Samstag, 16. Oktober 2010

Abt.: Nicht mehr ganz neu, aber dann doch irgendwie... C.W. Stoneking – Jungle Blues Das Zweitwerk des Australiers mit amerikanischen Eltern gibt es eigentlich schon seit zirka 2008, aber da er erst jetzt so richtig in Europa Fuß fasst, wurde es just noch einmal veröffentlicht. Nach seinem Debüt auf Voodoo Rhythm nun auf seinem eigenen King Hokum Label. Ein ganz spezieller Sound, den ich beim ersten Durchlauf superöde fand und der mich mittlerweile so fasziniert, daß ich Jungle Blues drei Mal hintereinander höre. Denn wenn man sich darauf einlässt, entführt Stoneking den Hörer für 40 Minuten in eine andere Welt und eine andere Zeit. Zurück in die 20er Jahre, um genau zu sein. Die Orte der anderen Welt sind mannigfaltig: windschiefe Holzhütten im Mississippi Delta, verruchte Hafenkneipen in Port Of Spain/Trinidad, das Labor eines Voodoo Doktors in New Orleans oder dekadente Jazz-Parties in den Kellern von Chicago. Wer jetzt noch kein Bild hat, den will ich jetzt mal mit Tom Waits verlinken, der zumindest ansatzweise als Vergleich taugt - oder man schaut sich besser gleich das erstklassige Jungle Blues Video an. Aber Stoneking klingt strikt old-timey und hat das Ganze auch klanglich schön rauh belassen. Er singt dazu mit knarziger, leiernder Stimme von Jahren im Knast, erzählt Geschichten vom größten Lügner aller Zeiten und Vögeln, die faustgrosse Spinnen fressen. Bei einigen Songs begleitet er sich nur mit sparsam gezupften Dobrotönen oder einem rachitisch-klapprigen Banjo, bei anderen hören wir den genialen Jim White (Dirty Three) am Schlagwerk und vor allem das ausser Kontrolle geratene Primitive Horn Orchestra, eine vor allem aus Tuba, Posaune und Klarinette bestehenden Blaskapelle zwischen New Orleans Marching Band und einer Truppe alkoholkranker Versager, die auf einem abgewrackten Karibik-Ausflugsdampfer ihr Gnadenbrot bekommt. Das ist Uralt-Blues, 20er Jahre Jazz, Mardi Gras, Vaudeville, Calypso, hier schreit ein Baby, dort krächzt ein Papagei und im abschließenden The Greatest Liar (für das der Engländer das Wort „hilarious“ erfunden hat) bekommt man eine Idee, daß das auch live vorzüglich funktionieren kann. Vorzugsweise in einer runtergekommenen Hafenkaschemme mit jeder Menge zwielichtigem Volk, der Rum fließt in Strömen, Stoneking ist in der Form seines Lebens, irgendwann gefällt einem sogar die einbeinige Prostituierte, plötzlich sitzt ein Affe auf deiner Schulter und am nächsten Morgen wacht man mitten auf See auf... (R-man) cd

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das ist mal ein schönes cover!
podolski=fussballgott

chrispop hat gesagt…

GRANDIOS!

groove68 hat gesagt…

Dokumentarfilm über Voodoo Rhythm:

http://www.realeyz.tv/en/ma-littler-voodoo-rhythmthe-gospel-of-primitive-rock-n-roll_cont3913.html

groove68 hat gesagt…

Dokfilm über Voodoo Rhythm

http://www.realeyz.tv/en/ma-littler-voodoo-rhythmthe-gospel-of-primitive-rock-n-roll_cont3913.html