Samstag, 14. April 2007

Tanz den Naasty!
Tanzschulengetestet:
Salsoul Disco Dance


Wer könnte eine solche Platte schon in der Flohmarktkiste übersehen: eine Salsoul-Compilation, von der Teldec anno 1977 auf den boomenden Disco-Markt geworfen. Der Sticker verrät: „Tanzschulengetestet - mit den Modetänzen Bus-Stop, Stomp, Nice’n’Naasty“ – gerade der letztere hat sich hoffentlich bis heute im Stadtkrug gehalten? Falls nicht: auf dem Backcover gibt es eine Tanzanleitung („….den rechten Fuß ohne Gewichtsbelastung danebensetzen“).

Kurzer historischer Einschub: Salsoul ist das Werk der drei Cayre Brüder, die in den frühen 70ern u.a. 8-Track-Tapes verscherbelten. 1974 gründeten sie ihr Label in New York City und benannten es nach der kurz zuvorerschienenen LP von Joe Bataan – Salsoul war der Strassenbegriff für die neue Musik der lateinamerikanischen Einwanderer, die afro-amerikanische Einflüsse aufnahmen und mit ihren Sound verschmolzen. Ken Cayre war schon immer Fan des gepflegten Souls des Philadelphia International Labels und da kam es ihm gelegen, dass deren Soundarchitekten Gamble & Huff mit ihren Angestellten im Clinch lagen. So war es Cayre ein Leichtes mit Vince Montana (Orchesterchef), Norman Harris (Gitarre), Ronnie Baker (Bass), Earl Young (Drums), Bunny Sigler (Songwriting, Production) fast das gesamte Kreativteam zu Salsoul zu holen. Schließlich nahm man gar in den berühmten Sigma Studios zu Philly auf.
Zwischen 1974 und 1985 veröffentlichte das Label knapp 300 Dance-12“-Singles, darunter mit Double Exposure’s Ten Percent auch die erste, die überhaupt in den Handel kam. Aber zurück zu Whirlyjoe’s Flohmarktfund…

Die Platte ist aber nicht nur lustig, sondern führt auch kompetent ins Salsoul-Universum ein: Soul und (Proto-) Disco, fette Streicher und funky Gitarren waren schon immer das Markenzeichen Phillys, wie gelegentlich auch Montanas Vibraphon, der sich allerdings eher als Arrangeur und Dirigent hervortat. Richtig gelesen, als Dirigent, denn Montanas legendäres Sound Orchestra war tatsächlich ein echtes vielköpfiges Orchester mit reichlich Streichern, Bläsern und Percussion, denn in den 70ern wurde sowas zumindest in Philadelphia noch richtig mit der Hand gespielt. Weiter bekannte Salsoul-Namen: Moment Of Truth, Carol Williams und die grandiose Loleatta Holloway, alle mit mehreren Nummern auf dieser Platte vertreten.

Salsoul-Scheiben findet man übrigens oft in den Ramschkisten der Flohmärkte, wenn man also dieses Logo sieht, nicht lange fackeln und die Dinger mitnehmen. (Whirlyjoe)

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