Mittwoch, 21. Dezember 2011

Top Ten 2011 K-Nut

"...ein maues Rock-Jahr" las ich kürzlich in irgendeinem Spex-Text, dann höre ich wohl sehr wenig "Rock". Im Vergleich zu 2010 war 2011 ein großartiges Musik-Jahr für mich!

Und anscheinend bin ich jetzt in dem Alter, in dem man sich über Comebacks und Reunions seiner alten Helden tatsächlich freuen kann. Beste Nachricht in dieser Hinsicht: Josh Haden macht wieder Musik. Ein neues Album seiner Band Spain erscheint im Frühjahr 2012, ausgerechnet auf meinem Lieblings-Label, was will man mehr?
Ebenfalls wiederbelebt bzw. wiederauferstanden: Magazine, Gang Of Four, Mazzy Star, Ruts DC und Love & Money. Nie ganz weg waren ja A Certain Ratio, die unbestritten beste factory-Band (jawohl, Joy Division inklusive!), denen ich seit ihrem Debut nahezu jeden Tonträger abgekauft habe.
2012 nun ein spätes Solowerk des Sängers/Bassisten dieser Band, und mein
Platz 10:
Jez Kerr - Numb, Mouth, Eat, Waste
Sehr sparsame Produktion, schräge düstere Sounds, Funk, Pop, Samples, trotz aller Monotonie extrem spannend!

Platz 9:
"Spannend" kann man das Wirken von Skip McDonald und Adrian Sherwood als Little Axe nun wirklich nicht mehr nennen; dafür machen sie ihren Reggae/Dub/Blues-Hybriden schon viel zu lange. Aber, obwohl sie für If You Want Loyalty Buy A Dog wohl auf olle recyclete OnU-Riddims zurückgegriffen haben, ist dieses Album ihr bisher bestes! Cool und heiss gleichzeitig...

Platz 8:
Meshell Ndegeocello - Weather
Als bekennender Fan von Joe Henry und der Dame mit dem komplizierten Namen war ich ja auf die Zusammenarbeit der beiden extrem gespannt. Obwohl beide im Laufe der Zeit immer abstrakter und auch anstrengender musizierten (die letzten beiden Joe Henry-Alben habe ich nicht ganz verstanden) habe ich mich dennoch über neue Alben des ehemaligen Americana-Mannes und der Jazz-Bassistin wiederholt gefreut.
Meshell Ndegeocello war für mich immer eine ganz tolle Musikerin und ganz passable Sängerin - und was macht Joe Henry als Produzent?
Er nimmt der Dame zuerst mal ihr Instrument ab und lässt sie, mit Ausnahme zweier Songs, ausschliesslich singen. (Die meisten Stücke kommen sogar völlig ohne Bass aus.) Und? Es funktioniert! Für alle, die den etwas muffigen 70er-Sound von Joe Henry so lieben wie ich, mit seinen Solo-Alben aber nicht mehr wirklich klarkommen: Echte Empfehlung!

Platz 7:
Kill It Kid - Feet Fall Heavy
Britische Youngster, die einen ziemlichen Radau aus Blues-Rock-Gitarren, Folk-Einlagen, tollen Songs, purem Krach und zwei Wahnsinns-Stimmen veranstalten. Kann ich nur hören, wenn ich ausgeschlafen habe (also nicht sooo oft) - dann aber gibt's nix besseres! (Kommen zum OBS, yes!)

Platz 6:
The Black Keys - El Camino
Da ist ja eigentlich schon alles gesagt worden. Gefallen mir, seit Danger Mouse produziert, von Album zu Album besser. Höchster Unterhaltungswert!

Platz 5:
teilen sich JD McPherson (Signs & Signifiers) und Chris Isaak (Beyond The Sun - unbedingt die "Deluxe"-Ausgabe!) So fantastisch kann Rock'n'Roll im Jahr 2011 klingen!

Platz 4:
Other Lives - Tamer Animals
Tja, live beim Rolling-Stone-Weekender hat das ja nicht funktioniert mit uns, das Album ist aber ein echter "Grower". Indie-Pop trifft Morricone, Folk trifft auf Sound-Gemälde, groß!

