Samstag, 29. Mai 2010

Unser OBS-Tagebuch Vol.2
SAMSTAG
Whirlyjoe: Der herrlich sonnige Tag begann mit wenig Schlaf, dafür aber umso mehr Frühstück drüben in Lauenförde, Heike sei dank. Wir waren dann noch Shoppen in Beverungen (Sonnenbrille, uncoole Schweißbänder, Hustenbonbons - was man halt so braucht für ein so wildes Festival), weshalb wir von den Champions als erster Band dann nicht mehr so viel mitbekommen haben, schließlich musste hinten im Garten der Stag-O-Stand zügig aufgebaut werden. Die Jungs machten aber einen guten Eindruck, alle hatten Spaß.
K-Nut: Die Innits haben mir ausgesprochen gut gefallen! Abwechslungsreich, gekonnt und cool vorgetragen – und die souveränst getragene Rock’N’Roll-Frisur des Festivals!
Whirlyjoe: Westfalen-Allstars (Locust Fudge, die allererste Glitterhouse-Band!) unter sich, mir war das ein wenig zu bemüht unkonventionell, aber man muss sich beim Hören auch mal anstrengen. Hoher Kultfaktor, für Außenstehende aber nicht so leicht zu durchschauen.
R-man: Kriete und Gast Schneider sind einfach alte Freunde von dem Schlag, die man 14 (!) Jahre nicht sieht und wenn man sich dann trifft, ist alles wie immer. Hat man nicht oft.
K-Nut: Meine erste aufgelegte Single am Soundcruiser löste großes Gelächter aus: ich hatte allergrößte Mühe die Einlaufrille zu treffen und musste den uncoolen Lift zur Hilfe nehmen. (Muss an der Luftveränderung gelegen haben…)
Whirlyjoe: Ach, der Soundcruiser - eine herrliche Erfindung. Als DJ in die Sonne blinzeln, gemütlich alte Ska- und Reggae-Tunes droppen, das alles bei überschaubarer Lautstärke und dank hartnäckigen Feedbacks fast basslos. Egal, die Leute grinsten, easy skanking, und der eine oder andere wollte die besten 7-Inches gleich direkt vom Plattenteller wegkaufen. R-man erwies sich übrigens auch als Virtuose am Tonarmlift. Daneben die Kids des Chefs, die den Merchandise ganz allein verkloppt haben und nebenher auch noch cooles Toasting mit dem Mic des Soundcruisers versuchten - Respect!
R-man: Dafür ist der Tonarmlift doch auch da, oder? Auf und nieder. Ich habe am Anfang auch ziemlich gezittert und diese Hektik beim Vinylwechsel war auch nicht dazu angetan, die Rille besser zu treffen. Später habe ich den Lift auch nicht mehr benutzt, da habe ich nämlich gemerkt, dass ein gekonnter Brems an der Slipmat und das Stehen der Platte die Treffsicherheit immens erhöht.
K-Nut: Von Garda hatte ich nie zuvor gehört: OBS-typische, herrlich entspannte Nachmittagsmusik. So verkünstelt, wie mich der Programmtext fürchten ließ, fand ich die gar nicht. Passte gut da hin! Da auch mich die Death Letters beim Shakedown geradezu weggeblasen hatten hieß es jetzt: Ab nach vorne! Was die Jungs für einen Energie-Überschuss haben, ließ wieder so manchen staunen und die Zuhörer in der ersten Reihe mussten so manches mal um ihre Brillen, Kameraobjektive oder Nasenbeine fürchten. Allerdings, Du hattest es ja schon angekündigt, hätte man besser die alten Led Zep-Alben der Eltern vor den Bengeln versteckt. Die neu dazu gekommenen Psychedelic-Einlagen taten dem Ganzen nicht wirklich gut. Insgesamt aber dennoch noch immer sensationell!
Whirlyjoe: Finde ich auch. Diese wild umherschleudernde Power deckt auch die eine oder andere Schwäche beim Songwriting zu. Und hey: als Zugabe dann „Have Love Will Travel“!
