Tav Falco & Panther Burns live in Stuttgart
Die Memphis-Legende ist wieder unterwegs. Ich durfte ihn in den späten 80ern schon einmal bei einem denkwürdigen Konzert erleben (vor allem an den während eines Solos volltrunken auf die Bühne kotzenden Gitarristen kann ich mich erinnern), zuletzt dann wieder beim legendären Stag-O-Lee Shakedown 2009, wo sein Auftritt in der Nachmittagshitze allerdings für meinen Geschmack etwas schlaff geriet.
Meine Erwartungen waren also begrenzt, umso schöner, dass es dann doch ein rundum gelungener Konzertabend im prall gefüllten Stuttgarter Goldmark’s wurde. Die Besucherschar bestand etwa zur Hälfte aus jüngeren Stammgästen mit Punk- und Rock’n’Roll-Background, sowie auffallend vielen Herrschaften Ende 40, die den Meister halt noch von früher kennen.
Zu echtem Ruhm hat es Tav Falco letztlich nicht gebracht, dafür aber zu echtem Kultstatus. Und dem wird er auch heute noch gerecht. Nachdem der Abend von der ebenso reizenden wie leicht geschürzten Drummerin Giovanna Pizzorno mit einem kleinen Burlesque-Tänzchen eröffnet wurde, zeigte sich der Meitser anfangs noch etwas zickig, weil ihm der Monitor-Sound nicht passte. Die Laune besserte sich aber schnell, denn der Laden brodelte, die Gäste waren begeisterungsfähig und in den vorderen Reihen wurde eifrig getanzt.
Im Folgenden spielt man sich dann durch ein feines Programm mit vielen Klassikern von „Funnel Of Love“ bis zu „Brazil“, auch die lässig mit Partnerin getanzte Tangoeinlage durfte nicht fehlen. Auch die neueren Songs passten gut, am besten gefällt mir ja das komplett stehenbleibende „Gentleman In Black“ vom letzten Studioalbum „Conjurations“ auf Stag-O-Lee Records, hier in voller Länge und mit ausführlichem Gitarrengegniedel in einem coolen Video vom letzten Jahr zu sehen.
Vor der Show durfte ich Tav Falco im Backstage-Bereich beobachten, wo er sich vor einem kleinen Handspiegelchen frisierte. Minutenlang. Aber die Mühe hat sich gelohnt, der coole Styler steht wie aus dem Ei gepellt auf der Bühne und schafft es sogar, sich während eines Gitarrensolos das Halstuch zu richten. Das nenne ich Stil.
Das Konzert funktionierte letztlich auf der Rock’n’Roll-Ebene, auch wenn die Band eigentlich etwas anders will (glaube ich), denn letztlich will Tav auf der Bühne doch so aussehen wie Dean Stockwell, der in David Lynchs „Blue Velvet“ Roy Orbisons “In Dreams” intoniert. Selbst das Retro-Mikrophon stimmt. Aber egal, die Show dauerte letztlich deutlich über zwei Stunden und alle hatten reichlich Spaß – vor und auf der Bühne.
Ein technisch versierter Besucher des Konzerts hat sogar schon ein 3D-Video gepostet. Der Sound ist auch gut.
Die neuesten Releases von Tav Falco & Panther Burns gibt es auf Stag-O-Lee Records und sind unbedingt zu empfehlen:
Tav Falco & Panther Burns - Behind The Magnolia Curtain/Blow Your Top (Deluxe Edition)
Das rohe Debütalbum erweitert um die „Blow Your Top EP“, meines Erachtens, das Beste, was Tav je aufgenommen hat. Edel aufgemacht als 30th Anniversary Deluxe Reissue vor, tontechnisch überarbeitet vom damaligen Engineer Larry Nix, der für seine Arbeit auf die Originalbänder zurückgreifen konnte, dazu ein 24-seitiges Booklet mit drei Essays von Zeitzeugen und Tav Falco selbst.
