Mittwoch, 16. Januar 2008

Shake Movie Shake

K-Nut hat letzte Woche eine gewaltige Menge an Comments zum Thema shake baby shake-kompatibler Literatur provoziert – mal sehen, ob das auch mit Filmen geht?

Mein Anlass ist das gerade angelaufene Biopic Control zum Leben und Sterben des Joy Division-Sängers Ian Curtis, eine ganz dringende Empfehlung meinerseits – wenn auch nicht wirklich in den shake baby shake-Kosmos passend (obwohl der sich ja hin und wieder ausdehnt…).

Aber welche Musikfilme taugen denn wirklich? Ein paar Einschränkungen schlage ich mal vor: keine Docus (Bob Dylan - Dont Look Back, Woodstock) und auch keine Filme, wo halt viel Musik im Hintergrund läuft (wie American Graffiti oder alles von Tarantino). Ich schlage mal eine Suche nach Streifen vor, bei denen es explizit um Musik geht, die aber trotzdem eine echte Erzählstruktur haben.

Allzu dogmatisch wollen wir aber trotzdem nicht sein, oder?


Meine Faves zu diesem Thema:

1. Quadrophenia (Frank Roddam 1979)
Perfekt, das Nonplusultra - Zeitgeist, Vibe, Musik, Darsteller, Geschichte - hier stimmt einfach alles. Schaue ich mir garantiert einmal im Jahr an und er wird immer besser. Lest bei busch-man nach.

2. Walk The Line (James Mangold 2006)
Hätte ich mir vorher nie vorstellen können, dass der Film so gut wird. Liegt vor allem an den überragend spielenden und singenden Schauspielern. Und Cash hat halt auch einiges erlebt.

3. Almost Famous (Cameron Crowe 2000)
Unterschätztes Meisterwerk - besser und detailfreudiger lässt sich „1973 in Rock“ kaum darstellen. Highlight ist das gemeinsame „Tiny Dancer“-Singen im Tourbus. Dazu Philip Seymour Hoffman als Lester Bangs - königlich.

4. Blues Brothers (John Landis 1980)
Nicht totzukriegen. War früher mal mein Lieblingsfilm und hat wohl meine persönliche Soul-Sozialisation eingeleitet. Und alle Legenden von Aretha bis Ray Charles und J.B. spielen mit.

5. Nashville Lady/Coalminers Daughter (Michael Apted 1980)
Sissy Spacek als Loretta Lynn – was für ein Leben (und Levon Helm als Vater). Konservativ erzählt und wohl ziemlich authentisches Biopic, eine unterschätzte Perle.

6. High Fidelity (Stephen Frears 200)
Man musste mit dem Schlimmsten rechnen und dann kam es ganz anders: der Film hat seinen eigenen Charme, John Cusack und Jack Black im Plattenladen sind einfach eine Wucht. Und wenn Black dann zum Finale den Marvin Gaye macht, wow!

7. Still Crazy (Brian Gibson 1998)
Gerade erst im TV gesehen: die britische Variante - vor allem die erste Hälfte ist einfach köstlich und trifft die „alternde Rockstars“-Problematik auf den Punkt.

8. Rockstar (Stephen Herek 2001)
Erstaunlich souveränes Popcorn-Kino mit Mark Wahlberg als perückeschwingendem Judas Priest-Ersatzsänger. Eher die Hollywood-Version von Heavy Metal, in all seiner Klischeehaftigkeit aber doch sehr stimmig und lustig.

9. Rock’n’Roll Highschool (Allan Arkush 1979)
Albern und auch etwas gealtert, dafür sympathisch trashig, die Ramones als stoische Karrikaturen ihrer selbst. Steht in schöner Kino-Tradition zu Popstar-Vehikeln vergangener Dekaden.

10. Hustle & Flow (Craig Brewer 2005)
Die Südstaaten-HipHop-Cinderella-Story mit überzeugenden Darstellern und sehr viel Memphis-Atmosphäre. Hat nichts zu tun mit Ice Cube- oder Ice-T-Krawall-Kino.

