Whirlyjoe: Frühstücksgestärkt bekam ich im Garten von den FOG JOGGERS nicht so ganz viel mit, weil hinten ja erneut der Hit Factory Outlet-Stand bestückt und der Soundcruiser hochgefahren werden musste. Die jungen Burschen machten aber ebenfalls einen gut gelaunten bis enthusiastischen Eindruck, was beim um diese Uhrzeit schon recht zahlreich erschienen Publikum auf reichlich Gegenliebe stieß. Und das Wetter war schon jetzt hochsommerlich - was für ein Glück.
K-Nut: Die Bengel haben mir auch so richtig gut gefallen. Recht laut für diese Uhrzeit aber perfekt zum Aufwachen mit dem ersten Konter-Bier in der Hand. Und die schienen wirklich selber total glücklich mit ihrem Auftritt zu sein – sehr symphatisch!
R-man: Dem Fog Jogger Front-Jungspund sollte man The Complete Stax/Volt-Singles schenken. Das war schon sehr soulfull, was die drauf hatten. Mit etwas Coaching könnten die richtig gut werden.
Whirlyjoe: Unsere beiden britischen Freunde Michael und Patrick mit SAINT SILAS INTERCESSION schon um 14 Uhr antreten zu lassen, schien mir ja keine gute Idee zu sein. Immerhin standen sie diesmal nicht ganz so sehr in der prallen Sonne wie letztes Jahr beim Stag-O-Lee Shakedown, wo mir ihr roher, garagiger Punk noch etwas unfertig vorkam. Diesmal kam Patricks Band zwei Klassen besser rüber und überzeugte mit schwerer bluesig-psychedelischer Note, ohne deshalb an geballter Power einzubüssen. Für mich eines der Highlights beim OBS 14. Befangenheit hin oder her.
K-Nut: Dem habe ich nichts hinzuzufügen, da bin ich 100%ig bei Dir.
R-man: Diese Steigerung hatte ich auch nicht für möglich gehalten. Sie haben wohl geübt und der neue Bassist passte perfekt.
Whirlyjoe: Überblendung zum Soundcruiser: der machte uns allen auch am Sonntag viel Freude - der meistgedroppte Song war übrigens das “Chain Gang”-Ska-Cover der Moon Invaders. Brandneu und (noch) problemlos als 7-Inch-Vinyl erhältlich. Der Cruiser-Einsatz wurde dann erneut durch eine Pausenband unterbrochen. Aber hey: es waren die JUKE JOINT PIMPS, die uns ja schon beim letztjährigen Shakedown in der Eisbahn zu Fans gemacht haben. Zwei coole Burschen mit exakt dem richtigen Vibe, Sound & Songrepertoire, um die Leute auch rund um die Sandkastenbühne zu begeistern. Gute Jungs, die ich fürs nächste Jahr gleich wieder buchen würde - auch für die große Bühne. K-Nut: Die empfand ich auch als die eindeutig bessere Besetzung für diese Aufgabe! Das erste Set spielten sie ja aus Termingründen noch in „Zivil“, das zweite dann aber gewohnt stilsicher im weißen Anzug. Whirlyjoe: Und wenn es mal läuft beim OBS: die folgenden Schweden GOLDEN KANINE erwiesen sich in fast jeder Hinsicht als das glatte Gegenteil der McCarthy-Brüder, waren aber dennoch genauso gut. Ihr jugendlich-frischer Indie-Folk bestach mit charmantem Sänger, einer ebenso kühnen wie souveränen Kombination aus Posaune und Mandoline, sowie echter Freude über die Auftrittsmöglichkeit einer gänzlich unbekannten Band bei einem so schönen Festival. Gute Songs hatten sie auch, dazu kriegen sie von mir alle Sympathiepunkte.
