Freitag, 12. Dezember 2008

Testify encore
Nachdem Joe ja schon nach ersten und peinlichsten Konzerten gefragt hat, würde ich ja nun doch ganz gerne mal ein paar besondere, schöne, lustige oder beeindruckende Storys zu diesem Thema hören. R-Man hat da in den comments ja schon einige zum besten gegeben. Gänsehaut, Lachkrämpfe, Sex & Crime, Begeisterung und Entsetzen. Was wird Euch in ewiger Erinnerung bleiben?
Unvergesslich für mich die beiden Konzerte, die ich vorzeitig verließ und dies recht bald sehr bedauerte: Trouble Funk in Düsseldorf. Mein zweites TF Konzert (was habe ich die geliebt!). Man stelle sich vor, ein einziger über Stunden durchgespielter (aber geiler) Groove, eine recht große Halle, in der von der ersten bis zur letzten Reihe wild getanzt wurde. Das war schon irgendwie recht archaisch (…da waren wohl auch ein paar chem. Substanzen im Spiel). Ich war nach einem harten Arbeitstag aber ziemlich platt und wollte dann nach über zwei Stunden Go-Go heim. Kaum waren wir, völlig durchgeschwitzt, draußen in der Kälte, die großen Scheiben des alten Fabrikgebäudes schepperten furchterregend, wollte ich auch schon wieder rein – keine Chance.
Last Exit im Kölner ‚alten Wartesaal‘. Als Material/Laswell-Fan der ersten Stunde für mich ein Muss! Da kannte ich Herrn Brötzmann aber noch nicht! Waren die Alben, die ich aus dem celluloid-Umfeld kannte zwar auch recht jazzig/improvisiert, so hatten sie doch meist eine groovebetonte Struktur. Was uns da aber im Wartesaal von Bill Laswell, Peter Brötzmann, Ronald Shannon Jackson und Sonny Sharrock um die Ohren gehauen wurde war schon ein anderes Kaliber! Sehr frei, sehr laut, sehr brutal. Hab‘ ich leider nur ‘ne gute Stunde ausgehalten. Bass, Gitarre, Schlagzeug fand‘ ich ja großartig aber das Saxophon von Peter Brötzmann versetzte mich akut in Angst vor Ohrenblutungen. Dieses Konzert wurde schon kurz danach als musikalischer Meilenstein dieses Genres gefeiert und ich hatte die Flucht ergriffen! (den Gig gibt’s inzwischen auf CD – nie gehört)
Eins der schönsten Konzerte: Was (Not Was) auch im ‚Alten Wartesaal‘ Was (Not Was), damals (wie heute) eine meiner Lieblingsbands hatten gerade einen Mini-Hit mit Walk The Dinosaur und wir waren sehr frühzeitig eingetroffen um gute Plätze zu bekommen. Zu Konzertbeginn teilten wir uns mit geschätzten 200 Personen den recht großen Saal. Von unseren Plätzen in der ersten Reihe konnten wir zum Bierholen zwischendurch problemlos nach hinten an die Theke und wieder zurück. Bereits beim ersten Song gab es ein echtes Technikproblem: Gitarrist Randy Jacobs war nicht zu hören. Nach zwei gitarrenfreien Nummern und hektischer Techniker-Aktion kamen wieder Töne aus seinem Instrument - und was für welche! Anscheinend wollte Jacobs die versäumten Noten alle nachholen und warf sich dermaßen mitten in den dritten Song, dass sich mir die Nackenhaare aufstellten. Ich bin eigentlich kein Freund von Vielspielern aber dieses geniale ellenlange Gitarren-Freakout wird mir unvergesslich bleiben. Die Mitmusiker grinsten breit und begleiteten brav. Dafür wurden dann die Hits nicht, wie üblich, breit ausgewalzt sondern in einem kurzen Medley verwurstet.
Also nutzt die comments für Prahlereien, für Anekdötchen und besondere Momente. (k-nut)

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Roskilde (Dänemark) anfang
der 90er: 7 Bühnen, 120 Bands
und ca. 120.000 Leute - davon
90.000 in silbernen Iglu-Zelten
(viele Menschen versuchten 3
Tage lang einfach nur ihr Zelt
wiederzufinden) zum 25jäh.
Jubiläum gab es sogar 1994
einen gut gelaunt aufspielenden
Bob Dylan!!
aber die Highlights waren:
David Byrne betritt im grünen
Zelt allein mit Gitarre die
Bühne - spielt uns eine halbe
Stunde in den Himmel, man war
glücklich und brauchte NICHTS
mehr - dann öffnete sich der
Vorhang und eine 12 köpfige
Band spielte groß auf, mit
Bläsern, schönen Sängerinnen
und allem was man sich nur
vorstellen konnte - noch ne
Stunde im Himmel - unvergessen

oder Johnny Clegg und Savuka
auf der Hauptbühne bei Sonnen-
schein vom ersten Ton an kpl.
das ganze Concert mit meiner
Schwester durchgetanzt ...
der weiße Zulu ...

man hat immer für drei Tage
zu viel gesehen - aber schön
war es - leider kippte Mitte
der 90er die Kiffer-Stimmung
in ein Pillenfestival - alles
ist irgendwann vorbei - außer
dieser Blog - cu axel

(ich war 5x dort - r-man glaub
20x - er könnte sicherlich für
2009 jeden Tag eine Roskilde
Geschichte erzählen ...)

Anonym hat gesagt…

hihi, Johnny Clegg und Savuka ist ja auch eine echte beichte. habe ich tatsächlich auch mal gesehen.

k-nuts erfahrungen erinnern mich an mein erstes george clinton/parliament/funkedelic-konzert in den frühen 90ern. generell finde ich ja, das für ein gutes konzert eine stunde reicht, aber die haben mit über 20 leuten auf der bühne einfach nicht mehr aufgehört. es wurde dann ein vier stunden langer psychedelischer monstergroove ohne unterbrechung, die halle hat sich trotz völliger begeisterung langsam geleert und am schluss waren vielleicht noch 50 leute da. als einpeitscher und conferencier fungierte maceo parker.

das bringt mich zur abteilung chance verpasst: in tübingen spielte maceo einst nicht mit seinen üblichen muckern, sondern mit den leibhaftigen meters. vor weniger als 100 leuten.

oder curtis mayfield in stutgart, ganz kurz vor seinem schweren bühnenunfall, ca. 100 anwesende funakteers im schützenhaus.

Anonym hat gesagt…

Johnny Clegg hab' ich mal im Vorprogram von Earth, Wind & Fire gesehen.
...aber da ist irgendwie nix bei mir hängengeblieben.

Anonym hat gesagt…

jau mein lieber k-nut, du erinnerst dich sicher auch an unser gemeinsames The Twang Konzert im underground wo die armen jungs vor max 11 zuschauern spielten...und wir hatten sogar karten aus dem vorverkauf! das hätte doch auch schön auf deiner festivalwiese hinterm haus...
magic moment: klar erstes date mit madame beim Kid Creole and the Coconutz Konzert in der Sporthalle; und so waren auch die fast 25 jahre...
BadaBing!