaders, ein 30-Mann-Orchester der Fania Allstars mit Celia Cruz und Ray Barretto; vom afrikanischen Kontinent dabei: Hugh Masekela, Miriam Makeba, Manu Dibango und diverse Bands aus Zaire. Compiliert hat das ganze Jeffrey Levy-Hinte, Cutter des Ali-Streifens When We Were Kings. Es gibt wunderbare Aufnahmen von Kinshasa und Umgebung: vom traditionellen Leben auf dem Lande bis zu den Straßenmusikern in hippen 70er-Jahre Klamotten, die elektrisch verstärkt auf einer Verkehrsinsel spielen. Eine Idylle im Vergleich zum heutigen Kongo der Warlords. Begleitet werden die schwerreichen Soulstars, die zum ersten Mal in Afrika sind, auf Touristen-Safari. Die unfreiwillige Komik ist schon beinahe rührend. Dazu gibt es Black Power Bonmots und Sparring Fights eines Ali in Bestform. Unfassbar ist das Gelingen des Festivals an sich: Man hat das teuerste Equipment aus LA ins zentrale Fußballstadion an den Äquator verfrachtet und in wenigen Tagen aufgebaut. Bild und vor allem der Sound sind unglaublich. Die besten Live-Aufnahmen von James Brown (mit Schnauz! 1974) und Allstars, die ich je gesehen und gehört habe. Sein Funk klingt exakt nach modernem Afrobeat, hätte auch Fela Kuti mit Tony Allen sein können. Bill Withers bringt eine ergreifende akustische Nummer, Miriam Makeba den Click Song. Natürlich gibt’s auch sehr viel Backstage-Gewusel zu sehen (BB King stellt in gefühlten 10 Sekunden seine Setlist zusammen, James Brown in der Garderobe, während des ganzen Films sehr gesprächig und in bester Laune!), aber am schönsten sind die Nahaufnahmen des afrikanischen Publikums, das höchstwahrscheinlich zum ersten Mal ein Soul Concert sieht und hört. Der Ausdruck in den Gesichtern sagt einfach alles.
Der bei der Premiere anwesende Regisseur („It sounds much better than Wattstax“) sucht schon seit Jahren einen Geldgeber, um das ganze Festivalmaterial in einer DVD-Box zu veröffentlichen. Das wäre ein Traum. (An-Dread)

Montag, 16. Februar 2009

Compi-Wochen bei
shake baby shake
Funky Kingston
Hier noch eben zwei auch mittlerweile nicht mehr regulär erhältliche Tonträger aus dem Hause Trojan, das ja mit dem Mutterschiff Sanctuary letztes Jahr unterging. Mittlerweile gehört Katalog Universal und ab und an frage ich an, ob sie uns die Rechte nicht für nen symbolischen Euro verkaufen wollen?!? Wollen sie natürlich nicht, was sie mir nicht unbedingt sympathischer macht.
Funky Kingston - Reggae Dancefloor Grooves 1968-74
Die Zusammenstellung beginnt und endet mit Toots & The Maytals, zum einen Funky Kingston, zum anderen Funky, Funky“. Dazwischen gibt es einige tierische, beinahe Deep-Funk-mäßige Instrumentals, alles voran Zap Pow (Soul Revival), The Chosen Few (Reggae Stuff/Funky Stuff) und ganz besonders die Jay Boys (Splendour Splash). Lee Perry (Jungle Lion) und Bob Marley & The Wailers (Soul Almighty) bieten sehr gute Songs aus eigener Feder, aber es sind einige Coverversionen, die besonders hell leuchten: allen voran Is It Because I´m Black von Ken Boothe. Das sollte bekannt sein, aber hier handelt es sich um eine Version mit Gebläse, was den Song in eine andere Dimension katapultiert. Die Pioneers (Papa Was A Rolling Stone) und Chosen Few (Do Your Thing) hatte ich auch schon in der Sammlung, aber diese Tunes sind so gut, die muß man ein paar mal haben. Lloyd Charmers liefert ein ebenso naturgetreues Shaft wie die War Version von Tomorrow´s Children.
Die jamaikanischen Musiker fügen den Originalen eine unerwartete Komponente hinzu, denn die Betonung auf den dritten Beat macht sich unheimlich gut in Verbindung mit der geheiligten Soulkunst. Ziemlich erstklassig.
Funky Kingston - Vol. 2/Soul Power
Vol. 2 funktioniert nach dem gleichen Schema. Und eben so gut. Ausser Ken Boothe kommen die Künstler eher aus der zweiten Reihe: Nicky Thomas, King Sporty, Tinga Stewart, Mike Dorane, Horace Faith etc. Dabei natürlich die bei solcher Art Compilations nicht wegzudenkenden Cimarons und The Chosen Few.
Trojan sprach von „an even funkier selection“ mit vielen „underground hits in the UK Funk scene over the years, while others are long-lost gems from the Trojan and Creole vaults and although there are a sprinkling of covers, the bulk of the tracks are originals, so proving Jamaicans could strut their staff with the best of them. Get down, y'all!” Und ich sage: "Say Yeah! And go to your 2nd Hand Emporium,. Quick!" (R-man)

