Sonntag, 23. Dezember 2012


Bluetwangs Liste für 2012

Was war denn nun das Beste aus 2012? Was wird sich über längere Zeit halten können? Wie immer keine einfache Sache. Vieles hört man, nimmt es im ersten Moment gar nicht so als grossartig wahr und wenn man nach Monaten wieder darüberstolpert ist's eine Veröffentlichung aus dem letzten Jahr. So passiert in den letzten Tagen mit "Joe Henry - Reverie" oder "The Walkabouts – Travels in the Dustland". Beide aus 2011 darum ausser Konkurenz, eine Erwähnung aber trotzdem wert.
Aus der Halbjahresliste haben sich drei Werke halten können und sind hier in der Liste ohne Rangfolge locker eingestreut. Auch zu den anderen Einträgen in der Juli-Liste stehe ich noch, sind aber übertrumpft worden.

Phantom Limb – The Pines
Zum Start etwas womit ich mich bei Einordnung schwer tue. Vielleicht könnte man es als Country-Soul im Stil von Dobie Gray oder den Staple Singers bezeichnen. Yolanda Quartey ist eine hochbegabte, gefühlvolle Sängerin und die Instrumentierung erinnert an Muscle Shoals und The Band. Und die grosse Überraschung ist, die Band kommt aus Bristol. Mein Album des Jahres 2012.

Donald Fagen - Sunken Condos
Wer schon länger diesen Blog schätzt, weiss vielleicht von meiner Vorliebe für Steely Dan. So ist denn ein neues Werk von Fagen ein Muss. Und diesmal werde ich nicht enttäuscht! Typischer Sound gleich vom Start weg, grossartige Songs. Der Meister ist zurück. Hoffentlich lässt er uns nicht wieder so lange auf ein nächstes Meisterwerk warten.

The Funk Ark – High Noon
Afrobeat-Funk-Latin-Style. Erinnert an Afrika in den 70ern, die JB’s und die Fania Allstars oder auch Santana. Sehr heiss, sehr sommerlich. Gerade jetzt in der trüben Jahreszeit empfehlenswert. Bringt den Tannenbaum zum Brennen.

Lee Fields - Faithful Man
Schlicht und einfach DAS Soulalbum der letzten Jahre. Ein wahrer Glücksfall hat man diesen Mann nochmals entdeckt und ihm die Chance gegeben seine Stimme nochmals ins rechte Licht zu rücken. Gänsehaut pur.

Bettye Lavette - Thankful N´Thoughtful
Auch ganz weit oben in der Liste der Soulalben. Äusserst clever gewählte, vielfältige Songs aus fremden Federn (Waits, Dylan, Sly Stone etc.). Sehr transparente Produktion mit einem wunderbar warmen Klang, jedes der Instrumente hat seinen Platz und dann diese Stimme ...

The Shins – Port of Morrow
Einfach umwerfend guter, schwärmerischer Pop. In vielen TV-Serien sind sie Stammgäste, für viele Filme haben sie Songs geliefert. Bei uns trotzdem kaum beachtete Band um den Mastermind James Mercer. Der Track "40 Mark Strasse" ist seiner Zeit als Jugendlicher in Rammstein geschuldet.

Young Hines – Give Me My Change
Ein weiteres Popalbum, das nicht so schnell in Vergessenheit geraten sollte. Produziert vom Raconteur Brendan Benson erinnert die Stimme immer wieder an John Lennon.

Buddy Miller & Jim Lauderdale - Buddy & Jim
 Seit mehr als dreissig Jahren kennen und schätzen sich die beiden. Jetzt gibt's erstmals eine gemeinsame Produktion. Und was für eine. Beide sind ja wirklich Hochkaräter und zusammen funktionieren sie perfekt. Sehr bodenständige Kost, hauptsächlich akustisch dargeboten mit gelegentlichen Stromgitarren von Buddy.

John Hiatt - Mystic Pinball
Was für eine Klasse legt dieser Mann immer wieder vor. Auch das 12er Werk ist wieder ein Meisterwerk. Relaxed mit bewährter Mannschaft eingespielt bietet Mystic Pinball abwechslungsreiche Songs. Von Blues gefärbt über wundervolle Ballden bis zu Rockern mit Gebläse. Eine Wucht.

