Sonntag, 13. August 2006

Abt.: Afrobeat Antibalas Talkatif Zuletzt wurde an dieser Stelle ja das feine El Niño Y El Sol-Album von Ocote Soul Sounds gelobt, deren Martin Perna ansonsten ja bei der großartigen New Yorker Afro-Beat-Band Antibalas aktiv ist – Grund genug, deren 2002er Opus Talkatif neu zu hören. AfroBeat als dernier cri der Clubszene ist nach der Hausse der letzten Jahre inzwischen ja wieder etwas abgeklungen, obwohl der schweißtreibend-synkopierte Sound zweifellos seine Spuren hinterlassen hat – und zwar von Block 16 über Jazzanova bis zu Masters At Work. Inzwischen werden auch die echten Connaisseure mit Vinyl-Reissues von Fela Kuti bis Tony Allen bedient, da droht ein lupenreines AfroBeat-Album einer zeitgenössischen Band wie Antibalas beinahe unterzugehen. Ich möchte sogar behaupten, dass auch ausgewiesene Afro-Experten beim Blindtest auf authentisch Afrikanisches aus den Siebzigern getippt hätten, wenn nicht sogar auf Echtes aus der Fela-Sippe. Denn absolut stilecht groovt die Hammondorgel, knacken die messerscharfen Bläsersätze und rollt die unwiderstehliche Percussion. Ob der geneigte AfroBeat-Anhänger derart unverfälschte Klänge ausgerechnet beim Freistil-HipHop-Label Ninja Tune vermutet hätte, wage ich zu bezweifeln. Dort erschien aber 2001 schon das vorzügliche Antibalas-Debüt Liberation Afro Beat Vol.1, nach dem zu suchen sich wirklich lohnt. Allein der knapp 10minütige Titelsong von Talkatif ist ein treibender Parforce-Ritt mit einem trotz allem lockeren Groove, der auch Tony Allen mit Stolz erfüllen würde. Über dieser unwiderstehlichen rhythmischen Basis sorgen Bass und Gitarre für lässigen Funk-Flow, während als Lead-Instrumente vor allem die extrem saftigen Bläser und manchmal auch die oldschoolige Orgel sorgen. Gesungen wird fast gar nicht, auch auf elektronische Modernismen und Produktionstricks (wie Tony Allen mit Psyco On Da Bus) und Gast-Rapper (wie bei Femi Kuti) wird konsequent verzichtet. Man vertraue mir: jeder Ton ist hier eine demütige Verneigung vor King Fela, in dessen legendären Shrine man sich beim Hören umgehend per Zeitmaschine versetzt fühlt. (Whirlyjoe)

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