Mittwoch, 5. Juli 2006

Deep Soul Perlen Pt. 1 Albert Washington Sad And Lonely So ganz viel Deep Soul legen wir nicht auf bei Shake Baby Shake, aber Songs von James Carr oder Al Green haben die Stadtkrug-Posse (und ganz besonders die DJs) schon erfreut. Albert Washington ist dort noch nicht gelaufen, aber er wird seine Chance noch bekommen. Denn Sad And Lonely ist eine Perle des Genres. Schon seit den frühen 60ern war der in Cincinatti geborene Bluesmann unterwegs und nahm für diverse Labels mehrere Singles auf, die als „Blues & Soul Man“ auf Ace veröffentlicht wurden. Gegen Ende der 60er hatte er den Soul in seinen Sound integriert und so war es ein fast nahe liegender Entschluss, sein Debütalbum in Memphis einzuspielen. Dazu ging er Anfang der 70er in Steve Croppers TMI Studio, der zu den Aufnahmen eine leider namenlos bleibende Band zusammentrommelte. Die Memphis Horns sind sicher bekannt, die Gitarre spielt Washington selber und wenn ich mich nicht ganz schwer verhöre, dann ist die Rhythmusgruppe aus Willie Mitchell’s Hi Studio entliehen. Denn die (Hodges-Brüder?) fahren hier einen dermassen teuflisch-rollenden Groove, wie man ihn nur von Al Green, Ann Peebles oder Syl Johnson kennt. Zudem erinnert mich auch Washington’s Stimme an das messerscharfe Sangesorgan von Syl Johnson und ich wage zu behaupten, dass bei einem Blind Date gut die Hälfte der Songs dem ehemaligen Hi-Künstler zugeordnet würden. Die andere Handvoll der Tunes beginnt oft wie ein typischer, elektrischer Blues-Song, was ja oft in standartisierte Langeweile ausartet. Aber Washington und die Band (die Backgroundsingers heißen The Girls) lassen das Gospel- und Soul-Feuer mächtig lodern und wenn die Rhythmussektion erstmal losrollt und Washington die pathosgeladene Deep-Soul-Stimme vom Stapel lässt, dann fangen sie die Tunes locker vor den Toren der Blues-Hölle ab. Als Bonus gibt es noch das schier grandiose Steal Away, ein midtempo Burner für den alle anderen getötet hätten, und der aus nicht nur mir unverständlichen Gründen (Gesamtlänge?) damals nicht auf dem 73 erschienen Album war. Oft bekommen solche Juwelen ja schon alleine wegen der Rarität Kultstatus und wenn man sich das Ding dann anhört, ist man nicht selten milde enttäuscht. Sad And Lonely aber dürfte ganz sicher zu einem der durchgängig erstklassigen Früh-70er Alben im Memphis-Dreieck von Southern Soul, Blues und Funk gehören. Und wer auf diese Al Green-O.V. Wright-Syl Johnson-Schiene steht, der kann an dieser fein aufgemachten (Westbound/Ace) Perle nicht vorbei. (R-man) Kaufen kann man das Ding unter anderem hier.

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