Tav Falco & Panther Burns - Live In London
Doppel-10-Inch-Vinyl only, ein komplettes Konzert von 2011. Streng limitiert auf gerade mal 500 Stück!
(Whirlyjoe)
Dienstag, 29. Januar 2013
Mittwoch, 23. Januar 2013
Adolphe Sex Et Ses Machines
Machines EP
Das Gerüst dieser Band mit dem etwas seltsamen Namen stammt von den Moon Invaders, den belgischen Rocksteady/Early Reggae-Spezialisten.
Aber auf dieser EP erahnt man Jamaika höchstens am Horizont, denn die 4 Tunes stehen mit beiden Beinen in einer Garage in New Orleans in den späten 50ern (dem Geburtsort von Sänger Matt Hardison). Wilder Rhythm & Blues ist das - mit einem unbändigen Instrumental als Opener - Fuzz-Solo meets Tittyshaker!
Side A wird von einer rohen Uptempo-Take von Burnt Toast And Black Coffee komplettiert, die sich hinter den Shorty Long/Mike Pedicin-Versionen nicht verstecken muss. Side B beginnt mit Baby Come One Home, dass durch satten Midtempo-Groove und ein Klasse Gitarren-Break glänzt.
Abschließend gibt es ein weiteres Tittyshaker Instrumental, so sleazy, dass es direkt von einer Las Vegas Grind LP stammen könnte.
Klasse kleine Scheibe!
Live:
Gibt es für kleines Geld hier.
(Whirlyjoe)
Machines EP
Das Gerüst dieser Band mit dem etwas seltsamen Namen stammt von den Moon Invaders, den belgischen Rocksteady/Early Reggae-Spezialisten.
Aber auf dieser EP erahnt man Jamaika höchstens am Horizont, denn die 4 Tunes stehen mit beiden Beinen in einer Garage in New Orleans in den späten 50ern (dem Geburtsort von Sänger Matt Hardison). Wilder Rhythm & Blues ist das - mit einem unbändigen Instrumental als Opener - Fuzz-Solo meets Tittyshaker!
Side A wird von einer rohen Uptempo-Take von Burnt Toast And Black Coffee komplettiert, die sich hinter den Shorty Long/Mike Pedicin-Versionen nicht verstecken muss. Side B beginnt mit Baby Come One Home, dass durch satten Midtempo-Groove und ein Klasse Gitarren-Break glänzt.
Abschließend gibt es ein weiteres Tittyshaker Instrumental, so sleazy, dass es direkt von einer Las Vegas Grind LP stammen könnte.
Klasse kleine Scheibe!
Live:
Gibt es für kleines Geld hier.
(Whirlyjoe)
Donnerstag, 17. Januar 2013
Stag-O-Lee! Alive And Well!
Hier ein kurzes Update unseres
Lieblingslabels. In 2013 wird durchgestartet und mit knapp zehn (10)
Veröffentlichungen in den ersten 6 Monaten werden wir geschäftiger
denn je sein. Darunter sind zwar auch einige 7“-es, aber auch
Großvinyl und richtige Monster-Releases. Details in Kürze. Sowieso
werden wir in Zukunft in diesem Blog regelmäßig über die
Stag-O-Lee Aktivitäten berichten.
Hier erfahrt ihr zuerst, wenn sich die
Türen des neuen Stag-O-Lee Webshops öffnen! Der ist zur Zeit in
Arbeit, steht schon optisch zu 90%, muss aber noch mit Leben gefüllt
werden. Das wird kein Rundumversorger sein, das können andere
besser, sondern ein kleiner aber feiner Shop mit Dingen, die man
woanders vielleicht nicht bekommt, mit Empfehlungen, Ausgrabungen und
Scheiben, die wir selber im Schrank haben. Things we like, um es auf
den Punkt zu bringen.