R-man: Muss sagen das war mir zu lärmig und zu unstrukturiert – und ich sage es nicht gerne. Erst die beiden letzten Songs, Schizophrenic und besagtes Cover bespielten das von mir bevorzugte Terrain.
K-Nut: In den Umbau-Pausen hörten wir den Backroom Music Club hinterm Mischpultzelt. Hörten wir? Nicht so richtig; die waren doch sehr leise und wurden darum auch leider nur von einem sehr kleinen Teil der Zuschauer wahrgenommen. Als während einem ihrer Songs von der Bühne ein paar gezupfte Soundcheck-Bass-Saiten alles übertönten, fiel der uncharmante, aber sehr lustige, Satz „Hauptbühne, halt’s Maul!“ Hatte ich im Vorfeld noch einige skeptische Stimmen zu Tamikrest/Dirt Music gehört, füllte sich die Wiese vor der Bühne schon recht früh. Da war die Neugier wohl doch nicht nur bei mir sehr groß. Und ich muss sagen: Ich war sehr positiv überrascht. Die traditionelle Tuareg-Kleidung, die Triller-Gesänge – echtes OBS-Neuland! Hat aber den größten Teil des Publikums in seinen Bann gezogen. Die einen fanden die Dirt Music-Anteile besser, die anderen (so auch ich) den Wüstenblues der Malinesen. Da muss ich noch mal ran.
Whirlyjoe: Doch, das hat exakt so gut funktioniert, wie ich das erhofft hatte. Ich durfte Tamikrest ja schon in Stuttgart erleben, im OBS-Garten war die Aufmerksamkeit durch die Promi-Schwergewichte Eckman, Brokaw und Race natürlich gesichert. Ich denke aber, dass Tamikrest auch alleine überzeugt hätten. An dieser Stelle mal ein ganz dickes Lob an den guten Peter Hard-to-Handle, der das alles initiiert und möglich gemacht hat - gegen alle anfänglichen Zweifel. In seiner authentischen Tuareg-Tracht stand er am Ende des Konzerts ja sogar als gogotanzender Wüstensohn mit auf der Bühne. K-Nut: Kashmir? …öh? Großer Vorlauf mit eigenem Mischpult, abgesperrtem Backstagezugang, tolle Sounds, ganz großes Drama – aber viel mehr als heiße Luft war da doch nicht, oder? Ich glaube auch dafür bin ich wohl zu alt… Ich bin dann irgendwann gegangen um mich für ne halbe Stunde hinzulegen, habe darum zwar leider Kante komplett verpasst, war aber wieder erstaunlich fit für die Nacht. Was hab‘ ich verpasst? Whirlyjoe: Kashmir hatten es angesichts des unverhältnismäßigen Vorabaufwands nicht leicht, aber auch musikalisch gab mir das nichts. Schon diese ersten überlauten Vocoder-Sounds waren so dermaßen unpassend, die meisten Songs erwiesen sich dann als uninspiriert bei Coldplay, U2 und irgendwelchen Elektropoppern zusammengeklaut. Allerdings konnten Kashmir bei der jüngeren Hälfte des Publikums durchaus punkten. Ich bin also auch zu alt, will Remberts Bemühen um Anschlussfähigkeit an ein jüngeres Publikum dennoch voll unterstützen. Manchmal bin ich auch ganz froh, beim OBS die eine oder andere Band guten Gewissens verpassen zu können. Kante fand ich ganz betörend, selbst hinten vom Soundcruiser aus. Romantisch, melancholisch, schlicht schön, der Sound perfekt in die Breite gezogen. Eine maßgeschneiderte Abschlussband für den Samstag.

