Mittwoch, 1. April 2009

Germany: 10 points!
„Würden Dir Deine 5 deutschen Lieblingsbands für den blog einfallen?“ fragt mich Whirlyjoe vor kurzem. Da hab‘ ich nach kurzem Nachdenken zufälligerweise genau fünf zusammenbekommen; also nicht meine fünf liebsten sondern eben insgesamt die fünf, die ich richtig gerne mag! …mehr gibt’s da nicht.
Hatte ich doch erst kürzlich ein Gespräch mit R-man, der sinngemäß meinte, dass für ihn Gesang eigentlich ein zusätzliches Instrument sei; er sich mit den Textinhalten also eher nicht beschäftige. Da waren wir uns durchaus einig. Das macht es einem mit deutschsprachigen Liedern natürlich nicht einfach, da einem das „Vorbeihören“ an Inhalten nahezu unmöglich ist. Dennoch gibt es für mich halt genau diese fünf Bands/Interpreten, die mich in erster Linie durch ihre Musik aber eben auch durch ihre Texte begeistern können. Als da wären:
An erster Stelle: - Fehlfarben Monarchie und Alltag war für lange Zeit eines meiner Lieblingsalben. Kann man tatsächlich auch heute noch mit Hochgenuss hören! Unschlagbar: „Paul ist tot“ mit tollem Synthie-Geblubber vom Pyrolator. Auch die post-Hein-Phase mit ihren basslastigen Grooves konnte und kann mich begeistern. Highlight hier: die 12“Version von „14 Tage“, fetter Chic-Disco-Funk auf deutsch. Auch nach ihrem comeback mit Peter Hein noch eine der besten deutschen Bands!
Platz zwei: - Fink Tolle Musik, tolle Texte – von Country bis Schräg, von Folk bis Groove. Einfach ganz großartiges Zeug! Genau so empfehlenswert: das Soloalbum von Nils Koppruch. Sowohl Fink als auch Koppruch solo konnten auf dem OBS live überzeugen. Da bin ich Fan!
Der Rest unsortiert:
- Element Of Crime: fand‘ ich auf englisch immer doof, seit sie deutsch singen habe ich die Band um den „Bollerkopf“ Sven Regener in mein Herz geschlossen. Mit Chanson hab‘ ich’s eigentlich gar nicht, hier mag ich das! Eine persönliche Best Of wäre bei mir mit Sicherheit eine Doppel-CD.
- Las Mananitas: Erstmalig auf dem OBS gesehen und gehört. …danach das überschaubare Gesamtwerk auf CD gekauft. Die haben ihre Element Of Crime-Phase (die auch durchaus sympathisch war) jetzt hinter sich und machen wundervoll abwechslungsreiche spannende Musik. Die Texte kommen zwar nicht immer ganz an die Qualität der Musik heran, der saloppe Gesangsstil reist’s aber locker wieder raus. ...und auf der aktuellen CD gibt’s sogar einen durchaus spoonful-kompatiblen Song ("SSP").
- Tilman Rossmy: immerhin mal auf Glitterhouse gewesen! Die Alben mit seiner Band Die Regierung kenne ich nicht, das Solowerk habe ich aber komplett, darf ich allerdings nur hören wenn die Familie außer haus ist. Ok, die Stimme ist gewöhnungsbedürftig, die Texte allerdings meistens wundervoll und die Musik auch!
(Außer Konkurrenz: Die Aeronauten: deutschsprachig, lustig, abwechslungsreich und gut aber halt Schweizer.)
...und da ich mal wieder nicht richtig aufgepasst habe, hab' ich mich hier auf deutschsprachige Interpreten beschränkt. Aber meine Auswahl wäre wohl auch unter Berücksichtigung englisch-singender Bands sehr ähnlich ausgefallen. (...da würde ich ev. noch die Kölner Unknown Cases nachreichen wollen.) (K-Nut)
