Montag, 31. Juli 2006

Abt.: Brandneu Quantic An Announcement To Answer Ganz schön fleissig der Will Holland, als Quantic Chef und auch sonst als Mastermind beim Tru Thoughts Label, dass vor allem dank seiner Ideen und Veröffentlichungen floriert. Wer nach der Veröffentlichung dreier Alben und etlicher EP’s, Remixes etc. so gebauchpinselt wird wie Holland, könnte Gefahr laufen, ein bisschen nach dem Mainstream zu schielen – da wäre er ja nicht der erste. Dem ist aber nicht so, An Announcement kommt beim Ersthören erstaunlich kompliziert an. Dem Hang zum Jazz, dem Hang zu Latin, aber auch dem Hang zu östlichen Einflüssen gibt Holland Raum und Zeit. Nehmen wir Bomb In A Trumpet Factory, ein boppender Jazz mit schrägen Bläsern und rüttelnden Drums. Es folgt Politick Society, Afro-Latino Funk, rhythmisch und vollblütig. Dann tauchen plötzlich Streicher auf, man hört einen in der Mitte durchgebrochenen House-Track (Meet Me At The Pomegranate Tree), dann wieder einen Latino/Hi-Life Titel (Sabor), sehr pur und authentisch... Also, keine neuen Funk-Theorien, keine berauschenden Midtempo-Balladen (Alice Russell ist dieses Mal nicht dabei), und trotzdem, löst man Stück für Stück für sich aus dem Album heraus, muss man konstatieren: Es passt irgendwie in der Summe nicht, die 9 Einzelteile ergeben aber doch wieder ein Quantic-Album, bei dem man was lernen kann. Nämlich wie man doch schief liegen kann beim ersten Eindruck. Wenn man sich erst einmal verbissen hat in das Werk, stellt man fest, dass es 9 Teile eines Albums gibt, die schlussendlich bei aller Stilvielfalt doch passen und sich aus ihrer reinen kompositorischen Kraft nähren. Das Album legt man entweder gleich in die Ecke (oder kauft es nicht), oder man nimmt sich vor ihm zu verfallen – das geht! (Ingolf) PS: Ingolf ist Shake Baby Shake DJ der ersten Stunde und dies ist sein erstes Blog-Review. Yippie! Kaufen kann man das Ding unter anderem hier.

Sonntag, 30. Juli 2006

Norman Jay presents Good Times Vol. 6 Vor ein paar Tagen habe ich noch meine Begeisterung kund getan von wegen Notting Hill Carnival und dem Norman Jay Good Times Doppeldecker im Besonderen. Der wurde irgendwann mal von Budweiser umgebaut - Dach ab, Sonnnensegel drüber - und steht dann schön in der Ecke am Ende der West Row, was auch im Prinzip das äußere Ende des Carnival-Areals ist. Da geht's nicht weiter und 150 Meter weiter rechts geht dann der Umzug los, was auch ein ziemlich unglaubliches Event ist... Auf dem Oberdeck des Busses also residiert dann Norman und blickt auf die Menge herab, die spätestens ab 16 Uhr in absoluter Ekstase ist und Norman's Selection freudig und lautstark begrüsst. Oben noch einmal ein Bild aus Norman's Sicht, welches zwar das Feeling nicht unbedingt rüberbringen kann, aber was solls... Am 21.8., also eine Woche vor dem Carnival erscheint, wie schon zur lieben Gewohnheit geworden, eine weitere Good Times Compilation, die Norman dieses Mal im Alleingang fertig gestellt hat (sein Bruder Joey wohnt schon länger in Afrika und hatte andere Prioritäten). Ich wollte den zwei Wissenden, die das hier lesen schon mal mit einer Tracklisting von Vol. 6 Appetit machen (die Pavlov sein Hund Nummer): Disc: 1 1. Starlette - Brooklyn Bronx & Queens 2. Keep On Walking - Ce Ce Peniston 3. Tell Me What You Want - Jimmy Ruffin 4. I Could Dance All Night - Archie Bell & The Drells 5. Thank You - Boyz II Men 6. Don't - Doris 7. Groove Me - Pressure Drop 8. Israelites - Desmond Dekker & The Aces 9. Rock The Casbah - Clash 10. I Don't Blame You At All - Smokey Robinson & The Miracles 11. Meet The Man - Dayton 12. Night The Lights Went Out - Trammps 13. Poor People - Monique Bingham 14. Don't Hold Me Down - Tortured Soul 15. Once Twice - Bugz In The Attic 16. Racing Green - High Contrast Disc: 2 1. Maybe I'm Amazed - Lena Horne 2. Golden Brown - Omar 3. Light Flight - Pentangle 4. More I See You - Chris Montez 5. Hollywood - Rufus & Chaka Khan 6. Available - Linn 7. Be There In The Morning - Norman Connors 8. Don't Make Me Wait Too Long - Barry White 9. We Can Change This World - DJ Spinna 10. Set Fire To Me - Willie Colon 11. Love Is All We Need - Peter Bouncer 12. Wonderlove (For Minnie) - Heavy 13. Jump Around - House Of Pain 14. I Get The Sweetest Feeling - Erma Franklin 15. Point Of No Return - Ronnie Dyson

