Sonntag, 9. Dezember 2007

shakeTIGERshake!

Wie cool ist eigentlich der „Tiger“ Tom Jones? shake baby shake propagierte den kantigen Waliser ja neulich schon mit seiner einzigartigen „Ain’t No Sunshine“-Version, aber sonst? „Delilah“? „Green Green Grass Of Home“? Lebenslänglich in Las Vegas vor älteren Damen auftreten? In den letzten Jahren zog sich Tom Jones ja am eigenen Schopf aus diesem Karriere-Sumpf: geschickte Kollaborationen und Cover-Versionen, sowie das „Sexbomb“-Fieber machten den Senior plötzlich wieder credible. Was aber lässt sich aus seinem sehr heterogenen Oeuvre der Stadtkrug-Massive verkaufen? Chrispop und ich (Whirly) warfen jedenfalls unsere Hüte in den Ring, um euch das Beste von Tom Jones zu präsentieren und alles Wesentliche zu erklären.

Vorab stellten wir folgende Regeln auf: keine kitschigen Schnulzen und kein Spätwerk, sondern nur der echte Stoff, als TJ noch richtig knackig war. Momentan arbeite ich mich auch durch eine fette Tom Jones-Biografie, will aber dann doch lieber nicht mit Fakten und Anekdoten aus seinem Leben langweilen. Nur so viel: er liebte Elvis und Jerry Lee Lewis und hasste die Beatles, vor allem Lennon. Viel mehr interessiert uns doch, wie die jungen Leute heute im Club auf gezielt eingestreute Tom Jones-Klassiker reagieren - erzähl doch mal aus der Paderborner Praxis, Chrispop: verfallen die jungen Erstsemesterinnen noch immer Toms Charme und Sex-Appeal?

Chrispop:
Klare Antwort: unterschiedlich. "It's Not Unusual" funktioniert auf die gleiche Masche wie "These Boots Are Made For Walking", "I Want You Back" oder "Son Of A Preacherman", x-tausend mal gehörte Songs, die sich aber weder so richtig totnudeln lassen noch irgendwer komplett scheiße finden kann. Grad letzte Woche auf der angeblich größten Uniparty NRWs in Paderborn: dreckiger Funk geht gar nicht, Wilson Pickett, Sam & Dave und Co werden unfreundlichst ignoriert, bei der zweiten Runde Ska & Skinhead-Reggae hüpfen wenigstens ein paar besoffene Punks (yep, zumindest in Paderboring gibts die noch) lustlos auf der Tanzfläche herum, kaum leg ich "It's Not Unusual" auf, feiert die Meute wie verrückt. Auf der anderen Seite dann unbekanntere Albumtracks wie "Right Place Wrong Time" und B-Seiten wie "Looking Out Of My Window" (das zumindest seit einigen Jahren bei der Neomod/Psych-Fraktion hoch im Kurs steht), die großartig sind, um bei selbsternannten Genrekennern für Verwirrung zu sorgen. Bei etwas offenerem Publikum als ner Uniparty ziehen solche Sachen aber definitiv. Ich bin mir aber echt nicht sicher, ob das an des 'Tigers Sex-Appeal liegt, oder am dick auf die Tanzfläche produzierten, groovig/soulful/beinahe amerikanischen Sound, der sich ja gern mal bei Stax, Motown und Konsorten bedient... Apropos: ist TJ eigentlich noch Pop oder schon (zumindest Blue-eyed-) Soul?

Whirlyjoe:
Der Tiger liegt quer zu allen Genres, würde ich sagen. Blue-eyed Soul, verwässerter Rock’n’Roll und mondäner Showband-Sound halten sich die Waage. Als Zeitgenosse von Stones und Beatles war er aber immer ganz alte Schule mit ziemlich gesetztem Publikum. Insgesamt ist das trotzdem Pop, auch wenn die Schlager-Schublade schon halb offen steht. Entscheidend ist für mich seine Songauswahl, da wildert er oft genug bei ziemlich coolen Leuten (Dr. John, Tony Joe White, Wilson Pickett, Bill Withers). Und diese Oldschool-Big Band-Sounds mit fetten Bläsern klingen einfach super, bis heute. Aber wie ist das nun mit seiner Stimme und dieser doch sehr speziellen Art des Singens? Blue-eyed-Soul oder Heldentenor?

