Donnerstag, 14. April 2011

Highly recommended!
Shattered Dreams - Funky Blues 1967-1978

In den Sechzigern löste der Soul den Blues als prägende schwarze Musik ab und um zu überleben, musste der Blues den einen oder anderen Kompromiss eingehen. Als gegen Ende der Sechziger Bill Graham in seinen Fillmore Rocktempeln die Abende gerne mit weissen Rockbands und schwarzen Bluesmusikern mischte, merkten die (und ihre Labels) schnell, dass die kaufkräftige und vorwiegend weisse Jugend durchaus auf den Sound der Vorväter stand. Vor allem, wenn er mit einem Funkgroove oder einen Soulshout etwas aufgepeppt wurde.

Das Chess Label war eines der ersten, das seine alten Helden auf Neu und Psychedelisch trimmte, Electric Mud (Muddy Waters), das Howlin Wolf Album und Black Gladiator (Bo Diddley) sind nur einige heute geliebte und damals verdammte Zeugnisse dieser Phase. Von den dreien findet sich keiner auf Shattered Dreams, dem aktuellen Ace-Release zum Thema. Buddy Guy und der zu der Zeit oft saumässig groovende Lowell Fulson machen mit zwei 68er Cuts den (zeitlichen) Anfang, dazu hören wir Albert Washington (immer wieder gut), Albert King, The Johnny Otis Show (mit dem unkaputtbaren Country Girl) mit Sohn Shuggie und den grossen Little Milton, der den funky Soul-Blues ja konnte wie kein anderer.

Wäre das nicht schon genug, um 15 Euro rüberwachsen zu lassen, so sind es vor allem die unbekannten schwarzen Männer, die hier wie dicke Fleischstücke im funky Gumbo schwimmen: der großartige Slim Green mit dem Überbluesfunker Shake `Em Up gleich als Opener, der slicke Icewater Slim, Smokey Wilson (wow!), Big Daddy Rucker, Ray Agee, Freddy Robinson, Little Sonny  (killer 6:40), Arthur K. Adams und vor allem die absolute Superausgrabung – Finis Tasby! Nie gehört von dem Mann. Warum? Weil er 1977 ein Album für Big Town aufnahm, das Label aber vor der Veröffentlichung pleite ging. So sind diese beiden Tasby Cuts so exklusiv wie so manch anderes Juwel hier.

Der Sound ist natürlich nicht mehr so rau wie in den 50er oder 60ern, das groovt und rollt recht sauber, aber alles andere als emotionslos. Und natürlich gehört ein pechschwarzer Bläsersatz und jede Menge Seele in der Stimme auch dazu, um die richtige Atmosphäre zu schaffen.

Beim Booklet beschränkte man sich auf 12 Seiten (das hatten wir auch schon mal besser), aber dort steht alles drin was man wissen muss über diesen so mitreissenden Sound. Well done! Stelle ich dann neben Chicago Soul von Soul Jazz Records. (R-man)

PS.: Wem nach mehr dürstet, der kann mit Light On The Southside nachlegen. Da gibt’s dann auch ein schönes Buch dazu.

4 Kommentare:

Whirlyjoe hat gesagt…

warum nur macht ace kein vinyl? würde ich sofort kaufen. ich weiss, bei formaten bin ich ziemlich dogmatisch....

K-Nut hat gesagt…

...könnte bitte mal einer unserer Leser ohne Facebook-Konto oben links auf den blauen Shake Baby Shake-Schriftzug klicken und sich hier kurz zurückmelden. Es wäre interessant zu wissen ob die SBS-fb-Seite auch für Nicht-Facebooker sichtbar ist.

Danke!

Anonym hat gesagt…

also wenn man auf "gefällt mir"
klickt, muss man sich anmelden

darüber auf sbs in blau geklickt,
kommt man auf die fb Seite mit
einer Art "best of" vom Blog ...

nach dem heutigen Beitrag kommt
als zweites "Soul Britannia" ...

funktioniert also auch für
Nichtmitglieder - axel

K-Nut hat gesagt…

Perfekt! Das wollte ich hören.
Danke Axel!