Samstag, 29. Juli 2006

Abt.: Episch Coldcut Walk A Mile In My Shoes Henrik Schwarz Rmx Im Original von Altmeister Joe South, verwandeln Coldcut und die geniale Soul-Stimme von Robert Owens den Song auf ihrem Sound Mirrors Album in ein Downbeat-Soul-Juwel. Aber was der Berliner Henrik Schwarz nun daraus gemacht hat, poliert das Juwel auf Hochglanz und dürfte zu den absoluten Elektro-Perlen dieses Jahr gehören. Oder besser gleich: der Track hat das Zeug zum All-Time-Klassiker. Mit Vibraphon, Piano und langsam anschwellenden Streichern benutzt Schwarz die erste Hälfte des Songs, um Spannung aufzubauen. Schmerzhaft schön! Ab zirka der Mitte steigt Schlagwerk ein, das Stück blüht auf und das Tempo zieht etwas an. Brilliant. Hochemotional. Ich war ja noch nie auf Ibiza, aber bei dem Stück wartet man sehnsüchtig auf den Sonnenuntergang. Gibt’s bis dato nur auf 12“ mit einer Edit- und Dub-Version, aber die volle Länge A-Seite ist das was zählt. Ganz sicher ein zukünftiger Shake Baby Shake Klassiker. (R-man) 12“

Freitag, 28. Juli 2006

Alles was man schon immer zum Thema Space Disco wissen wollte... ...sich aber nie zu fragen getraut hat, steht in einem Online-Artikel des Pitchfork Magazins. Dort erfährt man, daß der Ursprung irgendwo zwischen den DJ-Sets von Francis Grasso und Larry Levan zu suchen ist, dazu jede Menge Krautzeugs zwischen Can, Neu! und Giorgio Moroder, sowie Prog, Jazz und vor allem Italo-Disco. Aktuelle Space Disco Jünger wie Lindstrom & Prins Thomas (hier links) oder die Idjut Boys sind uns schwer ans Herz gewachsen. Und schon aus diesem Grunde sollte man mal ein Auge auf den Artikel werfen... ...und hier gibt es noch was auf die Ohren. Ein ziemlich genialer Radio-Set von den beiden eben erwähnten Herren Lindstrom & Prins Thomas (die Idjut Boys Press Play Mix CD hatten wir ja neulich schon mal empfohlen) mit Songs von Justus Köhncke, Hot Chocolate, Heaven 17, Visnadi, Pink Floyd und Main Ingredient. Wohl bekomms! (R-Man)

Donnerstag, 27. Juli 2006

Abt.: Reggae Rules Delroy Wilson Best Of: Original 18 Fraglos handelt es sich bei Delroy Wilson um einen der besten jamaikanischen Sänger, der amerikanischen Soul-Ikonen in nichts nachstand, aber nie den internationalen Durchbruch schaffen sollte. Bei seinen ersten Aufnahmen 1963 war er noch so jung, dass Coxsone Dodd ihn auf eine Red Stripe-Kiste stellen mußte, damit er das Mikro erreichte. Später gehörte er zumindest in Jamaika zur 1. Liga. Seine Studio One Aufnahmen gab es auf den Good All Over und Original Twelve Alben zu hören, von denen Heartbeat Records 1991 letzteres als CD veröffentlichte. Nun hat man sich bei Heartbeat offensichtlich dazu durchgerungen, den Studio One Katalog zu überarbeiten und bringt jetzt Stück für Stück CD’s auf den Markt, die in ihrer Qualität ebenso überraschen wie überzeugen. Zum einen kommt der Sound wesentlich besser (91 war das ja fast noch egal…), es gibt immer eine Handvoll Bonustracks und ein vernünftiges Booklet. Der Reissue heißt nun The Best Of: Original Eighteen, weil sich hier durch 6 Zugaben nun 18 Songs auf der Disc befinden. Und die haben es allesamt in sich, allen voran natürlich Riding For A Fall (Mac Davis) und Get Ready (Temptations). Reggae und Soul gingen selten eine bessere Fusion ein als hier und nicht umsonst findet sich das Original Twelve Werk in den 100 Essential CDs des Rough Guide To Reggae. Und die wissen was sie tun! (R-Man) Kaufen kann man das Ding unter anderem hier.

Dienstag, 25. Juli 2006

Notting Hill Carnival Good Times Dance til U drop Zirka 30 x werden wir noch wach, heissa, dann ist Notting Hill Carnival. Am letzten Wochenende im August bebt wieder der Notting Hill/Ladbroke Grove Teil von London. An jeder Strassenecke steht ein dickes Soundsystem, satte Reggae-Vibes schleichen um die Ecken, überall riecht es nach Jerk Chicken und anderen Leckereien und gegen 13 Uhr knackt man die erste (von vielen) Dose Red Stripe. Ab 17 Uhr steigt man dann auf Mixgetränke um, weil man die Suppe nicht mehr runter kriegt. Heaven on earth! Absolutes Highlight (neben Gaz Mayall und seiner Truppe von Irren) ist der Good Times Doppeldecker von Norman & Joey Jay, von denen zumindest Norman zur weltweit ersten DJ-Liga gehört. Der Bus steht am Ende der West Row und der Platz davor ist ab zirka 16 Uhr zum Bersten gefüllt. Dann wird Altmeister Norman (MBE) es der Meute wieder mächtig besorgen. „Carnival Classics“ nennt er selbst diese mächtig ins Bein gehende, absolut glücklich machende Mischung aus Soul, Funk, Disco und House. Was da abgeht, das muß man tatsächlich mal selbst erlebt haben. Aber eigentlich kann man da auch schon gegen 13 Uhr hingehen, wenn Joey seinen Reggae/Dub-Set spielt und Norman langsam loslegt - letztes Jahr mit Donald Byrd (Christo Redentor) gefolgt von John Legend (Ordinary People). Rechtzeitig zum Carnival wird auch eine neue Good Times Doppel-CD erscheinen, die 6. und wie die anderen 5 vorher ein wild gemischtes Stück Dance Music Geschichte. Dieses Mal reicht das Spektrum wieder von Desmond Dekker über The Clash bis zu House und Drum`n´Bass. Aber wenn Norman seiner Finger drin hat, dann gefällt mir sogar das. Respect! (R-man)

