Mittwoch, 13. Februar 2008

Record Shopping in London
Digging with

R-man!

Tommy Soprano fragte in den Comments zum letzten London Reisebericht nach ein paar Plattenläden in der englischen Hauptstadt. Da dachte ich mir, ich haue mal eben meine Favoriten raus. Ich gehe eigentlich immer in die gleichen Shops und wenn ich die durch habe, habe ich normalerweise mehr gekauft als ich tragen kann und bin dann auch satt. Also keine wirklich vollständige Liste, die kann in den Comments gerne ergänzt werden. Die genauen Adressen gibt es bei google, ich war jetzt zu faul die rauszusuchen.

Mein erster Ausflug bringt mich normalerweise nach Notting Hill Gate (U = Underground Station). Dort gibt es mehrere Läden der Music & Goods Exchange Kette mit durchweg unglaublich viel 2nd Hand Stoff. Das besondere bei denen ist das Preisschild, welches aus 12 Feldern besteht. Dort wird die Platte/CD runter gepreist, wenn den Angestellten im Laden danach ist. Es kann also gut sein, dass eine CD bei 10 britischen Pfund angefangen hat und im letzten Feld noch 50 Pence kostet.

In der Soul & Dance Exchange gibt es auf drei Etagen alles zwischen Drum&Bass und James Brown, zirka 90 % Vinyl. Im Keller das Bargain Basement mit meterweise billigem 12“-Vinyl, oben relativ preiswerte 7“-es (die waren allerdings recht dezimiert letzte Woche). Ein paar Meter weiter gibt es einen Shop der gleichen Kette für Rock und Indie, CDs und Vinyl gemischt, auch über mehrere Etagen.

Hat man seine Freundin/Frau dabei, empfiehlt sich der Spaziergang von Notting Hill über die Portobello Road Richtung Ladbroke Grove (U). Recht touristisch, aber doch irgendwie mit reichlich Flair. Auf dem Weg sollte man einen Blick in Intoxica (geiler Vinylshop, recht preisintensiv) werfen, kurz danach liegt rechts die Talbot Road hoch der legendäre Rough Trade Shop, links die Talbot Road runter (nur 50 Meter) ist Plastic Passion und ein anderer Laden sozusagen Shop in Shop. Vor Jahren zerstritten sich die beiden Inhaber (nerdige Buchhalter, oben seht ihr einen der Herren) und zogen eine Linie durch ihren Laden. Jetzt verkauft einer links, der andere rechts alles zwischen Psych, Garage Punk und Power Pop. Weiter runter Richtung Ladbroke Grove Tubestation findet sich noch Honest Jons.

Der nächste Trip bringt uns mitten in die Stadt. Vom Oxford Circus (U) geht man Richtung Tottenham Court Road. Recht schnell geht es rechts die Poland Street rein, dort findet man Phonica. Gut für Disco, Funk und allerlei neues Tanzzeug auf Vinyl. Ein cooler Laden, sollte man mal drin gewesen sein. Aus der Tür raus und geradeaus dürfte die nächste Querstrasse die Berwick Street sein. Dort geht man rechts und findet 5-6 Dealer, darunter Sister Ray, Selectadisc, Reckless und ein weiterer recht guter Music Exchange Shop (im Bargain Basement werde ich immer fündig). 50 Meter von der Berwick Street (7 Broadwick Street) liegt auch Sounds Of The Universe (der Soul Jazz Records Shop).

Bevor man die Oxford Street verlässt (oder bei der Rückkehr) kann man aber gerne noch mal bei HMV reinschauen, eine Kette, die sich über die Jahre prächtig gemacht hat. Ein auf der Höhe Berwick Street/Oxford Street liegender Megastore mit großer Auswahl - größtenteils CDs, aber auch Vinyl, Zubehör, Zeitungen, Videos etc. HMV hat dem Virgin Megastore an der Tottenham Court Road (U) schon lange den Rang abgelaufen. Der heißt mittlerweile auch nicht mehr Virgin, sondern Zavvi. Die durchaus empfehlenswerte Fopp Kette (recht preiswert, auch Bücher) ist vor einem halben Jahr leider in die ewigen Jadggründe eingegangen.

Hat man aus irgendwelchen Gründen nur Zeit oder Bock auf einen Stop, dann empfehle ich die Ecke Berwick/Poland/Oxford Street und alles was drumrum liegt - da gibt es zwischen Megastore, Indie-Spezialisten und 2nd Hand Ware gut 10 Shops auf für Londoner Verhältnisse engstem Raum. Denke zwischen HMV und dem Music Exchange Shop am anderen Ende liegen 5-800 Meter, was eigenlich für jede Metropole wenig ist. Und die gelangweilte Gattin hat in der Oxford Street und deren Ablegern auch reichlich zu schauen.

