Dienstag, 7. Dezember 2010

Miraculous Mule – Blitzkrieg over Germany! Ein Reisebericht Irgendwann hatte ich mal die gloriose Idee, daß Miraculous Mule, die neue Band von Michael J. Sheehy und Bruder Patrick McCarthy, doch beim Geburtstag der shake baby shake/Shakedown-Party spielen könnten. Und um das finanziell überhaupt stemmen zu können, sollten noch einige Gigs dazu gebucht werden. So floß einiges an Geld, viel Arbeit, reichlich Zeit und noch mehr Herzblut in die Vorbereitungen der drei Gigs in Köln, Dortmund und Beverungen. Und dann ging es los... Donnerstag, der 3.12. Recht komfortabel sollte die Band gegen 16 Uhr in Düsseldorf einfliegen, der einzige Flug am nachmittag. Alle anderen starten morgens um 7, was bedeutet, das man um 3 Uhr aus den Federn muß, um rechtzeitig am Airport zu sein. Leider ging dieser Flug von Gatwick, die es nicht schafften, ihre einzige (Single runway, Tatsache) Start- und Landebahn vom Schnee zu befreien. Dass der Flughafen an dem Donnerstag komplett geschlossen und alle Flüge ausfallen würden, wussten wir schon um 6 Uhr in der Früh nach dem Besuch der Gatwick Webseite. Da habe ich mir schon geschworen, daß ich 2011 nichts mehr mache, keine Gigs, keine Parties, kein Auflegen, Arsch ab. Als erstes wurde für Freitag auf einen anderen Londoner Airport (waren ja alle offen, ausser Gatwick!) umgebucht und nach einer Ersatzband für den Abend im Chlodwig Eck gesucht. Leider konnten weder die Juke Joint Pimps noch deren Drummer Mighty Mike, der dann noch die kleine Besetzung von Ray Collins’ Hot Club vorschlug, den wir auch gerne genommen hätten. Aber da konnte die Rhythmusgruppe nicht. Mike hat sich wirklich reingekniet um noch eine Ersatz-Band für den Abend zu organisieren. Tausend Dank nochmals dafür; ich konnte mich nur mit zwei Gratis-Cokes am späten Abend revanchieren. So fuhr ich mit vollgepacktem Transit (P.A. und Backline) nach Troisdorf bei Köln, wo unser K-Nut sein Leben fristet. Gar nicht mal schlecht allerdings und nach ein paar Fläschchen Bier ging es uns auch wieder besser und wir machten uns mit kleinem DJ-Gepäck auf den Weg. Im Chlodwig Eck war leider nicht viel los und es sollte den Abend auch nicht besser werden. Auf Sky lief das Dortmund-Spiel und wir verklappten in atemberaubender Geschwindigkeit locker lecker Kölsch. Dann tauchte ein uns bekannter junger Mann vom WDR Rockplast auf, der seine Plattensammlung demnächst in den Keller seines Neffen stellt, der so nebenbei auch noch ein eifriger Leser dieses Blogs ist. Die Welt ist eine Erbse. Mr. WDR (nennen wir ihn Jörg) brachte eine erhöhte Schlagzahl mit und verführte uns nachher noch zum trinken irgendeiner schwer gewürzten Bloody Mary-Abart. K-Nut legte zwischendurch auch noch auf, allerdings in der absurdesten DJ-Ecke, die ich seit langem gesehen habe. Ich habe nichts gemacht, ausser labern und trinken. Wirt Robert erwies sich als dankbar und spendabel (für was eigentlich?) und als wir gegen 2 Uhr per Taxi den Weg in die Outskirts of Cologne antraten, ging es erst K-Nut ziemlich schlecht (offenes Fenster bei 120 km/h und minus zehn Grad) und kurz nachdem ich mein Haupt zur Ruhe legte, ging es mir nicht besser. Klarer Fall von Überschätzung. Tja, die kleinen Gläser verführen ja tatsächlich zum Schnelltrinken. Meine erste feste Nahrung an diesem Tag hatte ich erst im Chlodwig-Eck zu mir genommen (sehr leckere Brat-Kartoffeln), das war für eine Trink-Grundlage definitiv zu spät. Gottseidank habe ich später die Finger von den komischen Schnäpsen gelassen. Als es dann zu später Stunde in ein auf etwa 40 Grad geheiztes Taxi ging, wurde mir tatsächlich ziemlich mulmig. Ging dann aber auch irgendwann vorbei... Vielen Dank an Robert für die tolle und generöse Bewirtung. Freitag, der 3.12. Per Wecker von der LuMa geschält und nach einem Minimalfrühstück noch schwer angeschlagen in Richtung Düsseldorf aufgebrochen, um Miraculous Mule vom Flughafen abzuholen. Die dann tatsächlich eintrafen, übermüdet, aber wie nicht anders erwartet guter Dinge. Es ging direkt zurück in K-Nut’s Latifundie und nach einem ausgiebigen Zweitfrühstück folgte ein ordentlicher Mittagsschlaf, der zur Folge hatte, dass ich mich fast wieder fit gefühlt habe. Ich bin leider nicht so richtig zum Schlafen gekommen, und so blieb mir mein hangover noch ein Weilchen erhalten. Gegen 16 Uhr ging es Richtung Dortmund. Das Subrosa ist ein mit Trödel vollgestopfter Laden, an den ich zumindest was die Response betraf nicht die besten Erinnerungen hatte (M+P hatten schon mal als Duo dort gespielt). Zwei Stunden hat Kneipen-Chef Cornell gebraucht, um den Sound zu richten, also Soundcheck ist wirklich das ödeste was es gibt auf der Welt. Aber zumindest habe ich so mitbekommen, daß die Band seit dem letzten Gig im August ganz schön kreativ war. Danach haben sie im Studio zehn Tracks aufgenommen, aber eben beim Soundcheck vier neue Tunes gespielt, die allesamt besser waren, als das was ich kannte. So zum Beispiel Satisfied, ein absoluter Burner. Oder Dangerous Blues... oder...