Augen und Ohren aufhalten! (R-man)
Montag, 14. Januar 2013
I Hope It Shines On Me - A Tribute To Codeine
Gerade
aus den Weiten des Internets gefischt: ein Tribute-Album zu Ehren der großen
Codeine. Ich weiß nicht, warum die gerade in Italien eine derart große Fanbase
haben, jedenfalls hat das italienische Label White Birch Records 13
Codeine-Originale von mir völlig unbekannten Bands covern lassen – keine
Ahnung, ob das alles Italiener sind. Ist auch egal, das Reinhören lohnt sich,
ob nun nah am Original oder kreativ umgedacht wie bei meinem absoluten Lieblingssong
„Pea“, der hier von jemandem namens Walking The Cow mit Mädchenstimme und
unrundem Groove doch erheblich umgedeutet wird.
Das
Tribute-Album kommt m.E. gut getimed als nachgereichte Ergänzung zur grandiosen
Werkschau "When I See The Sun/Complete Recordings 1990-1994“ vom letzten
Jahr.
Gibt
es als kostenlosen Download hier.
Die
fette 6LP+3CD-Paket leider nicht ganz kostenlos hier.
(Whirlyjoe)
Sonntag, 6. Januar 2013
Die 2012er Liste von Chris
So, nun noch schnell meine. Es gab ja auch in 2013 noch andere fantastische Musik
außer Bob Dylan und Neil Young.
First Aid Kit - The Lion's Roar
"Sie spielen unaufgeregten Indie-Folk, mit solch geschickten Melodien, solch gewieften Arrangements, dass man ihre teils seichten Texte gar nicht erst registrieren will. Da ein Glockenspiel, hier eine Trompete, dort ein paar Streicher und unten drunter ein zaghaftes Schlagzeug. Bescheiden ist das, beinahe abgeklärt - doch in seiner ganzen Schönheit unwiderstehlich."
Fort Atlantic - Fort Atlantic
Wunderschöne Folk Musik
Cold Specks - I Predict a Graceful Expulsion
Aufs Größte reduziert! Erdigen Sound, düster gezeichneter Texte und einer rauen Stimme, die tief verwurzelt ist in Soul, Blues und Gospel. Doom Soul nennt sie selber den Sound und erfindet damit fast ein eigenes Genre.
Dry The River - Shallow Bed
Summiert ergibt sich eine im Kern pastorale Folk-Rock-Platte. Doch ist dies nur der kleinste gemeinsame Nenner. Live: roh und fantastisch. Auf Platte: strukturierter, wohlfühliger Bombast.
Of Monsters & Men - My Head Is an Animal
Mit dem "Überhit" Little Talks zu Recht in sämtlichen Bestenlisten vorne dabei. Allerdings ist das ganze Album ein Knaller voll von großartiger Songs. Natürlich aus Island.
The Walkmen – Heaven
Hier verweise ich gerne auf diesen Bericht der das Album wunderbar beschreibt. http://www.plattentests.de/rezi.php?show=9393
Tame Impala – Lonerism
Tame Impala klingen mit ihrem rückwärtsgewandten 60s-Psychedelic Pop wie keine andere Band momentan. Und wie fast keine zuvor. Besser wird diese Art Musik momentan nirgends gespielt.
ALT-J - An Awesome Wave
In Farbe und bunt. Irgendwo zwischen den Indie-Weirdo-Pionieren The Beta Band und den Indie-Weirdo-Senkrechtstartern Django Django schlagen Alt-J mit ihrem, ähem, Indie-Weirdo-Debüt Wurzeln. Das alles ist aber irgendwie anders und hört sich manchmal auch ein bissi wie Radiohead zu Kid A zeiten an.
Admiral Fallow – Tree Bursts In Snow
In jedem der Songs von "Tree bursts in snow" spielen Dur und Moll mit Erinnerungen. An feuchte Tränen und heisere Kehlen. Fantastisch.