Whirlyjoe sez: Das Ganze kam ja eigentlich so: ich hörte gerade fürs Glitterhouse das neue Livealbum der Düsseldorfer Fehlfarben und erwähnte das eher am Rande einer Mail an unseren Kölner K-Nut, der dann gleich ganz ohne rheinische Rivalität größte Sympathie für Hein & Co äußerte. Was mich wiederum zu dem Gedanken brachte, mal wieder das vom Rolling Stone patentierte Listenwesen bei shake baby shake zu etablieren. Fünf Lieblingsbands aus heimischen Landen, müssen nicht mal deutsch singen. Einfach so, ohne größere Hintergedanken und politischen Überbau, wobei ich meine Abneigung gegen absolut jede Form von gerade auch kulturellem Patriotismus dennoch kundtun will.
Gute Musik setzt sich auch ohne vorgegebene Radioquote durch, und mit den Texten halte ich es ganz ähnlich wie K-Nut und R-man: in der Regel will ich damit nicht belästigt werden, Ausnahmen sind eben Ausnahmen und der einzige, bei dem ich relativ konsequent zuhöre ist Hank Williams.
Hier also meine eingeborenen Favoriten in chronologischer Reihenfolge:
- Hildegard Knef. Der Film ist lauwarm und irgendwie dann doch sehr deutsch, kann Hilde aber nichts anhaben. Natürlich hat sie in vielen Karrierejahren auch reichlich Leichtgewichtiges produziert, oft höre ich bei ihr aber eine vorweggenommene Nico und überhaupt immer wieder seltsam Psychedelisches durch.
- Can. Muss man nicht mehr viel zu sagen. Zu recht konsensfähig, definitiv eigenständig, konsequent innovativ und gerade heute im Sound vieler Bands (z.B. aus dem DFA-Kosmos) noch immer sehr präsent. „Mother Sky“ raubt mir bis heute jedes Mal den Atem.
- Fehlfarben. „Monarchie & Alltag“ ist ein zeitloser Meilenstein, der bis heute wächst. Aber – und da bin ich mit K-nut völlig einig – gerade die Funk-Phase nach Peter Heins Ausstieg hatte es in sich. „14 Tage“ ist mindestens so gut wie Chic.
- Blumfeld. Da mag ich ja tatsächlich vor allem die kitschige Spätphase, „1000 Tränen tief“ war die Wende zum reinen Wohlklang. Da muss man doch gar nicht auf die wahrscheinlich nicht wirklich relevanten Texte hören. Das Zeug ist so was von perfekt produziert und Distelmeyer ein ganz wunderbarer Sänger.
- Tocotronic. Wahrscheinlich die einzige „jüngere“ deutsche Band, die mich je interessiert hat. Schreiben auf ihrem Weg vom Punk zum Pop betörende, hymnenhafte Songs und stehen dennoch mit allen Beinen fest auf dem Boden. Ohne verkaufsfördendes Image und bemühte Inszenierung. Alltagsnah und echt.
Außen vor bleiben hier leider die von mir hochgeschätzten „Elektroniker“, und zwar Kraftwerk auf Augenhöhe mit Tangerine Dream und auch Klaus Schulze. Popol Vuh sind auch toll. Erwähnen will ich auch noch Acts, die grandiose Debütalben vorgelegt haben, das Niveau dann aber leider nicht halten konnten: Ideal, Trio und Nina Hagen Band.
In den Comments werden wir jetzt hoffentlich auf all jene gestoßen, die wir erst mal vergessen haben. HtH mag Ihre Kinder! Vielleicht erklärt sich auch R-man? Da wäre ich ja mal gespannt.
Haut rein! (Whirlyjoe)