Sonntag, 15. Februar 2009

Abt.: Brandneu
DJ Andy Smith
Presents Greensleeves Document/
Various Artists
Dem umtriebigen britischen DJ Andy Smith hängt wohl auf ewig das Label Portishead-Tour-DJ an, obwohl er seit vielen Jahren einen ganz anderen Sound auflegt und kontinuierlich coole Compilations und Mixes zwischen Northern Soul und Reggae veröffentlicht. Analog zu „Trojan Document“, seinem kühnen Ritt durch die Archive des ehrwürdigen Trojan-Reggae-Labels vor zwei Jahren, macht er nun dasselbe für Greensleeves, nach den goldenen Zeiten von Trojan in den 70ern faktisch der Marktführer in den 80ern. Sein technisch perfekter Mix reiht 27 Perlen (mehr Hits als Raritäten) aneinander, inklusive Rewinds und cooler Reverb-Effekte, zusammengehalten vom moderierenden Toasting von Kumpel Brother Culture, der den Vibe perfekt trifft. Stilistisch geht es um Roots- und Lovers-Rock der 80er, als viele Riddims schon nicht mehr handgespielt wurden, aber noch weit entfernt vom synthetischen Digi-Dub waren. Die Stimmen dagegen oft reiner Soul, deep und inspiriert, seien sie nun von den Wailing Souls, Johnny Osbourne, Hugh Mundell oder John Holt. Klassiker wie Barrington Levis „Under Mi Sensi“ oder Wayne Smiths „Under Mi Sleng Teng“ werden ohnehin nie etwas von ihrer zeitlosen Klasse verlieren. Insgesamt ein perfektes Reggae-DJ-Set, für das der Repeat-Knopf am Player erfunden wurde. (Whirlyjoe)

Samstag, 14. Februar 2009

Spoonful News!
Millionen Anfragen erreichten uns, ob und wann es denn mit unserer Spoonful Serie weiter gehen würde?!? Nach einer kleinen Pause haben wir wieder großes vor und drei neue Volumen in der Pipeline, von denen eine just fertig geworden ist:
Spoonful #23 - Chitlin Con Carne/The First Hour
Das Thema kursiert intern schon eine ganze Weile. Man stelle sich vor: ein kleiner Club an einem Samstagabend. Soul/Funk/R&B ist angesagt. Es ist 22:10 Uhr, die Tür ist gerade geöffnet worden. Die Thekenbesatzung bereitet sich auf den Abend vor und frischt die Bestände auf, die Veranstalter laufen nervös durch den Laden, in dem sich erst vier oder fünf Gestalten eingefunden haben.
Was legt der DJ auf in dieser ersten Stunde? Womit groovt er sich ein? Womit bringt er die Mädels hinter der Theke zum Lächeln? Richtig, er selektiert ein paar seiner Lieblingstracks, gerne auch etwas langsamer, hinten raus dann mit etwas mehr Groove, um sich langsam auf die Prime Time vorzubereiten. K-Nut und R-man haben sich der Sache angenommen, wobei R-mans Selection stilistisch weiter ausholt und eher im unteren bis mittleren Tempobereich angesiedelt ist, mit Tracks von Duane Eddy, Tommy Youngblood, Peggy Lee, Joe Higgs und Johnny Otis. Ungefähr zur Hälfte übernimmt Funkmaster K-Nut und legt "einen Riemen auf die Orgel", wie man hier so sagt. Es wird schneller, härter und funkier ohne aber konkret in Dancefloor-Nähe zu kommen. Mit dabei: Lowell Fulson, Bobby Rush, Marvin Holmes, Q65 und das übergrandiose The Thrill Ain't Gone von Alex Williams. Selten einen bezwingenderen Schluffengroove gehört. Spoonful #23 wurde im Übrigen mittlerweile sogar in London vor Publikum getestet. Und hat mit Bravour bestanden! (R-man)

