Samstag, 25. Mai 2013




K-Nut: Mick Flannery war mal wieder ein perfekter mittäglicher Einstieg - da kämpfe ich ja meist gegen einen leichten Hangover. Dabei mag ich eher sanfte Töne. Der Starkregen vom Vortag hatte sich in einen dauerhaft niederrieselnden Landregen verwandelt - der Rasen in eine knöcheltiefe Matschwüste.
Daniel Norgren

Whirlyjoe: Stimmt, am Samstag hat es ja erst mal auch noch geregnet. Da war ich aber noch frühstücken – mit frischem Rührei von Heike, da kann man schon einmal einen Barden verpassen….

K-Nut: Warum Daniel Norgren neben einer hervorragend gespielten Gitarre auch noch das rudimentäre Schlagzeug bedienen muss, verstehe ich nicht wirklich. Personalkosten können es  nicht sein: er leistet sich einen Keyboarder, der die meiste Zeit neben der Bühne verbrachte.
Daniel Norgren hatte ich ja schon im Vorprogramm der Great Crusades erleben dürfen. Da bin ich hin und weg! Schüchtern-expressiver Psychedelic Southern Blues (doch, das geht!)

Gar nicht genug loben kann man den exzellenten Bassmann: Großartiges, songdienliches Spiel und erstklassiger Harmoniegesang. Toll! 

Whirlyjoe: Volltreffer. Von den Bands, die ich noch nie gesehen habe, mein diesjähriger OBS-Favorit. Grandios sind diese langen, fast stehenbleibenden Gitarrensoli – extrem hypnotisch! Und richtig, der Upright Basser sang die allerschönsten Harmonies. Großartiges Album auch, die Nummer auf der OBS-Compilation ist aus meiner Sicht sehr unglücklich ausgewählt. Herrn Norgren wünsche ich den größtmöglichen internationalen Erfolg! Und hey – es hat aufgehört zu regnen!

K-Nut: Auftritt Fabulous Penetrators; offensichtlich gut erholt vom Stadtkrug-Besuch legten die vier ein tolles Set auf die Bühne. Den zweiten Gitarristen vermisse ich nicht im Geringsten. Was Crispin da auf seiner wunderschönen Gretsch zaubert reicht für zwei. Die Band ist deutlich gereift und Liams "Schüchternheit" bezüglich der "Ballade" ist auch nicht  mehr nötig. Sitzt! Ein sehr energiereiches und erfrischendes Set.

The Fabulous Penetrators
Whirlyjoe: Die sind ja inzwischen richtig gute Freunde der SBS-Crew geworden, da ist es mit Objektivität natürlich nicht weit her. Dennoch: sie werden tatsächlich immer besser: tighter, souliger. Die Hits kann man mitsingen, die schräge Performance sitzt. Und später war Crispin ganz glücklich, dass ich mich an Boogie-Rock a la ZZ Top erinnert fühlte. Billy Gibbons ist einer seiner ganz großen Helden… Fabulous Penetrators kommen bei mir wie Daniel Norgren aufs Siegertreppchen.

K-Nut: Die folgende Caroline Keating war da natürlich ein heftiger Break. (Ich werfe mal klischeehaft Tori Amos und Kate Bush in die Runde.) Ich fand's wunderhübsch - aber mehr leider auch nicht. Das liegt jedoch eindeutig an mir: Bei wunderhübscher Musik wird meine Aufmerksamkeits-Spanne irgendwie immer kürzer.
 
Whirlyjoe: Mit dem Album konnte ich ja gar nichts anfangen, aber das Mädchen hat tatsächlich eine umwerfende Bühnenpräsenz. Extrem selbstbewusst und unkompliziert gut gelaunt, hatte sie das Publikum fest im Griff – was sicher auch an ihrem attraktiven Äußeren lag. Von meinen Jungs auf dem Campingplatz entbrannte nicht nur einer in Liebe….

K-Nut: ...Boy Division - ...was soll ich dazu sagen?
Entweder bin ich für diese Band zu doof, zu humorlos, zu linkskonservativ oder zu alt (ich vermute alle vier Möglichkeiten treffen zu), aber dieses Spiel mit mir unverständlich ausgesuchten Coverversionen, Fascho-Outfit und nervendem Megaphon-Gegröhle geht mir unglaublich auf den Geist. Verstehe ich einfach nicht! - und mir fehlt auch jeglicher Antrieb das verstehen zu wollen. Vielleicht erklärt mir das ja mal jemand in einem ruhigen Moment... (...Rembert?)


Whirlyjoe: Du linkskonservativ? Dachte du bist Kölschtrinker?! Boy Division muss man glaube ich nicht so ernst nehmen. Mir hat‘s gefallen, wie sie Klassiker der Pop- und Punkgeschichte boydivisioniert haben. Also zerhackt und plattgehauen. Das „Fascho-Outfit“ ist doch ein Zitat vom Zitat der oft zitierten Punk-Geschichte – ethische Bedenken kann man da durchaus mit Bier runterspülen, mein Lieber. Zwanzig Minuten fand ich genau richtig.


Skinny Lister
K-Nut: "Ethische Bedenken" wollte ich gar nicht anbringen. Ich bleibe aber dabei: Verstehe ich nicht, gefällt mir nicht. Und zerhackte und plattgehauene Musik brauche ich in meinem Leben genau so wenig wie Kölsch!