Platz 3:
Shelby Lynne - Revelation Road
Shelby allein zuhaus. Das klingt größtenteils wie ein Home-Demo, allzuviel Hilfe hat Shelby für dieses Album aber auch weder gehabt noch benötigt. Wenn man überlegt, dass sie als Mainstream-Nashville-Püppchen gestartet ist, bleibt nur höchste Hochachtung vor solch seelenvollen und selbstbewussten Songs. Da bin ich bekennenderweise dauerverliebt...

Platz 2:
...auch doppelt belegt. (ein bisschen schummeln darf ich doch, oder?)
Das Monster von Low namens C'Mon hat mich lange beschäftigt, gepackt und begeistert. Wieder in der Qualität früherer Tage, mächtig trotz sparsamster Instrumentierung - haut mich jedesmal um!
Gleichauf: Maggie Björklund, die dänische Pedalsteelerin mit ihrem ganz umwerfenden Soloalbum Coming Home. Mit etwas Hilfe von Calexico, tollen Gast-Sängern (Mark Lanegan, Jon Auer, etc.) hat sie da einen ganz großartiges Debut hingelegt. Freue mich auf mehr.    Jon Rauhouse, watch out!

Platz 1:
no doubt: Dave Alvin, der coolste Hund überhaupt! Was für ein Album! Ich gestehe: sein Werk steht bei mir komplett im Regal, aber dass er überhaupt noch mal in meiner Jahres-Besten-Liste auftauchen würde, hätte ich nie vermutet. Eleven Eleven ist ein ganz großer Wurf! Klar, das ist Country-Rock, aber dermaßen souverain, cool und sharp as a bowie knife, da falle ich in längst überwunden geglaubte Verhaltensmuster zurück und geniesse sogar Country-Schmonzen wie Black Rose Of Texas.
Grandiose Songs, tolle Gitarren-Arbeit, alles mit einer enorm groovenden Band zur Knarz-Stimme des Meisters.

Knapp an der Top-Ten (oder -Twelve) vorbei, aber trotzdem oft und gerne gehört: The Juke Joint Pimps - The Gospel Pimps, Gang Of Four - Content, Harrys Gym - What Was Ours Can't Be Yours, Gillian Welch - The Harrow & The Harvest, Solander - Passing Mt. Satu, Nostalgia 77 - The Sleep Walking Society, The Walkabouts - Travels In The Dustland, TKth. - Extravagant, Grotesque & Nonchalant, The Pepper Pots - Train To Your Lover, Aunt Nelly - st, Magazine - No Thyself, Jesse Sykes & The Sweet Hereafter - Marble Son, Darkness Falls - Alive In Us und Buddy & The Huddle - Farrago (2010, aber zu spät gekauft).

...und falls jemand mal der Sinn nach purem Easy Listening steht, seien Rumer und Jonathan Jeremiah empfohlen. (Klingen wie perfekte 2011-Updates von Karen Carpenter und Neil Diamond.)

Lieblings-10" : Miraculous Mule, Gemma Ray, Excellos, Dollar Bill

Lieblings-Songs 2011: 
The Excellos - Sadie Kong 
Dan Michaelson - Breaking Falls
Dave Alvin - Murrietta's Head
Gemma Ray - Runaway
Low - Witches
Solander - The Garden
Other Lives - For 12
Spain - I'm Still Free (ist wohl aus 2010) 
Lana DelRay - Video Games (ja auch ich; habe sogar die Picture-7")
Holy Ghost - Wait & See
Graciella Rodriguez - Stop That Train


Beste Compis:
Spoonful
Jukebox Jam!
Tucson Songs
Late Night Tales /
Charles 'Packy' Axton - Late Late Party 1965-67
Roy Harper - Songs Of Love And Loss

Bestes Reissue:
Bitch Magnet 3er-CD für alle zuspätgekommenen (wie mich)

Beste Konzerte:
Miraculous Mule
Fat Freddy's Drop
Gemma Ray (K,D&L Support)
Juke Joint Pimps im Stadtkrug
Gang Of Four
Archive
und natürlich das wundervolle OBS als Gesamt-Paket

Lieblings-Bücher 2011: The Monkey Wrench Gang (Edward Abbey & Robert Crumb) und
Midnight At The Barrelhouse The Johnny Otis Story (George Lipsitz)

Lieblings-DVD: Talking Heads Chronology

Für 2012 freue ich mich besonders auf Neues von Miraculous Mule, Spain, Mary Epworth, Mazzy Star, auf jede Spoonful und auf's OBS.