2.54 - 2.54
Es ist wieder Zeit für schwarze Lederjacken und Doc Martens. Perlende Saiten prasseln von allen Seiten auf den Zuhörer ein, die im Stereobild vergrabenen Akkorde wehen aus den Achtzigern herüber. Kalte Gitarren tarnen sich als Synthesizer, und der Nebel blitzt im Rhythmus des Stroboskops. Die Thirlows tanzen ungerührt um die brennenden Relikte der Vergangenheit und kommentieren dies mit ätherischem Schwärmen. Jeder Moment von "2:54" versprüht diesen dunklen Glanz vergangen geglaubter Zeiten Großartig ist das alles!
The Twilight Sad - No one can ever know
Mit "No one can ever know" geben The Twilight Sad Postpunk seine Würde wieder. Die Lieder der Schotten kommen langsam, werden lauter und dann bricht die schöne heile Welt zusammen und mitten in den Trümmern singt James Graham. Manchmal fangen sie auch einfach gleich da an, wo sich die Post-Rocker von nebenan normalerweise in mühseliger Kleinarbeit reinsteigern. Live ist das nicht zu toppen.
Jake Bugg - Jake Bugg
Dieser 18-Jährige singt wie der junge Bob Dylan. Eine alte Seele in einem jungen Körper. Wer ist Jake Bugg? Wenn man sagt, er singe wie der junge Dylan, wie der frühe Donovan oder die Everly Brothers, hat man noch gar nichts gesagt, obwohl es stimmt. Ganz großes Tennis!
Fight Bite - Fight Bite
Düsterer Dreampop...
Wild Nothing - Nocturne
Die Musik ist simpel, und sie ist leicht verdaulich, einfache Dream-Pop-Songs, hinter verhalltem, zuckersüßem Vorhang, verwaschener Gesang. Voll und ganz den Geist der 80er atmet. Poppige, perlende Cure-Gitarren, hallende Synthieteppiche, traumhafter gehauchter Gesang und eine trunkene Melodieseeligkeit die gefangennimmt. Groß!
Noch unbedingt zu erwähnen...
Alabama Shakes - Boys and Girls
Kid Kopphausen – I
The Lumineers - The Lumineers
Sallie Ford And The Sound Outside - Dirty Radio
We Are Augustines - Rise ye sunken ships
Sharon Van Etten - Tramp
Beste Live Konzerte:
A Place To Bury Strangers(Stuttgart, Universum)
The Wave Pictures (Stuttgart, Keller Club)
weiter sehr gute Konzerte:
The Twilight Sad (Stuttgart, Schocken)
Bellrays (Stuttgart, Goldmarks)
Holmes (Stuttgart, Labatorium)
Mark Lanegan (Stuttgart, Universum)
Darkness Falls (Stuttgart, Schocken)
Veronica Falls (Stuttgart, Merlin)
Dark Dark Dark (Hamburg, Prinzenbar)
Lisa Hannigan (Stuttgart, Theater)
Haight-Ashbury (Stuttgart, Merlin)
Graveyard (Stuttgart, Universum)
Other Lives (Nürnberg, Folk im Park)
Dry The River (Rüsselsheim, Phono Pop)
Warpaint (Rüsselsheim, Phono Pop)
Lay Low (Stuttgart, Cafe Galao)
Admiral Fallow (Hamburg, Reeberbahnfestival)
Wild Nothing (Stuttgart, Kellerclub)
Two Gallants ( Schorndorf, Manufaktur)
Donnerstag, 3. Januar 2013
busch-Mans Jahrespoll
Till
Brönner: Till Brönner
Frank
Ocean: Channel Orange
Kendrick
Lamar: good kid, m.A.A.d. city
Michael
Kiwanuka: Home again
Dojo
Cuts feat. Roxie Ray
Calexico:
Algiers
The
Gaslight Anthem: Handwritten
Tindersticks:
The Something Rain
Tyrone
Ricketts: Weltenreiter
Lee
Fields: Faithful Man
Dr.
