Spoonful Wochen bei shake baby shake
Out now: Spoonful #46 – Sin City Jukebox Vol. One
Das ist ein ziemlicher Hammer! Lange in Arbeit und eine etwas längere Geschichte, die ich dann besser mal über die nächsten Volumen strecke, von wegen kurze Lunte und so.
In a nutshell: ich traf Herbert H. Franklin während meines Aufenthaltes in New Orleans 2004. Da war er bereits 74 Jahre alt. Keine Ahnung warum wir uns so gut verstanden haben, vielleicht weil mein Vater auch Herbert mit Vornamen hieß? Wir trafen uns jedenfalls jeden Tag und das ist das Ergebnis…
Die Geschichte der Jukebox im Sin City ist auch die Story von Herbert H. Franklin, kurz Herb genannt. Sin City war der Name einer Bar in Biloxi, Mississippi. O-Ton Herb: “Biloxi liegt direkt am Golf von Mexiko, 60 Meilen östlich von New Orleans auf dem Weg nach Florida. Gulfport, Biloxi, Mobile, Pensacola, Talahassee und dann Florida. Die meisten sind direkt am Wasser lang gefahren, am Beach Boulevard und haben erst nach Biloxi die Interstate 10 genommen. Da war immer schwer was los!“
Die Bar war ein schlichter, quadratischer Raum und mit 200 Leuten gut gefüllt. Links an der Wand war eine lange Theke, rechts Stühle und Tische und am Ende eine Bühne, hinten links die Waschräume, rechts ein extra Raum mit zwei Tischen für die Poolsharks. 1947 von einem Iren, den alle nur Boss nannten, unter dem Namen The Smithwick‘s eröffnet, stieg Herb 1950 im zarten Alter von 20 als Barmann ein, übernahm den Laden 1955 in Eigenverantwortung und taufte ihn in Sin City um.
“Zur Neueröffnung spielte Ike Turner & His Kings Of Rhythm und aus New Orleans hatte ich ein paar erstklassige Tänzerinnen besorgt. Das Sin City machte an diesem Abend seinem Namen direkt alle Ehre. Ein Tollhaus, bis in jede Ecke gestopft gefüllt mit Gamblern, Lowlifes, amüsiersüchtigen und immer streitlustigen Seeleuten, Trinkern, heissen Bräuten und jede Menge dieser Typen, die aussehen wollten wie James Dean, der 5 Monate später dann ja auch weg vom Fenster war. Es waren großartige Jahre, Whiskey und Bier flossen in Strömen, das Sin City war auch in den Wochentagen immer rammelvoll. Es hatte sich rumgesprochen zwischen New Orleans und Mobile, dass man in seinem Leben mindestens eine Nacht im Sin City verbracht haben muss. Und wer einmal da war, der kam immer wieder. Ich hatte sie alle auf meiner Bühne, ganz egal ob Chitlin Cicuit oder Upscale, im Sin City haben sie alle immer gerne gespielt. Hatten wir keine Band, dann lief die Jukebox. Mir war schnell klar, dass die üblichen Seeburgs und Wurlitzer dem Geräuschpegel im Sin City nicht gewachsen waren. Also verkabelte ich das Ding mit einem Extraverstärker und hängte in jede Ecke eine Box. Das hatte damals keiner und Oh boy, war das ein Sound! Fuckin' monster!“ (Herb)
Schon seit Anfang der 50er war die Jukebox Herb's Hoheitsgebiet. Immer am Anfang des Monats kam ein Vertreter, der die neuesten Hits einstellte, die Titlecards schrieb und die alten Singles mitnahm. „Meine Favoriten habe ich dem Kerl dann immer für ein paar Cents abgekauft und direkt archiviert. Den Schrott konnte er mitnehmen. Als ich dann Mitte der Fünfziger das Sin City übernahm, lief in unserer Jukebox nur schwarzer Rock`n´Roll und Rhythm & Blues. Elvis und Johnny Cash dürften die einzigen Bleigesichter gewesen sein, die bei uns in der Box waren. Was der Typ von der Jukebox Firma nicht hatte, das besorgte ich mir in New Orleans selbst. Wenn der Kerl kam - ein ziemlich windiger Bursche, der nicht nur mit Vinyl dealte - dann gab ich ihm ein paar Dollar und übernahm die aussortierten 45er komplett. Schließlich hatten sie uns gute Dienste erwiesen, so manche durchzechte Nacht befeuert und zu spontanen Aktionen angeregt, über die ich mal besser den Mantel des Schweigens lege. Die 45er packte ich dann in eine Papiertüte, klebte sie zu, schrieb das Datum drauf und stellte sie im Büro ins Regal zu den anderen. Es wurde jeden Monat ungefähr die Hälfte ausgetauscht, also packte ich jeden Monat 40 bis 50 Singles zur Seite, 15 Jahre lang.“
1967 schloss die Sin City Bar die Türen. Und auf dieser CD finden sich die ersten Schätze aus der Sin City Jukebox, vorwiegend Black R&R, 50er Rhythm & Blues und ein paar schräge Dinger - eigens für die Spoonful Massive digitalisiert.
…story to be continued.... und Danke an Chrispop fürs Cover! (R-man)
CD
2 Kommentare:
Ja, auch mal ein Kompliment für ArtWork und Cover-Gestaltung. Allein dafür muss man die Sin City Jukebox schon haben.
Caesar
Die Sin City Jukeboxen sind geil, keine Frage. Aber die Malamondo Box gefällt mir noch besser. So viel schräges Zeugs auf einmal. Erinnert an die alten Las Vegas Grind Sampler von Crypt Records und manchmal schielen die Messerchups um die Ecke mit ihren B-Movie Schnipseln. Einfach genial.
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