Sonntag, 9. November 2008

A trip to London! Am Donnerstag Morgen um 5 Uhr machte sich die Glitterhouse Chefetage auf den Weg nach London, um das schwedische Schwester-Trio Baskery (siehe oben) live zu bewundern. Da wir gegen 8 Uhr in King’s Cross ankamen, gingen wir direkt die 800 Meter zum Lexington, dem Club, in dem am 31. Januar die erste Londoner Stag-O-Lee Party stattfindet. Einfach nur mal so von außen anschauen und den Vibe einfangen, das war der Gedanke. Aber eine männliche Putzfrau ließ uns ohne Zögern ein! Da der eigentliche Live-Venue im 1. Stock liegt, stiegen wir eine dieser typisch-englischen hier-kommt-keiner-lebend-raus Treppen hoch und standen direkt im wirklich coolen Laden. Der Raum ist recht quadratisch und eher breit als lang. Links ist gleich die Theke, gegenüber rechts die Bühne. Dazwischen eine halbhohe Mauer (zum drauflümmeln und Bier abstellen) und mittig ein paar Stufen nach unten in eine Art tiefer gelegte, große Tanzfläche. Man kann also von allen Plätzen prima auf die Bühne schauen. Der Arbeitsplatz für die DJs liegt links von der Bühne, noch etwas erhöhter. Zwei Technics, zwei fette Pioneer CD-Player und ein 4-Kanal-Mischpult werden auch den Teilzeit-DJ nicht vor allzu große Probleme stellen. Sehr cool das Ganze, aber mit 250 Personen definitiv überfüllt. Gegen 9 Uhr früh waren wir dann in der Innenstadt und warteten darauf, dass die Plattenläden in der Berwick Street Gegend ihre Tore öffneten. Die Indie-Shops taten das eher ungern, dafür war der HMV und Music & Goods Exchange (wie er jetzt firmiert) begehbar. Aus letzterem ging eine Clarence Carter LP (Patches) und diverses Kleinvinyl (u.a. Joe Simon) in meinen Besitz über. GH Sidekick Rembert meinte dann, wir sollten doch gegen Mittag im Hotel einchecken. Kein Problem, denn das Handgepäck (2 Kilo Flyer, diverse Stag-O-Lee 7“-es) zog bereits eine tiefe Furche in meine Schulter. Im Hotel Blakemore angekommen, meinte die unnette Russin an der Rezeption, einchecken ginge erst ab 15 Uhr, die Zimmer wären noch nicht fertig. Was mich ziemlich in Rage brachte, weil es ja auch jede Menge Leute gibt, die schon um 5 oder 7 oder um 10 auschecken. Und wie das ihre Putzfrauen machen würden, dass alle Zimmer genau um 14.59 Uhr fertig seien? Mit der Sturheit eines T-34 Panzers bestand die Concierge auf 15 Uhr. Neben dem Foyer schließt sich im Blakemore die Rossetti Bar an, in der wir uns fortan nieder ließen. Da Fosters erst nach dem dritten Bier schmeckt, haben wir die ersten 3 Pints ziemlich rasant hinter die Binde gekippt. Als schließlich Peter und Lutz unsere Reisegruppe komplettierten und Michael Sheehy zu uns stieß, mussten natürlich noch ein paar Runden bestellt werden. Schon nach seinem dritten San Miguel setzt bei Michael der Verlust der Muttersprache ein, was später noch böse Folgen haben sollte. Gegen 16:30 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Shepherds Bush Empire, dem Ort des Konzerts. Der erste Gang führte in einen Pub gegenüber, in dem wir alle möglichen Manager, Presse-, Radio- und Tourtypen zum munteren Plausch trafen. Und weiter Bier tranken. Danach ging es ins Empire, einem wirklich schönen Live-Venue, der mit seiner üppig angelegten, dreifachen Balkonreihe etwas wie der Ballsaal im Schloss Neuschwanstein aussah. Oder so, wie sich das unsereins eben vorstellt. Baskery hatten schließlich nur 35 Minuten im Vorprogramm von Seth Lakeman (einem Indie-Folkie), leider zu wenig, um uns komplett mitzureißen. In den letzten 10 Minuten deuteten sie ihre Klasse allerdings mehr als an. Patrick McCarthy war mittlerweile aufgetaucht, hatte sich aber mit seinem Bruder schnell wieder in den Pub zurückgezogen. In den Peter und ich nach einem kurzen Plausch mit der Band folgten. Die Freude meinen Soulbrother Patrick zu sehen war wie immer sehr groß, sein Bruder Michael allerdings ging mir ab dem Zeitpunkt nur noch auf den Nerv. In seiner Jugend hatte er wohl mal geboxt und so tänzelte er die ganz Zeit vor mir rum und deutete irgendwelche linken Geraden oder Jabs an. Die Muttersprache war fast ganz verschwunden. Irgendwann redete Patrick und ich über die 1. Stag-Nacht in London, über die Fabulous Penetrators und wie das nun so alles wird. Fortan zog Michael über die Penetrators (die er gar nicht kannte) her und meinte, seine Band Saint Silas Intercession müsste die erste Nacht spielen. Nach einer Stunde Nerverei und nachdem ich ihn mehrfach bat, mich doch endlich in Ruhe zu lassen, habe ich ihn stehen lassen und bin ins Hotel gefahren. Nach einem Abschlussbier mit Peter in der Rossetti Bar hatte ich auch genug von dem Tag. Der Freitag begann mit einem reumütigen Anruf von Michael, er habe den ganzen Tag nichts gegessen, und der Alkohol und so… naja… vergeben und vergessen. Der erste Trip führte uns nach Notting Hill, wo wir die beiden Gebrauchtläden inspizierten. Zirka zwanzig 7“-es und fünf Elvis-10“-es wanderten in meine immer schwerer werdende Tasche. Für 13 Uhr hatten wir uns mit den Fabulous Penetrators verabredet und Michael und Patrick kurzerhand dazubestellt. Ins tiefste Londoner East End fuhr das Taxi und als er vor dem Royal Oak stoppte, erklärte mir der Fahrer noch, das hier wäre Alt-London pur und dieser Boozer wäre der beste in der ganzen Gegend. Mehr Pub-Tradition würde es in London nicht geben. Das Royal Oak war dann tatsächlich eine schön angeranzte Kneipe völlig ohne den ganzen Mahagoni-Overkill, den man heutzutage so auffährt. Gefüllt war er mit lokalen Trinkern, Lebenskünstlern, einer ständig über den Tresen wandernden Hauskatze und vier von fünf Penetrators. Sänger Liam (hier Foto rechts) stand hinter der Theke und bot mit seinen Einsneunzig, dem Cowboyhemd und Mega-Koteletten einen mehr als imposanten Anblick. Als wir den Prototypen des Stag-O-Lee 7“-Sterns auspackten, machte er sich als Singles-DJ vor Freude fast in die Hose. Eine offensichtliche Sympathie unter allen Beteiligten führte schnell zu angeregten Gesprächen, das Bier floß in Strömen, der Koch im Royal Oak leistete ganze Arbeit (Cumberland Sausages für Rembert) und Liam sorgte mit 50´s Rock`n´Roll, Elvis und Captain Beefheart (um 15 Uhr!) für Stimmung. Sogar Michael musste zugeben, dass die Penetrators absolute Pfundskerle sind und ich denke, an diesem Nachmittag wurden echte Freundschaften geschlossen. Schließlich gab es noch zwei Flaschen Sekt, die die Penetrators am Vorabend haben mitgehen lassen. Dort spielten sie auf einer Privatparty für den Guardian, einer großen Londoner Tageszeitung. Nach dem 3. Song bat man sie, etwas leiser weiter zu spielen und nach dem 4. Song, doch besser direkt aufzuhören! Spinal Tap pur. Als wir gegen 16 Uhr zum Flughafen aufbrechen mußten, hatten wir uns gemeinsam in ein Paralleluniversum geschwatzt und getrunken, das wir nur sehr ungern verließen. Michael und Patrick blieben noch „a couple of hours“. Ich denke, mit den Fabulous Penetrators werden wir noch viel Freude haben! (R-man)