John: Locked Down
Michael H.s Top 10
Alben des Jahres
Godspeed
You! Black Emperor: ‚Allelujah! Don’t Bend! Ascend!
Antony & The Johnsons: Cut
The World
Swans: The
Seer
Motorpsycho:
The
Death Defying Unicorn
Wovenhand:
The
Laughing Stalk
Various
Artists: The Spirit Of Talk Talk
Max
Richter: Vivaldi, Four Seasons, recomposed by Max Richter
And
Also
The Trees: Hunter Not The Hunted
Bill
Fay:
Life Is People
Kid
Kopphausen:I
Konzerte
des
Jahres:
Spain @ OBS 16
The
Miserable
Rich @ OBS 16
Godspeed
You!
Black Emperor @ Reithalle Dresden 10.11.2012
Jahres Top-10 Achim K.
- Spoonful - Vol. 63/The Liquidator/More Ska, Rocksteady & Early Reggae
- Marcy Playground - Lunch, Recess and Detention
- Mumford And Sons – Babel
- Maximo Park – The National Health
- Adam Green & Binki Shapiro (ep.2012) – Fall
- Spoonful - Vol. 67/Yet Mo’ Hits!
- The XX – Coexist
- Calexico – Algiers
- Kid Kopphausen – I
- Dexys - One Day I'm Going To Soar
....und das war sie auch schon, die Team- und Leser-Rückschau auf ein wirklich ergiebiges Musikjahr 2012. Danke für Eure Mitarbeit!
(K-Nut)
Mittwoch, 2. Januar 2013
Felkels Liste
Um mal wieder Frank Sinatra zu zitieren: "It was a very good year", musikalisch und - wen's denn interessiert - auch familiär. David ist mittlerweile knapp zweieinhalb und seine persönliche Top 5 des Jahres waren, wenn ich das richtig verstanden habe: "Heart Of Gold" von Neil Young, "You'll Never Walk Alone" von Gerry & The Pacemakers, "Another One Bites The Dust" von Queen, "Yellow Submarine" von den Beatles und "A Whiter Shade Of Pale" von Procul Harum. Oldschool, but he loved it. Die Favoriten seines Daddys haben im Verlauf des Jahres so oft gewechselt wie kaum je in der vergangenen Dekade - siehe dazu auch die Shake-Baby-Shake-Blog-Halbjahresliste und meine Top-5-Liste im Musikexpress. Genug der Vorrede, hier sind sie nun - Felkels Lieblinge eines tollen Jahres:
01. Bob Dylan - Tempest
Der
Meister knarzt und knurrt sich als Moritatensänger der Apokalypse durch
zehn hochgradig faszinierende Songs, die das alte unheimliche Amerika
beschwören. Nicht nur die Lennon-Hommage "Roll On John" rührt zu Tränen.
02. Neil Young - Psychedelic Pill
Noch
so ein alter Held, der sich auf seine alten Tage aufschwingt zu neuen
Höhenflügen: Das 28-minütige Epos "Driftin' Back" ist Youngs bester Song
seit "Like A Hurricane", "Psychedelic Pill" sein bestes Album seit
"Ragged Glory" und - um eine Binsenweisheit zu wiederholen - Crazy Horse
ist die beste Garagenrock-Band der Welt.
03. Scott Walker - Bish Bosch
Diese
neun Klangskulpturen tragen nicht nur seltsame Titel, zum Beispiel
"SDSS1416+13B (Zercon, A Flagpole Sitter)" oder "Epizootics!", sie sind
auch Lichtjahre entfernt von allen musikalischen Konventionen. Hört sich
an, als würde die Sonne nie wieder scheinen.
04. Andrea Schroeder - Blackbird
Für
mich die Entdeckung dieses Jahres: erst der famose nachtschwarze
Auftritt an einem sonnendurchfluteten OBS-Nachmittag, dann das grandiose
Album, das alles hält, was der Gig versprach. Diese betörende Stimme.
