Sonntag, 15. Januar 2012

Eine von sechs Sin City Jukebox CDs.
Neues von der Sin City Jukebox!

Da hier im Blog wahrscheinlich jeden Tag tausende Frischlinge reinschauen, hier noch ein kurzer Einführungstext, den die ständig wachsende Sin City Gemeine getrost überlesen kann. Das Sin City war eine Bar in Biloxi, Mississippi, direkt am Atlantik und 60 Meilen östlich von New Orleans auf dem Weg nach Florida gelegen. Die Bar war seit den 40er Jahren geöffnet, ein gewisser Herb F. Franklin übernahm sie nach fünf Jahren als angestellter Barkeeper Mitte der 50er in Eigenregie und drehte 1967 für immer den Schlüssel rum, weil die lokale Mafia einen immer höheren Anteil vom Umsatz wollte, um ihn zu „schützen“. Über die Jahre standen eine Handvoll Jukeboxes in der Bar, DJs gab es damals ja noch nicht, die die wilde Meute in Stimmung hielten, wenn nicht gerade eine Rhythm & Blues Band auf der Bühne einen ihrer vier Sets pro Abend abriss. Einmal im Monat kam der Jukebox Service und brachte die neuen Hits, Geheimtips und eine Auswahl an lokalen Releases, um sie gegen nicht so oft gespielte 45er auszutauschen. Manche Tracks hielten sich auch eine Ewigkeit, Poor Boy von Howlin‘ Wolf z.B. entwickelte sich zum Mitsing-Hit („I'm a poor boy, I'm a long way from home“) im Sin City und war bis zum Finale auf Heavy Rotation. Die ausgewechselten 7“-es nahm der Jukebox Bestücker normalerweise mit, für die Mülltonne oder die Grabbelkiste. Nicht so im Sin City, denn Herb übernahm alle 45er in sein Privatarchiv und so wuchs seine Sammlung über die fast zwei Jahrzehnte auf zirka 15.000 Stück, wobei die Zahl je nach Herb‘s Stimmung variiert. Er hat wohl den Überblick verloren.

Obwohl Herb finanziell abgesichert war, als gelernter Automechaniker macht er danach an der Westküste eine gut gehende Garage für Custom Cars auf („pimpen“ heißt das heute), fuhr er ab und zu Taxi in New Orleans. Bevorzugt am Airport, der von Biloxi aus gesehen im Osten von New Orleans und damit nahe liegt. Wie im Lotto stieg ich ein Jahr vor Hurrikan Katrina ausgerechnet in sein Taxi und aus dieser simplen Fahrt in die Stadt entwickelte sich eine lockere Freundschaft. Jahre später habe ich es endlich geschafft, dass er seine Sammlung zumindest teilweise digitalisieren lässt und habe daraus mittlerweile 6 Volumen der Sin City Jukebox CDs gebastelt, mit Herb’s Erlaubnis natürlich.
Das Days Inn in Key West!
Ab hier dann für Sin City Altfans: Mittlerweile ist Herb Anfang 80 und hat letztes Jahr doch schwer gekränkelt, sich dann wieder erholt, wieder krank und so weiter. Im Augenblick scheint die Lage wieder recht stabil zu sein, aber natürlich wird auch Herb seiner Lebensweise irgendwann mal Tribut zollen und abdanken müssen. Darüber kann man ganz normal mit ihm reden. Also habe ich ihn neulich mal gefragt, ob er denn noch ein paar CDs rüberwachsen lässt… „…before you are biting the dust!“ Das wird schon, meinte er, die Jungs in der Nachbarschaft verdienen sich gerne ein paar Dollars dazu. Aber wenn ich es sehr eilig hätte, solle ich doch vorbeikommen und die Dinger selber abholen… 