26 Kommentare:

chrispop hat gesagt…

uiuiuiuiui, nix ausm osten? keine jazz/funk/soulgeschichten? kein beat? kein (früher) doldinger, kein herbolzheimer, kein james last? ich glaub, ich muss mir morgen ein paar stunden nehmen und ein bisschen was digitalisieren...
oder gehts "nur" um bands alsgesamtkunstwerk und nicht um einzelne - dafür aber grandiose - ausrutscher? ich werf nur howard carpendales "soul sister, brown sugar" in die runde. hat immerhin montag die tanzfläche auf der erstsemesterparty vollgemacht

chrispop hat gesagt…

warum steh ich denn da als "christian"?

Whirlyjoe hat gesagt…

das passiert, wenn man um 7 uhr morgens vor dem ersten kaffee kommentiert....

busch-Man hat gesagt…

Family 5 - Peter Heins "Soul-Punk-Gruppe"

Surrogat - Einige Zeit meine Lieblingsband gewesen; "Patrick Wagner Superstar!"

Funny van Dannen - Manchmal hör' ich sowas gerne "Auch lesbische, schwarze Behinderte können ätzend sein!"

The Notwist - Immer noch grandios

Bernd Begemann und die Befreifung - Ostwestfalen rules!

Ton Steine Scherben - Unverzichtbar "Macht kaputt, was Euch kaputt macht"

Die Sterne - Trotz Spilkers Zahnproblem

k-nut hat gesagt…

@chrispop: Ich finde Deinen Enthusiasmus ja immer wieder bewundernswert! ...aber die Zeit mich durch Stunden voller Grütze zu hören um auf ein oder zwei Perlen zu stoßen fehlt mir einfach. Gefragt waren ja tatsächlich die "besten" Deutschen Musikanten und da gehören Carpendale & Co für mich definitiv nicht dazu! (...Hilde übrigens auch nicht)

k-nut hat gesagt…

@busch-man: Aus Deiner Liste kenne ich nur ein paar vereinzelte Songs. Hat mich irgendwie alles nie so richtig interessiert...

Buddy & The Huddle fallen mir gerade noch ein!

Olaf hat gesagt…

Hilde, Blumfeld und Notwist (und Lali Puna) liebe ich auch, Superpunk sind für mich eine der besten Live-Bands und ausserdem höre ich seit letztem Jahr sehr häufig "Du kannst mich an der Ecke rauslassen" von Niels Frevert - ganz großes Kino.

Anonym hat gesagt…

Ha ! Mein Name wurde erwähnt, da muss ich ja auch was schreiben.
"Ihre Kinder" waren für mich Anfang der Siebziger der Einstieg in die deutsche Rockmusik. Das erste Album kann man vergessen. Das Zweite , "Leere Hände" und vor allem das dritte "2375004" oder einfach "Jeans Cover" genannt sind für mich Meilensteine der deutschen Musik. "Toter Soldat", "Strassenkind" nur um mal zwei zu nennen, sind auch auf deutsch nicht peinlich und die Musik ist Rock, nicht Pop. Spätere Alben flachten ab , bzw am Ende stürzten sie ganz ab ("Bär sucht Honig", usw).
Bisher hat niemand Udo Lindenberg genannt. Ist das jetzt peinlich ? Zumindest die frühen Alben haben doch was. Das "Cello" Mädchen zum Beispiel, und was haben wir auf "Andrea Doria" getanzt !
Und noch ne dritte Band möchte ich in den hiesigen Olymp heben: DAF (Deutsch Amerikanische Freundschaft). "Alles ist gut" und "Gold und Liebe" sind rythmische, tanzbare Grooves mit provozierenden Texten. Den Rest kann man aber auch vergessen.
An deutschsprachiger Musik stellt sich ja doch immer die Peinlichkeits-Frage. Daran scheitern bei mir fast alle neueren Bands , mit Ausnahme der bereits erwähnten "Element of Crime" oder "Fink".
Letzten 03.Oktober jedoch hatte ich bei mir zuhause in meinem Partykeller die Stuttgarter Band "Kasparr" zu Gast. Ich glaube deren CD hat bisher kein Label gefunden, daher kann ich sie auch nicht guten Gewissens empfehlen. Die Texte schrammen nur kurz an der Peinlichkeit vorbei und wenn man nicht auf den Text hört und sich der Musik hingibt, hat sie was.

