Donnerstag, 3. Mai 2012

Dirty in Deutschland
The Fabulous Penetrators 

Am Freitag sollten die Fabulous Penetrators im Subrosa in Dortmund spielen, bei freiem Eintritt als Teil einer Rockabilly Night und um 20 Uhr sollte ihr Auftritt beginnen. Das Subrosa ist eine nette Kneipe im Hafengebiet von Dortmund, Chef Cornel ist ein rühriger Kauz, aber der Laden ist bei mir nicht unbedingt als Epizentrum des Rock & Roll gespeichert. Noch dazu hätte ich keinerlei Verbindung zwischen Subrosa und dem Genre Rockabilly vermutet und warum muss die einzige Liveband um 20 Uhr auf die Bühne gehen? Was ist das denn für ein Konzept?
Das alles ging mir durch den Kopf, als wir um 18 Uhr in einem alten Ford Mondeo gen Ruhrpottmetropole preschten. Da meine Begleiter an dem Abend noch fahren mussten, entfuhr mir im 10-Minuten Abstand ein „Mann, habe ich heute einen Durst!“ Was sich später rächen sollte.

 Im Subrosa angekommen, hätte ich mal direkt fast die Schiebetür zum Nebenraum aus der Verankerung gerissen, weil ich sie halt „normal“ öffnen wollte. Dahinter traf ich dann auf Sänger Liam, einen der nettesten Menschen dieses Planeten. Die anderen drei Penetratoren tauchten kurz danach auf und wieder einmal badete ich in der so famosen Wohlfühl-Bandchemie. Und verklappte eifrig DAB von Fass. Rockabilly – oder was Cornel dafür hielt – lief auf Shuffle vom Laptop und als die vier Kämpfer aus London gegen 21 Uhr die Winzbühne des Subrosa betraten, setzten sich die acht offensichtlichen Rockabillysten und – bellas auf die Raucherveranda. Das war egal, denn der schmale Schlauch zwischen Bar und Wand hatte sich bis dahin ganz ordentlich gefüllt.

Die Penetrators legten wie gewohnt mit The Hump los wie die Feuerwehr, hatten ansonsten aber nur noch zwei alte Songs im Programm. Die neuen Tunes brauchen noch etwas Arbeit und ich bin mir nicht ganz im Klaren, ob es wirklich eine Ballade braucht, aber das minderte nicht den Spass am Hi-Speed-Rock & Roll der Burschen. Die Reduzierung zum instrumentalen 3-piece mit Sänger hat ihnen nicht geschadet, Joao und Clem grooven wie Hölle und Crispin’s Finger zu beobachten, während er aus seiner Gretsch eine Soundlawine nach der anderen holt, das fordert schon höchsten Respekt ein. Aber was wären die Penetrators ohne Frontbär Liam?!? Der kam in siedend heißen Club üppig bekleidet auf die Bühne. Zuerst entledigte er sich seines Zorro-Capes, dann war das Leopardenjacket dran, schließlich die Weste. Dann stand er da im großgemusterten Blumenhemd, zog die Hose aus und hatte darunter die passende Hose zum Hemd – so eine Art mutiger Pyjama. Wow!

Was soll ich sagen: beste Rock & Roll Unterhaltung! Nach dem Konzert wurde noch stundenlang weitergeschwatzt, wobei sich ihr Roadie Michael –ein australischer Hardrocker- als prächtige Humor-Ergänzung erwies. Leider gingen die beiden auf dem Heimweg eingeschmissenen Veggieburger mit den diversen DAB und dem Mief im Mondeo (Alter Rauch, neuer Rauch, ein Vanille-Raumerfrischer, alte Heizung im roten Bereich) eine sehr unheilige Verbindung ein, sodaß ich back at home noch eine Runde Porzellanbus fahren musste. Egal, wo gehobelt wird, da fallen auch Späne.
Long live the Fabulous Penetrators!
(R-man)

Ein Tag später in Köln. Im Sonic Ballroom wird ja üblicherweise etwas später angefangen. Im Vorprogram gab es Horst With No Name, ein offensichtlich recht schmerzfreier junger Mann, der mich als One-Man-Band zwar nicht über die gespielten 30 Minuten fesseln konnte, aber für zwei Songs einen Mitmusiker/Stargast auf die Bühne bat, der gekonnt ein paar Kuhglocken und ein Theremin bediente. Das funktioniert auf der OBS-Pausen-Kurzstrecke mit Sicherheit besser.

Auch in Köln gab's ein herzliches Wiedersehen mit der Londoner Rasselbande. Clem musste natürlich seinem Ruf gerecht werden und beklagte sich über "too less girls". Die zweite Gitarre fehlt tatsächlich kein bisschen. So sympathisch Steven auch war, auf der Bühne fehlte er mir nicht wirklich. Crispin macht da einen tollen Job. Die Jungs machen aktuell einen unglaublich hungrigen, super eingespielten und druckvollen Eindruck. Die "Ballade" würde ich eigentlich nicht als solche bezeichnen; die Nummer wird nach hinten raus ja doch recht laut, ist aber zugegebenermaßen eher untypisch für die Penetrators. Liam äusserte vor dem Song auch, dass er etwas Angst vor dem Ding hätte.

