Donnerstag, 28. Juni 2007

Conga-driven Slow-Funk-Mantra
LCD Soundsystem

Freak Out/Starry Eyes

Ich bin in Sachen Musik ja zugegeben begeisterungsfähig, aber die aktuelle LCD Soundsystem-Single All My Friends haut mich doch mal wieder richtig um. Ohnehin ist James Murphy für mich ja das Innovativste, Aufregendste und Tanzbarste, was mir in den letzten zwei Jahren untergekommen ist, aber wie er nun mal schnell diesen 12-minütigen Doppeltune raushaut, ist schon atemberaubend.

Non-Album und schon formal sehr ungewöhnlich: Freak Out läuft ca. 7 Minuten lang, dann folgt ein durch und durch rockistisches Schlagzeugsolo (auf einer Dance.-Maxi!), an das dann der zweite Song Starry Eyes gepappt wurde. Der ist eher nicht so mitreißend, etwas albern und elektroid.

Aber Freak Out ist wirklich eine Bombe. Unteres Midtempo und trotzdem extrem fett – der erneut superdreckige Bass macht es mal wieder. Erst acapella, dann schleicht sich ein spaciger Moog ein. Richtig los geht es aber mit der Percussion: es entsteht ein Conga-betriebener Monster-Groove, der ein wenig an Ma Simba Bele von Unknown Cases erinnert. Fehlt nur noch der Bass, und fertig ist ein wahrhaft massives Slow-Funk-Mantra, das nicht aufzuhalten ist.

Wie immer bei Murphy trotz des Drecks im Sound fast minimalistisch aufgebaut, die einzelnen Spuren überdecken sich nicht, sondern alles hat Platz zum Atmen. Die Ideen werden in aller Ruhe nacheinander gefeatured: erst eine unerwartete Soul-Trompete und dann, nach gut fünf Minuten vollfettem Gegroove schließlich ein eigentlich unmögliches Mellotron, das mit 70s-Style-Streichern aus der Maschine für den größten Moment dieser an großen Momenten nicht armen Single sorgt.

Viele versuchen zur Zeit, einen solchen Sound hinzukriegen, aber James Murphy bleibt der unerreichte Meister. Holt euch diesen Hammer-Tune, checkt einfach eure liebsten Mailorder. (Whirlyjoe)

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Cheers Whirlyjoe,

Ich habe es ja wirklich versucht, aber irgendwie fehlt mir persönlich der Zugang zum LCD-Soundsystem. Da gefällt mir die Platte von Joakim - bekanntlich auch aus dem DFA-Dunstkreis - schon wesentlich besser. Aber es ist wie immer: Geschmäcker sind verschieden und das ist auch gut so!

Tick, Trick und Track hat gesagt…

mir fiel ja noch auf, dass die echten lcd-fans fast ausschliesslich männer sind. ist das so ein macho-funk-ding? ich verstehe es selbst nicht. die anderen dfa-acts finde ich recht unterschiedlich, lcd ist aber eindeutig das alles überragende mothership. ansonsten sehe ich das mit den geschmäckern natürlich auch so. bisschen stichelei und geschmackspolizei darf gerade in diesem forum aber keinesfalls fehlen.

by the way. koolski weilt schon wieder in london, ist aber morgen abend wieder zurück. vielleicht kauft er gerade das geburtshaus von alexis korner oder john mayall.

whirlyjoe

Anonym hat gesagt…

...für den rein musikalischen Part teile ich Joes Begeisterung durchaus. Was mir jedoch bei nahezu allen Acts aus dieser Ecke fehlt sind ein paar mitreissende Stimmen. Verzerrte Kinderchöre und durch's Megaphon plärrender Gesang von dünnen Männerstimmen nerven mich persönlich einfach zu sehr. ...bin wohl zu alt. So richtig zur Wirkung kommen LCD und Konsorten ja eigentlich auch nur ganz ganz laut gehört.

Anonym hat gesagt…

knut, da stimme ich prinzipiell zu, finde das mit den schwachen stimmen aber nicht so dramatisch - da höre ich doch eher auf den bass. murphy singt inzwischen ja tatsächlich selbst, weiss auch, dass er da kein grosser wird. etwas anstrengend sind auch bei lcd diese chorgesänge. aber wie gesagt: feel the bass!