Skinny Lister spielten anschliessend Traditionals und eigene (schwache) Songs und wirkten dabei wie eine Vorschulklasse mit 'ner Buddel voll Rum. Mir war das leider alles viel zu inszeniert und aufgesetzt. Volltrunken in einem kleinen Pub mag das funktionieren, aber mir war das zu künstlich. Die Folkklassiker habe ich alle schon besser gehört, die eigenen Songs waren mir zu schwachbrüstig und in der Buddel war wahrscheinlich Mate-Tee...


Whirlyjoe: Hat mich nicht so interessiert, war dann auch so wie erwartet. Pogues in sehr light, aber doch grundsympathisch und nach Boy Division die notwendige Gutelaune-Band.

K-Nut: Die haben mir dann tatsächlich hinten auf der kleinen Publikums-Bühne deutlich besser gefallen.

Mit We Invented Paris ging's wieder deutlich bergauf. (Die Elektronik-Sprengsel fand ich sogar sehr gelungen.) Nettes Set für junge Menschen.


Whirlyjoe: Hat mich nicht so interessiert, weshalb ich mich anderweitig unterhalten habe.

Nick Waterhouse
K-Nut: Auf Nick Waterhouse hatte ich mich im Vorfeld sehr gefreut, war aber (anders als viele Mitstreiter) nie ein überzeugter Fan des Albums. Die relative Eintönigkeit der Platte fand sich aber gottseidank nur in der ersten Hälfte des Auftritts wieder. Sehr cool, sehr souverän, vielleicht etwas zu schweißfrei. Und Rhythm'n'Blues hörte man ja auf dem OBS auch noch nicht. Hat großen Spaß gemacht!
...und dass der Boy Division-Gitarrist die Band auf dem Balkon dermaßen abgefeiert hat, 
hat ihm einige Sympathiepunkte gerettet.(...wahrscheinlich sind das alles nette Jungs?!?)
Nick Waterhouse -Zugabe-

Whirlyjoe: Da war ich dann doch sehr gespannt. Auf jeden Fall ein guter Zug, mal was tanzbar-R&B-lastiges auf die OBS-Bühne zu stellen. Die fast immer arg latente Funkiness ist ja wohl gewollt, passend zum coolen Styler-Image.
Aber irgendwie ist es doch schade, dass die Musik nie so richtig explodiert, weshalb ich das Set dann auch nur so dreiviertelgut fand. Etwas vergossener Schweiß könnte Nick nicht schaden.
Bewundernswert mal wieder der kundige Pete F. an meiner Seite: nach dem zweiten Song meinte er, dass Waterhouse wohl viel Van Morrison gehört habe – fand ich in dem Moment ja nicht, kurz danach beglückte uns der Künstler aber gleich mit zwei gecoverten Songs des Meisters. Respekt mein Lieber!

K-Nut: Dry The River (ich zitiere mich jetzt selbst:) waren gut, bis zu dem Augenblick, an dem der Gesang einsetzte. Das war leider sehr, sehr früh. Dieser gepresste Falsett-Gesang gefiel mir schon auf Tonträger nicht. Live vertrieb mich das Gequieke sehr schnell vom Gelände. Ich fand allerdings eine wunderbare Zufluchtsstätte im geliebten Stadtkrug, in dem wir, mit tatkräftiger Unterstützung der Fabulous Penetrators, den Tag ausklingen liessen. Danke an alle Beteiligten für diese unvergessliche Nacht.

Whirlyjoe: Dry The River erwiesen sich leider als Problembär im OBS-Line-Up. Dabei fand ich die letztes Jahr beim kleinen Club-Konzert recht gut, mit fettem, gitarrenbreitem Indie-Folk-Sound. Rockstar-Allüren zeigten sie aber schon damals, als sie nach einer knappen Dreiviertelstunde mitten drin aufhörten. Beim OBS dann leider als einzige Band ein katastrophaler Sound – wir standen zentral zwischen Bühne und Mixer, ich hörte nur Bass, keine Gitarren, keine Geige (erst Minuten später optisch erkannt) dafür aber diese inzwischen leider extrem penetrante Kirchenchorknaben-Stimme.
Nach drei Songs zogen wir uns entnervt zum Plausch in den hinteren Garten zurück.

Hat der Sänger nicht erzählt, dass sie gerade fünf (!) Monate im Studio waren? Das hat doch seit Genesis und den Eagles in den 70ern nie mehr jemand gemacht….

Dafür war es im Stadtkrug dann tatsächlich wieder lustig. Voller denn je, was der guten Laune aber keinesfalls schadete. Und mit Herrn K-Nut alte Hits auflegen, ist immer wieder Ehre und Vergnügen!

K-Nut: Das Vergnügen war ganz meinerseits. ...und die Ehre sowieso!
Angeblich soll ich ja sogar getanzt und mit Liam und Pete F. "Twist & Shout" gesungen haben...
Eigentlich unvorstellbar - allerdings war meine Stimme am nächsten Tag erst einige Stunden nach mir auf dem Gelände.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lieber K-nut, tanzen nenn ich das nicht, aber mit"gesungen" hast du schon!
Bada Bing!

K-Nut hat gesagt…

Zum Tanzen war der Platz ja auch definitiv zu knapp!

Wir sind Dir aber höchst dankbar für den Soundcruiser-Bodyguard-Einsatz.
(Nachdem uns am Freitag einige Gäste in die Anlage geflogen kamen, hat sich am Samstag BadaBing! als menschlicher Wellenbrecher selbstlos vor den Abspielgeräten positioniert.)

Anonym hat gesagt…

Halbsowild! und mit Pete F´s Hilfe
Bada Bing!

Whirlyjoe hat gesagt…

tatsächlich, wir haben die heldenhafte security durch die beiden peters vergessen zu loben. jungs, euer einsatz wird in die stadtkrug-geschichte eingehen!