Mittwoch, 16. Mai 2007

Abt.: Killer-Comp
Blues & Soul Power

Hatten wir die schon, oder wollte ich nur immer? Blues & Soul Power ist so eine Compilation, die man immer mal wieder nach vorne holt und möglicherweise ist sie hier schon mal erwähnt worden, aber soll ich jetzt die 400 Posts durchsuchen....

In England (und nur da) erscheinen in schöner Unregelmäßigkeit Compilationen mit Material aus den Archiven der Brüder Warner. Größtenteils handelt es sich dort um spezifische Mischungen aus Soul, Jazz und/oder Funk, oft durchaus in großartiger Qualität, aber dafür bürgen ja schon alleine die Schatzkammern des Atlantic Labels.

Nun bin ich bei einem Londonbesuch im Keller von Rhythm Records (mittlerweile ein Record & Tape Exchange) über dieses Juwel gestolpert, das nicht nur sofort mit coolem Coverartwork begeisterte, sondern mit folgendem, kaufentscheidenden Stickertext aufwartete: "20 tracks! A spicy gumbo of funky R`n´B served with a side order of hot rockin' soul crossovers!" Oder im Booklet: "Comin' right up, a steaming gumbo of down home, honey drippin´ Soul and rough-fried funky Blues with a large side of psychedelic brain salad!" Da läuft einem doch das Wasser im Mund zusammen, oder?

Denn das zwischen `64 und `72 eingespielte Zeug hat Herz und Seele, Blut, Schweiß und Tränen und wird auch noch in 20 Jahren so wertvoll sein wie heute. Am Start ist eine gute Mischung aus bekannten und unbekannteren Künstlern, so z.B. Solomon Burke (mit Maggie´s Farm!), Aretha Franklin (The Band´s The Weight), Tony Joe White (mit Polk Salad Annie und Stud-Spider), Little Richard (sehr soulig), Wilson Pickett (mit u.a. Born To Be Wild und Duane Allman on guitar), King Curtis (ein instrumentales, superfettes Whole Lotta Love), bluesige Killer-Tracks von John Hammond, Buddy Guy, Otis Rush und Freddie King (das instrumentale Funky) am Stück, sowie der unterbewertete Don Covay (mit u.a. einer schönen Version von Lee Dorsey´s Everything I Do Goin´ Be Funky). Weiter ein mitreissendes Instrumental in der klassischen Green Onions-Food-Tradition (Sardines & Turnip Greens der Dynamic Eight), das auf zwei Teile angelegte Help Me (Get The Feeling) von Ray Sharpe (Mega-Groove mit verlangsamten Gloria-Riff, Superentdeckung!!!), ein sattes Teil der Soul Brothers Six (check that nasty guitar sound…), Ted Taylor's unter die Haut gehende Falsett-Stimme und last but not least Mojo Hannah (ein Song mit so einem Titel kann nicht schlecht sein) von Little Esther Phillips.
Zudem hat der für die Zusammenstellung verantwortliche Ski Williams im 12-seitigen Booklet nahezu perfekte Linernotes verfasst, mit einer kurzen Bio und reichlich Anekdoten zu jedem Künstler. Eine wahre Freude!

Blues & Soul Power hat absolute Klasse und verdient sich seinen Platz neben Chess Club Rhythm & Soul (Review folgt), einem ähnlich gelagerten Meilenstein. Ich bin sicher keiner der sagt, früher wäre alles besser gewesen, aber solche Musik wird heute einfach nicht mehr gemacht. Groß, ganz groß. (R-man)

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