Mittwoch, 11. Januar 2012

One hour of bliss 2011 sounds!

Oder: „eleven tunes that saved my life in 2011“ - schreibt der Herr hier rechts, der so lässig an einen Baum lehnt. So ein Foto reicht man ein, wenn man sich bei einer Online Dating Agentur anmeldet. Seht her, ich bin ein tiefgründiger Kuschelbär, dem man vertrauen kann. Was ich aber durch und durch positiv meine, denn ich vertraue ihm auch.

Knappe zehn Jahre dürfte es her sein, da hat er nachts im Glitterhouse Garten Platten aufgelegt in einer OBS Nacht. Er ist einfach mitgekommen mit Smokestack Lightnin', seinen Kumpels aus Nürnberg, die dort auftraten. Den geforderten Sub-Bass hat er damals nicht bekommen, den brauchte es auch nicht, denn irgendwann als er während der Arbeit gegen Mitternacht an der Pissrinne stand, kamen die Grünen sowieso, die, die heute blau sind und zogen mit einem lauten „Raaaatsch“ den Tonarm über die 12“, die gerade lief. Vorher hatte ich eine der schönsten Stunden, die ich je beim OBS hatte (der schönste Moment war eine Umarmung an der Bühne, ein unerwarteter Trost, nachts irgendwann, aber das war ein anderes Jahr). Alles war perfekt in dieser Stunde, das Wetter, der Tag, das Delirium. Und dieser Bär hier rechts hat aufgelegt wie ein ganz Großer, schräge Dub-Psychedelia, Soulig-Funkiges, schlierige Gitarrenorgien und Midnight Marauders von Joe Dukie und DJ Fitchie, noch heute ein Monument von einem Song. Dukie und Fitchie mutierten später zu Fat Freddies Drop. Das nur am Rande.

Da kannte ich den DJ schon dem Namen nach, später sollte ich mir alle Platten seiner Band kaufen, die Compilations lieben und die Remixe schätzen lernen. Florian heißt er, kurz Flo und seine Band heißt Boozoo Bajou. Die Platten der Band sind zeitlose Edelsteine und die Juke Joint Compilations zeugen von grenzenlosem Musikliebhabertum.

Dass Boozoo Bajou nach diversen Platten mit fluffigem Downbeat und späteren Blues/Soul-Einflüssen mit der letzten Veröffentlichung beim Westcoast Sound der Siebziger gelandet sind, konnte vielleicht nicht jeder nachvollziehen. Aber das war offensichtlich keine Eintagsfliege, wenn man sich die „eleven tunes that saved my life in 2011“ hier runterlädt... denn das ist pure Magie im unteren Drehzahlbereich. Auf eine Schnur gefädelt von einem, der einfach einen guten Geschmack und grosse Ohren hat, die keine Angst vor Grenzen haben. Songwriter finden sich hier (Bill Callahan, Jonathan Wilson, Bon Iver), eine prise Folk (Vetiver), ein gnadenlos traumhafter Remix von Idle I'm von John Stammers, dazu Zerbrechliches von Sea & Cake, Wilco, Bibio, Robag Wruhme und anderen – mein Herz blutet. (R-man)

PS: Wo den Michael Kiwanuka ist, habe ich ihn gefragt? Den hat er mir nämlich vor Monaten empfohlen. Passe nicht drauf, meint er, aber vielleicht macht er noch eine tanzbare Compi. Ich warte...

4 Kommentare:

busch-Man hat gesagt…

Großartig, danke Mann!

Olaf hat gesagt…

Guter Stoff, vielen Dank!

Anonym hat gesagt…

es geht endlich wieder los mit den Querverweisen und Mixen, so hören sich Oasen in der Klangwüste an ... Danke
f-stone

baszdy hat gesagt…

Gibt's Midnight Marauders in der Version von Joe Dukie und DJ Fitchie noch irgendwo käuflich zu erwerben? Weiß das jemand? btw: Toller Text, R-man! Und tausend Dank für den Link! Was wär ich ohne Euch!