12 Kommentare:

Whirlyjoe hat gesagt…

auch diese liste erfüllt ihren: zweck - nämlich, der einen oder anderen höchstens einmal gehörten platte noch mal eine chance zu geben. alvin kriegt sie, meshell aber nicht. das fand ich tatsächlich eher muffig und deutlich unter gewohntem joe henry-standard.

prince r-man hat gesagt…

danke für die erwähnung diverser Glitterhouse und Stag-O-Lee Platten und auch über die Toplistung von Spoonful habe ich mich gefreut. Der Scheck ist in der Post...
Nee, schon verrückt was du so alles hörst. und du musst wahrscheinlich auch für das zeug bezahlen, oder? du bist musikalisch schon ein bunter schmetterling... wenn ich da an meine liste denke... oje.

K-Nut hat gesagt…

...und dabei habe ich die großartige Stag-O-Lee Stomp On It! Compi vergessen.
(und manch anderes)

Anonym hat gesagt…

so, ich erwarte eine einladung zum querhören deiner liste in die katakomben der villa k-nut, sonst okupy Hang!
BadaBing!

Whirlyjoe hat gesagt…

die excellos-10-inch muss ich nachträglich auch noch in höchsten tönen loben. leider erst nach listen-deadline gehört....

Andi58 hat gesagt…

Was höre ich da, Magazine gibt es wieder. Hat Howie Devoto doch noch mal die Kurve gekriegt? Shot by both sides... geil!

Heino Walter hat gesagt…

Vielfältige Liste, tolle Anregungen.

Du erstaunst mich immer wieder, mein Lieber.

Schöne Grüße
Heino

chris_der_1 hat gesagt…

mal nen kurzen Einwurf...was denn alle mit der neue The Black Keys - El Camino Platte haben frag ich mich schon -- ich finde sie recht belanglos und manche stücke weiß ich jetzt nicht in welche Richtung sie denn überhaupt wollen -- "Rubberfactory" z.b war rauh, roh, dirty -- knietief im blues+rock -- herzblut -- schweiss -- leider ist dies alles abhanden gekommen -- 2-3 songs sind anleihen dabei -- der rest schon manchmal stationrock -- ein stück weit gehts mir da als wirklich großer black keys fan der ersten stunde(2002 The Big Come Up) wie bei kings of leon -- die ersten beiden platten für mich ne sensation - wild, rauh, dreckig -- rock n roll -- jetzt bis auf einige songs zum massenkompatiblen stationrock verkommen /// Natürlich alles rein subjektiv ///

K-Nut hat gesagt…

Was die Black Keys machen, wird unter den Fittichen von Danger Mouse halt immer mehr zu POP (nicht unbedingt Stadion-Rock). Die viel beschworenen Soul-Einflüsse höre ich da kaum, viel eher Glam-Rock. Die pure Gitarre/Drums-Blues-Rock-Nummer läuft halt irgendwann in's Leere... Ich persönlich finde diese Entwicklung höchst unterhaltsam!

K-Nut hat gesagt…

@Andi58: Devoto sieht ganz ohne Haare genau so strange aus, wie mit seiner sonderbaren 80er-Frisur, aber das neue Album ist wirklich gut!

Blöderweise vergessen habe ich ja das tolle Fink-Konzert bzw. -Album.

Whirlyjoe hat gesagt…

yep, magazine ist sehr ordentlich geworden.

busch-Man hat gesagt…

Oh Mann, Fink ist natürlich auch auf meiner Liste, damn!

Black Keys kenne ich auch schon länger, Chrispop; auch Kings of Leon, sogar Coldplay [sic!!!] Die Sache mit Stadionrock bezog sich auf die "Foo Fighters", die du bestimmt auch nicht gut findest, aber schon lange kennst.