Mit GEMMA RAY tat ich mich ein wenig schwer, ihr Sound ist mir zu undefiniert und ziellos, überzeugend waren allerdings die Coverversionen von Gun Club bis Shangri-Las. K-Nut als Edelfan sieht das sicher anders? K-Nut: Aber Hallo! Auf die Dame hatte ich mich ja bekanntermaßen besonders gefreut. Die Idee ihre tolle Band für 4-5 Songs komplett von der Bühne zu schicken fand ich ja schon bei ihrem Bonner Gig nicht so gelungen. Bei ihrer OBS-Performance hatte sie dann ja ein echtes Technik-Problem, so dass diese Einlage ziemlich in die Hose ging. Sich dann verzweifelt-theatralisch , begleitet von sämtlichen Mikroständern zu Boden sinken zu lassen fand ich allerdings schon wieder cool. Der Rest des Auftritts kam aber offensichtlich nicht nur bei mir hervorragend an. Da hörte ich anschließend nur positive Stimmen (außer von Dir natürlich, alter Grantler). R-man: Die Band von der Bühne und damit die ganze Dynamik in die Wüste zu schicken, um dann vor sich hin zu klampfen, das haben auch andere an diesem Wochenende gemacht. Immer ein Fehler. Whirlyjoe: MURDER BY DEATH hat mich völlig überrascht. Auf Tonträger fielen die mir letztes Jahr nicht sooo besonders auf, live ist das aber etwas ganz anderes. American Gothic in der Indie-Variante, dank des Cellos und überwiegend dynamischer Songs aber eben nicht so verzweifelt und gramgebeugt wie Woven Hand. Wenn ich es mir im Nachhinein überlege: vielleicht die beste Band des Festivals. K-Nut: Da habe ich ja am Merch-Stand entdeckt, dass ich von denen eine CD besitze – ans Cover konnte ich mich erinnern; an die Musik nicht. Fand ich aber auch sehr schön. Die dürfen auch gerne noch mal wiederkommen! Whirlyjoe: THE GODFATHERS habe ich dann wieder vom Soundcruiser aus erlebt, die Cockney-Ansagen waren ja ganz unterhaltsam, aber eben auch recht abgeklärt - wie auch der stark formatierte Sound der gewollt prolligen Briten. „Birth, School, Work, Death“ bleibt aber eben ein Hammersong. K-Nut: Das war mir definitiv zu eindimensional und langweilig. Das wirkte zwar mit Sicherheit vorne vor der Bühne ganz anders, da wollte ich aber nicht hin weil ich mich zu dem Zeitpunkt so alt fühlte wie die Herren aussahen... R-man: Echte Partytiger, die Männer und wohl auch sehr humorig, vor allem der Drummer. „They should go into comedy“, sagte Michael dazu. Whirlyjoe: Von SAVOY GRAND sah ich nur die erste Stunde, dann ging es schon wieder Richtung Stadtkrug. Die Band finde ich ja total faszinierend, ob nun wie vor ein paar Wochen in einem kleinen Club oder eben vor (immer noch) über tausend Leuten im Glitzergarten. Schon mutig, so dermaßen leise zu spielen, wobei sich die allermeisten Leute im Publikum auch vorbildlich angestrengt haben, diese schöne Musik konzentriert auf sich wirken zu lassen. Wofür man dann ja auch reichlich belohnt wird. Ein Abschluss nach Maß, würde der Sportreporter sagen. K-Nut: Gewohnt wundervoll, aber nach den Godfathers natürlich ein heftiger Break. Das hinterließ bei Leuten, die Savoy Grand nicht kannten ziemliche Irritationen. Whirlyjoe: Der Stadtkrug füllte sich angesichts der gewohnt trunkenen Feierlichkeiten in der Glitterhouse-Villa dann etwas langsamer als sonst, die Germans der Allstars machten dann auch brav die Decks für Michael Sheehy und Patrick McCarthy frei, die die Regler auf 10 stellten