Montag, 31. Mai 2010

Orange Blossom Special 14 -Das Schlußwort! And we've got to get ourselves back to the garden Donnerstagnachmittag: Ausfahrt Warburg. Noch 30 Kilometer - „to the garden, wet with rain“, um mal wieder Van Morrison zu paraphrasieren. Hopefully not. Schön soll das Wetter werden, und ja, die Sonne spitzt schon hinter den Wolken hervor, and I've got The Byrds on the stereo: „The river flows, it flows to the sea. Wherever that river flows that's were I want to be. Flow, river, flow.“ Roger McGuinn singt „The Ballad Of Easy Rider“, von der Straße, die er hinter sich lassen, der Stadt, die er erreichen möchte. „All he wanted was to be free, and that's the way it turned out to be“. Nur noch ein paar Kilometer bis Beverungen. Rechts geht’s ab nach Bühne, was mich jedes Jahr aufs Neue schmunzeln lässt, und weiter rotiert das „Untitled/Unissued“-Album der Byrds im CD-Spieler, jetzt läuft Dylans „My Back Pages“: „Ah, I was so much older then I'm younger than that now.“ Wie passend. Gänsehaut. Ein magischer musikalischer Moment. Der erste von vielen. A sort of homecoming. Endlich. What a sweet cool trip it's been. Donnerstagabend (oder schon Freitagmorgen): Die Jacke schon in der Hand, die Warm-up-Party taumelt einem weiteren Höhepunkt entgegen, ein paar der Jungs haben vor Axels Hippie-Sounds kapituliert. Doch ich schwelge. Trotzdem: Zeit zu gehen. Axel packt mich am Arm, „in ein paar Minunten läuft ,For What It's Worth'“. Wenn das kein Argument ist. „For What It's Worth“, Stephen Stills' unsterblicher Song über Unruhen auf dem Sunset Strip, das vielleicht größte der vielen großen Lieder, die jemals von der Westcoast kamen. Oder so: Hätte Stills in seiner Karriere nur dieses eine Tune geschrieben, er hätte dennoch allen Ruhm dieser Welt verdient. Tipp am Rande: In „Purple Haze“, einem obskuren, aber ganz und gar großartigen Film, der im Jahr 1968 spielt und die US-College-Szene, die Proteste gegen den Vietnamkrieg und die Songs jener Zeit thematisiert, hat „For What It's Worth“ eine wichtige Funktion. Ist aber in dem Moment, da ich mich im Stadtkrug so tapsig wie eh und je am Rand der „Tanzfläche“ bewege, auch ziemlich schnuppe. Danke, Axel. Freitagabend: Unbunny. Earthbend. Wovenhand. William Fitzsimmons. Ein kapitaler, wenn schon kein ganz und gar mitreißender Festivalauftakt. Stehen Flying-V-Gitarren nicht schon seit 1991 auf der Liste der ganz verbotenen Dinge, Earthbend? Immerhin: Unbunny sehr lässig, Wovenhand intensiv with a capital I und Master Fitzsimmons ein Meister seines Singer/Songwriter-Faches. Der wahre magische Moment des Abends indes findet draußen statt, vor dem Nightliner von Tamikrest und Dirtmusic. Gitarrist Ousmane ag Mossa und Trommler Aghaly Ag Mohamadine jammen zum handclapping von David Eugene Edwards, dem sonst so manischen Wovenhand-Prediger, und dem für gewöhnlich nicht minder finster dreinblickenden Pascal Humbert. Chris Eckman lehnt am Zaun und grinst, Peter Hard-To-Handle strahlt übers ganze Gesicht, die 60, 70 Zuhörer(innen) sind hin und weg. What a moment. Ich habe Tränen in den Augen. Samstag: Alles fließt. Easygoing. Kein Leistungsdruck, auch nicht auf der Bühne. Stellvertretend seien genannt: The Innits. Nicht