Dieses filigrane Gitarrenspiel. Diese wundervollen Songs. Bitte ein
Riesenstrauß rote Rosen nach Berlin. Danke Andrea, danke Jesper.
05. Dexys - One Day I'm Going To Soar
Das
Comeback des Jahres, ein mitreißendes, elegisches, überkandideltes,
wahnsinniges Album und dabei so urenglisch, dass es der perfekte
Soundtracks für die Lektüre von Charles Dickens' neu übersetztem
Klassiker "Große Erwartungen" war.
06. Spain - The Soul Of Spain
Neben
Andrea Schroeder der zweite Glitterhouse recording artist in dieser
Liste, und das aus gutem Grund: Mein schönster OBS-Moment ever - falls
sich die vielen schönen OBS-Momente auf einen reduzieren lassen - war,
als Midnight Choir "Will You Carry Me Across The Water?" spielten. Doch
gleich danach kommt der komplette Spain-Auftritt beim 2012er OBS. Welch
eine Magie. Welch großartige Melodien. Welch süße Melancholie. Und all
das gilt auch für "The Soul Of Spain".
07. Tindersticks - The Something Rain
Stuart
Staples und seine Nachtschattengewächse haben 2012 ihren besten
Longplayer seit den schon legendären Frühwerken "Tindersticks" (mit der
Tänzerin auf dem Cover) und "Tindersticks" (mit den lustigen Anzügen auf
dem Cover) aufgenommen. Ein Vier-Uhr-morgens-Wunderwerk,
bernsteinfarben wie erlesener Maltwhiskey.
08. Kid Kopphausen - I
Keine großen Worte, nur: Goodbye, Nils. Mag es wunderschön sein, wo immer Du jetzt bist. Und möge es dort die beste Musik geben.
09. Mary Epworth - Dream Life
Heiß
ersehnt, lang erwartet - und es ist tatsächlich eine wahnwitzig
facettenreiche Platte geworden, in der man sich verlieren kann und die
einen in jedem Moment zu überraschen vermag.
10. Michael Kiwanuka - Home Again
Meine
zweite Entdeckung des Jahres, seelenvolle Songs, herzerwärmender
Gesang, ultrarelaxtes Backing - Terry Callier (Rest in peace!), Marvin
Gaye und andere Soul-Brethren wären stolz auf ihn.
Außer Konkurrenz:
Can - The Lost Tapes: was für ein langer, seltsamer, wunderbarer Trip
Jethro
Tull - Thick As A Brick: einer der besten Momente des Progrock, endlich
wiederveröffentlicht - und dieses Album bezaubert mich noch immer so
wie beim ersten Hören anno 1972.
Van
Morrison - Born To Sing: No Plan B: Mein Lieblingssänger hat sein neues
Album leider mal wieder auf Autopilot eingespielt. Dennoch gibt's auch
hier magische Momente.
The
Doors - Live At The Bowl '68: Endlich - der komplette Gig. Jim Morrison
randvoll mit LSD, die Band so tight wie selten. Die Doors im Zenit
ihres (Live-) Schaffens.
Aztec
Camera - High Land Hard Rain: In den 80ern sorgten die Bands des
Postcard-Labels für etwas Glanz im Dunkel dieser Dekade. Roddy Frame ist
ein begnadeter Songwriter, und das hier ist sein Meisterwerk.
Was sonst noch Freude machte:
Die
TV-Serien - selbstredend nur echt auf DVD - "Boardwalk Empire", "The
Wire", "Mad Men" und "Game Of Thrones", Wolfgang Doebelings großartiges
Interview-Buch "Pleased To Meet You", "No More Sad Refrains", die
Biographie der unvergessenen Sandy Denny, Pete Townshends Autobiographie
"Who I Am", das Gesamtwerk von Don Winslow und Florian Illies'
faszinierender Bilderbogen "1913".