und wie gewohnt für noch mehr Blut, Schweiß und (Freuden-)Tränen sorgten. Michael reist ja meistens ganz ohne Platten an, lässt sich dann die von ihm einst mitkompilierte erste Spoonful-Sechser-CD Box reichen und bestreitet damit den Abend (O-Ton: "Gimme the Spoonful box-set and I deejay my ass off!"). Allerdings nur, weil der umsichtige Patrick ihm gelegentlich buchstäblich die Hand führt. Großer DJ-Sport also mal wieder im Stadtkrug, dessen Ende allerdings nur noch der ausgeschlafene Chrispop und der unzerstörbare K-Nut erlebt haben. K-Nut: War wieder richtig toll! So richtig rappelvoll wurde es allerdings erst gegen halb fünf als die Glitter-Crew, begleitet von diversen Musikern, eintraf. Da konnte man dann mal sehen, dass die Stoiker von Savoy Grand auch ausgelassen tanzen können. Whirlyjoe: Sonderlob und alle Bonuspunkte mal wieder ans dynamische Thekenteam um Lothar, Barbara und Eva. Am Samstag war es zwischenzeitlich so voll, dass die DJs die nächste Lage Bier per Mobilphon bei Lothar ordern mussten. Luftlinie sind das nur ein paar Meter. Mein Fazit: OBS 14 war schöner denn je, musikalisch offener denn je und vom Wetter verwöhnt wie noch nie, bedenkt man den zuvor fast komplett ausgefallenen Frühling und das heftige Gewitter, das sich tatsächlich erst am Montag Nachmittag über Beverungen entlud. Meine Lieblingsbands mit etwas Distanz: Death Letters, Saint Silas Intercession, Golden Kanine, Murder By Death K-Nut: In unsortierter Reihenfolge gefielen mir besonders gut: Saint Silas Intercession, Gemma Ray, Fog Joggers, Golden Kanine, Juke Joint Pimps Und natürlich größter Dank an Rembert, das unvergleichliche OBS-Team, Heike & Axel, R-Man und die Stadtkrug-Crew . R-man: Ich wollte vor allem meinen Jungs danken, die mir beim Auf- und Abbau tatkräftig geholfen haben, die den Stag-O-Lee Stand so fein rausgeputzt haben, mir mit Rat und Tat zur Seite standen, gute Vibes am Cruiser verbreiteten und die mighty Tunes reihenweise droppten. Jungs, mit euch lässt es sich einfach saucool feiern. Friendship mit grossem F. You know who you are…
6 Kommentare:
...das musste ich doch noch loswerden:
Schönster Musikwunsch: Chrispop (1984) spielt Toot's 54-46 That's My Number (1968) und eine junge Dame (1990?) wünscht sich "nicht so neues Zeug; spielt doch mal was älteres!"
Schönstes Kompliment: Chrispop meinte er würde sich zwischen uns alten Säcken gar nicht so viel jünger fühlen. (Ich hab' das mal mutig als Kompliment interpretiert.)
...und Danke an Horst für die schönen Fotos!
Fein, dass endlich mal jemand die Juke Joint Pimps hervorhebt, nachdem im wenig bemerkenswerten Rolling-Stone-Bericht sogar der Erdbeerkuchen eine (verdiente) Würdigung erfuhr.
Für mich einer der Höhepunkte des Shakedown war der Auftritt der JJP in der weserbergländischen Abenddämmerung am Fuße des Walles oder Deiches oder was immer das eigentlich sein soll. Das wäre doch die ideale Band für einen OBS-Mittagsauftritt.
Ansonsten war der Soundcruiser natürlich eine große Bereicherung und ich habe bei meinem 14. OBS erstmals eine Band rundherum furchtbar gefunden: The Godfathers
Jürgen
Beautiful beautiful OBS!!!! The one and only.
öhm, '84?
....nicht '84? Wann dann?
...ich habe mich gerade aufklären lassen: Chrispop ist Baujahr 1982.
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