spektakulär, bewahre, aber einfach ansteckend launig. Aber dann: Beim Shakedown verpasst (derweil die Freunde erzählten, sie hätten die Zukunft des Rock'n'Roll gesehen), aber jetzt, hier und heute. Ladies & gentlemen: The Death Letters. Das Album fand ich (und finde es immer noch großartig), aber im Garten sind sie mir zu arty, zu ausschweifend, zu sehr „Wir spielen jetzt den Mittelteil der 26-Minuten-Version von ,Dazed And Confused' von Led Zeps ,The Song Remains The Same'“-mäßig. Doch am Ende wird’s groß, ganz groß sogar. Erst knallen sich Duende und Vic durch „Schizophrenic“, dann durch „Have Love Will Travel“. Merke: Solange so junge Menschen die Sonics covern, kann diese Welt nicht ganz schlecht sein. Und Gitarrentuning als Pussykram abzutun, ist auch ziemlich weit vorne (auch wenn Keith Richards das schon seit 1967 weiß). Die Liste der Adoptionswilligen – die beiden Youngster sind erst so um die 17 - ist am Ende ziemlich lang. Immer noch Samstag: Direkt nach den Death Letters erlebt der Grateful-Dead-Fan in mir sein Hochamt. Ich weiß auch nicht, aber irgendwas in diesem magischen Flow, zu dem sich Dirtmusic und Tamikrest bei ihrem gemeinsamen Auftritt zusammenfinden, erinnert mich immer wieder an die entspannten und inspirierten Jams (doch, die gab's) der Kiffköppe um Jerry „Captain Trips“ Garcia. Faszinierend von Anfang bis Ende, auch wenn, wie ein Kenner richtig anmerkt, ein Song wie Chris Eckmans „Live We Did Not Live“ auch von jedem x-beliebigen Walkabouts-Album stammen könnte? Aber erstens: Ist das ein Nachteil? Und zweitens: So what? Einen alten Helden wie Hugo Race auf der Bühne erleben zu dürfen, ist natürlich ebenfalls das reine Vergnügen. Schön zu sehen, wie respektvoll die Musiker miteinander umgehen, wie sie der Show tatsächlich einen gewissen Revue-Charakter geben, ohne das Exotische, das Ousmane und die Seinen nun einmal umgibt, zu banalisieren. Hier sei ein Dankeswort an Peter Weber gestattet, ohne den es diesen seelenvollen Auftritt vielleicht so nicht gegeben hätte. Sonntag: Und was für ein Sonntag das werden sollte – Michael und Patrick alias Stag-O-Lee-Recording-Artist Saint Silas Intercession sei Dank. „All About The Money“? Pah. All about the music! Welch ein Auftritt dieser mittlerweile traumwandlerisch (Der Bassist!) zusammenspielenden Band, der seinen Höhepunkt für mich findet, als Michael wieder mal seinem Faible frönt, plötzlich eine Cover-Version in einen eigenen Song einzubauen. Waren's in der Vergangenheit Iggy Pops „The Passenger“ oder „Rock Your Baby“ von George McCrae kommt diesmal Jimi Hendrix mit „If 6 Was 9“ (kennt man auch aus dem „Easy Rider“-Film; in diesem Zusammenhang bitte ein Moment des Gedenkens an Dennis Hopper) zu Ehren. Und zu sehen, wie Kurzhaarträger Michael nach der Zeile „And if all you hippies cut off all your hair, I don't care“ in sich hineingrinst – allein das war den Besuch schon wert. Darf ich's sagen? Mein liebster Auftritt des kompletten Festivals. Thank you, guys. Immer noch Sonntag: Was derweil da hinten am „Stag-O-Lee-Singles-Treff“ abgeht, ist mit stimmungsvoll nur äußerst unzureichend umschrieben. Es ist schlicht großartig, was die Spoonful-Posse da alles aus dem Hut zaubert. Speziell