Dienstag, 1. Januar 2013
Günter Ramsauer
Es war keine Absicht, dass genau die Hälfte meiner Top Ten
so far überlebt hat. Das hat sich so ergeben. 2012 habe ich so viel Musik wie
nie zuvor gehört. Manchmal drohte ich gar den Überblick zu verlieren bei den
vielen Promos, CDs, Streams und Mp3s, wobei ich mir die Essenz als Vinyl
anschaffte, wenn es denn als solches erschienen ist. Vorne weg marschieren
meine alten Helden Bob Dylan und Neil Young, die beide schier unglaubliche
Werke abgeliefert haben. Die erweiterten Top Ten wieder in Genres unterteilt,
wobei so eine Einteilung immer streitbar bleiben wird. Das Einfügen der URLs
führt immer zu der jeweiligen Rezension, sofern es eine von mir gibt. Also rein
ins Vergnügen:
Bob Dylan – Tempest
Eigentlich ist alles über dieses wunderbare Album bereits
geschrieben. Was ich den Kritiken hinzufügen will: Auf die Stimme des Meisters
achten, wie es ihm immer wieder gelingt das Altersgeröll von den Stimmbändern
zu schaben und wie sanft und zärtlich der Mann immer noch singen kann! Seine beste seit „Time Out Of Mind“!
Neil Young – Psychedelic Pill
Nach dem eher enttäuschenden „Americana“ ist er in die
Vollen seiner Meisterschaft gegangen. Wie sanft er mit Crazy Horse abzuheben
versteht und uns in das Reich der singenden Feedback Stromgitarren entführt ist
einmalig. Das Album und allen voran die langen Titel „Driftin‘ Back“, „Ramada
Inn“ und „Walk Like A Giant“ sind eine einmalige Zeitreise, die den Bogen zu
Neils und unserer Vergangenheit spannt, wobei die kürzeren Songs keinen Deut schlechter
sind, außer dem Titelsong, den es am Ende glücklicherweise in einer besseren
alternativen Version gibt. Seine beste seit „Ragged Glory“!
Nick Waterhouse –
Time’s All Gone
Als Bankangestellter würde er kaum auffallen, als Sänger
dagegen schon! Stimme und Musik platzieren sich ziemlich exakt zwischen R&B
und Rock’n’Roll. Dazu The Naturelles als fantastisches weibliches Background
Vocals Trio und zu den messerscharfen Bläsersätzen blitzen E-Gitarrenlicks und
Riffs plus das famoseste Rhythmusgepoltere seit langem. Ein echter Hammer diese
Platte!
Hiss Golden Messenger – Poor Moon / Lord I Love
The Rain
Diese zwei gelten als eine, denn wer derartig kunstvolle
Americana Meisterwerke wie M.C. Taylor (The Court And Spark, Boxharp), Scott
Hirsch & Co. abliefert, muss gewürdigt werden. Für
Kopf und Bauch gleichermaßen!
Michael Kiwanuka –
Home Again
Den werden einige in ihrer Jahres Top Ten aufführen. Immer
wieder fallen die Namen Bill Withers und Terry Callier, ich füge Lou Bond
hinzu. Smoother Soul-Folk ist das, der unter die Haut geht. Ganz wunderbar!
Simon Joyner – Ghosts
Der am meisten unterschätzte Singer / Songwriter unserer
Zeit. Weiteres gibt es hier zu lesen:
Tift Merritt –
Traveling Alone
Sie hat noch keine schlechte Platte aufgenommen, diese hier
reicht an ihr wunderbares Debüt heran. Weiteres gibt es hier zu lesen:
Adam Arcuragi – Like A Fire That Consumes All
Before It…
Wahrscheinlich nicht das kunstvollste Singer / Songwriter
Album des Jahres, indes das mitreißendste. Weiteres gibt es hier zu lesen:
Kristina Train – Dark
Black
Die Entdeckung erst spät im Jahr! Eine unglaubliche Stimme,
die sich zwischen Dusty Springfield, Rumer, Shelby Lynne und Lana Del Rey
verorten lässt. Auch musikalisch bewegt sich das Ganze zwischen den Genannten.