Freitag, 13. Februar 2009

Abt.: Darf er das?
Van Morrison
Astral Weeks/Live At The Hollywood Bowl
Man konnte schon die Ankündigung kaum glauben: nach Jahren des zwar souveränen aber doch etwas betulichen Altherren-Grooves zwischen Blues und Celtic- R&B wagt sich Van exakt 40 Jahre nach der Veröffentlichung seines Opus Magnum Astral Weeks an dessen Live-Performance – inklusive einiger Originalmusiker von damals. Jetzt ist der Mitschnitt der zwei Abende in L.A. im November letzten Jahres erschienen und meine leichten Zweifel am Sinn des Ganzen schnell vom Tisch gefegt. Denn diese Musik ist einfach ergreifend schön, für immer jung und mehr als frisch geblieben. Astral Weeks ist ein sanfter Flow sich auflösender Songstrukturen: Folk und Soul, Kammerjazz und Psychedelia. Van nutzt die strukturellen Freiheiten dieser flirrenden Songgebilde, bleibt mal nah am Original, erweitert aber auch einzelne Elemente, improvisiert und gerät immer wieder in diesen rauschhaften Zustand, wo er mit Stimme und Harmonica reine Emotion in Töne fasst. Das hat Seele und ist zum Teil richtig ekstatisch, was ich dem alten Grantler nie und nimmer zugetraut hätte. Hier klingt er komplett aus der Zeit gefallen, seine inspirierte Performance ist das Gegenteil von schlechtgelaunter Pflichterfüllung. Der Live-Sound ist fantastisch eingefangen und trotzdem nah am Original, mit transparent geschichteten Flöten, Geigen und Cello, dem voluminösen Upright Bass von David Hayes und der kristallklaren Akustikgitarre des beeindruckenden Original-Gitarristen Jay Berliner. Unglaublicherweise soll die Band überhaupt nur einmal zusammen geprobt haben, auch soll das Live-Material völlig ohne Studio-Overdubs geblieben sein. Die Reihenfolge der Songs wurde umgestellt, manche Nummer ein wenig erweitert und Van baut sogar souverän kleine „Move On Ups“ und „Get On Ups“ als Tribute an Curtis und JB ein, ohne dass der sanfte Flow darunter leidet .
Auf CD gibt es zwei Bonus-Songs („Listen to the Lion“ von „St. Dominic's Preview“ und „Common One“), das Vinyl bietet zusätzlich „Gloria“ mit Doors-Legende John Densmore am Tambourin. Für einen alten Fan wie mich ist dieser Rework ebenso erhebend wie ergreifend. Und Van Morrison singt wie ein Gott, das kann man nicht anders beschreiben. (Whirlyjoe)

Donnerstag, 12. Februar 2009

Konzertbericht: Black Diamond Heavies Am Dienstag spielte das US-Südstaatenduo Black Diamond Heavies im Stuttgarter Club Schocken und ich bin immer noch ziemlich geplättet von dem furiosen Auftritt. Die Vorschusslorbeeren waren ja groß („dreckige Blues-Punk-Rock'n'Roll-Monstersongs“), erwiesen sich aber als berechtigt. Um es mal so zu sagen: diese Band wäre auch eine Zierde für Stag-O-Lee. Und das ganz ohne Gitarre! Vermisst man tatsächlich nicht, denn was John Wesley Myers aus mit Effektpedalen erweiterter Orgel und Fender Rhodes rausholt, ersetzt sogar den Bass gleich mit. Drummer Van Campbell spielt dazu einen beinharten Drum-Groove – nicht eben subtil-funky, aber trotzdem norm treibend. Dazu singt – nein eher grunzt Myers wie eine Synthese aus Gregg Allman, Captain Beefheart und ganz viel Tom Waits. Entscheidend ist aber sein Tastensound: unglaublich dreckig, zum Teil fast wie eine Gitarre klingend. Das Rhodes Piano erinnert in ruhigeren Momenten an klassische Doors, dann aber auch wieder an den entfesselten Sun Ra. Die Songs an sich sind zumeist hart rockende Blues-Stomper im Uptempo-Fat Possum-Style, zur Mitte hin gibt es dann meistens ein kurzes Break und Myers geht auf seiner Orgel ab. Funky, groovend, hypnotisch. Und ausdauernd, gerne auch mit dem Fuß auf dem WahWah-Pedal. Seine Sounds sind einfach grandios. Da die Musik auch deutlich bei klassischem 70er Jahre Hardrock verankert ist (man covert „Ain’t Talkin Bout Love“ von der ersten Van Halen!) fühle ich mich ja an bestimmte Momente von Fossilen wie UFO („Rock Bottom“) oder Rory Gallagher („Walk On Hot Coals“) erinnert, wo auch so hypnotische E-Pianos schöne lange Soli hatten. Bei den Black Diamond Heavies macht dann aber kein Gitarrenheld irgendwelche Faxen, sondern sie halten diesen unwiderstehlichen Groove einfach durch. It’s magic. Mitten im Konzert dann eine kleine Panne: die Jungs sagen fünf Minuten Pause an, weil am E-Piano was kaputtgegangen ist. Myers schraubt das Ding auf und hantiert souverän mit dem Akkuschrauber, danach klingt alles wieder wie es sein sollte. Ingesamt spielen sie fast 90 Minuten, wohl das gesamte Material ihrer zwei Alben. Als letzte Zugabe dann „Nutbush City Limit“ in einer herben Rumpel-Version. Das aktuelle Album A Touch Of Someone Else’s Class hat übrigens Dan Auerbach von den Black Keys produziert, an die die Heavies ebenfalls deutlich erinnern. Allerdings wirken sie auf mich schon wie die nächste Generation in Sachen Punk-Ass Blues. Rootsbewusster, dreckiger und komplett unangepasster Sound von coolen Typen, mit denen man nach dem Set lustig über die Qualitäten von Van Halen plaudern kann. Sowas gefällt mir – wenn ich mein Scheckheft dabeigehabt hätte, hätten ich sie sofort für Stag-O-Lee gesignt. Beim (noch) zuständigen Label kann man sich übrigens einen Song als mp3 abholen. (Whirlyjoe) PS: besonderen dank an uli für die schnellen fotos!