K-Nut: Die Samstagnacht begann mit einem einstündigen Set der Stag-O-Lee-Allstars, da um eins Boy Division ihren Stadtkrug-Auftritt hatten. Durch die Zwei-Raum-Aufteilung des Stadtkrugs bekam eine Hälfte des Publikums kaum etwas von dem Gig mit und wartete zunehmend ungeduldig auf Tanzmusik. Zwischendurch drehte der Frontmann einige Runden durch den Stadtkrug und brüllte unverständliches Zeug in ein Megaphon. Da wir von der Live-Musik im Nebenraum kaum etwas hörten, dachten wir uns, das wird umgekehrt wohl genau so sein und begannen um zwei Uhr wieder mit Rhythm & Blues, Rock & Roll, Rocksteady und natürlich etwas Mambo. Irgendwann schlugen auch Michael und Patrick mit großem Hallo auf. Whirlyjoe: Nachdem ich Remberts Booking-Künste nun oft genug aus vollem Herzen gelobt habe, wage ich hier jetzt auch den Einspruch, dass Boy Division im Stadtkrug exakt eine Band zu viel waren. Bei den Parties lief doch alles immer perfekt, da muss man nicht noch einen draufsetzen. Wir hatten die wachsende Crowd gerade am Tanzen, da drehte uns die resolute Eva (verbal) den Saft ab. Vor den Decks standen dann wohl mehr Leute, die aufs Tanzen warteten (nicht wenige gingen auch einfach entnervt), als im Nebenraum dem Lärminferno bei fast völliger Dunkelheit harrten. Unsere Zweiraumbeschallung war also so eine Art Notwehr, beschwert hat sich wohl niemand, wobei es in Toilettennähe wohl infernalisch geklungen hat. K-Nut: Nach kurzer Zeit standen wir dann zu viert hinter den Decks und R-Man gab das Kommando Doppel-Ping-Pong aus. Die Teams so wie wir gerade standen, Chef & K-Nut gegen Chrispop & Whirlyjoe - erstaunlicherweise funktionierte das wunderbar. Auch, weil durch den Umbau des DJ-Pits endlich mehr Platz für die Aufleger da war. Laut R-Man haben wir Euch ja „weggeblasen“. Egal – die Spätschicht übernahmen dann R-Man und ich. Und hadert der Chef ansonsten gerne mit meinen Stil- und Tempo-Sprüngen, in dieser Nacht war er mal zufrieden mit seinem Sidekick. Wir legten bis sechs für eine rappelvolle Tanzfläche auf und wollten eigentlich mit ein paar Schräg-Country-Songs enden, aber R-Man zog in weiser Voraussicht das große Finale vor und spielte zum Abschluss der Nacht Teen Spirit und Music (nachdem man uns kurzfristig den Strom abgestellt hatte). Whirlyjoe: Ganz so lange hielt ich es als Nichtraucher im übel verqualmten, sauerstoffarmen und schweißgetränkten Stadtkrug nicht aus, aber das Doppel-Ping-Pong war tatsächlich super. Strictly spoonful, die Stilsprünge halbwegs unter Kontrolle. Da konnte man dann schon unseren ganz speziellen Sound in Reinkultur erleben. Aus meiner Sicht haben Chris und ich die die Herren in den Bowlingshirts ja souverän vor uns her getrieben, aber einigen wir uns mal auf ein brüderliches Unentschieden. Ich bin ja kein Wettkampftyp… R-man: Das waren schon grandiose 6 Stunden hinter den Decks. Der flotte Vierer hat enorm Spass gemacht, gerade wegen der Curveballs von Joe, dem juvenilen Sturm und Drang von Chrispop und nicht zuletzt meinem Tag-Team-Partner K-Nut – Mr. Cool from Cologne. Als die Sonne aufging, legte ich noch das Golden Gate Quartet (Wade OnThe Water) und die Louvin Brothers (Satan Is Real) auf. Bei Hank Williams‘ I’m So Lonesome I Could Cry wurde der Strom abgestellt. Als der wieder an war erfüllte ich mit Teen Spirit noch einen Praktikantenwunsch und legte als letztes völlig un-Spoonful den besten Scheissong der Welt auf – Music von John Miles. Die 6 Minuten haben noch jeden zufrieden gestellt.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

hört sich ja alles sehr schön an! (Neid!) aber warum sperrt mich meine behördenfirewall aus dem blogg aus? auch noch mit Pornografiebegründung!
BadaBing!