Montag, 21. Februar 2011

Ohrenleiden!
DJ-ing im Eisenbahnwaggon Tja, am Samstag durfte ich ein letztes mal zusammen mit Kickers-Legende Klaus Täuber im legendären ffus-Waggon (Verein für Flüssigkeiten & Schwingungen) am Stuttgarter Nordbahnhof Platten auflegen. Denn diese einzigartige Oase Stuttgarter Subkultur (doch, die gibt es – ihr würdet staunen) wird spätestens im März wegen dem Stuttgart21-Schwachsinn platt gemacht. Nach elf Jahren Existenz in einem verborgen-verwunschenen Niemandsland einer Industriebrache inmitten der bodenständigen, am liebsten ja mit dem Geldbeutel denkenden schwäbischen Hauptstadt. Bitte nicht mit den Wagenhallen verwechseln, die sind zwar in der Nähe und auch ganz cool, da legt aber am Wochenende dann gerne mal DJ Shantel seine Balkan-Beats auf und verlangt 20 Euro Eintritt. Bei den Waggons handelt es sich in erster Linie um eine Künstlerkolonie, daher auch der offizielle Titel „Waggonateliers am Nordbahnhof“, es gab aber immer auch tolle Konzerte mit Musik der seltsamsten Art und natürlich auch wilde Partys zu jeder Gelegenheit. Und eben den regulären Samstags-Betrieb im Bar-Waggon, wo ich ab und zu auflegen durfte, wofür ich froh und dankbar bin. Die Bierauswahl ist übrigens beachtlich, vor allem gibt es das extrem leckere Augustiner! Man kann dort samstags so ab Mitternacht all das Zeug spielen, das sonst eigentlich nirgends geht. Denn das Publikum (an die 50 sollten gut reinpassen) ist konsequent openminded, kann zuhören und tanzt gerne zu genau den Platten, die andernorts bestenfalls verstörte Blicke auslösen würden. Es war dann wie zuletzt immer gut voll, dementsprechend auch schwerstens verraucht und Täuber und ich spielten einen, äh eher heterogenen Mix aus Punk, Gitarren-Noise, Shoegazer, Spacerock, DFA und ein wenig Elektronik. Selbstläufer sind dort Hits von Jonathan Richman oder Trio, ansonsten sollte man seine Freiheiten genießen und die Meute zu Gang Of Four, Aeronauten, Spacemen 3, James White, SYPH, Cramps, Alien Sex Fiend, Dinosaur Jr und LCD Soundsystem beglücken. Kollege Täuber landete den eindeutig größten Erfolg des Abends mit dieser doch seltsam-genialen Nummer, gut zehn Minuten Krautrock mit psychedelischem Groove, voll ausgespielt und bombenlaut. Der Hammer! Ich habe mich ganz besonders gefreut, dass die teils nicht mehr ganz fitten Menschen morgens um fünf zu dem wahrlich irren Psychedelic-Jazz von Gary Burtons „Vibrafinger“ den tatsächlich gerne leicht schwankenden Waggon noch einmal mit wilden Ausdruckstänzen in Bewegung brachten. Man könnte schon die eine oder andere Träne verdrücken, dass die Herrlichkeit jetzt bald vorbei ist. Andererseits vertraue ich den verdienten Machern ja fest, dass sie bald was Neues und ebenso Wildes an den Start bringen. Hier noch ein Link zum aktuellen politischen Geschehen,
und die Local Heroes Rocket Freudental beim Konzert im Waggon. Dank an Anna für die geklauten Fotos! (Whirlyjoe)

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Bitte um Aufklärung: wie kommt der geschätzte Klaus Täuber ins Spiel. Ein Freund von mir ist Lehrer, er hat ihn vor ca. 10 Jahren getroffen, als er Fanutensilien von Schalke an die Kinder des Ruhrpotts verteilte.
Jürgen

Whirlyjoe hat gesagt…

lustig, dass das jemand bemerktt: mein dj-kollege joachim und ich geben uns traditionell lustige pseudonyme aus den goldenen 80er jahren der stuttgarter kickers. ob der echte täuber auch platten auflegt, wage ich zu bezweifeln. ich trat als peter hobday an, den allerdings wohl niemand mehr kennt.

Anonym hat gesagt…

Eure Pseudonyme sind ja sehr gelungen, aber die Vorstellung, ein wohl eher biederer, ca. 50jähriger fränkischer Exprofi legt in Stuttgart frühmorgens SYPH auf, ist doch tausendmal schöner.
Peter Hobday ist mein Jahrgang und hat sogar ein wenig gelungenes Gastspiel bei meiner Frankfurter Eintracht gegeben. Ich habe einen nicht sehr großen blonden Lockenträger vor Augen, der eher über den Kampf kam.

Falls Ihr für einen Death-Metal-Abend noch zwei fiese Pseudonyme braucht: Auch Jürgen Klinsmann und Fredi Bobic spielten bekanntlich bei den Kickers.

Jürgen

Whirlyjoe hat gesagt…

genau der! hobday war ne kampfmaschine, extrem kopfballstark. alles, was von degerloch rüber über den neckar zu den roten nach cannstatt gewechselt ist, liegt allerdings ausserhalb unserer aufmerksamkeit. wir haben aber weitere legendäre typen in petto, ich sag nur detlef olaidotter....

Olaf hat gesagt…

Detlef Olaidotter kam von meinem alten Heimatsverein, dem VFL Osnabrück (oder verwechsel ich da was...glaub nicht!)