Mittwoch, 19. Dezember 2007

What is Spoonful?

„Kannst du den Spoonful-Vibe mal in ein paar Sätze kleiden?“ So wies mich der R-Man kürzlich an – mal schnell eine Definition des Nichtdefinierbaren fixieren. Denn das Spoonful-Gütesiegel ist keine DIN-Norm, sondern ein Gefühl, ein Vibe, ein vom Moment abhängiger Sound. Man spürt es – oder eben nicht. Man muss dafür schon Spoonful-Detektoren entwickeln, und ein gehobener Alkoholpegel kann sicher auch nichts schaden.

Die Geschichte des Ganzen kennt ihr inzwischen: Michael Sheehy und Patrick McCarthy im Mai diesen Jahres im Beverunger Stadtkrug mit einem DJ-Set, das wahrlich rockte. Mit R&B, Blues, Surf- und Schweinerock, Country, Rockabilly, Funk, Soul und Rock’n’Roll, Elvis, Dylan, Hendrix und Captain Beefheart, irren Gitarrensoli und spacigen Freak-Outs. Insgesamt aber eben mehr als die Summe seiner Teile. Ein Genre war geboren. Und wurde durch den R-Man noch an Ort und Stelle per Soul-Infusion und Rocksteady-Bonus deutlich schwärzer gefärbt und funky gemacht. Am nächsten Morgen hieß das Baby dann Spoonful, dem R-Man vermutlich von seinem Hangover souffliert. Und seien wir ehrlich: man muss darauf gar nicht unbedingt tanzen können – zumindest nicht im klassischen Sinn. Scheiß drauf!

Seither kultiviert R-Man mit Geduld und Leidenschaft den Spoonful-Sound. Auf fundierte Kritik, zuletzt zu Black Music-lastig geworden zu sein, reagiert er mit weiser Aufgeschlossenheit, unpassende Spoonful-Beiträge bügelt er dagegen mit harter Hand ab.

Aber wie klingt denn nun das Spoonful-Ding? Auf jeden Fall nicht glatt und sauber produziert, sondern roh und direkt, scheppernd und laut. 4-to-the-Floor-Beats sind tabu, elektronische Elemente (bislang) verpönt. Bei Spoonful regieren zumeist die Gitarren, auch Orgeln und Gebläse, manchmal tun es auch schlichte Handclaps. Erdig, dreckig, kantig und schwitzig. Musik zum Biertrinken, nichts für die Prosecco-Fraktion. Von „Tough Guys with Soul“ war intern mal die Rede. Und Hautfarbe spielt mal gar keine Rolle, Country got Soul, die Sisters und Brothers tragen im Spoonful-Universum Cowboyhüte.

Die Tunes sind in der Regel älteren Datums bis hin zum sprichwörtlichen Pre-War-Blues – müssen aber nicht. Von größter Wichtigkeit ist aber die stilistische Openmindedness. Soul-Puristen und betriebsblinde Rare-Funk-Digger werden hier nicht glücklich, denn man blickt über den Tellerrand hinaus, hat keine Angst vor Trash, aber auch nicht vor Sentimentalitäten.

Wissenschaftlichen Ansprüchen kann dieser Definitionsversuch keinesfalls genügen, ein grober Eindruck lässt sich aber vielleicht doch vermitteln. Wer es selbst mal versuchen will: schreibt bitte die Comments voll. Die Beverunger Metzger-Innung ist auf alles vorbereitet. Vielleicht lässt sich auf diesem Weg ja eine etwas griffigere und handhabbarere Definition erstellen, die dann auf zukünftigen Releases Verwendung finden kann?!? (Whirlyjoe)


Yo, my man Whirly! Schon mal nicht schlecht. Nachfolgend noch einmal eine Listung mit dem bereits veröffentlichten Spoonful-Discs, für alle Späteinsteiger. Eine bunte Mischung aus Leftfield-Country, schnittigem Rhythm`n´Blues, knackigem Soul, Funk-Grooves und anderen Überraschungen. Lasst es euch sagen, dieser Sound wird in Zukunft für Furore sorgen. Also, los gehts:

Spoonful – Guaranteed To Make You Groove
Sechs fabrikgefertigte CDs und ein 16-seitiges Booklet in einer bedruckten Blechdose. Drinnen sind 172 Songs und 470 Minuten Musik von allerfeinsten.
spoon box und tracklisting

Spoonful – # 7/Bottle Up & Go
Ab Volume 7 kommen die CDs selbst gebrannt, bedruckt und mit durchaus attraktivem Cover und Traycard, kurzen Linernotes und vollem Tracklisting. In der normalen Jewelbox.
Auf Vol. 7 hören wir vier Kompilanten mit je 20 Minuten Musik. Zwei alte Kämpen und zwei sich gut schlagende Newcomer.
#7

Spoonful – # 8/Grits & Gravy
Entgegen der frisch ausgegebenen 4x20 Parole dann doch ein R-man Alleingang, eher in Richtung Funk & Soul.
#8

Spoonful – # 9/ South Side Of Soul Street
Drei schon beim Box-Set aktive Kräfte und ein Neuling sorgen auf Vol. 9 für die fast komplette Abdeckung aller Spoonful-Facetten.
#9

Spoonful - # 10/The Truth About Me
Vol. 10 wurde von zwei alten Spoonful Kämpen und zwei Frischlingen kompiliert. Dig it!
#10

Morgen folgt dann ein Ausblick auf weitere Spoonful Aktivitäten. (R-man)

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

alles klar jetzt, erdig ist das Stichwort.
(oder halt 6er-Box am Stück hören, dann weiß man alles / will nichts mehr wissen.)
Gut erklärt, Kämpe! fat fred

Anonym hat gesagt…

so still? alle noch am Boxdurchhören? ff

Anonym hat gesagt…

nee, arbeiten ;-)

Anonym hat gesagt…

Gehobener Alkoholpegel - soso...
Wenn ich voll bin, spiele ich schon auch mal zu Teenage Rampage von The Sweet Luftgitarre. Das ist aber dann wohl eher nicht spoonful, nehme ich an. Oder etwa doch?

Anonym hat gesagt…

Sonst geht mir der Spoonful-Vibe ja durch die Lappen - bin nicht so der Blues-Mann - aber auf einer längeren Autofahrt habe ich heute gleich mehrfach einen Song gehört, der mich echt umgehauen hat: Jim Ford - I'm gonna make her love me !!!

Anonym hat gesagt…

...siehste, busch-man, geht doch!

Jim Ford ist mit 'spoonful' auf der Box und dieser song in einer Version von Jake Porter auf einem der letzten Volumes.
Da heisst er: 'I wanta make her love me (till the cows come home)'.