Abteilung sympathisch & grundsolide:
School Of Rock
Saturday Night Fever
Ray
Yellow Submarine
Detroit Rock City

Nur noch verschwommene aber durchaus wohlwollende Erinnerungen habe ich an:
Sid & Nancy
Breaking Glass
The Commitments
Help
Honky Tonk Man
Round Midnight
A Hard Days Night

Nicht wirklich geglückt fand ich:
The Doors
The Wall
Stoned
Tommy
Absolute Beginners
Dream Girls

Also: schreibt eure eigenen Listen, Empfehlungen und Verrisse in die Comments! (Whirlyjoe)

21 Kommentare:

Tick, Trick und Track hat gesagt…

ich sage nur: SPINAL TAP! -R-man

Anonym hat gesagt…

Hatte vor ein paar Monaten bei Dylan meinen ureigenen HELLO CLEVELAND!!! Moment, als ich mich in den Katakomben der Color Line Arena verlaufen habe. Die nach einer Weile so begrüßte junge Hostess kannte den Film aber ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen nicht. SEARCHING FOR THE WRONG EYED JESUS fand ich prima. Ist zwar kein Spielfilm mit Erzählstruktur aber auch nicht wirklich eine Doku. Mehr der Versuch einen musikalischen Vibe greifbar zu machen. Außerdem hat Whirly kaum einen ausgelassen ;-)

Bastian

Anonym hat gesagt…

doch, klar hat er einen ausgelassen, einen extrem zeitgeistvollen: HAIR. mmmh, macht der schön warm ums Herz! ff

Tick, Trick und Track hat gesagt…

ich sage nur: SPINAL TAP. Ich frage mich nun, warum der nicht mal in der Listung auftaucht, Joe? Vergessen? Ich kann über den jedes Mal mehr lachen, geht mir sonst nur bei Big Lebowski so. R-man

Anonym hat gesagt…

genau, der kommt auch nicht vor. Aber manche wohl netterweise absichtlich nicht, vieles aus der Tanzfilmfraktion -- so was wie dirty dancing (igitt!, in echt) oder das Filmchen, in dem sich diese dunkelkrause, schneewittige Rehäugige in ultramodischen Legwarmers (rosa?) in luftiger Fabrikhalle die Seele aus dem Leib tanzt. Oder Grease. Immerhin hat's Travoltas Saturday Night Fever in whirlys Liste geschafft -- und der war ja auch toll! --> zusammen mit der Jazzdance-AG angeguckt und gleich draußen vorm Kino nachgetanzt (ups, schon wieder wird mir ganz nostalgisch). Travolta toppt sich dann ja super souverän in pulp fiction, die Tanzszene mit Uma Thurman ist einfach genial.

Oh ja, Tanzfilme hatter ausgelassen, der easy skanker. ff

Anonym hat gesagt…

A propos Tanzfilme, als Alternative und notwendige Ergänzung zu "Control" muss man Michael Winterbottom's "24 Hour Party People" von 2002 gesehen haben (lief hier in Berlin konsequenterweise auch als Double feature), die Story über Tony Wilson (grandios gespielt vom Comedian Steve Coogan)und sein Factory Label und den Raveschuppen Hacienda in Manchester. Es gibt auch tonnenweise britischen Humor! Musikalisch geht's von Joy Division/ New Order über A Certain Ratio und Durutti Column bis zu den Happy Mondays.
Die Beste Musikdoku aus den letzten ist jetzt auch in Germany zu haben: "Dig" mit den Dandy Warhols und Brian Jonestown Massacre. Eine quasi psychologische Studie (incl. unglaublichen Live Konzerten) über die Freundschaft und Feindschaft zweier genialer und im Geiste sehr spoonfuller Bands.
Was hälst Du als Easy Skanker von "The Harder They Come" mit Jimmy Cliff?
An-Dréad

Anonym hat gesagt…

"An-Dread" find' ich knaller!
Lass' das so!

...hat jemand schon SPINAL TAP erwähnt?

Anonym hat gesagt…

"Wildstyle" fand ich super, "Rockers" habe ich auch gerne gesehen. Es gibt noch die Filme "Mo' better Blues" und "Bird" die ich vor 15 Jahren mal sah und damals ziemlich gut fand, aber die Erinnerung ist doch sehr verschwommen, und ich weiß nicht, wie ich sie heute finden würde. Ansonsten kann ich der Liste spontan nichts hinzufügen - den grandiosen "24hrs party people" hat andread ja schon erwähnt.

Anonym hat gesagt…

CROSSROADS von Walter Hill (1986)

Anonym hat gesagt…

SPINAL TAP !!!

Ansonsten ist Tiny Dancer wegen der hervorragenden Szene in 'Almost Famous' tatsächlich der einzige Elton-John-Song, den ich mir anhören kann. Und 24 Hour Party People ist natürlich wirklich großartig, An-Dréad.
'Ray' fand' ich auch noch ganz gut. Ich hoffe ja zudem, dass 'Im not there' Klasse wird ...

Anonym hat gesagt…

Zählt 'O Brother Where Art Thou'?
Den finde ich nämlich wundervoll!

Anonym hat gesagt…

...zählt, finde ich!