Chris Knight - Little Victories
Stimme mit grossem Wiedererkennungsfaktor. Nichts Neues oder Modernes, aber Heartland Rock-meets-Southern Rock von bester Güte. Edele Gäste runden das 8. Werk des Songwriters ab. Eines seiner Besten.

Dr. John - Locked Down
Die Klasse habe ich hier nicht sofort erkannt und darum bei der Halbjahreswertung nicht berücksichtigt. Dafür dann später umso heftiger für mich entdeckt. Ganz ähnlich ging es mir schon beim von Paul Weller produzierten und irgendwie ähnlichen "Anutha Zone". Dort hat es aber Jahre gedauert. Hier zeichnet der Black Key Dan Auerbach für die Produktion verantwortlich. Von Mac's Orgel und seinem unvergleichlichen Gesang geprägtes Meisterwerk.

Die besten Re-Issues
Wie in jedem Jahr sind die Compilations der verschiedenen Ace-Labels bei mir hoch im Kurs. Meine diesjährigen drei Lieblinge kommen allesamt von Kent:
Nobody Wins: Stax Southern Soul: 1968-1975
Zwar sind einige der bekannten Namen (Little Milton, Johnny Taylor, Eddie Floyd) vertreten, Hits sucht man aber vergebens. Stark Southern lastig und vielleicht nicht immer der typische Stax-Sound. Es lohnt sich anscheinend immer noch in den Archiven zu suchen. Hall Of Fame - Rare And Unissued Gems From The Fame Vaults
Was haben die FAME Studios in Muscle Shoals alles hervorgebracht. Auch hier sind nicht die Hits vertreten. Vielmehr sind es seltenst gehörte Tracks von bekannten Künstlern oder seltenst gehörte Tracks von gar nicht gehörten Cracks. Macht Spass.
Lost Soul Gems From Sounds Of Memphis
Nochmal Memphis. Nachhem man ein neues Archiv des Label "Sounds Of Memphis" entdeckt hat, sind diese Perlen zusammen getragen worden.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich mein Konzert Highlight. Was die Royal Southern Brotherhood auf der Bühne der Mühle Hunziken geboten haben war erste Sahne. Abwechslungsreich auch dank den drei gleichberechtigten Sängern. Eine Südstaaten-Vielfalt, die bei der Herkunft der Mitglieder ja auch nicht verwunderlich ist, wie sie sonst wohl nicht geboten wird. Southern Rock (Allmann Schule, liegt in der Familie), New Orleans Soul (Neville Style halt) und Blues (dafür ist Mike Zito zuständig). Ein gaaaanz heisses Gebräu.
Ich hoffe, die kommen wieder.

Ich bin nicht sicher dieses Jahr nicht wieder allzuviele der grossartigsten CD's vergessen zu haben. Freue mich auf ein hoffentlich musikalisch genauso einträgliches 2013.

(bluetwang)

5 Kommentare:

K-Nut hat gesagt…

Da hat mich der gute Bluetwang aber gehörig angefixt mit seiner Nummer Eins. Phantom Limb kannte ich bisher so gar nicht. Sehr schön das!

Heino Walter hat gesagt…

Hallo Bluetwang!

Da sage ich auch mal danke für den PHANTOM LIMB Tipp. Wenn Gravy Train repräsentativ für das ganze Album ist, muss das eine Granate sein.

Anonym hat gesagt…

Das ist es Heino, das ist es.

Blutwang

Anonym hat gesagt…

Meine absolute Zustimmung! Das schlummerte nach einem Durchlauf auf meiner Festplatte. Der Gesang ist was ganz besonderes. Klasse Tipp, danke schööön!
Günter Ramsauer

K-Nut hat gesagt…

Ich hatte ja zuerst vermutet bei der Sängerin der Phantom Limbs würde es sich um Doreen Edwards (Distant Cousins aus den finsteren 80ern handeln). http://www.youtube.com/watch?v=ScPZH-BEKTU
...recht ähnliche Stimme, finde ich.