Shakedown in London
Donnerstag, der 29. April – in London war der erste Shakedown UK angesagt. Ziemlich angeschlagen (fucking Birkenpollen) machte ich mich zu ziviler Zeit (10.15 Uhr ab Paderborn) per Propellermaschine auf den Weg nach London. Eigentlich wollte ich auf Michael Sheehy’s Couch nächtigen, mal Geld sparen, aber da in letzter Sekunde das gute alte Blakemore mit einem Sonderpreis winkte, wählte ich für meine angeschlagenen Schleimhäute dann doch lieber die Privatsphäre. Als ich allerdings um 13 Uhr im Hotel aufschlug und mich auf einen chillig-horizontalen Nachmittag freute, sagte mir die Empfangs-Schnepfe, die Zimmer seien noch nicht fertig und einchecken ginge erst ab 15 Uhr. Aha, dachte ich, die alte „alle Zimmer sind auf den Schlag 15 Uhr sauber!“-Nummer. Wie ich das hasse. Da hätte ich schon die erste Bombe legen können, aber das haben andere für mich erledigt. Als ich nämlich nach zwei Stunden Notting Hill Gate und Soul & Dance Exchange endlich meine kleine Hütte beziehen durfte, merkte ich recht schnell, dass über mir drei bis vier menschgewordene Abraumbagger den 4. Stock zerlegten. „Renovierung“ nennt man das wohl, aber ich schaute mich immer wieder in meinem Zimmer um und fragte mich, was hier wohl so einen Lärm verursachen würde, würde ich es zerstören? Darauf sollte ich nie eine Antwort bekommen. Also flüchtete ich wieder und traf mich mit Patrick McCarthy, dem lokalen Ausrichter des Shakedown, im Angel Pub. Er hatte mir eine Rationals 7“ (mit Wang Dang Doodle auf B) mitgebracht, die es über Ace nur beim Record Store Day gab. Guter Mann! Ein paar Pints später trafen wir die Fabulous Penetrators vor dem abendlichem Venue – Peter Parker’s Rock & Roll Club, einer sehr vintage anmutenden Kellerbar in der Mitte Londons. Mehr Bier und man lag sich direkt in den Armen, diese Jungs haben ihr Herz einfach auf dem rechten Fleck. Und zwar alle Fünf. Mehr Bier und Soundcheck, noch mehr Bier und eine kurze Flucht in einen Pub zum Fussball schauen. Zurück im Venue füllte es sich langsam und ich übernahm die Wheels Of Steel von Patrick. Mit ein paar sommerlichen Mambotracks legte ich los, um recht schnell einiges mehr an Gas zu geben. Eine Stunde später hatte ich den mittlerweile mit zirka 120 Leuten gut gefüllten Schlauch von Laden auf Betriebstemperatur und konnte an die Fabulous Penetrators übergeben, die an diesem Abend alles richtig machten. Als ich sie im Januar gesehen hatte, spielten sie Upstairs@The Garage ungefähr doppelt so laut wie es aushaltbar war, bei Peter Parker präsentierten sie sich (nach einer kleinen Standpauke vom Boss) als gut geölte, satt rockende Combo, direct in your face, aber eben in genau der richtigen Lautstärke. Die Bühne war etwas zu klein für den wilden Haufen, aber letztlich waren alle rundherum glücklich. Ein paar Tracks durfte ich noch nach der Band, dann hat Patrick in seinem unnachahmlichen Stil übernommen (Bruder Michael war unpässlich) und nach 1 Uhr legte Liam Penetrator dann einen geilen Song nach dem anderen auf, wobei jeder 5. so eine Art Curveball war, der den Set immer ziemlich durchmischte und für Raunen unter den Tänzern sorgte. Nach wilden Umarmungen und Küsschen (ja, die Band küsst!) bin ich verdammt glücklich in mein noch leises Hotel gewankt. Der erste Shakedown UK war ein voller Erfolg.
Nach zehn verschiedenen Biersorten, wie ich sie am Vorabend verkostete, stehe ich normalerweise nur unter größten Anstrengungen auf. Ibuprofen und einsetzende Hammer-/Bohr- und Räumungsarbeiten über mir, ließen mich aber schnell die Beine in die Hand nehmen. Dazu muss ich aber sagen, dass ich im Augenblick gar nicht so heiß aufs Plattenkaufen bin. Das meiste kriege ich zu Hause billiger und das andere ist zu teuer (wenn das jetzt als Aussage Sinn macht!?). Ich hatte mir neulich einfach vorgenommen, mal mit dem Hören anzufangen. Also stromerte ich eher auf Autopilot durch den HMV Oxford Street und die benachbarte Berwick Street. Ein wenig Billigzeugs von Chuck Berry, Little Richard, Bo Diddley und 50 Raw Rockabilly Tracks für 6 Pfund habe ich dann eher uninspiriert gekauft, denn irgendwas muss man ja mitbringen.
Nach einer kurzen Hotel-Chillrunde traf ich mich dann mit einer Penetrators Abordnung zum Essen und gemeinsam später den lieben Patrick, der völlig zerstört in der 12 Bar saß. Schwerer Fall von Hangover und großes Leiden war angesagt. Und: „Two guys robbed me last night. One grabbed my ass, the other one my nuts. I kicked one in the mouth and told them that I will eat them alive. That musta impressed them, coz they let me go. At home I saw that my camera was gone.”
Ein paar Ciderlängen später war die Laune aber wieder hergestellt und noch einmal gingen wir die Treppe zu Peter Parker’s Rock & Roll Club hinab. Heute war die Juke Box Jam Nacht angesagt, eine Hot R&B Show wurde versprochen und die DJs legten tatsächlich mehr als ordentlich auf. Highlights gab es viele, aber hier ging es schon um Raritäten und kennst-du-nicht-Nerdtum der heftigen Art, aber immerhin haben wir so Mamie Perry kennengelernt (Oh Mann, und das geht auch ganz schön unter die Haut. Unbedingt auf die Bläser warten!).
Aber letztlich ging mir der Snobismus dann schon auf den Sack und der Gesichtsausdruck (er hatte nur einen, null Variationen, wie eingefroren) des im 50er Style aufgebrezelten DJ Snakester sorgte dann bei uns für reichlich Spot. Als sich dann der „wild organ grind“ der Liveband Doktor Combover als recht saxophonlastiger Spy-Surf-Instrumental-Sound entpuppte, machten wir uns auf den Weg nach Hause. Schließlich muss man in London um 4 Uhr 30 aufstehen, wenn man um halb acht ab Stanstead fliegt… egal, gar schön war‘s. (R-man)
1 Kommentar:
Spy-Surf-Instrumental-Sound
Irgendwas lernt man in diesem Blog doch immer.
Danke für den Bericht!
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