Montag, 24. Juli 2006

Bei uns auf dem Teller, Part 5: Dirty Diamonds Vol. 1/Various Artists Man nehme drei ebenso bekloppte wie sammelwütige Franzosen, die als D*I*R*T*Y-Soundsystem laut Eigenaussage die wildesten Parties schmeissen und eine Webseite mit jeder Menge DJ-Streams hosten. Eine Radioshow haben sie auch und so dürfte die Idee entstanden sein, doch mal eine Compilation zusammen zu stellen. Die Dirty Diamonds Serie war geboren. Auf einen roten Faden verzichten die Exzentriker hier ganz, statt dessen legen ständig falsche Fährten und testen die Nehmerqualitäten der potentiellen Hörer. Aber schon Track 1 ist eine dieser Entdeckungen, die glücklich machen: eine elektronisch-zirpende Version des Stones-Schmachtfetzens Angie (von LB, dem alias von Uwe Schmidt), die man erst beim näheren Hinhören erkennt, die dann aber umso besser funktioniert. Wurde schon beim ein oder anderen Shake Baby Shake in der ersten Stunde aufgelegt, hat aber die noch vom frühen Abend anwesenden Gerüstbauer und Thekenhänger nicht wirklich verschreckt. Weiter geht’s mit Barock-Pop von Octet, dem wegweisenden The Bank Robbery von John Carpentner (von `81), elektronischen Pop von Akufen, dem unendlich lange dahinpluckernden Dream Baby Dream von Suicide, französischenChanson-Pop von Claudine Longet und ein Instrumental von Human League („I’m glad that the singer doesn’t sing“, O-Ton Booklet). Absolutes Highlight und Shake Baby Shake-Floorburner ist das knapp 8-minütige und so was von in Würde gealterte Pull Up To The Bumper von Grace Jones, das sich hier im gigantisch-arschtretenden Larry Levan Garage Mix präsentiert. Und eine Compilation, die mit einem `71er Song von Colin Blunstone und einem Instrumental von Michel Polnareff endet, die geht dann in ihrer Schrägheit Full Circle. Ziemlich unglaublich. Aber gut. (R-man)

Samstag, 22. Juli 2006

Abt.: Brandneu The Cuban Brothers From A to Z Wie cool kann man eigentlich sein? Diese vier Typen sind es jedenfalls, Los Hermanos Mantovani, die sleazy Cuban Brothers kommen nämlich aus dem nur mäßig heißblütigen Schottland und sind auch gar nicht miteinander verwandt. Als Mittelding zwischen Band, Breakdance-Crew, DJs und Comedy-Truppe haben sie es in GB zu Stardom bei MTV und als Party Hosts bei jeder Gelegenheit (z.B. den NME Awards) gebracht. Entsprechend ausgelassen fällt auch dieses Doppel-Album aus, dessen Titel Programm ist. Mit etwas Brechstangeneinsatz schafft man es nämlich, für jeden Buchstaben des Alphabets einen außergewöhnlichen Track für diese DJ-Selection zu finden. Nur zwei der Nummern stammen von den Brüdern selbst, Marke Latin-BigBeat-Party-Funk, der Rest bedient sich bei zeitlosen Dance-Klassikern zwischen Funk, Soul, etwas HipHop und Latin. Das Ganze ultralässig gehostet von den Burschen, jeder Song wird mit breitem Latino-Englisch eingeleitet. Das mag sich jetzt wie Karneval für betrunkene Briten lesen, klingt aber ganz prächtig und funktioniert wie geschmiert – auch dank zeitloser Songs von Average White Band (sind ja auch Schotten), Cymande, Fat Freddy’s Drop, Fatback Band, Jean Carn, People’s Choice, Shalamar, Zapp, fast alles aus den 60ern 70ern und 80ern und durchweg funky as Hell. Der Latin-Anteil ist eher niedrig, der Party-Faktor umso größer. (Whirlyjoe)

Freitag, 21. Juli 2006

Abt.: Übersehen Freeform Five “It's like one part Prince, mixed with one part Kraftwerk and one part Blondie, throw it in the acid house party blender with a healthy measure of sex and you get Freeform Five.” Sagt die Band selber über sich und warum sollte ich dagegen was sagen. Ziemlich sicher ist auf jeden Fall, dass ihr Debütalbum Strangest Things 2004 wegen Labelproblemen erstmal gnadenlos versackte und es dem 2005er Reissue (trotz Bonus-Remix-Disc) auch nicht viel besser ging. Dabei gab es selten eine bessere Fusion aus HipHop, Electro, Funk, Reggae und Soul. Aber vielleicht ist ihnen ja gerade die Bandbreite zwischen Club-tauglichen Floorburnern, glasklaren Popsongs und Fragil-Balladen zum Verhängnis geworden? Die dem Reissue beiliegende Remix-CD macht ziemlich Bumm-Bumm, mit Ausnahme von vielleicht Lindstrom, Grand National und M.A.N.D.Y, die machen Bumm-Bumm mit Köpfchen. Danach kam noch die spannende Misch-Masch Mix-CD, im Alleingang zusammengestellt von FF5 Mastermind Anu Pillai, eine kunterbunte Reise à la Optimo oder Erol Alkan. Auch hier gab es als Bonus eine Extra-CD. Dieses Mal Remixe von Freeform Five für andere. Auch zuviel Bumm-Bumm für meine alten Ohren. Und jetzt zum eigentlich Nugget: vor einiger Zeit offerierte die Band mal zwei exklusive Mix-CDs, die an die ersten 100 Leute verschickt wurden, die sich auf der FF5 Homepage eingetragen haben. Auf denen zeigt Anu eindrucksvoll, was er hinter den Wheels Of Steel kann und legt zwei ziemliche Dancefloorkeulen hin, in die er 31 (pink) und 24 (blue) Tracks vermixt. Darunter viele FF5 Songs und Remixe, aber auch Bands wie Rapture, Zongamin, Mylo, Rapture, Rolling Stones, Four Tet, Thomas Brinkman oder Roxy Music. Die CDs hießen Bisous Bisous und man kann sie noch im Netz finden. Die erste war blue, die zweite kam in pink. (R-man)