Dass Liam gerne diverse Teile seiner Bühnenkleidung auf der Bühne ablegt ist ja nicht neu (auch im Ballroom war es ziemlich warm). Als er aber Schuhe und Hose auszog war ich dann doch etwas irritiert. Das Beinkleid unter der Hose würde ich ja eher als Plüschleggins bezeichnen. Mir fällt weder ein Grund für die Herstellung noch für das Tragen eines solchen Kleidungsstückes ein.

Nach zwei Zugaben machte die Band einen ziemlich fertigen aber glücklichen Eindruck. Ich musste mich dann auch leider zeitig verabschieden, da ich Sonntag früh noch arbeiten durfte und zudem mit dem PKW angereist war. Aber wenn man an einem solchen Abend trotz alkoholfreiem Bier und Cola dermaßen viel Spaß haben kann spricht das schon für sich. Ein wirklich großartiger Gig, gute Jungs, toller Laden!
(K-Nut)

Das große Finale der Dirty in Deutschland-Tour fand dann mal wieder in Stuttgart statt, wo die Fabulous Penetrators bereits zum dritten Mal gastierten: nach dem Stag-O-Lee Labelstart 2009 im inzwischen leider verblichenen Beat Club und dem letztjährigen Gastspiel im Zwölfzehn ging es diesmal ins Goldmarks, der eher punk-orientierten Location am Stuttgarter Charlottenplatz.

Kleinere Widrigkeiten taten einem höchst gelungenen Abend keinen Abbruch: so blieb der Bandbus (genauer: R-mans Familienmobil) kurz vor dem Ziel – aber immerhin innerhalb der Stadtgrenzen – liegen, und der eigentlich sehr guten Idee, die Party nach der Show mit den legendären DJs Jens-O-Matik und Reverend Reichsstadt kurzerhand ins Freie zu verlegen, machte dann ein Gewitter einen Strich durch die Rechnung. So wurde also erst draußen zum ausgiebigen Meet & Greet getrunken (Augustiner, das Beste!), die verzweigte Stuttgarter Community fand erfreulich vollzählig zusammen und sorgte für ein sehr gut gefülltes Haus.
Die vielversprechenden Local Heroes The Tremolettes boten als Jungspunde Anfang 20 ein gut abgehangenes Set zwischen Soul, Country und deftigem Rock (und einem sehr coolen Booker T.-Cover) und sorgten für einen perfekten Einstig in ein erneut wildes Set der Penetrators.

Liams wechselnde Outfits schmeichelten dem Auge des Besuchers, die einzige Konstante sind da wie gewohnt die weißen Slipper. Auch ohne einen zweiten Gitarristen (der jüngste Neuzugang an den Saiten ist schon wieder weg) klang die wilde Truppe tight wie immer, mittlerweile zahlt sich das langjährige Zusammenspiel wirklich aus. Das schwäbische Publikum gab sich anfangs gewohnt hüftsteif, aber die zweite Hälfte des Konzerts war dann von großräumigen Pogoaktivitäten geprägt, dass sogar der Türsteher im Einbauschrankformat ein wenig bremsen musste. Die Jungs hatten sichtbar Spaß und gaben wie gewohnt alles, Schweiß und Bier flossen in Strömen – wie immer eben bei einem Penetrators-Konzert.

Anschließend übernahmen Jens und Robin dann die Decks und spielten einen rundum spoonful-tauglichen Freestyle-Mix zwischen Ska, R&B, Punk und Rock’n’Roll, während wir erst mal draußen standen und Sauerstoff tankten. Die Band gesellte sich dann zu uns, inzwischen kennt man sich ja. Normalerweise verspüre ich kein allzu großes Bedürfnis, mich nach Konzerten mit den Musikern zu unterhalten, aber diese Burschen sind einfach sensationell nett, freundlich und kommunikativ. Dazu versorgten sie uns mit reichlich Backstage-Getränken und alle hatten richtig Spaß. Das sind einfach gute Jungs, die auch nicht vergaßen, ihren heldenhaften Tourmanager Yannick verdientermaßen über den grünen Klee zu loben.

Gegen drei standen wir dann wieder im Club, wer noch konnte, tanzte wild und entfesselt zu einem immer mutigeren und rocknroll-lastigeren Stilmix, den Jens dann tatsächlich mit den mir vorher mit verschwörerischer Miene angekündigten Hardrock/Metal-Nummern krönte: „La Grange“ von ZZ Top und „Run To The Hills“ von Iron Maiden. Hell Yeah! Beim Raustaumeln nahm ich im Hintergrund dann schließlich noch „California Über Alles“ von den Dead Kennedys wahr – ein perfekter Abschluss für einen sehr sehr lustigen und wie erwartet auch bierseligen Abend.

 Freuen wir uns alle schon mal aufs OBS 2013, wo die Penetrators laut eigenem Bekunden wieder spielen werden. Hoffentlich stimmt’s auch!
(Whirlyjoe)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

sehr schöner Bericht, aber so schlecht war der Horst doch nicht lieber K-Nut.
BadaBing!

K-Nut hat gesagt…

Wo steht da was von "schlecht"?

Ich wäre ihm bloß nicht böse gewesen wenn er nach 20 Minuten Schluss gemacht hätte...