Mittwoch, 2. Januar 2013


Felkels Liste

Um mal wieder Frank Sinatra zu zitieren: "It was a very good year", musikalisch und - wen's denn interessiert - auch familiär. David ist mittlerweile knapp zweieinhalb und seine persönliche Top 5 des Jahres waren, wenn ich das richtig verstanden habe: "Heart Of Gold" von Neil Young, "You'll Never Walk Alone" von Gerry & The Pacemakers, "Another One Bites The Dust" von Queen, "Yellow Submarine" von den Beatles und "A Whiter Shade Of Pale" von Procul Harum. Oldschool, but he loved it. Die Favoriten seines Daddys haben im Verlauf des Jahres so oft gewechselt wie kaum je in der vergangenen Dekade - siehe dazu auch die Shake-Baby-Shake-Blog-Halbjahresliste und meine Top-5-Liste im Musikexpress. Genug der Vorrede, hier sind sie nun - Felkels Lieblinge eines tollen Jahres:

01. Bob Dylan - Tempest

Der Meister knarzt und knurrt sich als Moritatensänger der Apokalypse durch zehn hochgradig faszinierende Songs, die das alte unheimliche Amerika beschwören. Nicht nur die Lennon-Hommage "Roll On John" rührt zu Tränen.


02. Neil Young - Psychedelic Pill

Noch so ein alter Held, der sich auf seine alten Tage aufschwingt zu neuen Höhenflügen: Das 28-minütige Epos "Driftin' Back" ist Youngs bester Song seit "Like A Hurricane", "Psychedelic Pill" sein bestes Album seit "Ragged Glory" und - um eine Binsenweisheit zu wiederholen - Crazy Horse ist die beste Garagenrock-Band der Welt.


03. Scott Walker - Bish Bosch

Diese neun Klangskulpturen tragen nicht nur seltsame Titel, zum Beispiel "SDSS1416+13B (Zercon, A Flagpole Sitter)" oder "Epizootics!", sie sind auch Lichtjahre entfernt von allen musikalischen Konventionen. Hört sich an, als würde die Sonne nie wieder scheinen.


04. Andrea Schroeder - Blackbird

Für mich die Entdeckung dieses Jahres: erst der famose nachtschwarze Auftritt an einem sonnendurchfluteten OBS-Nachmittag, dann das grandiose Album, das alles hält, was der Gig versprach. Diese betörende Stimme. Dieses filigrane Gitarrenspiel. Diese wundervollen Songs. Bitte ein Riesenstrauß rote Rosen nach Berlin. Danke Andrea, danke Jesper.


05. Dexys - One Day I'm Going To Soar

Das Comeback des Jahres, ein mitreißendes, elegisches, überkandideltes, wahnsinniges Album und dabei so urenglisch, dass es der perfekte Soundtracks für die Lektüre von Charles Dickens' neu übersetztem Klassiker "Große Erwartungen" war.


06. Spain - The Soul Of Spain

Neben Andrea Schroeder der zweite Glitterhouse recording artist in dieser Liste, und das aus gutem Grund: Mein schönster OBS-Moment ever - falls sich die vielen schönen OBS-Momente auf einen reduzieren lassen - war, als Midnight Choir "Will You Carry Me Across The Water?" spielten. Doch gleich danach kommt der komplette Spain-Auftritt beim 2012er OBS. Welch eine Magie. Welch großartige Melodien. Welch süße Melancholie.  Und all das gilt auch für "The Soul Of Spain".


07. Tindersticks - The Something Rain

Stuart Staples und seine Nachtschattengewächse haben 2012 ihren besten Longplayer seit den schon legendären Frühwerken "Tindersticks" (mit der Tänzerin auf dem Cover) und "Tindersticks" (mit den lustigen Anzügen auf dem Cover) aufgenommen. Ein Vier-Uhr-morgens-Wunderwerk, bernsteinfarben wie erlesener Maltwhiskey.


08. Kid Kopphausen - I

Keine großen Worte, nur: Goodbye, Nils. Mag es wunderschön sein, wo immer Du jetzt bist. Und möge es dort die beste Musik geben.


09. Mary Epworth - Dream Life

Heiß ersehnt, lang erwartet - und es ist tatsächlich eine wahnwitzig facettenreiche Platte geworden, in der man sich verlieren kann und die einen in jedem Moment zu überraschen vermag. 


10. Michael Kiwanuka - Home Again

Meine zweite Entdeckung des Jahres, seelenvolle Songs, herzerwärmender Gesang, ultrarelaxtes Backing - Terry Callier (Rest in peace!), Marvin Gaye und andere Soul-Brethren wären stolz auf ihn.



Außer Konkurrenz:

Can - The Lost Tapes: was für ein langer, seltsamer, wunderbarer Trip

Jethro Tull - Thick As A Brick: einer der besten Momente des Progrock, endlich wiederveröffentlicht - und dieses Album bezaubert mich noch immer so wie beim ersten Hören anno 1972.

Van Morrison - Born To Sing: No Plan B: Mein Lieblingssänger hat sein neues Album leider mal wieder auf Autopilot eingespielt. Dennoch gibt's auch hier magische Momente.

The Doors - Live At The Bowl '68: Endlich - der komplette Gig. Jim Morrison randvoll mit LSD, die Band so tight wie selten. Die Doors im Zenit ihres (Live-) Schaffens.

Aztec Camera - High Land Hard Rain: In den 80ern sorgten die Bands des Postcard-Labels für etwas Glanz im Dunkel dieser Dekade. Roddy Frame ist ein begnadeter Songwriter, und das hier ist sein Meisterwerk.



Was sonst noch Freude machte:

Die TV-Serien - selbstredend nur echt auf DVD - "Boardwalk Empire", "The Wire", "Mad Men" und "Game Of Thrones", Wolfgang Doebelings großartiges Interview-Buch "Pleased To Meet You", "No More Sad Refrains", die Biographie der unvergessenen Sandy Denny, Pete Townshends Autobiographie "Who I Am", das Gesamtwerk von Don Winslow und Florian Illies' faszinierender Bilderbogen "1913".

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hach !!! Endlich mal eine Liste wo ich alle 10 Alben nicht nur kenne, sondern auch besitze
Peter hth

Anonym hat gesagt…

Lieber Peter F.
auch mit Deiner Top Ten viele Übereinstimmungen. Von Aztec Camera werde ich mal wieder meine alte Vinyl LP rausfischen, danke für die Anregung. Deine wunderbaren Reviews im ME: immer wieder gerne gelesen!
Schönes neues Jahr von
Günter Ramsauer

Anonym hat gesagt…

Lieber Pete,

danke für die Tips!
und ich freu mich auf die dritte Staffel von Boardwalk Empire bald im TV...
BadaBing!