Drei Tage London
Ein Reisebericht!
In Sachen
Stag-O-Lee war ich mal wieder drei Tage in der Metropole London unterwegs, eigentlich unter dem Strich meine favorisierte Stadt unter all denen, die in ein paar Stunden erreichbar sind.
Am Mittwoch bin ich zu vernünftiger Zeit (10 Uhr) nach einem 45 Minuten Ritt von Paderborn gestartet (grosses Plus in PB: Parken frei!). Meine Hotelwahl fiel dieses Mal erstmals auf das Cheshire, trotz gigantischer Lage nur 200 Meter von der Tottenham Court Road Station im unteren Budgetbereich angesiedelt. Ein Zimmer in Beverungen ist teurer. Das Cheshire erwies sich nicht nur von der Lage her als absoluter Glücksgriff, auch die Zimmer (klein, aber cool) und das Bad (groß und sauber) übertrafen meine Erwartungen bei weitem.
Mein erster Gang führte mich zu Regent Sounds in der Denmark Street, einen Steinwurf vom Hotel e
ntfernt. Auf heiligem Boden -in den Räumlichkeiten entstand z.B. You Really Got Me, das Debütalbum der Rolling Stones und die ersten beiden Black Sabbath Platten- ist nun ein Musikalienladen, in dem Fabulous Penetrators Gitarrist Crispin Gitarren verkauft. Nach reichlich Hallo ging es gegenüber in einem anderen Instrumenten-Shop, in dem Penetrators Bassist Clem Bässe verkauft. Danach stromerte ich durch Soho, checkte den HMV-Laden in der Oxford Street aus, danach Phonica, Sister Ray, den ehemaligen Reckless Laden, Record & Tape Exchange und das Soul Jazz Haus. Ohne auch nur einen Tonträger zu kaufen. Ist mir auch selten passiert.
Um 20 Uhr sollte es dann zu
Eli Paperboy Reed & The True Loves in den
100 Club gehen. Vorher droppte ich noch in
Peter Parker's Rock`n´Roll Club auf einer Bierlänge vorbei. Ein cooler Kellerclub direkt unter dem Regent Sounds Laden, leider gegen 19 Uhr nur von einem Franzosen bevölkert, dessen Rock`n´Roll Dance Class wohl nicht die gewünschte Resonanz erfuhr.
Den legendären 100 Club in der Oxford Street hatte ich ganz anders in Erinnerung, schließlich hatte ich vor gefühlten 25 Jahren dort The Prisoners live gesehen. Mir bot sich ein funktionaler Kellerclub, der eigentlich aus nicht viel mehr als ausser einer schmucklosen Bar und Bühne bestand. Über das Vorprogramm decke ich den Mantel des Schweigens und als der True Loves Dummer die Setliste aufhing, wunderte ich mich schon. "Introduction" plus 10 weitere Songs. Dementsprechend war nach 40 Minuten alles vorbei, dann eine Zugabe und nach 45 Minuten endültig Schluß. Der Set war routiniert, aber irgendwie auch nicht mehr ganz so beseelt wie ich das eigentlich in Erinnerung hatte. Das Publikum bestand wie in Hannover übrigens aus größtenteils sehr alten Leuten, ich habe mich tatsächlich zu den Frischlingen gezählt, die Soulies und Souletten, die Modernist und Jung-Soul-Fans sind zu Hause geblieben.
Um 22.30 Uhr geht man natürlich in London nicht ins Hotel. Zurück zu Peter Parker's und als ich dort in den Keller kam, legte eine DJane pre-War Zeugs auf, ich tippe jetzt mal auf Duke Ellington und Count Basie, wozu gut 30 der Ära entsprechend gekleidete junge und mittelalte Menschen den Jitterbug (oder sowas ähnliches) tanzten. In die runtergeklappte Kinnla
de schüttete ich direkt ein Corona, danach hatte ich aber genug von dem Big Band Getröte.
Zwei Querstrassen weiter ging es fast ebenso bizarr weiter. Im Keller eines Privathauses tagte
The Stag O Lee Drinking And Preservation Society (!!) - a weekly gathering for the enjoyment of ribald rhythm and blues and rock'n'roll records of an unusual and exciting nature. Die klitzekleine Bar im Keller muß in den 50er Jahren errichtet worden sein, in den 60ern hat man höchstens ein paar Bilder hinzugefügt, der Laden hatte defintiv den Vibe eines illegalen Juke Joints in Chicago direkt nach WWII. In einer Ecke legten zwei Typen mit einem Soundcruiser lupenreinen Rhythm`n´Blues auf. Sehr cool.
Als ich gegen 3 Uhr in der Früh nach Hause wankte, schob eine glückliche Fügung einen Burger King recht nah an mein tolles Hotel und so konnte ich dem vegetarischen Beanburger Meal nicht widerstehen.
Der Donnerstag b
egann mit einer Überraschung. Aus dem Brausekopf, der die Form einer Protonenkanone aus Raumschiff Orion hatte, kam mit ohrenbetäubendem Lärm ein Wasserdruck, wie ich es noch nie erlebt habe. Schon mal garnicht in London, wo man normalerweise unter den Tropfen hin- und herspringen muß, um überhaupt nass zu werden. Danach ging es nach Camden Town, Sounds That Swing, Camden Lock und Record & Tape Exchange - allerdings ohne Einkäufe. Abends traf ich dann auf die Fabulous Penetrators und Michael Sheehy und Bruder Patrick, ganz großartig unter so vielen herzlichen Menschen zu sein. Nach mehreren Pints traten
The Fabulous Penetrators Upstairs @ The Relentless Garage auf. Mit der Brutalität meines Brausekopfs mischte das neu formierte Quintett die drei Folkbands auf, musizierte doppelt so laut und drei mal so schnell. Mit dem neuen Gitarristen Steve sind die Penetrators noch besser geworden, da gibt es keine Frage.
Nach ein paar Bierchen im The Famous Cock (!) und der Buffalo Bar im Keller des Cock's spazierte ich mit Michael noch zu
Gaz's Rockin' Blues in der Wardour Street. Der wöchentlich stattfindende Club ist eine wahre Goldgrube, gefühlte 300 vorwiegend junge Leute hatten die 8 Pfund abgedrückt, um zu Gassenhauern wie Yakety Yak und Tunes von Fats Dom
ino oder Connie Franics zu tanzen. Das wurde uns dann auch schnell zu öde und nach einem kurzen Beanburger Stop lag ich dann endlich gegen 4 Uhr morgens in meinem Hotelbett.
Der Freitag ist schnell erzählt. Kurz bei JB's in der Hanway Street nach Platten geschaut, aber wieder nichts gekauft. Danach in Dalston in einem Pub mit den Penetrators getagt und gespeist und schließlich mit 3/5 der Band noch im Dirty Water Club gelandet, um die Buff Medways beim erteilen diverser Garage-Punk-Lektionen erlebt. Billy Childish ist und bleibt eine Schrulle und sein Sound scheint sich seit den legendären Milkshakes Tagen nur unwesentlich verändert zu haben.
Um Mitternacht war ich aber platt, den Shing-A-Ling Club musste ich leider streichen. Schließlich klingelte um 4.15 Uhr der Wecker. (R-man)
2 Kommentare:
nee,wat schön (und das zweitbeste liam-photo ever)...
ja, fein geschrieben, wie wenn man selbst dabei gewesen wäre. und so plastisch, gerade auch die duschepisode.
an das allerschönste liam-foto erinnern wir uns ja alle noch mit freude....
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