Donnerstag, 20. Juli 2006

Abt.: Brandneu & Hip CSS Cansei De Ser Sexy Ganz erstaunlich, was das einst wegweisende und Label Sub Pop heute so treibt. Mit Grunge hat das hier jedenfalls gar nichts mehr zu tun, will heute ja aber auch keiner mehr wirklich hören. Dies hier sind fünf Girls und ein Drummer aus Sao Paulo, englisch singend, New Wave-geschult, im Ergebnis aber außerordentlich cool und zeitgemäß. Die Pluspunkte: unwiderstehliche Girl-Vocals, Transparenz und Gradlinigkeit. Gitarren und Keyboards (die alte Analog-Schule) haben gleiche Rechte, die Beats (gelegentlich auch aus der Box) sind treibend, dynamisch und durchaus discotauglich. Macht also tanzbaren Disco-Rock, jung und frisch, neu und erfreulich eigenständig. Vielleicht liegt es ja an der brasilianischen Herkunft, die man aber nicht wirklich heraushören kann. Ist also nix mit nervendem Baile Funk und ähnlichem, vielmehr ist dies eine junge internationale Band, irgendwo zwischen DFA und Radio 4, aber auch altem Girl-Punk von Blondie bis ESG bis Le Tigre. Und mindestens drei offensichtliche, upliftende und floorkompatible Songs entdeckt man gleich beim ersten Hördurchgang, wovon vor allem „This Month, Day 10“ definiv Hitpotenzial hat, ebenso wie das treffend betitelte „Let’s Make Love And Listen To Death From Above“. (Whirlyjoe)

Mittwoch, 19. Juli 2006

Bei uns (bald) auf dem Teller, Part 6: Chromeo Mixtape Das großartige Needy Girl des kanadischen Duos Chromeo war bei jeden Shake Baby Shake Abend in meiner Box. Gelaufen ist es bis dato nicht, obwohl der sleazy Retro-Glam-Electro-Disco der Truppe eigentlich ganz gut zwischen Donna Summer und Gloria Gaynor gepasst hätte. Aber dann bin ich meistens gnadenlos kommerziell geworden… denn wenn man die Meute erst mal in Bewegung hat will man den Floor ja nicht gleich wieder leeren… Schwer zu empfehlen ist jedenfalls das She's In Control Album und das über-coole Un Joli Mix Pour Toi Mix-Werk auf dem genialen Eskimo-Label. Und dann gibt es noch eine Handvoll Remixe, die man sich hier holen kann, scheinbar von der Band sanktioniert. Saubere Tanzbodenkracher vom Album in Bearbeitungen von Whitey, Bloc Party, Playgroup, DFA, Stretch, Juan McLean, Paper Faces und Riton. Genaues Tracklisting und Kommentare von Chromeo in den Comments. Taugt! (R-man)

Dienstag, 18. Juli 2006

Samir H. Köck Believers Edition & Hot Grits Der Wiener DJ Samir H. Köck beglückt die Welt immer wieder mit geschmackssicheren Compilationen, allen voran den vier Planter’s Club Discs mit samtenen Soul aus den 70ern und 80ern. Aktuell gibt es zwei neue Werke aus seiner Hand: Hot Grits (The Hottest Recipes For Your Funk Kitchen/Volume 1) und Believers Edition (Vol. 5). Letzteres war ja immer der Untertitel der Planter’s Club Serie und wurde kurzerhand zum Haupttitel, nachdem es mit dem Wiener Club zu Differenzen gekommen war. Bis dato gab es diese beiden Discs nur im schönen Österreich zu kaufen, aber ein umtriebiger deutscher Mailorder hat sich schon der Aufgabe angenommen. Mehr demnächst hier…

Montag, 17. Juli 2006

Abt.: Folk, Teil 2 Folk Off Various Artists Auf dem Cover dieser wunderbaren Doppel-CD-Compilation steht ganz klein „New Folk“, auf der Rückseite „New Folk & Psychedelia from the British Isles & North America compiled by Rob Da Bank/ BBC Radio 1“ zu lesen. Das isses dann auch, je eine CD mit 15 Songs aus GB und 15 aus den USA. Alle neueren Datums, die Mehrzahl von eher unbekannten Acts, fast alle ganz großartig. Ob man das nun unter Folk oder Neo-Folk subsumieren muss – ich weiß nicht. Natürlich klingt die legendäre Vashti Bunyan nach kristallklarem, perlendem Psych-Folk, viele andere hier vertretene Songs haben aber nicht mal die ansonsten ja obligatorischen „folky“ Wandergitarren zu bieten. Denn hier herrscht ganz einfach komplette Stilfreiheit zwischen Post-Rock, analoger Elektronika und Handgezupftem, mal mit Gesang, mal ohne. Nichts für pfeiferauchende Puristen also, sondern ganz frisches, neues und unverbrauchtes Material. Die Briten sind in der Breite stärker (am besten: Tunng – mit einem Bloc Party-Cover!), Acid Casuals, This Is The Kit, Clayhill, Deep Elem und The Hat. Die Amis mit den bekannteren Namen: der grandiose Sufjan Stevens ist hier ebenso gut aufgehoben wie Marissa Nadler, Vetiver, Laura Cantrell, Readymade FC feat. Feist und Animal Collective. Der allerschönste Song stammt dann aber von jemandem namens Blitzen Trapper. Erstaunliche und vor allem erstaunlich schöne Musik aus noch zu erfindenden Stilnischen, worüber man sich aber nun wirklich nicht den Kopf zerbrechen sollte. Mehr musikalische Entdeckungen der freigeistigen Art als in diesen zwei Stunden lassen sich momentan wohl nirgends sonst machen. (Whirlyjoe) PS: Auch Rob da Bank ist (neben einer Ibiza Resedency) wie die Big Chill Leute in ein Festival verwickelt, dass unglaublich gut sein soll. Es heißt auch noch treffend Bestival und findet Anfang September auf der Isle Of Wight statt. Verkleidungen/fancy dressing wird erwünscht. Gute Reise!