Mittwoch, 11. Februar 2009

Karl Bruckmaier: Soundcheck
Die 101 wichtigsten Platten der Popgeschichte In Sachen Rolling Stone haben wir uns zuletzt ja mal wieder Gedanken über das Listenwesen im Musikjournalismus gemacht, da fiel mir doch prompt wieder dieses schöne Buch des Münchner Radiomachers und SZ-Schreibers Karl Bruckmaier ein – für mich eine Lesegenuss von Anfang bis Ende. Seine 101 Alben sind herrlich subjektiv (aber begründet) ausgewählt und ohne Rangfolge – dazu eher willkürlich gegliedert, weshalb hier im Kontrast zu den properen Rolling Stone-Listen fast schon heitere Anarchie herrscht. Dazu nimmt Bruckmaier das Thema mit der nötigen ironischen Distanz in den Griff: hier geht es nicht um Gewissheiten sondern schlicht um gute Musik. Und zwar quer durch alle Stile und Epochen. Vielleicht gefällt mir das Projekt nur deshalb so gut, weil der Autor meinen eigenen Geschmack erstaunlich gut trifft – er kann aber auch sehr lässig und unterhaltsam schreiben, das Ganze mit hübschen Anekdoten verziert und von der Haltung durchaus an den guten Franz Dobler erinnernd. Die 24 „Abteilungen“ (faktisch Buchkapitel) führen dann zu so spannenden Kombinationen wie u.a. Bille Holiday und Ike Turner („Strange Fruit“), Jon Spencer und Tricky (den ich beispielsweise für maßlos überschätzt halte), Motörhead und Tortoise, Dr. John und Tim Buckley, T.Rex und Robert Wyatt, ½ Japanese und Soundgarden. Auch zum aktuellen Sound der Stunde von Spoonful bis Stag-O-Lee findet sich hier einiges: Atlantic Rhythm & Blues, John Lee Hooker, Captain Beefheart, Tav Falco & Panther Burns, Jon Spencer, Hank Williams, Johnny Cash, Tom Waits, Dr. John, Johnny Adams, Jonathan Richman. Und in ebenso reizvollem wie deutlichem Kontrast dazu: Kraftwerk, FSK, Joni Mitchell, Van Dyke Parks, DJ Shadow und Luke Slater. Und kein Elvis und keine Beatles weit und breit. Insgesamt sind die afroamerikanischen Artists unterrepräsentiert, ansonsten ist die Mischung aber spannend und ergiebig – vor allem aber sachkundig und mit Leidenschaft beschrieben. Punktabzug gibt es für das eher hässliche Cover, das auch noch Tricky mit seinem dicken Ego ziert. By the Way: die Top 100-Liste des Rolling Stone wird hier zum Vergleich auch mitgeliefert, dazu auch die beneidenswert überschaubare Plattensammlung seiner Freundin Daisy (von Snakefinger bis Hildegard Knef). Erschienen 1999 und zur Zeit leider nur gebraucht zu kaufen. (Whirlyjoe)