Will man dann noch mehr 2nd Hand Zeug fährt man nach Camden Town (U). Dort gibt es die bekannten Märkte, von denen der beste (Camden Lock) vor zwei Tagen abgebrannt ist. Links und rechts Richtung Camden Lock ist aber trotz allem noch eine Menge los, es gibt auch ein paar Plattenläden auf dem Weg, auch in den Seitenstrassen. Augen auf. Unter anderem ein okayer Music Exchange auf der rechten Seite und kurz vor dem Fluß neuerdings auch einer auf der linken Seite. Bei letzterem geht es in den Keller durch 4-5 verwinkelte Räume. Alle sind vollgestopft mit Vinyl für 20 Pence (ca. 30 Cent). Ungefähr ein Container voll Schrott, aus dem man sich aber mit ganz viel Zeit und dickem Fell noch einige billige Juwelen picken kann. Zu dem Zeitpunkt habe ich meinen Fix aber meistens schon gehabt, deshalb erschlägt mich die schiere Menge und das wühlen durch unbeschriftete Weißpressungen erscheint mir zu dem Zeitpunkt nicht mehr reizvoll.

Wegen des relativ hohen Pfundkurses ist das Record-Shoppen in London nicht immer ein Spass, aber das Angebot ist eben riesig und ein paar (auch preiswerte) Sachen fallen immer ab. I love this city. (R-man)

5 Kommentare:

Tommy Soprano hat gesagt…

Uff, danke. Ich denke, damit hab ich erstmal genug Futter für ein paar Wochen in London *g*
Solltest Du mal eine kleine Kette von "R-Man Record Stores" eröffnen wollen, überseh dabei bitte nicht Peter F.´s Heimatstadt. Hier liegt plattenmäßig alles sehr brach und nach Deinem langen Bericht freu ich mich nun noch mehr auf London.

Viele Grüße,
Tom

Tommy Soprano hat gesagt…

So, zurück aus London, allen Widrigkeiten wie BA und Terminal 5 in Heathrow zum Trotz. Ist schon putzig, wenn so ein Milliardengrab hingestellt wird und dann nichts funktioniert. Wohl dem, der nichts Wichtiges vorhatte.

Ich hab mich auf einen halben Tag Record-Store-Hopping und die Gegend um die Oxford Street beschränkt. Erster Anlaufpunkt war der HMV gegenüber der Berwick Street (es gibt wohl noch einen neueren Store weiter Richtung Oxford Circus, der aber nicht so umfangreich bestückt sein soll). In dieser Filiale jedenfalls könnte ich ohne weiteres einen ganzen Tag zubringen: Vinyl, CDs, DVDs, Gedrucktes... Allein schon die zwei oder drei Regalreihen mit Soul waren herzerwärmend. Ich hab mich zurückgehalten und bin am Ende mit den Delfonics (die beiden ersten Alben auf einer CD), einem runtergesetzten Springsteen-Buch, Van´s "Moondance" und Dusty Springfields "Memphis"-Album von dannen gezogen.
Nächster Stopp war Phonica. Dort gabs einen CD-Player zum Anhören, dafür aber ungefähr acht Plattenspieler. So was muss man ja einfach gut finden. Hab mir Sharon Jones & The Dap-Kings mitgenommen, allerdings auf CD. Nicht billig, aber im neuen MOJO heiss empfohlen.

Aus Budget- und Zeitgründen hab ich mich dann nur noch ins Sound of the Universe begeben. Sehr schöner Laden, viel zum Anhören bereitgestellt an Kopfhörer-Säulen. Der Keller schien mir im Umbau begriffen und war voller Ramsch-CDs. Entweder wars tatsächlich Ramsch, oder man nimmt sich sehr viel Zeit und findet wirklich ein paar Perlen.
Dafür gabs oben umso mehr Zeug, das mich interessiert hat. Gut, dass ich nicht der volle Freak bin, denn der Laden ist nicht ganz billig (aber beim aktuellen Pfund-Kurs ist ja eigentlich überhaupts nichts billig, London sowieso nicht). Bettye Lavette, die neue "LateNightTales" mit Groove Armada und "New Orleans Funk Vol. 2" von Soul Jazz hab ich mitgenommen. Erfrischt hab ich mich gegenüber übrigens im "Crusssh" (oder so ähnlich), einem kleinen hellen und freundlichen Imbiss mit Zeug, das irgendwie gesund ausgesehen hat.

Fazit des Ausflugs: Man kann ordentlich Geld ausgeben, aber findet vermutlich wirklich alles was man sucht. Leider auch vieles, was man nicht sucht und trotzdem kauft. Aber es geht ja nicht nur ums Finden (einiges von dem Zeug gibts sicher im Glitterhouse-Mailorder), sondern einfach ums Einkaufs- und Stöbererlebnis.
Danke für die Tipps, R-Man!

Tick, Trick und Track hat gesagt…

thanaxalot. kann ich daraus morgen eine post machen für den blog? hier liest das ja keiner mehr... r-man

Tommy Soprano hat gesagt…

Gern, natürlich.

Tommy Soprano hat gesagt…

Bei Bedarf kann ich noch ein Foto vom "Sounds" andienen, oder auch das Cover eines der Alben (oder des Springsteen-Buchs, aber der ist nicht spoonful, obwohl er auch ordentlich Soul hat).