Wir hatten am Abend des 3.Oktobers (bekanntlich auch des Deutschen Feiertag), nur deutschsprachige Musik aufgelegt. Da war durchaus tanzbares dabei , wie Joe sicher bestätigen kann. Vielleicht sollte man da mal eine Compilation starten. Ich würde gerne mitmachen.
Peter HtH

Anonym hat gesagt…

Hhm,
als Kölner im Berliner Exil:
Top 5
1. Can - konkurrenzlos.
2. Les Immer Essen / King Candy (Michael Hansonis' Bands aus Köln)
3. Fehlfarben / Family 5
4. FSK (werden alle anderen überleben, auch live immer noch eine Wucht)
5. Grobschnitt (je älter man wird, desto mehr denkt man zurück:-)

...und aus Berlin?
z.Zt. Top 5: Les Hommes Sauvages
Magnificient Brotherhood
Whitest Boy Alive
Kreuzberg Museum (a.k.a. André Herman Düne & Clemence Freschard),
sowie alles von Lüül (von Ashra bis Nico, solo und 17 Hippies,
was für ein Leben!).
Gestern noch beim Voodoo Rhythm Benefit im Bassy Cowboy Club gewesen: King Khan & Co. - ein Paralleluniversum...

An-Dréad

Anonym hat gesagt…

Die erste IDEAL! und die erste NINA HAGEN!
und, das muß als kölner gestattet sein die erste ZELTINGER!
auch die ersten BAP platten!
Alaaf
BadaBing!

Anonym hat gesagt…

Warum nennt und kennt hier keiner KARAMEL? Das neue Album "Maschinen" erscheint demnächst und ist grandios. Meine Top 5 Germany:
1. CAN
2. KARAMEL
3. LES HOMMES SAUVAGES
4. MITTAGSPAUSE/FEHLFARBEN
5. ELEMENT OF CRIME

auch sehr gut sind Sparifankal, Die Autos, Planeausters, Tilman Rossmy, Fink, FSK, Tom Liwa/Flowerpornoes, und Rio reiser/Ton Steine Scherben

Tommy Soprano hat gesagt…

Hallo,

ich werf mal Keimzeit in die Runde. Hab sie nur einmal live gesehen, aber früher ging da unter drei Stunden gar nix. Und auch wenn er oft nicht geschätzt wird: Wolle Niedecken und BAP. Jawoll. Nicht spoonful, kein Soul, aber ganz sicher bis 1989 eine der unterhaltsamsten (und textlich beachtlichsten) deutschen Bands.

Anonym hat gesagt…

ist lange her - war früher
aber geil: Spliff 85555 ...
und natürlich zu Ideal und
Nina Hagen abgetanzt - axel

teilweise gute Texte hatten
"Keimzeit"
Öko-Studie-Schluffis ...

Anonym hat gesagt…

Moin,

ohne Reihenfolge und Anspruch auf Vollständigkeit:
Can, Amon Düül, frühe Scherben, Franz Josef Degenhardt (die Musik ist ja an sich nicht so weltbewegend), Fehlfarben, EA 80, Boxhamsters, 39 Clocks, Kastrierte Philosophen, Cocoon, Fenton Weills, Ferryboat Bill, Tom Liwa/Flowerpornoes, Tilmann Rossmy/Die Regierung, Bernd Begemann, Britta, Fink, Veranda Music, Buddy & The Huddle, Jens Friebe, Superpunk (schade, daß die nie auf dem obs gepielt haben), Notwist, DM Bob, Watzloves und viele einzelne Platten.
"ausm Osten" fallen mir auch nur die geschätzten Las Mananitas ein. Immerhin haben uns die Puhdys Zeilen wie diese geschenkt: Wo was los war, war auch sie/man nannte sie nur Melanie und Es ist keine Rente/wir spielen bis zur Rockerrente, wobei sie leider über das Rentenalter hinaus spielen.
Grobschnitt waren in der ostfriesischen Musikgemeinde schwer angesagt, im Gegensatz zum Punk.