Dienstag, 10. Februar 2009

Compi-Wochen bei shake baby shake Country Got Soul Heute präsentieren wir an dieser Stelle noch einmal zwei der wohl schönsten und wichtigsten Compilations der letzten Jahre. Unglaublicherweise erschien das erste Volumen von Country Got Soul bereits 2003 – wie doch die Zeit vergeht…. Habe zu diesem Anlass mal meine beiden zeitgenössischen Reviews rausgekramt und ein wenig geremixt. Country Got Soul Verfänglicher Titel – grandioses Album! Das vorweg, denn „Country“ im Titel wird vielleicht doch manchen dogmatischen Soulboy und erst recht manches Soulgirl abschrecken. Ich hätte das eher „Deepest Southern Soul“ oder so genannt. Der Trick bei der Sache ist allerdings die Tatsache, dass die hier vertretenen Sänger und Sängerinnen eben von weißer Hautfarbe sind, man das aber nur selten hört. Zum Beispiel der begnadete Eddie Hinton, den man hier jeder Zeit mit Bobby Womack, also nicht irgendeinem Soul-Sänger, verwechseln könnte. Die Songs stammen überwiegend aus der zweiten Hälfte der Sechziger, entstanden in den Südstaaten, wo es einen doch recht fließenden Übergang zwischen weißer Country Music und schwarzem Soul gab. Zwei maßgebliche Künstler, die sich immer an der Nahtstelle dieser beiden nur scheinbar so unterschiedlichen Genres bewegt haben, dürfen hier natürlich nicht fehlen: Dan Penn, hier mit einer wahren Perle von sinfonischem Laidback-Soul mit opulenten Bläsern und Streichern, sowie Tony Joe White, von dem ich jedes Mal, wenn ich ihn höre, behaupte, dass er mein absoluter Lieblingssänger ist – so auch dieses Mal bei „Did Somebody Make A Fool Out Of You“. Und ich will es noch mal betonen: das Country-Element ist in diesen 15 tollen Songs eher latent vertreten, dagegen klingt jemand wie George Soule fast wie von Willie Mitchell produziert, mit transparentem Groove und knackigen Bläsern. Weitere Entdeckungen sind Donnie Fritts, der auch schon Songs für Sam & Dave geschrieben hat, hier laidback-funky mit genialer Gitarre, sowie Sandra Rhodes, die Eingeweihte als Background-Sängerin der großen Ann Peebles kennen. Ihr famoses „Where’s Your Love Been“ dürfte mancher Clubgänger noch in der ebenfalls sehr guten TripHop-Version von Heliocentric World kennen. Und der Opener von Larry Jon Wilson, der als verschollener Bruder von Lee Hazlewood durchgehen könnte. Und der mysteriöse Razzy mit einer wirklich selten upliftenden Soul-Nummer „I Hate Hate“, bis heute einer meiner meistgespielten Tunes ever... In den wenigen schwächeren Momenten klingt die Musik dann auch mal wie die von Reuben Howell, der die musikalische Balance dann doch verloren hat und belanglosen US-Schlagerkitsch zwischen Blue Eyed Soul, Glen Campbell, B.J. Thomas und 5TH Dimension abliefert. Ist aber zum Glück der einzige Schwachpunkt auf „Country Got Soul“, für dessen Existenz ich dem britischen Casual-Label wirklich von Herzen dankbar bin. 2004 ging es dann endlich weiter: Country Got Soul 2 R-man meinte nach den ersten Hördurchgängen ja zunächst, die Fortsetzung könne mit Teil 1 nicht ganz mithalten, er hat sich aber inzwischen korrigiert. Das möchte ich auch meinen, der hohe Qualitätsstandard bleibt gewahrt und auch personell kann eine beachtliche Kontinuität attestiert werden. So sind mit Tony Joe White, Dan Penn (mit dem nagelneuen „Heavy Duty“) und Eddie Hinton die drei zentralen Akteure ebenso wieder dabei wie Larry Jon Wilson, Donnie Fritts und Sandra Rhodes. Auch diesmal wieder auf der Gewinnerseite: der große Eddie Hinton, den man stimmlich erneut mit Bobby Womack verwechseln könnte und der mit „It Can’t Be Mine“ hier auch den schönsten Song zu bieten hat. Auch klasse: Shirl Milete und Eric Quincy Tate, letztere (das ist eine Band) wirklich funky. Prominente Namen sind außerdem Bonnie Bramlett (Delaney & Bonnie), Bobby Gentry, die als einzige wirklich nach Country klingt, sowie – man glaubt es erst gar nicht – Townes Van Zant. Sein „Black Widow Blues“ von 1966 ist tatsächlich eine stomping Soul-Nummer mit üppigen Production Values, die ganz hervorragend in diesen ungewohnten Kontext passt. Wer also das erste Volume von „Country Got Soul“ zu schätzen wusste, kann auch hier garantiert nichts falsch machen. Und so warten wir bis heute sehnsüchtig auf Volume 3. Wollte da nicht Jeb Loy Nichols mal rangehen? Stag-O-Lee, übernehmen sie…. (Whirlyjoe) PS.: Ein 3. Volumen ist wohl im Schrank von Jeb Loy. Stag-O-Lee wollte ja Doppel-Vinyl-Versionen von den ersten beiden veröffentlichen, aber das war ein finanzieller und legaler Albtraum. Casual war Teil einer Firmengruppe, die vor allem mit Livevenues und Pubs sein Geld macht. Am Label hat man schnell das Interesse verloren und die Produktion schon wesentlich früher als nach 5 Jahren (so die übliche Vertragslaufzeit) eingestellt. Beide sind nicht mehr regulär in print und ich denke, die Preise werden in die Höhe schnellen (R-man)