bei zwei Songs stehen die Härchen auf meinen Armen auf zum Salut: bei „54-46 That's My Number“ von Toots & The Maytals und beim kongenialen Remake von Sam Cookes „Chain Gang“ der belgischen Ska-/Rocksteady-Artisten The Mooninvaders. R-Man, Whirlyjoe, K-Nut, Chrispop: Thank you for the music. Und immer noch Sonntag: Das Sextett Golden Kanine aus Schweden ist für mich die Entdeckung dieses Festivals. Ultracharmanter, voller Hingabe und Herz gespielter Indiefolk, Posaune, Mandoline, wunderbare Melodien – hach, wie wundervoll kann Musik sein. Und wie nervig und tapfer, peinlich und bewundernswert, wie uns wenig später Miss Gemma Ray zeigt, bei der man nicht weiß, mit was sie mehr zu kämpfen hat: mit ihrer überbordenden Ambition, mit den Tücken der Technik oder dem eigenen Frust. Egal, auch wenn's vielleicht alle anders sehen: Hier ist keine Elfe, die uns irgendwas ins Ohr haucht und schließlich in süßer Hilflosigkeit ertrinkt, sondern eine selbstbewusste Frau, die kämpft, versagt, betört, „Touch Me I'm Sick“ singt und „Ghost On The Highway“ und am Ende zurecht hoch erhobenen Hauptes die Bühne verlässt. Mutig. Großartig. Irgendwie. Jedenfalls kaufe ich sofort am Merch-Stand das Vinyl und lasse es mir signieren. Sonntag, das große Finale: Murder By Death entpuppen sich als die nach Golden Kanine zweite richtig große positive Überraschung des OBS, über die Godfathers würde ich gerne den Mantel des Schweigens breiten, wenn ich die Jungs nicht noch am Montagmorgen kurz nach drei am Eingang des Hotels Stadt Bremen am Schloss der Eingangstür hätte herumfummeln sehen, alle drei – nur der Gitarrist fehlte – voll wie die Fässer. Ich war gerne behilflich, dann mussten die auch noch ins gleiche Stockwerk wie ich, wobei es Chris Coyne, den Bassisten, drei Mal amtlich auf die Schnauze legte. Tut mir leid, aber das war amüsanter als der komplette Gig zuvor. Und das sagt jemand, der – wie ich Rembert vorher versichert hatte – die Band zur Not mit dem Ruderboot über den Kanal gebracht hätte, wenn's wegen der Aschewolke mit dem Fliegen nicht geklappt hätte, und der heute noch „Birth School Work Death“ in Ehren hält. Je nu. Doch zurück in den Garten, wo zum grandiosen Abschluss Savoy Grand spielt und zwar so wie immer: Ehrfurcht gebietend, voller Grandezza, majestätisch. Ein Abschluss, wie man ihn sich besser nicht hätte denken können. Doch es geht ja weiter. Die Spoonful-Sounds im Stadtkrug lindern den Abschiedsschmerz – zumindest ein bisschen. See ya all next year. Mein Dank geht an die besten Festival-Buddies (und Turntable-Meister) dieser und aller anderen Welten: Reinhard, Whirlyjoe, Knut, Chrispop, André, Heike & Axel, Michael, Patrick, Chris, Rembert, Peter, Jutta, Claudia, Sabine, Karen, Petra und Claudia – you made my days. Passt auf Euch auf. Wir sehen uns nächstes Jahr. (Peter Felkel)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

kaum zu glauben, aber es wird
jedes Jahr schöner - und seit
k-nut und Joe in Lfd schlafen,
stimmt auch das Wetter seit 3
Jahren - das sollte man dann
auch so beibehalten ...

einziges Manko ist die Zeit,
die jedes Jahr schneller rast,
dieses Gefühl läßt sich leider
auch nicht beim OBS aufhalten ...

Vielen Dank für Alles
bis bald axel