Jürgen

Whirlyjoe hat gesagt…

oh ja, ea80! und natürlich fsk. der junge lindenberg geht voll okay ("cowboy rocker"!). s.y.p.h. hat keiner genannt, da gibt es ja sogar eine geniale werkschau auf glitterhouse, die ausser mir aber wohl kaum jemand hören wollte.

dank an euch alle für die vielen anregungen. r-man arbeitet noch an seiner liste.

was ich noch erzählen wollte: letzte donnerstag habe ich in meiner kneipe zwischen dem üblichen country/soul-kram einfach mal fehlfarbens "paul ist tot" aufgelegt. mit erstaunlicher resonanz. freund wolfgang wollte gleich das gesamtwerk der fehlfarben ausgeliehen haben, dann kamen welche und fragten, ob das jetzt fehlfarben oder extrabreit wären. ahem. dann kamen zwei noch nie gesehene mitdreissiger und hielten mir ihr i-phone unter die nase uns spielten mir selbstaufgenommene filme von der comeback-tour von daf vor, die kurz vorher in ausgburg oder so gepielt hätten. schliesslich wollte noch jemand wissen: fehlfarben oder extrabreit.

aber wenn ich so etwas ergreifendes wie "angel of death" von hank willimas spiele, interessiert das wieder keine sau.

r-man hat gesagt…

nö, von mir gibt es keine liste. habe damals grobschnitt, kraan und hölderlin und so in beverungen in der stadthalle gesehen. Can und DAF und Fink und so, da kann ich mich auch drauf einigen. Die chosen monks fand ich gut, die sollen in ihrer besten zeit besser als sonic youth gewesen sein, dabei haben sie 60s garage punk gemacht.
r-man

Anonym hat gesagt…

Kennt noch jemand die 'Multicoloured Shades'? Teen Sex Transfusion!!!

Black Caesar

Whirlyjoe hat gesagt…

klar doch. hatte ich doch auch mal als vinyl, ist aber irgendwie verloren gegangen. in der zeit gab es ja schon viele gute deutsche 60s/psychedelia-bands. 39 clocks, exit out, creeping candies....

auch vergessen: geisterfahrer mit michael ruff. habe ich komplett im schrank stehen, höre ich aber doch auch eher selten.

Anonym hat gesagt…

...manchmal steht Ruff vor meiner Flohmarktplattenkiste und guckt traurig, kauft aber immer was...letztens Silicon Teens...

...beste Platte 80er: Campingsex '1914'

..der 90er: Lassie Singers 1st od. Dackelblut

..und von heute: Boy Division 'Pet Sounds'

Lieber Herr Whirlyquirly: Blumfeld-Texte hören und auch mal verstehen! Herr K-Nut muss aus Stuttgart sein, denn er weiß nicht, dass Carpendales 'Du hast mich' 'ne bewerte Freakbeatbombe ist, Joy Flemings 'Geld' super is und Hildes 'From now it gets rough' klasse ist (eigentlich ist das ganz UK Decca Album super..)

Unrest

Anonym hat gesagt…

...k-nut ein Stuttgarter! tolle Idee! Da wird sich der Urbayer aber freuen...
Servus!
BadaBing!

Anonym hat gesagt…

...k-nut ein Stuttgarter! tolle Idee! Da wird sich der Urbayer aber freuen...
Servus!
BadaBing!

Anonym hat gesagt…

SILLY - die Ostrock-Kultband, die seit 1981 existiert hat noch niemand hier erwähnt.....
Bericht vom 22. Juli 2006 ... www.wdr.de

Vor 10 Jahren: Silly-Sängerin Tamara Danz
stirbt
Wütend auf den DDR-Scheinsozialismus