Montag, 9. Februar 2009

Compi-Wochen bei
shake baby shake Mercy Mercy Me! Sweet 70's Soul Groove Eine meiner Alltime-Lieblings-Compilations, die vermutlich kaum jemand kennt. Erhielt ich zum Erscheinen 2002 als Promo, das zuständige US-Label Blow hatte damit wohl leider keinen großen Erfolg, jedenfalls existiert die Firma heute nicht mehr. Es geht wie der Titel schon sagt um die süßeren Seiten des Soul-Sounds, im sbs-Slang also eher etwas für die First- oder Latenight-Hour. Und kann eine Zusammenstellung schlecht sein, die hintereinander Syl Johnsons „I Hear The Love Chimes“ (mit dem RZA per Sample den halben „Ghost Dog“-Soundtrack bestritten hat), „I’m Gonna Tear Your Playhouse Down“ der göttlichen Ann Peebles und „Something“ von Al Green präsentiert? Letzteres ist ein ganz besonders dramatischer Tearjerker mit wunderbarem Sitareinsatz, quasi die Krönung dieser dreifachen Hi-Power. Eröffnet wird der CD-Only-Release standesgemäß mit dem titelspendenden Wunderwerk von Marvin Gaye, für mich sein größter Wurf überhaupt. Es folgt Minnie Ripertons „Inside My Love“, ein echter Burner vor dem Herrn. Noch besser: „Everybody Loves The Sunshine“ von Roy Ayers, so deep, so mellow – wenn da nicht die Sonne aufgeht… Neben diesen bekannten, aber unverwüstlichen Tunes gibt es aber auch rare Nummern von Leo's Sunshipp, Sylvia Striplin und Harold Melvin And The Blue Notes, dazu zweimal Schlafzimmersoul mit dezentem Disco-Schimmer von Barry White („Playing Your Game Baby“) und Teddy Pendergrass – wir schreiben eben die 70er Jahre. Mein Favorit ist aber jemand namens Don Julian, dessen „Shorty The Pimp“ sogar auf Curtis Mayfields Blaxploitation-Klassiker „Superfly“ ein Highlight gewesen wäre. (Whirlyjoe)

Sonntag, 8. Februar 2009

Rolling Stone revisited R-mans Empfehlungen vertraue ich ja blind, weshalb ich mir dann nach gefühlten zehn Jahren auch die neue Ausgabe geholt habe – JB-Cover, Elvis wäre mir lieber gewesen, aber immer noch besser als Lennon, der ja ein verdienter Held ist, aber eher nicht wegen seiner Sangeskunst. Nach der relativ ausführlichen Lektüre fühle ich mich jetzt zu einem Fazit berufen, vielleicht geht es ja dem einen oder anderen Alt- oder Neu-Leser ebenso - die Comments stehen jedenfalls offen. Die CD taugt zweifellos, zumindest für Northern Soul-Touristen wie mich, auch das Preisleistungsverhältnis des Heftes mit CD finde ich fair. Und R-mans Tipp „Lean Lanky Daddy“ von Little Ann trifft unbedingt ins Schwarze. Der Blick über den musikalischen Tellerrand hinaus ist wohl dosiert (Obama, Afghanistan, sehr ordentliche Kinoberichterstattung), das Motown-Special überzeugend, auch wenn zu dem Thema ja längst alles geschrieben ist. Es soll ja auch jüngere Generationen nachwachsender Soul-Girls und Boys geben. Oder Spätberufene (right on, HtH!). Die seniorenorientierten Stories sind wohl Geschmackssache, ich will jedenfalls von U2 und Springsteen weder hören noch lesen, der alte Morrissey (50 isser, wow) dagegen ist auch heute noch ein sperriger Charakter. Lesenswerte Details gibt es zum Team Patti Smith/Christoph Schlingensief, auch dass in Berlin unglaubliche 1700 Menschen zum Kitty, Daisy & Lewis-Konzert kamen, erfajre ich mit Freude, und die Fotostrecke mit langhaarigen Rock’n’Rollern der 70er mit ihren Eltern ist tatsächlich sehr unterhaltsam. Dass die Sache mit dem RS-typischen Listenwesen zum Teil lächerliche Ergebnisse hervorbringt (Van Morrison auf 24! – hinter Freddie Mercury, wo es hier doch gar nicht um Operettenstimmen gehen sollte….) ist dank willkürlich besetzter Abstimmungsgremien (u.a. James Hetfield von Metallica, kein Mann meines Vertrauens) nicht verwunderlich. Durchaus liebevoll sind aber zum Teil die Widmungen der Kollegen an die Gewinner ausgefallen (Iggy zu JB, Van Morrison zu Sam Cooke). Aber Al Green hinter Paul Mc Cartney? Michael Jackson vor Curtis Mayfield? Letzteren kennt Herr Hetfield aber wahrscheinlich gar nicht, also was soll’s. Bei den Album-Reviews (die ich eigentlich sehr gerne lese) herrscht leider ziemliche Tristesse: nicht eben meinungsstark beurteilte mutmaßlich mediokre Tonträger überwiegend von der Industrie, an einer lustigen Stelle versehentlich, aber viel sagend als Rezessionen (statt Rezensionen) bezeichnet. Dass in einer solchen „Rezession“ aus den Motown-Four Tops auch noch merkwürdige „Hot Tops“ gemacht werden, tut aber schon weh. Die Krise lauert halt überall… Trotzdem: man gibt sich erkennbar Mühe, alt (das Thema Reissues wird wie immer rundum überzeugend behandelt, hätte man nur die Kohle, all die schönen Boxsets zu bezahlen)) und neu (vier Seiten Franz Ferdinand) halbwegs austariert zu präsentieren, auch die Gestaltung finde ich insgesamt gelungen – bei Spex und teilweise auch Intro bin ich mittlerweile visuell überfordert. Daher lese ich regelmäßig und ausführlich eh nur noch den guten alten Glitterhouse-Katalog (holt ihn euch für umme unter http://www.glitterhouse.com/), bin aber nicht abgeneigt, gelegentlich eine neue Ausgabe des Rolling Stone in die Hand zu nehmen. (Whirlyjoe)