Freitag, 14. Juli 2006

Abt.: Brandneu Garden Of Delights A Folk Compilation/Various Artists Fortsetzung zur 2004 erschienen Zusammenstellung Gather In The Mushrooms, und auch diesmal wird mit Erfolg versucht, steinalten Brit-Folk aus den 60ern und 70ern im Stil zeitgemäßer DJ-Culture zu präsentieren. Keine Angst, dies ist kein „Folk-Mix“, allerdings gehen die einzelnen Songs schon ganz leicht in einander über, es entsteht also ein relativ nahtloser Flow, was das Hören am Stück tatsächlich homogener macht und ein gewisses Chillout-Feeling bewirkt. Das DJ-Dings zeigt sich aber eher daran, dass die beiden Selectors Pete Lawrence und AJ of The Big Chill hier zum Teil recht rare Songs ausgraben und letztlich wie eine Rare-Funk oder -Jazz-Compilation präsentieren. Vor allem auch mit kurzen Kommentaren zu den Beiträgen von bekannten Namen (Donovan, Pentangle, Caravan, John Renbourn, Dave Swarbrick, Fotheringay) und Spezialisten-Themen (Dransfield, Shelagh McDonald, Gryphon, Spiro, Mr. Fox). Von den 21 Songs fallen besonders die Cover-Versionen auf: June Tabor & The Oyster Band üben sich an Velvet Underground (mit Abstand der jüngste der hier vertretenen Song aus den 80ern), The Johnstons veredeln Joni Mitchells Both Sides Now“ mit wunderbaren Dream-Pop-Girl-Vocals und der Hammer ist dann schließlich Neil Youngs After The Goldrush a cappella von Prelude intoniert, was wirklich sehr ergreifend klingt. Das Album ist dazu sehr schön aufgemacht. (Whirlyjoe) PS.: Das oben erwähnte Big Chill gerät so langsam zur Lebenseinstellung mit Label, der Big Chill Bar (und neuem Club) in London und einem offensichtlich großartigen Festival irgendwo in der Mitte Englands Anfang August. Check it out.

Donnerstag, 13. Juli 2006

Bei uns auf dem Teller, Part 4: Rolling Stones Rarities 1971-2003 Die Stones der Disco-Phase oder der Neptunes-Remix von Sympathy For The Devil sind durchaus Shake Baby Shake-kompatibel. Kennt halt jeder und findet jeder gut. Und das ist nicht zu unterschätzen, wenn man Bewegung unter die Leute bringen will. Axel hat es neulich sogar gewagt, den Fancy Man Blues von der Rarities 1971-2003 Scheibe zu spielen, ein scheppernder Slow Blues wie er im Buche steht! Eine halbe Stunde vorher lief If I Was A Dancer (Dance Part 2) und der Track hat mich direkt überzeugt, die Rarities Scheibe auch bei mir einzureihen. Denn das ist ein funky Dancefloor-Groove der allerbesten Sorte. Schön dirty und sofort ins Blut gehend. Ansonsten sind auf Rarities diverse Livetracks, die nicht mal wirklich rar sind (die CD wurde offensichtlich von Starbucks gesponsort), sondern auf früheren Stones Veröffentlichungen schon so zu hören waren. Aber die Anschaffung lohnt sich schon wegen oben erwähntem If I Was A Dancer und einer Handvoll weiterer Knaller. Da ist z.B. eine 8-minütigen Dance-Version von Miss You (da muß man aber schon gut vorheizen, bevor man die auflegen kann), das folkige, an Lady Jane erinnernde, Anyway You Look At It und die 12“-Version von Mixed Emotions (die vielleicht etwas heftig im Drums-Bereich ist, aber so wurde in den 80ern gemischt). Der NY Mix von Harlem Shuffle ist auf knapp 6 Minuten gedehnt und bietet fesche Synthie-Sounds in der Mitte. Funktioniert aber durchaus. Mit Through The Lonely Nights und Let It Rock finden sich zudem zwei wirklich rare Früh-70er Outtakes auf der Scheibe. Macht unter dem Strich mit If I Was A Dancer, Miss You und Harlem Shuffle drei spielbare Tracks. Und das ist mehr als auf manch anderer Platte. (R-man)

Mittwoch, 12. Juli 2006

Dubsession A funky mix! Funky Kingston ist nicht nur der Titel einer erstklassigen Toots & The Maytals Scheibe, auch Trojan hat sich den Namen für eine Serie mit funky Reggae entliehen. Unter der gleichen Bezeichnung findet man hier einen ansprechenden Mix zum Thema, der im Prinzip durch Zeit und Raum springt und diverse Ausgrabungen aus jamaikanischen Studios (Marley, Big Youth, Lloyd Charmers etc.) mit Tracks von den Meters, Cymande, Ohio Players und gar den Wings (!) zu einem leicht schrägen, aber kurzweiligen 80-Minuten Mix verbindet. Enjoy!

