Samstag, 25. Dezember 2010
Reinhard’s 2010
Ein Retro-Rückblick!
Mein Hirn lässt nach. Ich habe echte Probleme mich daran zu erinnern, was es dieses Jahr alles neu gab und was mich davon fasziniert hat. Aber vielleicht liegt es nur am latenten Tonträger-Overkill, mit dem ich jeden Tag zu tun habe? Und daran, das mein Sortiersystem im Prinzip daraus besteht, Dinge zu stapeln und sie nicht alphabetisch wegzustellen („I’m a piler, not a filer!“)? Wohin sollte ich sie auch stellen, denn meine Wände bestehen nur aus Regalen und die sind prall gefüllt!?!
Bei voller Konzentration fallen mir ein paar Sachen ein (siehe unten), aber grundsätzlich gilt auch 2010, was ich bei meiner 09er Abrechnung schrob: rein in die 50er Jahre, Abstecher in die 40er, im Augenblick geht es wieder Richtung Früh-60er. Aktuelle Artists und Bands bleiben kaum hängen, dafür jede Menge Compilations mit Rock & Roll, Soul, Rhythm & Blues, Rockabilly aus den 50s/60s, bei denen Fachmänner mir die Vorsortierung abgenommen haben. Und das Internet natürlich und die vielen wundervollen Blogs der Sammler und Jäger, die einen an ihren Fundstücken teilhaben lassen. Love it!
Unverzichtbar in 2010:
Dave Bartholomew – Shrimp And Gumbo/Ah Cubanas
Welch eine 7“! Stellvertretend für die vielen Monate, die ich mir 2010 mit 50s R&B meets Mambo- (+ Rhumba/Calypso) Rhythmus verschönt habe. Als das Fieber losging, musste ich tief diggen, um mit Spoonful 33 meine erste eigene 31-Song-Mambo Compilation zusammenzustellen, fast zeitgleich begann ein Blog im Internet, sowas ähnliches zu machen – mittlerweile habe ich Vol. 2 (Spoonful 36) kompiliert und der Typ ist bei Vol. 44 – was bedeutet, daß ich jetzt zirka 1.400 R&B/Mambo-Hybrid-Tunes mein Eigen nennen kann. Und kaum einen möchte ich missen, Shrimp And Gumbo ist aber einer der besten: Bartholomew und seine Männer Mitte der 50er in New Orleans: Auf der A-Seite kämpft ein wackliger Mambo-Rhythmus gegen einen angeschlagenen New Orleans-Groove, dessen Drums aus Töpfen und Pfannen zu bestehen scheinen... und dieser Bläsersatz erst. Die B-Seite ist leicht kubanisch angehaucht und genau so gut. All in all a nice package, two bags of mambo-mardi Gras Gris-Gris sure to keep you safe from all manner of voodoo ill will! Das Grinsen im Gesicht... 500 Stück auf Juke Box Jam!
Ganz frisch zum Thema: Rumba Blues – The Mambo Years CD
The Excellos – The Excellos
Ein aktuell musizierendes Londoner Quartett mit dem gleichnamigen Debütalbum, in das die nicht mehr ganz jungen Musiker alles reingepackt haben, was gut war von Bo Diddley über Slim Harpo bis The Hook. Ein paar Coverversionen wie I Got Love If You Want It, Black Betty, Suzie Q oder Shake Your Hips (Mörder!) wurden geschickt unter das eigene Material gemischt, for maximum pleasure versteht sich. Harmonica und Gesang kommen fast durchweg leicht angezerrt und die John-Lee-Hooker-Gedächtnis-Gitarre legt entweder sture Boogie-Riffs auf eine Dampflok von Rhythmusgruppe oder sie stichelt spindeldürre Licks aus einer Fender Combo. Die kurzen und prägnanten Soli verlieren sich regelmässig im allgemeinen Vorwärtsdrang - no ballad-shit here! Straighter Rhythm & Blues-Killershit! Eine absolute Spassplatte! Muss ich dann auch irgendwann mal live sehen.