Samstag, 7. Februar 2009

Lux Interior R.I.P.
Pity about Lux. He was a friend and staunch supporter of Panther Burns in the beginning. We played in New Orleans, Los Angeles, and New York for the first times as guests of the Cramps. Their influence, memory, and friendship will hardly be forgotten. - tav falco
http://www.nytimes.com/aponline/2009/02/05/arts/AP-Obit-Lux-Interior.html PS: Attached is a photo of the Cramps that I made in downtown Memphis in 1980 during the sessions for Songs the Lord Taught Us. (per Doppelklick vergrösserbar)

Mittwoch, 4. Februar 2009

Compi-Wochen bei
shake baby shake Hey Everybody... I Gotta New Dance Damit das hier mal keine teure Raritätenveranstaltung wird, habe ich mir mal dieses schöne Stück gegriffen, als Vinyl erhältlich, die CD sogar als Cheapo (hier). 23 Soul-Funk-Latin Torpedoes gonna rock your Boat – das geschätzte Vampisoul-Label aus Madrid nahm 2005 den Mund ziemlich voll, die Beschreibung kommt aber unbedingt hin. Ist also eigentlich eine Compilation, die das bunte Label-Programm repräsentiert, funktioniert m.E. aber auch wie eine DJ-Selection. Denn neben ein paar Exoten geht es bei Vampisoul funky und dirty zu, wobei sich historische Perlen mit ganz neuen Aufnahmen mischen. Aus der jüngeren Gegenwart stammt beispielsweise Joe Bataans gelungenes Comeback-Album oder auch die Diplomats Of Solid Sound. Überzeugend finde ich auch die spanischen Funksters Celofunk, so etwas wie die hispanische Entsprechung von Sharon Jones & The Dap Kings. Die schönsten Archivperlen aus den besten Funk- und Soul-Jahrgängen stammen von Betty Davis (keine singt dreckiger), Johnny Adams (South Side Of Soul Street), Ruth Brown und Boris Gardiner – seine Melting Pot-Version halte ich für die beste. Stark vertreten sind die Latinos, darunter Bigshots wie Fania All Stars, Cal Tjader und Jimmy Sabater, aber auch coole Bands aus Mexiko (Canibal & The Headhunters), Peru (Traffic Sound) und Uruguay (Totem) – denen man ihre ungewöhnliche Herkunft aber kaum anhört. Insgesamt eine herrlich abwechslungsreiche Compilation, gespickt mit floortauglichen Knallern, die ihren Zweck mehr als erfüllt, nämlich Vampisoul als großartiges Label zu etablieren. (Whirlyjoe)

