Donnerstag, 21. Mai 2009

Event-Hopping in der „Schwabenmetropole“
(sagen ansonsten ja nur schlechte Sportreporter) Stuttgart ist gemessen an echten BRD-Metropolen wohl schon Provinz. Aber ich lebe sehr gerne hier. Und manchmal jagen sich tatsächlich die kulturellen Ereignisse, dass man gar nicht alles erleben kann, was man will. Das letzte lange Wochenende hatte es jedenfalls in sich. Dabei konnte ich wegen eines DJ-Einsatzes am Freitag gar nicht zu HtHs privater Edenless Party mit dem wunderbaren Chris Cacavas und Band. Er wird euch an dieser Stelle aber selbst von dieser schönen Veranstaltung berichten. Für mich ging es dann am Samstag los: angesagt waren George Thorogood & The Destroyers. Ein alter Held von mir, nur zwei Konzerte bundesweit, eines davon im LKA zu Stuttgart-Wangen. Und mal ehrlich: wenn in einem klassischen Rockschuppen Samstag abends bei herrlichem Biergartenwetter ein Konzert für offiziell 20 Uhr angekündigt ist, geht man doch nicht vor neun hin, oder? So verbrachte ich erst mal eine gute Zeit bei kühlem Bier unter blauem Himmel im Palast der Republik, verpasste allerdings den größeren Teil des Konzerts, da der Meister exakt um 20 Uhr die Bühne enterte. Was ist nur mit dem Rock’n’Roll passiert? Bei einem mehr als kühnen Abendkassentarif von 44 Euro war das sicher nicht nur für mich ärgerlich, zum Glück stand ich auf der Gästeliste (Danke Pedro!). Drinnen waren dann an die 1000 Leute versammelt, die Lonesome George sicher im Griff hatte. Er spielt zwar seit Jahren das gleiche Zeug, das aber gekonnt: Cover von Willie Dixon bis Hank Williams, von John Lee Hooker bis Chuck Berry und Elmore James – alles in heftig stampfendem, fettem Bluesrock mit R&B-Fundierung. Thorogood selbst spielt eine veritable Slidegitarre und gibt den routinierten Showman, ist auch mit Leidenschaft bei der Sache. Den Saxspieler hat er ja auch schon immer dabei, ist halt Geschmackssache. Auf jeden Fall kann man von den frühen Platten einiges auch im Stag-O-Lee-Kontext verwerten, ich habe bislang jedenfalls nur gute Erfahrungen gemacht. Beim Konzert traf ich dann den Häuptling von Blue Rose Records plus Clique, gemeinsam standen wir dann gegen Viertel vor Zehn vor der Halle (es war noch nicht mal richtig dunkel!) und verabredeten uns ein paar Kilometer weiter zum offiziellen Gig von Chris Cacavas (immerhin ja bei Blue Rose unter Vertrag) im Stuttgarter Laboratorium. Und auch hier lief ich dann pünktlich zu den Zugaben zum Konzert ein. Chris spielte noch erfreulich lang, seine jungen Mitspieler fand ich auch sehr gut und insgesamt hätte diese durch und durch inspirierte Musik viel mehr Zuschauer verdient. Wir saßen dann noch eine Weile zusammen, ich zog dann aber weiter Richtung Innenstadt, immerhin in kurzer Versuchung, auch noch die französischen Funkateers The Buttshakers auf K-Nuts Empfehlung im 1210 anzusehen, wo man gerne erst spät beginnt. Ich war dann aber doch zu platt. Was ist nur aus mir geworden? Am Sonntag ging es dann aber gleich weiter mit Art Brut aus GB in der seit Wochen ausverkauften Röhre, ein legendärer Club, in dem ich früher fast wöchentlich bei Konzerten war. Nach längerer Pause jetzt also mal wieder mit 500 Leuten in einer umgebauten Tunnelröhre - leider wird der Laden demnächst dem Größenwahnprojekt Stuttgart 21 zum Opfer fallen. Eine Schande. Die wilden Jungs um Eddie Argos fand ich wie schon vor drei Jahren absolut überzeugend, der Typ ist mit seinem Cockney-Sprechgesang eine echte Nummer. Gerüchteweise gerieten Art Brut ja auch schon ins Visier des Stag-O-Lee Shakedown!-Bookings, das hätte bei aller Liebe aber wohl nicht so gut gepasst. Hier geht es um adrenalingesteuerten Party-Rock’n’Roll für Indie-Kids und das kriegen sie sehr überzeugend hin. Vor Ort konnte man übrigens auch eines der Stag-O-Lee Streetteams beim Plakatieren bewundern und die Resonanz auf das Line-Up war erneut höchst viel versprechend. Vielen Dank an Uwe für die ebenso erstklassigen wie schnellen Fotos. (Whirlyjoe)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Jaja,
Konzertbeginn & Eintrittspreise. Bei Eli Paperboy Reed hatten wir ja auch schon das Problem mit dem extrem frühen Beginn, wo sonst vor 22:00 nix läuft. Aber 44€, auch wenn's der gute alte George ist? Oweia. Ich freu mich dieses Wochenende auf zwei (!) Billy Childish Konzerte (plus Lesung) in Berlin, als Kombiticket für 18€: zuerst mit den Musicians of the British Empire im Festsaal Kreuzberg, tagsdrauf im halblegalen Club Monarch mit den Chatham Singers. An beiden locations wird ab dann auch Infomaterial zum Stagdown zu finden sein. Parallel läuft noch die Show mit Gemma Ray im Tacheles. Mal schau'n, was geht.
CU thursday vorm OBS,
An-Dréad

Whirlyjoe hat gesagt…

du hast es gut, berliner. danke für den streetteam-einsatz und bis freitag beim obs!