Angenehmerweise füllte sich das Subrosa recht ansehnlich und als die Band gegen 22 Uhr die kleine Bühne betrat, war die Stimmung schon sehr gut. Und sie wurde minütlich besser, denn Miraculous Mule legten einen Bombenset hin. Ian Burns knüpfte einen ordentlichen Drumteppich, auf dem Patrick so ziemlich den genialsten Bass spielte, den ich seit Ewigkeiten gehört hatte. Im Prinzip spielt er Bass wie Banjo, also viele Töne, aber saumässig funky. So treibt er seinen Bruder Michael vor sich her, der von leisen Akkorden bis zum Feedback-Gewitter alles reinpackt in den Sound der Band. Der sich zusammensetzt aus Blues, Soul, Gospel und Rock. Der Gesang ist aufgeteilt auf das haarlose Brüderpaar und die Sängerin Alex (sonst bei Gemma Ray), miteinander, gegeneinander, jeder mal den Leadpart übernehmend, harmonisierend, sehr genial. Alex teilweise pechschwarz, Michael soulful und Patrick für das heftige Gebell. Und so präsentierte die noch junge Band ein sehr ausgewogenes Programm, von heftigen uptempo Rockern über angeblueste midtempo Groover bis hin zu Voodoo-Balladen und gar komplett Acapella dargebrachten Songs. Hinter mir sagte ein Gast tatsächlich nach jedem Song „Oh yeah!“ – und ich ließ ihn gewähren, denn Recht hatte er. Beim von Alex vorgetragenen Acapella-Track No More My Lord konnte man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören, so sehr hatte das Maultier das Publikum in seinen Bann gezogen. Ihre grandiose Version von Wayfaring Stranger gab es dann als Zugabe, Patrick bricht sich beim Multiton-Bassriff fast die Finger, das allerdings von Satisfied locker getoppt wurde, einer absoluten Orgie von Call- und Response-Gesängen über einem Mörderriff. Wenn sie das einigermassen im Studio hinkriegen... Brilliante Band, großartige Show, sehr gutes Publikum und ein toller Club (das Subrosa hat definitiv ein paar Plätze gut gemacht). Mir hat sowohl der Laden (gut gefüllt mit netten Menschen, lecker Grünkohl mit Mettwurst, Espresso und Mineralwasser auf Zuruf) als auch der Mule-Auftritt so richtig gut gefallen. Ich kannte die Songs ja bisher nur als Rohmixe und einige als fertig abgemischte Versionen, aber Live war das noch mal eine ganze Klasse besser! Noch intensiver, noch druckvoller, eine noch präsentere Alex Petty! ...und den Herrschaften beim Musizieren und Singen zuzuschauen ist und bleibt ein Hochgenuss! Wir hatten uns zur Übernachtung in Beverungen durchgerungen und mussten folglich noch auf die Bahn, was sich aber als recht problemlos darstellte. Der Stadtkrug hatte noch geöffnet als wir in Beverungen eintrafen, aber nach ein paar Bierchen verabschiedete man sich voneinander, es war ein harter Tag. Auf der Autobahn konnte ich mit Michael als Beifahrer im Kombi noch mit dem rasanten Tempo des Tourbusses mithalten, aber nachdem mir bei -15 Grad der komplette Wischwasser-Frostschutz-Rotz auf der Frontscheibe festgefroren war und ich den Landstraßen-Heimvorteil von R-man mit eingeschränkter Sicht nicht mehr aufholen konnte, trafen wir etwas verspätet in Beverungen ein. Erst Autos ausräumen, und dann folgte morgens um zwei das erste Bier. Das schmeckte so gut, dass ich immer wacher wurde und noch ein paar folgen liess. Um vier konnte mich Axel dann von der Theke loseisen. Samstag, der 3.12. Lange schlafen, ein kurzes Treffen bei mir und dann ab 15 Uhr in den Stadtkrug zum Aufbau und Soundcheck. Das hat schon etwas gedauert, die Räumlichkeit ist auch nicht einfach klanglich aufzubereiten, aber Rembert und Martin haben einen guten Job gemacht, der sich auch abends fortsetzte und den alten Spruch „wenn der Laden voll ist, klingt sowieso alles anders“ mal wieder bestätigte. Nach einem kleinen indischen Festmal bei Harry gegenüber ging es zurück und K-Nut und ich droppten schon mal ein paar Tunes. Dass es nun nicht drückend voll war, lag wahrscheinlich am einsetzenden Schneefall und einfach der Tatsache, daß das Interesse im Großraum Beverungen an solcher Musik eher gering ist. Nichtsdestotrotz enterte die Band gegen 22.30 Uhr die kleine Stadtkrug Bühne und lieferte den gleichen Set wie am Vortag, allerdings mit mehr Vehemenz. Sehr, sehr Klasse! Das Feedback vom Publikum wurde zusehends besser und die Stunde verging wirklich wie im Fluge. Die Version von Satisfied zum Abschluß war wirklich spektakulär und zeigt, dass das Werk auf dem Weg zum Crowdpleaser noch sehr ausbaufähig ist. Den Sound-Job hatten die Bengels doch perfekt hinbekommen, das klang großartig! Der Auftritt war dem vom Vorabend absolut ebenbürtig und tatsächlich mit noch mehr Druck. Das hätte ich mir auch fünf Abende hintereinander anhören können. Ganz fantastisch! Ein paar mehr Leute vor der Bühne statt vor der Theke wären allerdings schön gewesen.