Im Sommer 1989 bricht die DDR auseinander;
Rockmusiker und Liedermacher veröffentlichen
eine Resolution, in der sie sich für die
Zulassung oppositoneller Gruppen einsetzen.
Mit dabei ist Tamara Danz, Frontfrau der
DDR-Band Silly. Den Text der Resolution
verliest Tamara Danz verbotenerweise vor
Konzerten. Sie hat eine "Stinkwut über
diesen DDR-Scheinsozialismus" und
rebelliert bereits seit Jahren verschlüsselt
in ihren Liedern: "Ein Gespenst geht in
der Mitropa um. Es spukt auf dem Friedhof der
Träume", heißt es im Album
"Februar" von 1989. Mit dem
Gespenst ist das von Karl Marx beschriebene
"Gespenst des Kommunismus" gemeint;
Mitropa gilt in der DDR als Inbegriff von
Unzuverlässigkeit und Dreck. Auf dem selben
Album singt Tamara Danz kurz vor dem Fall der
Mauer: "In die warmen Länder würden sie
so gerne fliehn. Die verlornen Kinder in den
Straßen von Berlin."

Geboren wird Tamara Danz am 14. Dezember 1952
im thüringischen Breitungen. Ihre Mutter ist
Kindergärtnerin. Ihr Vater arbeitet als
Maschinenbau-Ingenieur, bevor er als
Handelsrat in den diplomatischen Dienst
berufen wird. Tamara wächst in Bulgarien und
Rumänien auf und besucht Botschaftsschulen.
Zurück in Ostberlin singt sie in
verschiedenen Bands und im Oktoberklub, einem
von der FDJ gelenkten Chor. 1978 stößt Danz
zur Gruppe Familie Silly, die zwei Jahr
später in Silly umbenannt wird. Die Alben
"Mont Klamott" (1983),
"Liebeswalzer" (1985) und
"Bataillon d'Amour" (1986)
werden Verkaufserfolge. Tamara Danz wird in
der DDR siebenmal zur "Rocksängerin des
Jahres" gewählt, ihre Band produziert
dreimal die "LP des Jahres". Auch
offiziell wird Tamara Danz hofiert: Erich
Honecker bittet sie zum Empfang. Sie wundert
sich hinterher, "dass er nicht größer
war wie 'n Laubfrosch."

Nach der Wende endet der Höhenflug von Silly.
Die westlichen Plattenfirmen sehen in den
neuen Bundesländern zwar einen neuen Markt,
ignorieren die Ost-Bands aber weitgehend.
Musikmanager lehnen die Texte von Silly mit
der Begründung ab, diese würden nur im Osten
verstanden. Tamara Danz wird vor die Wahl
gestellt: Entweder die angeblich
unverständlichen Texte werden geändert oder
es gibt keinen Plattenvertrag. Doch die
Musikerin lässt sich nicht einschüchtern:
"Bevor ich nicht weiß, dass es anders
nicht geht, werde ich mich diesem System
nicht beugen. Ich spiele dieses Spiel nicht
mit." Auf der Platte
"Hurensöhne" (1993) thematisiert
sie die Zwänge des Kapitalismus. Als die
Sängerin ihr letztes Album
"Paradies" (1996) mit Silly
aufnimmt, ist sie an Brustkrebs erkrankt:
"Meine Uhr ist eingeschlafen. Ich hänge
lose in der Zeit. Ein Sturm hat mich hinaus
getrieben, auf das Meer der Ewigkeit."
Tamara Danz stirbt am 22. Juli 1996 in Berlin
im Alter von 43 Jahren.
e so
Will jemand noch mehr wissen?
www.sillyhome.net und www.myspace.sillyhome.de

Anonym hat gesagt…

sorry, Berichtigung:
www:myspace.com/sillyhome

Anonym hat gesagt…

ganz groß: Kolkhorst!
Live sehen und überzeugt sein.

Anonym hat gesagt…

Mensch Silly: Die mögen ja textlich zu überzeugen gewußt haben, waren sicherlich einige der Bands, die die Menschen erreichten und ein hohes Identifikationsptential hatten, wenn da nicht ihre schröcklich schöne Musik gewesen wäre. ..gruselig

Anonym hat gesagt…

Kommentar: der Wissende schweigt....