Dienstag, 11. Juli 2006

Abt.: Brandneu Jazzanova Blue Note Trip Der Rolls Royce unter den jazzy Dancefloor-Mixalben – die besten und coolsten NuJazz-DJs (Jazzanova aus Berlin) mixen sich zum zweiten Mal nach Lookin' Back/Movin' On durch den Backkatalog des edelsten aller Jazz-Labels Blue Note. Wobei der Untertitel „Jazzanova Mixin’ The Most Fabulous Blue Note Tunes“ nicht ganz treffend ist, denn genau genommen bedient sich das Berliner DJ-Kollektiv auch bei einigen anderen Labels des Blue Note-Mutterschiffs EMI. Was das Hörvergnügen aber keinesfalls schmälert. Über 130 Minuten werden hier gediegener Soul Jazz (David Axelrod, Jack McDuff, Gary Bartz, Horace Silver), smoother HipHop (Digable Planets, Pieces Of A Dream), Latin (Janet Lawson, Ivan Lins, Egberto Gismonti) und etliche stilistische Ausreißer (Keren Ann, David Bowie & Pat Metheny) geboten. Der Mix verzichtet auf jede Art von Effekt und Spielereien, man gibt sich unprätentiös und hat eben doch diesen entspannten Flow, wobei die Selection dann doch so gestrickt ist, dass man bei jedem neuen Tune genau zuhört - keine geringe Kunst! Unter den 31 Tracks findet wohl jeder seine eigenen Favoriten, hervorheben will ich nur Grant Green und seine geniale Sample-Vorlage für Etienne De Crezys „Superdiscount“, den Brasilianer Djavan, Bob Dorough für das unschlagbare Original eines frühen De La Soul-Hits, sowie die Sweet Soul Music von Dayton und A Taste Of Honey. (Whirlyjoe) Whirlyjoe ist noch immer DJ in Stuttgart, hat aber beim Spiel um den 3. Platz die City vermieden. Trotz allem ist er nicht wirklich froh, dass die WM vorbei ist.

Montag, 10. Juli 2006

Highly recommended! Studio One Licht im Dschungel Es steht sicher außer Frage, dass Clement Dodd und Studio One in der 1. Reggae-Liga einen Champions-League Platz belegt. Der Output war (und ist) immens und es braucht viel Zeit und Geld, um sich in den Untiefen des Veröffentlichungen zurecht zu finden. Das tolle Soul Jazz Label ist mit seinen Themen bezogenen Compilations dabei sicher eine grosse Hilfe, aber schon in den 80ern kamen einige Werkschauen über das Heartbeat Label auf den Markt. The Best Of Studio One, Full Up: More Hits From Studio One und Downbeat The Ruler: Killer Instrumentals From Studio On hießen die drei Alben, die 1991 schließlich auch den Weg auf CD fanden. Und das zu einer Zeit, als Reggae nicht wirklich hip war und Reissue-Labels wie Blood & Fire und Pressure Sounds noch lange nicht am Start waren. 2006 wurden alle drei Discs wiederveröffentlicht, mit neuen Covern und Linernotes versehen, sowie absolut superbem Remastering hörbar aufgewertet. Dazu begeistern insgesamt 21 Bonustracks. Die Liste der Beteiligten liest sich wie der Almanach der jamaikanischen Musik, denn praktisch jeder hat in der Brentford Road mal vor den Mikros gestanden. So z.B. John Holt, Alton Ellis, Ken Boothe, Slim Smith, Heptones, Willie Williams, Culture, Burning Spear etc. Besser kann Reggae nicht werden! Außer man besorgt sich die drei CDs zum Sonderpreis in einem Schuber (Best Of Studio One Collection). Die kommt mit 4. Bonus-CD und einem exklusiven Rebel-Discomix, der aus 6 extended Versions besteht, die zuvor nur auf den limitierten Vinyl-Editionen zu finden waren. Do The Reggay! (R-man)
Our Latin Thing A Sampler Of Boogaloo, Latin Soul And The Roots Of Salsa V2 Records hat sich der Geschichte des verdienten New Yorker Latin-Labels Fania angenommen und bringt zehn Album-Klassiker des Genres aus den späten 60ern und frühen 70ern neu auf den Markt, mit Original-Artwork, neuen Linernotes und alles remastered. Our Latin Thing ist der Teaser zum Thema, eine Compilation zum Sonderpreis mit zwölf Appetithappen zwischen Boogaloo, Latino-Soul und Salsa, größtenteils im damals tatsächlich brodelnden Melting Pot New York entstanden und gut gewürzt mit reichlich Hispano-Power. Hier treffen sich altgediente Salsa-Helden wie die legendäre Celia Cruz mit Vertretern der neuen Generation wie Joe Bataan und den Fania All Stars, auch dabei sind Joe Cuba, Monguito Santamaria, Ray Barretto, Tito Puente (mit unwiderstehlicher Bongo-Power), Harvey Averne, Willie Colon und Johnnie Pacheco. Etappensieger: Pete Rodriguez mit „I Like It Like That“ – ein echter Party-Smasher. Eine Compilation also, die Appetit auf mehr macht und die den konkurrierende Releases auf so verlässlichen Labels wie Soul Jazz und Vampi Soul in nichts nachsteht. (Whirlyjoe)
El Barrio Gangsters, Latin Soul & The Birth Of Salsa 1967-75 Nach “Our Latin Thing” gleich die nächste Compilation aus dem Hause Fania, dem aktuell wiederveröffentlichten wegweisenden Label in Sachen Salsa und Nuyorican Soul. El Barrio ist natürlich Spanish Harlem in New York, wo die Immigranten aus Kuba und Puerto Rico in den Sechzigern ihr ganz eigenes - und ziemlich scharf gewürztes - musikalisches Süppchen kochten, unüberhörbar auch ganz in der Nähe des „schwarzen“ Harlem entstanden, daher der deutliche Soul und R&B-Einschlag – Joe Bataan und Tito Ramos klauen gleich ganz ungeniert bei den Temptations. Hier geht es um die Latino-Vorläufer aller Gangster-Rapper, Songs von und über Locos und Malos aus der Nachbarschaft, zwischen Latin Soul, Boogaloo und Latin Jazz, mit reichlich Bläsern und brodelnder Percussion. Es finden sich 16 zum Teil ausgesprochen rare Tracks mit spanischen und englischen Vocals von u.a. Joe Cuba, Bataan, Pagan Brothers, Tito Puente, Charlie Palmieri (der kleine Bruder), Ray Barretto, Mongo Santamaria (covert „Lady Marmalade“), Willie Colon und Fania All Stars, das Album kommt mit neuen Linernotes und einzeln kommentierten Tracks, das Jewel Case im edlen Pappschuber. (Whirlyjoe) Kaufen kann man beide unter anderem hier.

