Montag, 25. März 2013

Der SBS-Live-Doppel(s)pass: Mama Rosin


Am Freitag in Bonn auf der Bühne, Samstag in Stuttgart und heute schon bei SBS im Blog: die Schweizer Cajun-Rock’n’Roller Mama Rosin.

Ich habe ja keine Ahnung, wo der Unterschied zwischen Cajun und Zydeco liegt, war mir aber sicher, dass der frankophil-folkige Sound aus den tiefsten Sümpfen Louisianas stammt, gespielt von inzüchtigen Nachfahren französisch stämmiger Einwanderer. Aber doch nicht aus Genf? Okay, dort ist die Schweiz ja auch französischsprachig – aber wer die drei Burschen von Mama Rosin auf der Bühne sieht, denkt jedenfalls mal gar nicht an eidgenössische Spießigkeit. Erst mal sieht man nur Haare: prächtig gelockte Matten zieren die Häupter der beiden Frontmänner, die E-Gitarre und Akkordeon spielen und dazu ganz famos Harmony singen und dabei nach waschechtem Mississippi-Delta klingen. Dazu stimmt auch der wuchtige Beat des (kurzbehaarten) Drummers.

Zydeco ist die "schwarze" Weiterführung von Cajun. Während beim Cajun eher countrylastiges Gefiedel vorherrscht kommen beim bluesinfizierten Zydeco hauptsächlich Akkordeon und Waschbrett zum Einsatz. Also ist Mama Rosin (wenn man sie denn irgendwo festmachen will) eher eine Zydeco-Band. 

Mama Rosin spielen Zydeco in der Garagenrock-Variante, ihr hervorragendes neues Album „Bye Bye Bayou“ wurde in New York mit Promi-Producer Jon Spencer aufgenommen – es hätte soundmäßig aber auch Dan Auerbach von den Black Keys sein können. Die ersten drei Alben erschienen bei Voodoo Rhythm Records, dem Label des umtriebigen Reverend Beat-Man – zweifellos auch ein Gütesiegel.

Wild Mustang
Im Bonner BLA fand der immerhin schon 37. Bonn Stomp statt, eine großartige Club-Konzert-Reihe des umtriebigen Col. Dirk G. - eine sichere Bank, wenn es um augelassene, trashige Sounds geht. Als ersten Act des Abends durften der weit angereiste R-man, badabing! und ich eine One Man Band namens Wild Mustang bestaunen. Der junge Mann bediente eine historische Drummachine, ein Mini-Keyboard und eine selbstgebaute Gitarre. Das Keyboard bediente er während des Gitarrespielens mit der Kopfplatte. Gesanglich war das Ganze , nun ja... gewöhnungsbedürftig - aber wir hatten 'ne Menge Spaß (auch wenn es darum ging die Cover-Versionen zu erkennen).

Mama Rosin
Zu den letzten Tunes von Wild Mustang stieß dann auch der gute Mighty Mike zu uns. Der Bursche hatte am Freitag Geburtstag und hätte sich mit Sicherheit eine wesentlich schlechtere Location für diesen Anlass aussuchen können.
Zum Konzert-Start von Mama Rosin war die Bonner Lärm Anstalt dann auch voller gut gelaunter Menschen. Der erste Song war noch etwas verhalten, aber das sollte sich ganz schnell ändern.

Beim Konzert im Stuttgarter Goldmarks war der Laden bis zum Konzertbeginn dann doch auch sehr ordentlich gefüllt und die zunächst etwas hüftsteifen Schwaben brauchten zwei, drei Songs zum Auftauen – dann wurde aber gut getanzt und jeder Song euphorisch beklatscht. Denn die Jungs sind nicht nur supersympathisch, sondern zeigten auch eine wirklich unbändige Spielfreude. Gleich mehrfach kam ein stählernes Waschbrett zum Einsatz, unser Freund Peter Weber wäre vor Ergriffenheit in die Knie gegangen. Vor allem die schnellen Songs kommen extrem rasant und dynamisch rüber, das dominante Akkordeon zum Glück nie im stumpfen Polka-Beat a la Pogues landend, sondern irgendwie funky und immer extrem druckvoll.

Beim Tonträger geht das dann ein wenig in Richtung Black Keys meets Attwenger, live klingt es aber nach sattem Rock’n’Roll – eben mit würzigem Cajun-Flavor. Das Publikum war zu Recht begeistert, forderte etliche Zugaben (darunter eine gekonnte CCR-Nummer) und alle waren rundum glücklich. Nicht nur ich hatte nach dem Konzert den Eindruck, dass Mama Rosin eine perfekte Band für ein zukünftiges Orange Blossom Special-Festival wären – war denn Chef-Booker Rembert zufällig auch in Bonn dabei, Knut?

Ich fand auch die swampigen Sounds am zwingendsten. Das gelungene CCR-Cover Run Through The Jungle fiel in dem Kontext kaum auf. Ebensowenig wie Alan Vegas Jukebox Baby, das sie in eine wilde Party-Nummer eingebaut hatten.
Mama Rosin auf dem OBS wäre ein Traum, da waren wir uns alle einig! (Rembert war zwar auch in Bonn, war aber mit Crossroads beschäftigt.)

Das aktuelle Abum gibt es hier

(Whirlyjoe + K-Nut)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ja, die Belgier waren gut!
BadaBing!