Biloxi nach Katrina!
Da mich seit einiger Zeit sowieso das Fernweh plagt, hat Herb‘s Aussage eine domino-mäßige Gedankenkette ausgelöst und ist für so manche schlaflose Nacht verantwortlich. Und vor ein paar Tagen hat die Unvernunft gesiegt und ich habe für Ende April gebucht. Frankfurt – Miami - Frankfurt. Vor Ort erst Mal Mietwagen abholen (Superior. Dodge Charger or similar. Hoffentlich mit USB Anschluß, dann brauche ich nur zwei Sticks - Spoonful komplett und alle Jester Wild Mixe) und da ich aus einem unerfindlichen Grund (wahrscheinlich alles Schicksal) vor dieser Sache noch facebook-liker von Key West geworden bin, fahre ich direkt nach Süden an die Spitze der Inselgruppe in‘s Days Inn. Auch weil die Einreise-Gestapo in den USA ja gerne eine Adresse auf dem Anmeldezettel hat und da dachte ich, 3852 N Roosevelt Blvd, Key West ist keine so ganz schlechte. Das alles ganz sicher mit einem kurzen Stop bei Taco Bell und Verdrückung von 2-3 Bean Burrito (ich stehe ja auf diese Mex-Schnellfress-Kette). Ein oder zwei Tage später geht es hoch nach Fort Lauderdale (da war ich vor einer halben Ewigkeit mal zwei Wochen zum chillen), westlich nach Naples, hoch nach St. Petersburg und dann so weit möglich und so nahe an der Küste entlang wie es geht nach Tallahassee, Pensacola, Mobile und Biloxi. Dort treffe ich mich mit Herb um mal zu schauen, ob seine alte Bar mittlerweile einem Parkhaus gewichen ist. Er weiß es nicht, weil er nach Katrina, wo „90 % der 22.115 Gebäude der Stadt“ (Wikipedia) zerstört wurden, nicht mehr dort war.

Herb's Chevy. Bloody Murder!
Dann geht es 30 Meilen nördlich nach Wiggins, wo Herb mittlerweile wieder wohnt (dort wurde er auch geboren). Er hat seinen Keller zum Musikhören ausgebaut, all seine Singles aus dem Storage Depot geholt und sich Regale zimmern lassen. Mittlerweile wurde das wohl durch ein richtiges DJ Set Up und eine Fifties-style Bar ergänzt, vintage Bar-Utensilien kann man wohl noch immer auf lokalen Garage Sales günstig erstehen. Da bin ich mal gespannt was mich dort erwartet. Und auf seinen 31er Chevy Hot Rod freue ich mich natürlich, eine echte Fahrmaschine, wie man hier rechts sehen kann. Vielleicht lässt er mich ja mal cruisen? Das wird auf jeden Fall für die Nachwelt festgehalten.

Panther Burn MS ist zu weit im Norden, aber 2-3 Tage in New Orleans sind noch eingeplant. Da ich gerade auf lange Brücken stehe (siehe Key West), habe ich mir fest vorgenommen, von Mandeville den Lake Pontchartrain Causeway zu nehmen, fast 40 Kilometer mitten durch den See nördlich von New Orleans. Es wäre töricht, die Stadt links liegen zu lassen, wenn man 50 Kilometer weit weg ist. Bin gespannt wie es dort 6 Jahre nach Katrina aussieht. Werde meinem Dodge ordentlich die Sporen geben, um mich auch mal drumrum umzuschauen. Und dann hoffe ich, dass im House Of Blues ne gute Band spielt, an den Laden habe ich nämlich allerbeste Erinnerungen (vollgestopft mit Folk Art). Und einen Tag für eine zügige Rückfahrt zum Miami Airport werde ich auch brauchen, aber die werden gefüllt sein mit wundervollen Erinnerungen und aufgeladenen Batterien. Berichterstattung, O-Töne eines blubbernden V8 incl. Burn-Out und Fotostrecke folgt. (R-man)

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich freue mich mit dir auf die Reise und ich freue mich schon jetzt auf den Reisebericht. Hoffentlich in Etappen! Vergiss nicht in Pensacola an den Strand zu gehen. Weisseren und feineren Sand hab ich noch nirgends gefunden. Und es muss ja nicht nur Musik sein!

bluetwang

r-man hat gesagt…

danke dir bada bing. hoffe das wetter ist dann gut genug, um an den strand zu gehen. aber deshalb will ich ja auch am wasser langfahren.
hoffe auch, dass ich dann aussehe wie david hasselhoff zu besten zeiten (fange jetzt an zu trainieren), sonst kann es passieren, dass mich die amis ins wasser zerren, weil sie denken der weisse wal wäre gestrandel....

r-man hat gesagt…

ach, das war bluetang und nicht bada bing. sorry... also: danke bluetwang.

K-Nut hat gesagt…

Bin ja auch ziemlich neidisch, mein Bester! Vielen Dank für das Angebot mitzukommen, aber das bekomme ich in diesem Zeitraum einfach nicht hin...

Andi58 hat gesagt…

Ich denke mit dem Hasselhoff Style wird das nix mehr, aber ansonsten wünsche ich dir viel Spaß, klingt sehr gut, freu mich auch schon auf den Bericht und auf die nächsten Schätze von Herb.