Sonntag, 9. Juli 2006

War das geil!?! Oder was!?! Wir unterbrechen die Berichterstattung aus aktuellem Anlass. In 90 Minuten beginnt das Endspiel der Fußball-WM und es macht sich schon jetzt eine unendliche Leere breit. Nachdem der grandiose 3:1 Sieg der deutschen Mannschaft über Portugal gestern noch einmal für absolute Hochstimmung sorgte (der Stadtkrug war danach bis an den Rand gefüllt), frage ich mich ernsthaft, ob das Leben morgen noch einen Sinn hat? Gerade habe ich noch einmal eine 45-minütige Zusammenfassung in der ARD gesehen, teilweise sind mir echt die Tränen gekommen. Was waren das für großartige 4 Wochen! Danke. (R-man)

Samstag, 8. Juli 2006

Booker T. & The MGs Stax Profiles Wer schon immer mal wissen wollte, welche Tracks von Booker T. & The MGs zum Beispiel Elvis Costello favorisiert, der wird auf der frisch veröffentlichten Stax Profiles CD Antworten auf die brennende Frage bekommen. Schon für Get Happy (1980) hatte Costello in den Stax-/Motown-Atlantic-Archiven nach Inspirationen gesucht und die hier kompilierten 15 Tracks sind nicht unbedingt ein Best Of, sondern seine eigene Sichtweise. Natürlich kommt man an Green Onions nicht vorbei, aber das gibt es hier in einer Liveversion, ebenso wie das brandheisse Boot-Leg. Ansonsten geht es Elvis bei der Songauswahl eher um den guten Groove und man merkt, dass er in diese Zusammenstellung einiges an Arbeit investiert hat. So ganz nebenbei gibt es noch weitere Stax Profiles von Staples Singers, Otis Redding (von Steve Cropper), Eddie Floyd (von Dan Aykroyd), Albert King etc. Taugt durchweg! (R-man)

Freitag, 7. Juli 2006

Bei uns auf dem Teller, Teil 3: Idjut Boys Press Play Wie das Leben so spielt. Da das Lindstrom & Prins Thomas Album noch immer auf Dauerrotation läuft, habe ich letztens begonnen, die Lücken zu füllen. Da kam mir eine 12" ins Haus, bei der ich lange gebraucht habe, bis ich die Label entziffert habe. Sowas von verschnörkelter Schrift habe ich lange nicht mehr gesehen... Jedenfalls war Ballerina von Lindstrom & Prins Thomas die A-Seite, sollte laut Label auf 33 1/3 rpm abgespielt werden, läuft aber auf 45 besser. Ein fetter Basslauf, ausgeschmückt mit leichten Piano-Variationen. Episch. Massiv. Hinten drauf ist Far I Have Come von Jhelisa und das Kinn runter klappende Blue River von Smith & Mudd. Balearisch nennen das Leute, die sich auskennen. Irgendwann habe ich dann rausgefunden, dass die ersten beiden Tracks auch auf der Press Play Mix-CD der Idjut Boys sind (Blue River nicht, was die Anschaffung der 12" zur Pflicht macht). Und die habe ich Anfang 2005 für 50 Cent aus einer Grabbelkiste in Manchester gerettet, aber bis dato nie aufgelegt. Das habe ich mittlerweile geändert und das Ding ist für meine Begriffe die stimmigste Compilation zwischen Dubby Disco und Space Funk, die je im Schacht meines CD-Players verschwunden ist. Ein Killertrack von Etta James (All The Way Down), Plantlife, Rebirth, besagtes Lindstrom & Prins Thomas Stück (in Kurzversion), Tantra, Harry Thuman, Willis (mit der Akustikversion von Cameo's Word Up), Jazzer Cedar Walton (geile Low Rider Version), Kathy Diamond und enige andere. Wie z.B. Haircut 100 - man glaubt es kaum... Alle Tracks sind laut Cover vom britischen Duos ge-edited/bearbeitet worden. Offensichtlich unauffällig und zum Wohle der Durchhörbarkeit. Das Mixing hält sich in Grenzen, hier überzeugt einzig und alleine die Trackauswahl, die erstklassigen Ausgrabungen (Tantra) und der mitreissende Flow. Hut ab! Der eine oder andere Track wird sicher demnächst den Beverunger Stadtkrug rocken... Etta James lief schon! (R-man) Die CD und 12" gibt es unter anderem hier.

