Dienstag, 23. Dezember 2008

Adventskalender Vol. 12 R-man Hinsichtlich der Neuerscheinungen war 2008 ein schwieriges und eher unergiebiges Jahr für mich. Aber das kann auch an mir gelegen haben. Als Profihörer für den Glitterhouse Mailorder-Katalog werde ich tagtäglich mit so viel Zeug überschüttet, dass man je nach seelischer und körperlicher Verfassung Tage hat, an dem einen der Kram zu den Ohren rauskommt. Wenn er da überhaupt reingeht und nicht sofort an den ersten Geschmacksinstanzen kapitulieren muß. Ich musste mir so viel überflüssigen Schrott anhören, dass ich mich oft gefragt habe, wo denn nun die vielbeschworene Musikpolizei ist, die eigentlich hätte aufpassen sollen, dass nicht jeder eine Platte machen darf?!?! So kann es aber auch sein, dass bei allem Überdruss das eine oder andere Juwel übersehen wurde. Das will ich wohl zugeben. Es kann ja durchaus sein, dass ich meine 10 Lieblingsplatten 2008 gar nicht gehört habe.
Aber auch so bin ich nicht ganz unzufrieden. Auch 2008 stand ganz im Zeichen des Sounds, den die shake baby shake-Posse Spoonful nennt. Also so eine Art greasy/groovy Country-Soul-Funk-R&B`n´Roll vorwiegend aus den 60ern (mit Ausreissern nach oben und unten). Im Prinzip ist 1962-1972 meine Dekade, wenn ich mich auf zehn Jahre festlegen sollte. Aus diesem Grund habe ich eher die Vergangenheit durchforstet, als im Hier und Jetzt aktiv gewesen zu sein. Und da waren es Songs wie Snatch It Back And Hold It von Junior Wells, die Mörderversion von Wish You Would (John Hammond), Bring It On Down von Bobby Franklin’s Insanity, Don’t Be Afraid der Keef Hartley Band (so eine B-Seite zu entdecken…) und irgendwelche anderen Soul/R&B/Blues-Hybriden, die mir vor Freude das Wasser in die Augen getrieben haben.
Dieses Jahr frisch entdeckt und aus meiner wöchentlichen Ration nicht mehr wegzudenken: die Isley Brothers (vor allem: It’s Our Thing/The Brothers: Isley), Ted Taylor (mit einem ähnlichen Isleys-Falsett), der mean motherfucker Junior Wells (Hoodoo Man Blues mit Buddy Guy) und jede Menge Compilationen wie New Breed (With Added Popcorn), New Orleans Funk 2, Soul Allnighter, Mod Jazz, Soulshaker und Roll Your Moneymaker. Tiefer reingegraben habe ich mich in die Dirtbombs, Detroit Cobras, Jon Spencer BE und so weiter. Im Prinzip war ich wie bisher auf der Suche nach dem Song, ganze Alben haben mich selten interessiert. Und aus den besten Fundstücken habe ich famose Mixtapes für mich gebastelt.
Müsste ich eine auswählen: die Southern-Soul-3-CD-Granate Take Me To The River auf Ace Records. Ein Tränenzieher vor dem Herren und Beweis dafür, wie deep dieser Sound schneiden kann. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang, dass gerade Charlie Rich als Weißbrot unter 50+ Afro-Amerikanern mit If Something Is Wrong With My Baby einen meiner Tunes des Jahres abgeliefert hat. Ein weiterer dürfte Ya Ya Ya (Looking For My Baby) von den Detroit Cobras sein, nicht neu, aber letztlich auf einer Stag-O-Lee 45 gelandet.
An aktuellen Artists und Bands sind eher schemenhaft hängen geblieben: The Steeldrivers (same), Johnny Dowd (A Drunkard’s Madness), Daniel Lanois (Herre Is What Is), Bo Ramsey (Fragile), Isobel Campbell & Mark Lanegan (Sunday At Devil Dirt), JJ Grey & Mofro (natürlich ganz weit oben) und wie erwartet auch Vol. 5 der Secret Love Compi-Serie.
Als Stöberer im Internet bin ich Anfang des Jahres über den wirklich begeisternden Psychic Soul Mix gestolpert, den der Compilant wie folgt beschrieb: "Here's a segued selection of vintage americana, acoustic druggisms, beatless rhythms and musical meanderings for the higher state of conciousness." Leicht jazzy/folky/westcoasty, definitiv vintage-sounding. Früh-70er spacey, gespickt mit grandioser Tunage, habe ich diesen Mix zu jeder Tages- und Nachtzeit gehört. Ich denke diese Stunde war 2008 die meistgehörte.
Hinsichtlich des Glitterhouse Labels wurde das Jahr für mich persönlich hinten raus immer besser, mit Killeralben von Scott Matthew, 16 Horsepower Live, Hobotalk, Baskery, Washington und Chris Eckman. Ganz besonderen Spass hatte ich natürlich an meinem neuen Labelbaby Stag-O-Lee. Das soll sich am Spoonful-Sound (siehe oben) orientieren, im Augenblick stehen die Zeichen aber noch auf Garage-Rock`n´Roll. Wirklich erfrischend bis jetzt, auch weil ich bei der Wahl der Typen/Künstler/Bands eine glückliche Hand hatte. Gute Jungs durchweg. Ein paar Sachen, die wir für 2009 unter Dach und Fach haben, werden aber für die erwartete Kurskorrektur in Richtung Spoonful-Sound sorgen. Musikalische Wünsche für 2009: tolle Stag-O-Lee Parties (London, Stuttgart etc.), ein besserer DJ werden, Stag-O-Lee etablieren und mit Glitterhouse einen Hit landen (oder umgedreht), mit den Spoonful Spinners/Stag-O-Lee Allstars fette Tunes droppen. Und einfach nicht älter werden.
Mein besonderer shake-baby-shake-Dank gilt Blogmeister Whirlyjoe, ohne den hier nichts gehen würde. Und natürlich auch an K-Nut als ruhender Pol im Kölner Hinterland und die gesamte Spoonful-Gang. Sowie an alle, die hier regelmässig reinschauen. Ohren steif halten! (R-man)

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

War da Udo Walz am Werk?

Anonym hat gesagt…

nee, k-nut. die haare gehören eigentlich brad pitt. tatsache. -r-man

Anonym hat gesagt…

...mein Alternativ-Vorschlag war ja Brad Pitt mit der Frisur von r-man.
Damit konnte ich aber wohl nicht wirklich begeistern.

Anonym hat gesagt…

die bradski-fotomontage müssen wir dann mal extra posten.

und hey, ich wünsche mir auch, dass du ein besserer dj wirst. bist aber auf einem guten weg....

Anonym hat gesagt…

Ja joe, ich versuche es. ich werde dich einfach als Vorbild nehmen. Strikte coolness, das scheint mir der weg zum erfolg zu sein. -R-man

Anonym hat gesagt…

halt, nimm lieber patrick als vorbild. der ist ja actiongeladen und trotzdem cool. und gegen k-nut bin ich ein nervenbündel.

Anonym hat gesagt…

muss R-man absolut zustimmen der Psychic Soul mix war auch mein tune der mich ueber das jahr 2008 gerettet hat.
vampula