Mittwoch, 18. Februar 2009

Bericht aus Berlin #2 It Might Get Loud auf der Berlinale 2009 Traditionalisten konnten sich letztes Jahr auf der Berlinale an den Stones mit Scorseses’ Shine a Light und CSNY: Déjà Vu, Neil Youngs Anti-Bush-Tour ergötzen. Beides mehr oder weniger typische Musikdokus: gefilmtes Konzert plus Background-Geschichten. Für Gitarren-Fetischisten gab es diesmal ein interessantes Kammerspiel zu sehen. It Might Get Loud, inszeniert von Davis Guggenheim (hat den Oscar prämierten Al Gore-Film produziert). Man nehme drei Musiker aus derei Generationen (Jimmy Page, The Edge, Jack White) und deren Gitarren samt Verstärkeranlagen, Plattenspielern und Möbel, miete eine Halle an, und dann filmt man das einfach. Das Ergebnis fällt zwiespältig aus: drei Männer zeigen auf ihren Gitarren, was sie können (oder auch nicht: The Edge) und reden darüber. Vieles wirkt etwas gestelzt und zu gewollt, aber es gibt auch schöne kurze Momente, z.B. Jack Whites leuchtende Lausbubenaugen als Jimmy Page zum Whole Lotta Love-Riff ansetzt. Man einigt sich schließlich auf The Bands The Weight. Zum Leben erweckt wird diese Doku durch die Homestories. Großartig wie Jimmy Page in seinem Musikzimmer die original Link Wray Rumble 7“ auflegt und dazu Luftgitarre spielt, oder der Gitarrist der irischen Band seine 2x2-Meter Verstärker-Verzerrer-Wand ausschaltet und mit einem schelmischen Grinsen zum abrupt unverstärkten Instrument kommentiert, das er so gut wie gar nicht spielt. Jack White legt den Blues-Barden Son House auf und komponiert anschließend in zwei Minuten einen Song, bringt ihn sofort auf Tonband und schenkt dieses anschließend dem Regisseur. Cool. Der Historiker erfreut sich an seltene Led Zep- und Yardbirds-Aufnahmen, man sieht das Treppenhaus in dem Stairway to Heaven aufgenommen wurde, sehr schöne Live Takes von den White Stripes und Raconteurs, sogar die frühen Bilder der irischen Teenager erträgt man, da der Film vieles ironisch bricht, der Sänger der Band kommt gottseidank nicht zu Wort. Den silbernen Bären für den besten Vorspann eines Musikfilms bekommt It Might Get Loud trotzdem: Jack White hämmert aus 3 Stück Holz, einer leeren Cola-Flasche und einem dicken Draht, den er an einen Verstärker anschließt, entsprechend bearbeitet, eine perfekte Bluesgitarre: „You don’t have to BUY a guitar“. (An-Dréad)

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