Nach dem Gig übernahmen die Stag-O-Lee Allstars die Wheels Of Steel, Alex (die in London eine monatliche Clubnacht hat) droppte einige erstklassige Soul- und Funkbomben, gefolgt von Patrick, der wie immer völlig losgelöst und mitreissend auflegte. Bruder Michael (da schon recht angeschlagen) gesellte sich dazu, meinte aber nach zwei Tunes, ich solle übernehmen. Was ich mir nicht zwei Mal sagen ließ, denn mit Brother Patrick Ping-Pong aufzulegen ist schon ziemlich grandios. Der Bursche schafft es irgendwie, die krudesten Sachen zu droppen und trotzdem so etwas wie pure Magie zu erschaffen.

Da immer die richtige Antwort zu finden, ist nicht immer einfach, aber ich denke, ich habe das recht gut hinbekommen (einfach mal vorlegen und nicht immer hinterher ist die Lösung. Nach einer Stunde puren Auflegeglücks droppten wir noch so disparate Sachen wie Lenny Kravitz (Freedom Train – Bombennummer), Looking At You/MC5 vs. Shot Down von den Sonics, um ganz kurz danach mit dem Toots & The Maytals-Klassiker 54-46 Is My Number für völlige Ekstase zu sorgen. Danach fädelte sich Chrispop ein, der einen wirklich famos-tanzbaren Set hinlegte (auch wenn er hier unten auf dem Bild aussieht, als würde er ein Nickerchen machen), das hat wirklich von vorne bis hinten gepasst, mein Lieber! Axel scharrte derweil mit dem Hufen und durfte als nächster ran, übergab aber recht schnell wieder an Chrispop und K-Nut, die den ehrwürdigen S–krug wohl noch bis 4.30 Uhr beschallten. Als ich um 3 Uhr das Etablissement verließ, hatte eigentlich jeder ein ganz breites Grinsen im Gesicht. Und ganz besonders Wirt Lothar, dem mein ganz besonderer Dank für die großzügige Unterstützung gilt - Stadtkrug, long may you run!
Hat wirklich mal wieder unglaublich viel Spaß gemacht. Es wurden tatsächlich ältere Herren, die ansonsten nur auflegen, beim Tanzen beobachtet! Auf dem Weg nach Hause dachte ich mir, ich sollte mir das vielleicht alles dann doch nochmal überlegen mit dem an den Nagel hängen und so. Denn solche Abende wie im Stadtkrug sind dann doch Einsatz und Herzblut wert. Das Wochenende war für mich als "Tour-Begleiter" auch eine ganz neue und sehr schöne Erfahrung. Tolle Menschen, tolle Musik, mir würde da ganz schwer was fehlen! WEITERMACHEN!!! (R-man + K-Nut)

4 Kommentare:

Whirlyjoe hat gesagt…

unbedingt weitermachen, was denn sonst!
wann kommt endlich das mule-album auf stag-o-lee?

Fruity M. hat gesagt…

stag-o-lee-release-updates, please!
würd die scheibe auch zigfach unterm baum platzieren!

Anonym hat gesagt…

Hach, da wär ich auch gern dabei gewesen. Ausgerechnet in meinem Heimatkiez Kölner Südstadt musste der Gig ausfallen! Nach Dortmund hab ich es leider nicht mehr geschafft. Zum Trost hab ich mir sonntags in Berlin die Jon Spencer Blues Explosion angeschaut.
Kann die 10" kaum noch erwarten.
Weitermachen!
An-Dréad

Anonym hat gesagt…

..läßt sich das für köln nicht später nochmal "reloaden", skipper?
und denk an den hinweis zum 75. von elvis in der kuen kneipe zu nippes!
BadaKing!