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

kann ich die filmrechte für deratige london-trips eigentlich noch kaufen? mal sehen, mit wechem hollywoodstar ich dich dann besetze....

Anonym hat gesagt…

Cast:

Rembert: Michael Madsen (der konservierte Cowboy aus Kill Bill2),
Reinhard: John Goodman
Michael: as himself
Patrick: Jason Statham

Anonym hat gesagt…

Das war schon schön in London. Einige kleine Ergänzungen: Lutz und ich blieben noch ein Weilchen nach dem Baskery-Gig. Was der Brite "After Show Party" nennt hatte den Namen zwar alles andere als verdient, aber die Baskery-Mädels sind wirklich in Ordnung. Und Greta hat ein Tattoo an einer Stelle, an der das Stechen aber mal so richtig weh getan haben muss. Nicht, dort, wo ihr jetzt vielleicht denken mögt (es blieb alles völlig unverfänglich). Ihr werdet es vielleicht auch mal sehen. Als wir dann irgendwann, unter größtem Protest, auf britisch-burschikose Art aus dem Shepherd's Bush geschmissen wurden war ich recht weit drüber. Wenn ich nicht clevererweise vorher ein Adresskärtchen des Hotels eingesteckt hätte, würde mein indischer Taxifahrer die Bude heute noch suchen. Am nächsten Tag im Royal Oak erging sich Fabulous John in Theorien, die mich erst glauben ließen, ich sei schon wieder besoffen. Bis Peter, Reinhard und ich unisono bemerkten, dass der gute Mann auf sympathische Weise ziemlich einen an der Murmel hat. Die Penetrators kredenzten nicht Sekt, sondern Champagner. Die Jungs taugen. Habe sie spontan für's OBS 13 gebucht. Details müssen noch organisiert werden, aber es sieht ganz so aus, als würden sie unsere Bühnenbretter mit ihrem no-bullshit Garagen-Stomp beehren. Die Katze auf dem Tisch war etwas irritierend, aber die Cumberland Sausages (w. mash and onion-gravy) waren vorzüglich. Etwa so wie Thüringer, also 100% Schwein, roh und grob und pfeffrig gewürzt und dann gegrillt.
Kann mir jemand sagen, wer Michael Madsen ist (habe Kill Bill 2 nicht gesehen)? Ich fühlte mich an dem Tag eher wie eine ausgespuckte Version von Harald Juhnke.
Rembert

Anonym hat gesagt…

auch als "Mr. Blonde" in
"reservoir dogs" ... axel

http://www.amazon.de/Reservoir-Dogs-Blonde-Poster-Bilder/dp/B000YYBC72/ref=sr_1_22?ie=UTF8&s=kitchen&qid=1226503927&sr=1-22

Anonym hat gesagt…

keine angst rembert, von den genannten ist madsen eindeutig der coolste. danke für den ausführlichen bericht. und fürs korrekte obs-booking - weiter so!

Anonym hat gesagt…

Ach der ist das, der Madsen. Danke für die Blumen, der Kerl ist mal wirklich arsch-cool. Hat der nicht auch 'ne schauspielernde Schwester, die ab und zu mit fett-roten Lippen in irgendwelchen B-flicks auftaucht?
Rembert