Mittwoch, 5. Juli 2006

Deep Soul Perlen Pt. 1 Albert Washington Sad And Lonely So ganz viel Deep Soul legen wir nicht auf bei Shake Baby Shake, aber Songs von James Carr oder Al Green haben die Stadtkrug-Posse (und ganz besonders die DJs) schon erfreut. Albert Washington ist dort noch nicht gelaufen, aber er wird seine Chance noch bekommen. Denn Sad And Lonely ist eine Perle des Genres. Schon seit den frühen 60ern war der in Cincinatti geborene Bluesmann unterwegs und nahm für diverse Labels mehrere Singles auf, die als „Blues & Soul Man“ auf Ace veröffentlicht wurden. Gegen Ende der 60er hatte er den Soul in seinen Sound integriert und so war es ein fast nahe liegender Entschluss, sein Debütalbum in Memphis einzuspielen. Dazu ging er Anfang der 70er in Steve Croppers TMI Studio, der zu den Aufnahmen eine leider namenlos bleibende Band zusammentrommelte. Die Memphis Horns sind sicher bekannt, die Gitarre spielt Washington selber und wenn ich mich nicht ganz schwer verhöre, dann ist die Rhythmusgruppe aus Willie Mitchell’s Hi Studio entliehen. Denn die (Hodges-Brüder?) fahren hier einen dermassen teuflisch-rollenden Groove, wie man ihn nur von Al Green, Ann Peebles oder Syl Johnson kennt. Zudem erinnert mich auch Washington’s Stimme an das messerscharfe Sangesorgan von Syl Johnson und ich wage zu behaupten, dass bei einem Blind Date gut die Hälfte der Songs dem ehemaligen Hi-Künstler zugeordnet würden. Die andere Handvoll der Tunes beginnt oft wie ein typischer, elektrischer Blues-Song, was ja oft in standartisierte Langeweile ausartet. Aber Washington und die Band (die Backgroundsingers heißen The Girls) lassen das Gospel- und Soul-Feuer mächtig lodern und wenn die Rhythmussektion erstmal losrollt und Washington die pathosgeladene Deep-Soul-Stimme vom Stapel lässt, dann fangen sie die Tunes locker vor den Toren der Blues-Hölle ab. Als Bonus gibt es noch das schier grandiose Steal Away, ein midtempo Burner für den alle anderen getötet hätten, und der aus nicht nur mir unverständlichen Gründen (Gesamtlänge?) damals nicht auf dem 73 erschienen Album war. Oft bekommen solche Juwelen ja schon alleine wegen der Rarität Kultstatus und wenn man sich das Ding dann anhört, ist man nicht selten milde enttäuscht. Sad And Lonely aber dürfte ganz sicher zu einem der durchgängig erstklassigen Früh-70er Alben im Memphis-Dreieck von Southern Soul, Blues und Funk gehören. Und wer auf diese Al Green-O.V. Wright-Syl Johnson-Schiene steht, der kann an dieser fein aufgemachten (Westbound/Ace) Perle nicht vorbei. (R-man) Kaufen kann man das Ding unter anderem hier.

Dienstag, 4. Juli 2006

Abt.: Brandneu Ocote Soul Sounds El Niño Y El Sol Das Label Eleventh Street Lounge ist einer der langjährigen Garanten für perfekten, stimmungsvollen Lounge- und Downbeat-Sound, festzumachen an den führenden Amis dieser Gattung, Thievery Corporation. Deren Eric Hilton lobt diese neue ESL-Veröffentlichung dann auch über den grünen Klee, was sich auch gut nachvollziehen lässt. Denn was Martin Perna, ansonsten bei der großartigen New Yorker Afro-Beat-Band Antibalas (unbedingt zu empfehlen, veröffentlichen auf Ninja Tune) im Einsatz, und Adrian Quesada (von Grupo Fantasma aus Austin) hier gemeinsam vorlegen, sprengt das ansonsten übliche, gut abgehangene Chill-Groove-Format ganz locker. Denn hier werden überwiegend echte Instrumente gespielt (vor allem eine erfreuliche Liebe zu Flöten aller Art gepflegt), fette und drogenverseuchte Seventies-Funk-Grooves (die mächtige Isaac Hayes/Shaft-Schule) durch die Echokammer gejagt, und das Ganze mit kleinen Dosen TexMex-Latin-Pfeffer und einer reichlichen Portion Afro-Beat in feinster Fela Kuti-Tradition versetzt, was dann einen lässigen Mix aus hypnotischen Tanznummern und gediegenem Chillen ohne Elektronik-Waber macht. Inszeniert werden die 13 Tracks (einige allerdings nur kurze Interludes) als Soundtrack zu einem fiktiven Film, den man sich anhand der Klänge aber tatsächlich sehr gut beim Hören vorstellen kann. (Whirlyjoe) VÖ: 21. Juli. Whirlyjoe ist noch immer ein Freund des Hauses und DJ-Allrounder mit Stuttgart als Haupteinsatzort. Die Lächerlichkeit seines Vorsatzes „nur eins pro Halbzeit“ (immerhin 0,5 Liter) mußte er letzthin selbst eingestehen.

Montag, 3. Juli 2006

Shake Baby Shake im Juli Eine relaxte Angelegenheit Auch die Shake Baby Shake Party am 1. Juli war eine relaxte Angelegenheit und fiel nicht in das oft bemühte Sommerloch. Nachdem die Franzosen die Brasilianer nach Hause geschickt haben, liefen ab 23 Uhr die Plattenteller. Wie gewohnt wurde dem nach und nach einrückenden Publikum ein Mix aus Reggae, Soul, Disco und tanzbarer Electronica geboten. Genregrenzen wurden mal wieder kontinuierlich erweitert oder fielen ganz. Als Ingolf dann gegen 2:30 Uhr die volle 12-Minuten Version von Don’t Let Me Be Misunderstood von Santa Esmeralda auflegte, habe ich mich nach Hause fahren lassen. Es soll dann noch eine gute Stunde ganz entspannt weiter gegangen sein, relativ früh für SBS Verhältnisse... aber wahrscheinlich waren viele noch vom großartigen Sieg der deutschen Mannschaft gegen Argentinien ermattet. Das nächste Shake Baby Shake ist dann am 5. August, wie immer der erste Samstag im Monat.