Gil Scott-Heron - I'm New Here
Was für eine Tragödie: der größte (noch) lebende Souljazz-Poet Gil Scott-Heron ist heute ein Wrack, gezeichnet von Aids-Infektion, Drogensucht und Knastkarriere. Mit seinen sechzig Jahren ist er ein alter Mann. Und hat trotzdem unter schwierigsten Bedingungen ein neues Album draußen - nach 15 Jahren Schockstarre.
Denn in den letzten Jahren saß Scott-Heron mehrfach im New Yorker Knast Rykers Island ein. Die knappe halbe Stunde Musik wurde innerhalb von vier Jahren von XL-Labelboss Richard Russell im Stil von Rick Rubin zusammengefügt, zum Teil nur mit akustischer Gitarre, aber auch Elektronischem und mit umwerfendem Resultat, wie ich finde. Vor allem beim Bill Callahan (Smog)-Cover „I’m New Here“. Gänsehaut pur, sage ich euch. Oder das im Massive Attack Noir-Stil aufgeblasene Robert-Johnson-Cover "Me And The Devil" – das ist wirklich ergreifend.
Egal, ob der Soul-Poet nun "Godfather of Rap" oder "Black Bob Dylan" genannt wird, für mich ist er ein wahrer musikalischer Held. Ich hatte das Vergnügen, ihn zweimal live erleben zu können, was ich nie vergessen werde. Jetzt wünsche ich ihm von Herzen, dass er wieder auf die Beine kommt und mehr von dieser einzigartigen Musik aufnimmt.
Gil Scott-Heron: I'm New Here (XL/Beggars/Indigo)
Das ganze Album kann man (vorerst) ganz legal hier hören.
(whirlyjoe)
6 Kommentare:
Einer meiner ganz großen Helden. Der Mann hat den Mut, völlig ohne Schnörkel geradeaus zu singen; 'Pieces of Man' und 'Winter in America' gehören in jede vernünftige Sammlung ...
warum zerbrechen am leben immer die besten.....
Mmh,
habe am Wochenende zum Anlass meine Gil Scott-Heron Platten aus dem Schrank geholt. Wirklich traurige Geschichte, aber eine wunderschöne neue Platte (gut, dass so etwas im Berliner Radio läuft). Diese halbe Stunde erinnert mich an das 80-er "Comeback" Scott Walkers (Climate of Hunter). Die 25 tollen Minuten reichten vollkommen für die nachsten 12 Jahre... Aber es wäre schön noch, noch mehr von Gil zu hören. Habe ihn leider immer live verpasst. Remember: The reeolution will not be televised!
An-Dréad
... damit sie solche Alben machen können.
Bewegendes, sperriges Album
"To beat the devil" hätte bei der Stimme da auch noch hinzugepasst.
Andi Arbeit
Willie Mitchell - tot, Kate McGarrigle - tot, Willy DeVille - tot, Gil Scott-Heron - am Ende: Die Trauerarbeit für unsere/meine Held(inn)en wird langsam zum traurigen Alltag. Gut, dass sie in ihrer Musik und unseren Herzen weiterleben. Bless you, Mr Scott-Heron
Not to forget Vic Chesnutt.
Kommentar veröffentlichen