Chrispop:
Soul. Definitiv. Auf jeden Fall (wenn man ihn denn gelassen hat) dreckiger, roariger und schwitziger als die oft missglückten Versuche anderer Weißbrotzeitgenossen. Man höre sich nur die Liveversion von "Land of 1000 Dances" an, die Screams haben ja schon fast Wilson Pickett Niveau... Da wundert es mich in der Rückschau kaum, dass da die Schlüpper kiloweise flogen. Auf Platte ist das Ganze zwangsläufig etwas zurückgenommen, polierter. Aber wir reden hier ja auch von einem Land und einer Zeit, in der Studiotechniker noch weiße Kittel trugen und regelmäßig Teepause machten. Auf B-Seiten durfte er dann den Tiger trotzdem mal loslassen. "Looking..." muss ich hier schon wieder anführen, da liegt eine Wildheit und raunchy Spannung in der Luft, das hätten Soulheroen auf der anderen Seite des Teiches auch nicht besser hinbekommen. Auf Balladen, Midtempogeseier und Mainstreamanwanzversuche will ich hier mal nicht eingehen, da tönt’s ja leider schnell mal Richtung Engelbert Humperdick und Konsorten.

Whirlyjoe:
Mit Engelbert war TJ auch via Management freundlich verbunden, es gibt da ein schönes Foto, wie alle mit ihren nagelneuen Rolls Royces protzen. Und auch mit Elvis war er in späteren Jahren richtig befreundet, die beiden hingen in den 70ern gerne zusammen in Las Vegas ab, der King soll sich auch einiges von Toms Bühnenshow abgeschaut haben. Dafür äußerte er sich auch sehr wohlwollend zu Toms Sangeskünsten: „Tom ist der einzige Mann, der annähernd an meinen Gesangsstil rangekommen ist. Er hat einfach Sex in der Stimme.“

Und: checkt mal dieses Video, der Mann tanzt wirklich wie Hölle.

Chrispop, jetzt mal zu unserer Songliste, bevor wir hier die Seite endlos zutexten – zeig uns mal, was Laie und Fachmann in der Plattenkiste brauchen – vielleicht lässt sich daraus ja auch eine schöne kompakte CD mit allem Wichtigen basteln?

Here you are:
shakeTIGERshake – The Funk & Soul Of Tom Jones
1. Turn On Your Love Light (2:07)
2. Chills And Fever (2:53)
3. See Saw (2:55)
4. Stop Breaking My Heart (2:28)
5. Looking Out Of My Window (2:21)
6. The Lonely One (2:37)
7. I Can't Turn Loose (2:11)
8. Once Upon A Time (2:12)
9. Keep On Runnin' (2:52)
10. Hard To Handle (2:42)
11. Witch Queen Of New Orleans (2:36)
12. Polk Salad Annie (3:50)
13. Right Place Wrong Time (5:37)
14. Venus (2:44)
15. Bama Lama Bama Loo (1:35)
16. It's Not Unusual (2:34)
17. Twist And Shout (6:33)
18. BONUS - Dealing With Women (4:03)

Chrispop & Whirlyjoe

Die shakeTIGERshake CD gibt es hier für einen kleinen Unkostenbeitrag. Für Gläubige und Ungläubige wurde ein kleiner Teaser mit folgenden Tracks bereit gestellt:
1. Tom Jones - Turn On Your Love Light (2:07) (eins von der cd)
2. Tom Jones - Not Responsible (2:11) (northernesker knaller)
3. Tom Jones - Lodi (2:58) (etwas cheesy, aber soulfull)
4. Tom Jones - I Got Your Number (3:27) (bigbandfunkzeugs)

PS: Lieber WhirlyChris, mit diesem Beitrag habt ihr euch für immer einen Platz im großen shake baby shake-Herzen gesichert. Danke auch an Chrispop für das stilsichere und großartige Cover (siehe oben). -R-man

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

auch ne geile Scheibe - leider
haben ja ausser Peter HtH die
Wenigsten unseren CD Stand
genutzt, um sich für je € 5,-
diese Perlen mit nach Hause
zu nehmen - naja - axel

Anonym hat gesagt…

...ich hab' sie:
GANZ großes Kino, ehrlich!

Anonym hat gesagt…

danke jungs, das tut gut. und der tiger hat es echt drauf, da gibt es tatsächlich was zu entdecken.

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Anonym hat gesagt…

na, nicht nur HtH hottet auf TJ, hab die "Scheibe" auch und dreh sie gerne. unglaublich: dieser TJ-Headshake. Das Video ist bestimmt getürkt, oder er hat ein paar Wirbel mehr an der HWS als wir übrigen gewöhnlich gemeinen Sterblichen.
fat fred
(schleudertraumatisiert)