Zählt nicht ist aber "sehr gut":
Crime is King
oder eigentlich: 3000 Miles to Graceland
Trailer:
http://german.imdb.com/title/tt0233142/
trailers-screenplay-E23262-314

Anonym hat gesagt…

Ich bin ja mit Wayne's World groß geworden. Allerdings habe ich die beiden Filme letztens noch einmal gesehen und muss sagen, dass ich bitter enttäuscht war. Besonders uncool ist die Szene mit 'Bohemian Rhapsody' - Queen ist sicherlich unter den Top Five der peinlichsten Bands aller Zeiten.

Auch das Grunge-Liebes-Epos 'Singles' von Cameron Crowe fällt in die Phase meiner Adoleszenz. Den habe ich noch als Original-VHS rumstehen und Jahre nicht gesehen. Allerdings fand ich den schon damals heikel ...

Anonym hat gesagt…

und wieder muss ich dir auf die schulter klopfen, busch-man: vereint in der verachtung für queen. und auch das mit tiny dancer und elton john sehe ich exakt so.

ansonsten zu meiner entschuldigung: spinal tap habe ich nie gesehen. peinlich. 24 hour party people auch nicht. wildstyle kommt sehr authentisch rüber, ist aber doch hart an der grenze zur docu, oder? hair geht mal gar nicht, sorry fred. schlimmer ist noch rocky horror picture show, hatte ich vergessen. musicals im kino gehen eh nur wenn sie mindestens 50 jahre auf dem buckel haben. wobei das neue hairspray-remake knorke war. harder they come habe ich vergessen - kein meisterwerk, filmisch arg hölzern, dafür aber schön authentisch. gute wahl. dito bird. o brother geht erst recht und ist sehr genial.

gerade fällt mit noch alice's restaurant ein. mag ich sehr und arlo darf ja des öfteren schön singen.

hat von euch jemand control gesehen?

und kann sich noch jemand an committments erinnern? kommt der soul da authentisch rüber? damals im kino fand ich ja schon, aber da war ich noch klein und hatte wenig ahnung.

Anonym hat gesagt…

Genau, Commitments! Der ist doch sogar von Alan Parker gewesen, oder? Den fand ich damals großartig - brillant besetzt und mit witzigen Charakteren. Am besten war der Drummer. Sehr schön auch die Szene, in der dieser abgehalfterte fette Sänger den Milchshake an die Studioscheibe pfeffert. Und Soul hatte der Film auch noch ...

Anonym hat gesagt…

Dublin Beat/The Commitments finde ich als Film ebenso gelungen wie das Buch!

Hairspray kenne ich nur im Original (mit Divine + Debbie Harry): Toll!

Hair fand ich genau so furchtbar wie Rocky Horror, Harold&Maude und Alices Restaurant. Das waren zu meiner Zeit die "Teestuben-Filme", die alle ganz wundervoll fanden während ich diesen Hippie-Scheiß wirklich gehasst habe. (Hab' ich seitdem auch nie wieder gesehen)

Anonym hat gesagt…

...und Spinal Tap nicht zu kennen ist eigentlich verboten!

Anonym hat gesagt…

Harold & Maude hat mir eigentlich sehr gut gefallen. Ist aber auch lange her, dass ich den Mal gesehen habe. Ich finde ja auch noch 'Die Reifeprüfung' grandios! Simon & Garfunkel polarisieren ja bestimmt mächtig, mich haut deren perfekte Zweistimmigkeit aber immer wieder um und der Film ist doch wohl ein Klassiker, oder!?!

Anonym hat gesagt…

natürlich, busch-mann. the graduate ist unantastbar. aber simon & garfunkel sind doch konsensfähig, oder? lege ich oft auf, da gibt es auch ein paar hübsch tanzbare nummern. harold & maude war ja so ein programmkino-standard, den reiz habe ich nicht verstanden. aber hair und rocky horror kann man nicht mit alice's restaurant vergleichen. gib arlo noch eine chance, k-nut. das teestuben-trauma überwinden.....

Anonym hat gesagt…

r-man: in dem wunderbaren regie-debüt von tommy lee jones (Three Burials - Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada), der ja sissy spaceks ehemann spielt, taucht auch levon helm auf - als blinder alter mann, der darum bittet erschossen zu werden. und gute güte, der sieht vielleicht aus - zombielike, erschütternd.

Anonym hat gesagt…

Noch 2 Tip aus angrenzenden Universen: Zum einen der Jandek-Film "Jandek on Corwood", der eine sehr schöne Annährung an den "Reprensentative" bietet, und zum anderen einer meiner absoluten Lieblingsfilme: "Chase the Devil - Religious Music of the Appalachians". Unglaubliche Doku von ca. 1984.