Samstag, 4. April 2009

Abt.: Brandnew Mulatu Astatke / The Heliocentrics Inspiration Information Vol. 3
Ein afrikanischer Musiker, der es verdientermaßen zum echten Kultstar gebracht hat: zunächst via diverser Ethiopiques-Compilations, die vergangene Glanztaten in Sachen äthiopischem Jazz (keine Angst, der beißt nicht) wieder zu Gehör brachte, dann natürlich dank Jim Jarmuschs „Broken Flowers“, wo Bill Murray auf seinem Trip durch die USA die selbstgebrannte CD seines Kumpels im Auto hört – mit Astatkes Zauber-Sound in full effect. Der zeichnet sich weniger durch Jazz-Content, als durch einen heruntergestrippten Orgel-Funk mit Mambo-Einlage und coolsten Bläsern aus. Konsequent minimalistisch und gerade deswegen so unwiderstehlich. Hat mich lustigerweise immer ans Solowerk des Beastie Boys Keyboarder Money Mark erinnert.
Jetzt meldet sich der Hauptvertreter des „Swinging Addis“-Sounds mit einer ziemlich kühnen Kollaboration zurück, wobei schon der Projektname des beteiligten britischen Musikerkollektivs The Heliocentrics auf Sun Ra verweist. Deren Label-Heimat heißt passenderweise Stones Throw, klingt aber dennoch nicht nach HipHop, sondern nach Abstract Funk, Avant-Afrobeat und futuristischem Groove. Der gute Mulatu Astatke geht in diesem kreativen Freeflow mit einigen weiteren in London arbeitenden Exil-Äthiopiern fast ein wenig unter, seine typischen Sounds tauchen jedenfalls nur gering dosiert auf, was ich zunächst etwas enttäuschend fand. Man wird aber schnell von der ganz neuen Qualität des Projekts eingenommen, das mit reichlich Lust an Experiment und Improvisation die funky Bodenhaftung dennoch nicht verliert. Hier geht es auch nicht um atonale Klangforschung, sondern um ein psychedelisches Fließen mit ungewöhnlichen Sounds und teils sensationellen Beats, die phasenweise wie Samples von alten „Ethiopiques“-Dokumenten klingen. Mit insgesamt wenig Jazz und umso mehr Space im Sound. Man stelle sich Sun Ra im Jam mit Tony Allen, Miles Davis, Yesterdays New Quintet und eben Mulatu Astatke vor. Das Resultat ist für den Dancefloor eine Spur zu avanciert, transportiert den Groove dafür eben direkt ins Hirn. (Whirlyjoe)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ein Traum wird war.

Anonym hat gesagt…

Yes!
Leider konnte ich nicht zur Berlin-Show (mit Jazzanova im Vorprogramm), hab mir dafür
das Doppelvinyl zugelegt. Nachdem Inspiration Information Vol.2 mit Ashley Beedle & Horace Andy leider etwas enttäuschend war, ist dies jetzt wirklich ein großer Wurf.
Das Artwork ist auch klasse.
Ich empfehle aber unbedingt die äthiopischen Originalscheiben, oft auch unter "Ethiopian Quintet", die z.Zt. im gut sortierten Fachhandel als Reissue-LP's zu haben sind. Schöner knochentrockener Funk mit afro-latin (!)Groove. Der Meister spielt dabei u.a. auch gerne Drums und Vibraphon!
Die Heliocentrics auf Stones Throw waren schon letztes unter meinen Favoriten. So intelligent, groovy, jazzy und stylish kann HipHop klingen. Toll.
Move on,
An-Dréad