Dienstag, 3. Februar 2009

Stag-O-Lee presents The Saturday Night Beaver Ein Reisebericht. Dieser Bericht entstand unter dem Eindruck von zwei durchzechten Nächten und der daraus resultierenden körperlichen und geistigen Schwere. Nimmt man den Zustand mit meinem Alter mal und teilt ihn durch 17, dann kommt das dabei raus: Freitag: Nach ein paar durchwühlten Second-Hand Stapeln und dem Besuch von Spezialisten-Shops wie Sounds That Swing und Out On The Floor ging es ohne große Beute zum Einchecken in das Travelodge King’s Cross. Damals in Manchester war ich schon mal in einem Haus dieser Kette und auch dieses Mal war ich vollends begeistert. Das Preis-Leistungsverhältnis war phänomenal. Früh genug gebucht, zahlte ich 40 Euro pro Nacht. Für den Preis bekommt man in Beverungen kaum ein Zimmer. Abends sollte dann im Bloomsbury Bowling der so genannte Gutter Club stattfinden. Nach einem Dinner bei einem schier grandiosen Inder fanden wir uns schnell im Keller des Tavistock Hotels wieder, einer weitreichenden Anlage mit mehreren Bowlingbahnen, drei Karaoke-Zimmern, einem Mini-Kino, aber eben auch einer Bühne und einem Arbeitsplatz für DJs. Liam, der Sänger der Fabulous Penetrators, legte an dem Abend mit seinem Kumpel Joseph auf. 100 % Spoonful würde ich sagen. Irgendwann durfte ich mit Liam Ping Pong (oder „1-on-1“, wie der Engländer sagt) spielen und ich denke, ich habe uns gut vertreten. Der Satz „you destroyed me“ fiel mehrmals am Abend, aber nie aus meinem Munde. Das war ziemlich grandios und hat richtig Spass gemacht. Davor spielte noch eine Band (Le Chat Noir) in der White Stripes Besetzung. Die Schlagzeugerin war technisch und optisch phänomenal, aber ihr gitarrierender Begleiter so unterirdisch schlecht, das im Gesamteindruck nur ein „mangelhaft“ rauskommen konnte. Letztlich konnte uns die Band den schönen Abend nicht zerstören. Samstag: Im Travelodge Hotel hatte man mich wegen Billigbuchung wohl zur Strafe in den Keller geschickt (aber vorher gefragt ob das ok wäre). Der Gang dorthin war endlos und so manches Mal wollte ich Spinal Tap-mässig „Hello Cleveland!“ rufen, aber letztlich hatte ich so das ruhigste und coolste Zimmer überhaupt. Und so schlief ich so lange, dass es nur noch zu einem Besuch des Soul & Dance Exchange in Notting Hill und von Intoxica in Ladbroke Grove reichte. Auch hier war die Beute aber eher überschaubar. Gegen 17 Uhr hatten wir uns beim Lexington verabredet, dem Ort von Stag-O-Lee Presents The Saturday Night Beaver. Die Begrüßung mit den Fabulous Penetrators fiel erwartet herzlich auch, selten so eine Bande Nettmenschen erlebt. Obwohl das Lexington von den Räumlichkeiten her schon sehr genial ist, hatte sich der Laden als neuer Veranstaltungsort wohl noch nicht so rum gesprochen. Die Tatsache, dass die Livemusik um 23 Uhr beendet sein sollte bedeutete zudem, dass die Bands zu unchristlicher Zeit beginnen mussten. Zudem war von einem Limiter die Rede, der die Bands rein Lautstärkemässig ausbremsen würde. Als dann im Restaurant unsere Bestellung auf dem Weg vom Computer in die Küche verloren ging und wir trotz später Rückkehr das Lexington recht leer vorfanden, war die Stimmung erstmal kurz unter dem Nullpunkt. Da half es auch nicht, dass Michael Sheehy den Club mit schier unhörbaren Songs beschallte, die alle klangen, wie Can Singles auf 33 rpm. Letztendlich aber wurde es doch noch ein toller Abend. Das Lexington füllte sich nämlich auf einen Schlag auf geschätzte 150 Leute. Baskery als Vorband mussten dann doch nicht so ganz früh anfangen und rockten was das Zeug hielt. Wesentlich rauer, härter und direkter als noch im Vorprogramm von Seth Lakemann. Ein wirklich gutes Set der drei Schwedinnen.
Nach einer kurzen Umbaupause betraten die Fabulous Penetrators die Bühne und legten mit The Hump gleich mächtig los. Rein tempomässig kannten sie auch danach kein Erbarmen und so rockten sie sich durch unglaublich tighte 45 Minuten Garagen-Rock vom feinsten. Der angedrohte Limiter kam offensichtlich nicht zum Einsatz, denn die Band bot sich infernalisch, druckvoll und laut. Eine mörderische Rhythm Section, zwei äußerst versierte, sauberst aufeinander eingespielte Gitarristen und mit Liam eine Mischung aus Beefheart, Screamin’ Jay Hawkins und King Khan als Frontmann. Sehr fett das Ganze und immer mit einem Hauch Grotesque in der Bühnenshow. Erstklassig diese Truppe. Beim Orange Blossom Special werden sicher diverse 3. Zähne ins Grass purzeln. Danach kamen im halbstündigen Wechsel verschiedene DJs zum Zuge, die alles zwischen 50s Rock`n´Roll, Exotica und Soul auflegten. Da war so manche schräge Nummer zu hören, die aber von der gut gefüllten Tanzfläche dankend angenommen wurden. Nach Monkey Man Go-Go Nuts (einem DJ im Affenkostüm) und 30 Minuten Songs über Primaten überführten Patrick und ich den Abend in funkigere Gefilde. Michael löste mich ab und irgendwann legte Liam dann Gary Glitter, Highway To Hell und ZZ Top hintereinander auf. Das hat dann auch keinen mehr gestört. Ein toller Abend neigte sich dem Ende entgegen, man fiel sich noch einmal in die Arme und Crispin, der äusserst nette Penetrators Gitarrist verabschiedete mich mit den Worten: „Reinhard, you are a legend. I am looking forward to 40 years of talking music and drinking with you.“ Sonntag: der Check-Out wurde für ein Entgeld von 10 britischen Pfund auf 2 Uhr verlängert, schließlich sollte der Flieger erst um 20.35 Uhr starten. Ein kurzer Besuch bei Flashback und Haggle Vinyl brachte noch einige Einkäufe. Ersterer Laden ist durchaus zu empfehlen, Haggle dagegen ist ein einziges Chaos mit ungefähr doppelt so viel Vinyl, wie dem kleinen Geschäft gut tut. So quoll es praktisch aus jeder Ecke und war an dem Tag genau das, was ich nicht mehr brauchte.
Im Flugzeug schließlich überraschte uns der stärkste Schneefall seit 18 Jahren mit dem Ergebnis, dass wir 35 Minuten mit dem Flugzeug in Stanstead spazieren gefahren sind. Nicht gewartet, sondern gefahren! Taxiing nennt der Pilot das wohl und nachdem wir alle Lande- und Startbahnen mit 15 km/h durchmessen hatten, ging es noch einmal zum Gate zur erneuten Enteisung. Dann stand dem Start nichts mehr im Wege... (R-man)