Montag, 8. September 2008

Motel California
Jefferson Airplane
Surrealistic Pillow
Manch einer der bisherigen Rezesenten hat dieses Stück Musikgeschichte scheinbar doch noch sehr zeitnah mitverfolgen können. Meine musikalische Sozialisation begann deutlich später und auch komplett anders. Nach den frühen, von Punk, Wave und dem üblichen Indie-Kram geprägten Jugendjahren schwappte irgendwann Ende der 80er die Neo-Psychedelic-Welle in meine schwäbische Provinz. Bands wie Bevis Frond (überhaupt das ganze Woronzow-Zeug), Sun Dial, Porcupine Tree etc. waren auf einmal schwer angesagt. Die Haare und Gitarrensoli wurden daraufhin länger, der Rauch THC-haltiger. Und in Fanzines aus der Neo-Psychedelic-Ecke wie z.B. dem Ptolemaic Terrascope kamen die psychedelischen Ur-Väter der 60er und 70er wie z.B. Captain Beefheart, die Byrds, Randy California etc. regelmäßig zu Ehren. Irgendwann bekam ich in dieser Zeit von einem Kumpel ein Tape in die Hand gedrückt, darauf Bands wie Love, Quicksilver Messenger Service, Grateful Dead etc. Und eben auch Jefferson Airplane. Eine Band, die ich bis dahin beim Durchstöbern des Nice Price–Fachs regelmässig überblättert hatte. Lieber hatte ich irgendeine Velvet Underground-Scheibe oder die Kinks- Best of mitgenommen als eine Platte von ner Band mit Banjo, Geige und Querflöte auf dem Cover. Soviel zu meinem damaligen musikalischen Entwicklungsstand. Der Song, der mich auf dem Tape aber am meisten beeindruckte, war die magische Ballade Today von Jefferson Airplane. Martin Balin’s losgelöster, sensibler Gesang und das filigrane Gitarrenthema elektrisierten mich sofort. Zwei Tage später hatte ich mir dann Surrealistic Pillow doch vom Nice Price-Fach auf meinen Plattenteller heimgeholt. Darauf fand ich dann weitere Klassiker wie das verdrogte ‚White Rabbit’, Somebody to love, Plastic fantastic lover etc. Die Kombination aus Grace Slicks ‚eisiger, ungemein mächtiger Stimme’ (Zitat ‚Rocklexikon’) und Sänger Marty Balin, sowie die oft sehr experimentellen und komplexen Töne prägten den Sound dieser Band. Jefferson Airplane waren damit unbestritten die Top-Gruppe des psychedelischen Acid-Rocks. Später hatte ich mir noch zwei weitere Werke der Band geholt, aber ‚Surrealistic Pillow’ war für mich eindeutig das Meisterwerk und einer der herausragendsten Scheiben dieser Ära. Eine Zeit lang hatte ich dann auch noch die Folge- und Nebenprojekte der Jefferson Airplane-Musiker verfolgt. Insbesondere von Jorma Kaukonen’s Hot Tuna gab es noch einige tolle Songs. Eine gute Auswahl beider Bands findet Ihr wie immer hier. Vor kurzem habe ich zufällig dieses fast 20-Jahre alte Tape wieder herausgekramt und durchgehört (obwohl kein Maxell-Tape läuft es noch immer einwandfrei!). Sofort kam die Faszination für diesen Sound wieder hoch mit dem Wunsch, wieder mehr aus dieser Ära zu hören. Da ich im SBS-Umfeld einiges an Experten vermutete, hatte ich mal eine beiläufige Anfrage gestellt. Das Ergebnis ist nun Motel California und ich danke Heino nochmals für den exzellenten Beginner-Mix! (Caesar)

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ptolemaic Terrascope - da kann man alter Sack eben doch noch so manches von den Jungen lernen. So geht es round and round das Circle Game. Ist doch prima! Schönen Gruß
f-stone

Anonym hat gesagt…

Hallo Caesar !

Es freut mich sehr, dass Dir mein Westcoast-Mix so gut gefällt!

Aber Deiner lebhaften, interessanten Erzählung entnehme ich, dass Du alles andere als ein Psych-Rock-Neuling bist.

Hast Du eigentlich in Deiner 80er-Jahre-Entdecker-Phase auch den Paisley-Underground mit solchen Bands wie z. B. Plasticland, Dream Syndicate, Green on Red, Three O`Clock, Rainy Day, True West, Game Theory oder Rain Parade kennengelernt ?

Schöne Grüße
Heino

Anonym hat gesagt…

....den paisley-underground könnten wir uns eigentlich dann mal gesondert vornehmen.

Anonym hat gesagt…

@ f-stone: Zu den Jungen hat mich schon lange niemand mehr gezählt! Danke!

@ Heino und Whirlyjoe: : Ja, von Plasticland, Dream Syndicate und Green on Red hab ich auch noch einiges auf Vinyl. Das wäre wirklich auch noch ein schönes Thema.

Black Caesar