Miraculous Mule – Ten Songs
Die neue Band von Michael J. Sheehy, seinem Bruder Patrick (Bass), Ur-Sheehy Drummer Ian Burns und Sangeselfe Alex Louise Petty (auch Gemma Ray). Absolute Sheehy Prioriät („We're on a mission and I KNOW I'm doing the right thing.”) des nächsten Jahres. Soul-Gospel-Blues-Voodoo-Rock mit Herz, Blut, Schweiß und Tränen. Sehr dunkel, fast schwarz. Oh Lordy! Die sparsame Besetzung lässt viel Raum für drei gleichberechtigte Stimmen, es wird teilweise heftigst gerockt, midtempo Blues-gegroovt, aber auch Acapella gelitten. Zehn Songs hat die Band in einer Wirbelsturm-Session aufgenommen, einer besser als der andere. Fünf weitere Songs haben sie seitdem neu im Repertoire, alle besser als die ersten zehn. Auf Tonträger im Jahr 2011. Ick freu mir schon. Oh Lord, I been hoodood! (frei nach Dr. John).
Numero Group
Welch ein Label! Ich erinnere an Grandiositäten wie Light On The South Side (ein dickes Foto-Buch über die Southside Chicagos in den 70s mit greasy-funky-Soul-Blues-Doppel-Vinyl). Oder die topfrische Syl Johnson Box, ein Wunderwerk aus 6 LPs, 4 CDs im Klappcover und einem Buch im Schuber! Da steckt viel Herzblut und noch mehr Arbeit drin, das sieht man auf den ersten Blick. Und sowas können Mailorder dann für schlappste 69 Euro weiterreichen! Sowas muß unterstützt werden und nicht Major-Label Abzock-Vinyl-Versionen für um die 30 Euro pro Scheibe (Young, Dylan etc.). Nuff said! Muss auf meinen Blutdruck achten.
An frischen 2010er Veröffentlichungen möchte ich auf folgende nicht verzichten:
Sharon Jones & The Dap-Kings – I Learned The Hard Way
Black Keys – Brother
JJ Grey & Mofro – Georgia Warhorse
Isobel Campbell & Mark Lanegan – Hawk
C.W. Stoneking – Jungle Blues
Diplomats Of Solid Sound – What Comes Around Goes Around
Jim Jones Revue – Burning The House Down
Und natürlich all die feinen Compilationen mit tanzbarem Stoff aus den 50s & 60s:
Music To Get Smart By – Vol. 3
Saints & Sinners - Vol. 1-4
R&B Hipshakers – Teach Me To Monkey (gerne auch als 7”-Box)
Big Bad Blues Boppers
R&B Meets Northern Soul - Vol. 2
Buttshakers – Vol. 5+6
Keb Darge & Little Edith - Legendary Rockin R&B
A Rocket In My Pocket
& then some.
Und natürlich ganz besonders unsere eigene Spoonful-Serie als Destillation aus allem was gut ist und in die Beine geht.
45er Vinyl nicht zu vergessen: all die Repro 7”-es, die irgendein Sammler und Jäger regelmässig raushaut. Die wundervolle Creole Crime 7“-EP der so grandiosen Moon Invaders mit der tollen Version von Sam Cooke’s Chain Gang und natürlich die Juke Box Jam Serie aus dem Hause Jazzman, die sich auch mal traut, betörende 50s-Leftfield-Krampen rauszuhauen.
Und natürlich die Releases auf Stag-O-Lee und Glitterhouse. Alle.
Und: abhängen mit den Stag-O-Lee Allstars (Axel, Joe, K-Nut, Chrispop, Patrick, Michael, Jens-O-Matic, Liam), im Workingman’s Club in East London auflegen und einen Dancefloor haben, London sowieso, der Stag-O-Lee Stand beim OBS, diverse Shakedowns, der wirklich geile Rolling Stone Weekender (mehr der Vibe, nicht unbedingt die Musik), Miraculous Mule live, mein Ford Transit.
Passt auf euch auf! (R-man)
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6 Kommentare:
hach...(nicht nur) weil übern daumen 2 dekaden altersunterschied bei dir/euch regelmässig auf minuten runterschnellen: danke für ein tolles jahr. auf ein neues, soulbrother!
An all die SBS-Masterminds und Dauer-Blogger: Mal wieder Danke für ein unterhaltsames, immer wieder horizont-erweiterndes, kurzweiliges SBS-Jahr (im wievielten sind wir denn eigentlich schon?). Frohes Fest!
Caesar
ich mag deinen ford transit auch.
alles gute zum geburtstag, mein alter! bleib wie du bist....
Alles Gute zum Geburtstag!
Glückwunsch, Jungchen!
happy birthday skipper!
Badabing!
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