Montag, 15. September 2008

Summer Safari Berlin
05./06.09.2008 Eigentlich wollte ich da ja selber hinfahren, aber wegen der monatlichen shake baby shake-Residency im beverunger Stadtkrug war das leider nicht zu realisieren. Aber gut, daß wir mit An-Dréad einen Korrespondenten in Berlin haben. Hier sein Bericht:
Seit 2001 trifft sich die Ska-Soul-Garagen-Gemeinde beim amtlichen 60’s-Weekender Summer Safari, letztes Wochenende diesmal in Berlin auf dem teilweise restaurierten Pfefferberg sowie in der entsprechenden Institution im Berg, dem Bassy Cowboy Club. Dort sah der Autor erst vor kurzem The Twang und die grandiosen Singapore Sling aus Island. Ein perfekter Club: Bühne unten, Bar eine halbe Etage höher mit Blick auf die Bühne, dahinter eine Lounge mit Tischfußball, sowie eine (Raucher-) Lounge mit Bar und Jukebox, die jeder selbst bedienen kann, auffallend die hohe DJ-Kanzel mit Galgen! Die unplugged Open-Air-Showcases auf dem Berg fielen leider teilweise dem schlechten Wetter zum Opfer, dafür konnte man aber die frisch renovierten Locations rundherum im ehemaligen Fabrikgelände aufsuchen: je nach Club wahlweise Ska , Soul oder Sixties-Beat. Bin Freitag erst spät auf dem Gelände gewesen, wohl wissend, dass der Berliner an sich nicht vor zehn zum Konzert und erst gegen eins einen Club betritt. Mir schien, dass sich das Publikum noch nicht mit den frisch gestrichenen, neu eröffneten Räumlichkeiten anfreunden konnte, es fehlte offensichtlich der Berlin-typische morbide Charme. Die Musik lief somit ein wenig in Leere, oder es war einfach noch zu früh. Unter Regenschirmen konnte man aber auf dem Festivalgelände, etwas größer als der Glitterhouse-Garten, bis Mitternacht bei den 60’s-Dealern in Sachen Mode und Vinyl (es fehlte allerdings das neu gegründete Stag-O-Lee-Label, hätte gut hierher gepasst) in Ruhe stöbern und die Szene beobachten, so z.B. das Panoptikum an 50’s & 60’s-Anzügen, Pettycoats und diversen Frisuren. Beeindruckend waren die Ska-Pärchen: Mann in Jeans, Karohemd und Glatze - Frau in Jeans, gleichem Karohemd, Pony und ausgedünntem Nackenhaar. Ungestylt fiel man hier wirklich auf (ich hatte wenigstens einen Hut auf und spitze Schuhe an). Musikalischer Höhepunkt am Samstag waren die für die Spoonful-Garage Beverungen 2009 nominierten Magnificient Brotherhood. Als Lokalmatadoren zwar sowieso im Heimvorteil überzeugten sie wieder einfach mit purer Spielfreude. Außerdem machte es Spaß, auch eine optisch gelungene Vorstellung zu sehen. Den Flying-Burrito-Brothers-Lookalike-Contest hatten sie auf jeden Fall gewonnen. Highlight (zumindest für die Band) war der Cameo-Auftritt der Fuzztones-Legende Rudi Protrudi. Lustig, aber möchte man wirklich in Zukunft so aussehen? Da ich nicht der Garagen-Fachmann bin, war für mich die Entdeckung des Abends eine Ska-Reggae-Formation aus Charleroi. Die Caroloregians verzichteten auf den sonst üblichen Hauruck-Ska oder langweiligen 08/15-Reggae, sie brachten eine entspannte Melange aus Midtempo-Instrumentals und Tunes mit zurückgenommenen Vocals, zeitweise improvisierend und extrem sympathisch rüberkommend. Die kleinen Black Seeds aus Belgien. Leider konnte ich kein Vinyl mehr erstehen, da draußen mittlerweile alles unter Wasser stand. Ein wenig enttäuschend war das Fehlen des angekündigten Topacts Kitty Daisy & Lewis mit ihrer Deutschland-Premiere. Keiner sprach mehr von Ihnen, war auch nicht rauszufinden, warum sie nicht da waren. So musste eine Burlesque-Stripperin - Dauerregen verhinderte ihre Performance draußen - als vorläufigen Schlusspunkt im Bassy herhalten, so war man aber wenigstens näher dran. Dann war aber für mich, der die Dexys Midnight Runners noch live erleben durfte, der Zeitpunkt gekommen, mich nach Hause aufzumachen. Das mittlerweile erstaunlich junge Publikum (ich traf sogar meine Ex-Praktikantinnen) soll doch noch bis morgens um acht gefeiert haben. (an-dréad)
PS.: Kitty Daisy & Lewis sind beim zeitgleich stattfindenden Bestival auf der Isle Of Wight aufgetreten. Das organisiert Rob Da Bank, der rein zufällig auch dem KD&L Label Sunday's Best vorsteht. (R-man)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hab ich doch gesagt, dass die magnificient brotherhood geil sind...ich erinner mich nur an deren gig bei uns anfang des jahres: das ganze set über knackige garagennummern und dann "ok, wir spielen als zugabe noch was kurzes". dann folgte ein 25minütiges grandios groovendes psychedelicjamgewitter. wahnsinn:)

Anonym hat gesagt…

danke, an-dread. bist jetzt offiziell unser haupstadt-korrespondent. wo bleibt das foto mit den spitzen schuhen und den praktikantinnen?