Warum wird dieses Album hierzulande nicht veröffentlicht und warum gibt es kein
Vinyl? Diese Blue Eyed Soul Scheibe hätte es mehr als verdient. Gänsehaut
garantiert!
Wovenhand – The
Laughing Stalk / Live At Roepaen
Auch diese zwei gelten als eine. Magie, dunkle Poesie und
sakrale Wucht. Weiteres gibt es hier zu lesen:
SINGLES/SONGS/EPs
Tom Greenwood, Joanne Robertson & David
Cunningham –
Maybelle
Eli “Paperboy” Reed Meets The Pepper Pots – Time And Place
Jimmy James & The Vagabonds – Lookin’ Good With Jimmy James
& The Vagabonds
Luke Leighfield – Slow Down
Talking To Sir Simon – Take Your Time, Valentine
Drivin’ n’ Cryin – Songs About Fast Cars Space And Ramones
Herman Dune – Tell Me Something I Don’t Know
Annette Summersett – Love That Man!
Die Heiterkeit –
Die Heiterkeit
The Mongrelettes
– Mon Mec A Moi
AMERICANA
Buxton – Nothing Here Seems Strange
Catherine Irwin – Little Heater
Tex Perkins & The Dark Horses – Everyone’s
Alone
The Black Swans – Occasion For Song
The Fling – When The Madhouses Appear
Ryan Bingham – Tomorrowland
The Mastersons – Birds Fly South
Fred Eaglesmith – 6 Volts
Lindsay Fuller – You, Anniversary
First Aid Kit – The Lion’s Roar
SINGER/SONGWRITER männlich
Adrian Crowley – I See Three Birds Flying
Raymond Byron & The White Freighter - Little Death Shaker
Greenshape – Storyteller
Sean Rowe – The Salesman And The Shark
Bill Fay – Life Is People
Paul Kelly – Spring And Fall
Chip Taylor & The New Ukrainians – F**k All The Perfect People
Dr. John – Locked Down
Will Stratton – Post Empire
Patrick Watson – Adventures In Your Own Backyard
SINGER/SONGWRITER weiblich
Beth Orton – Sugaring Season
Caroline Keating – Silver Heart
Kelly Hogan – I Like To Keep Myself In Pain
Mary Epworth – Dream Life
Gemma Ray – Island Fire
Cat Power – Sun
Mariee Sioux – Gift For The End
Tiny Ruins – Some Were Meant For Sea
Penelope Houston – On Market Street
Daisy Chapman – Shameless Winter
INDEPENDENT
Crybaby – Crybaby
Dry The River – Shallow
Bed
Panoramic & True – Wonderlust
Little Gang – Half Of Everything
Spain – The Soul Of Spain
The Wave Pictures – Long Black Cars
Thorir Georg – I Will Die And You Will Die And It Will Be
Alright
Lambchop – Mr.M
Burning Hearts – Extinctions
Holly Golightly & The Brokeoffs – Sunday Run Me Over
ROCK
Andrea Schroder – Blackbird
Gallon Drunk – The Road Gets Darker From Here
Chicken Snake – Trouble On My Doorway
Heart Attack Alley – Living In Hell (Rezension in der nächsten
Roadtracks Nr. 38)
Alabama Shakes – Boys And Girls
The Dynamite Pussy Club – The Church Of Yeah!
Becky Lee & Drunkfoot – Hello Black Halo (siehe
Roadtracks Nr. 37)
Allah-Las – Allah-Las
Baby Woodrose – Third Eye Surgery
The Jim Jones Revue – The Savage Heart
SOUL
Bettye LaVette – Thankful N’Thoughtful
Gizzelle – Rhythm & Soul
Jasmin Kara – Blues Ain’t Nothing But A Good Woman Gone
Bad
Luca Sapio And Capiozzo & Mecco – Who Knows
Lee Fields & The Expressions – Faithful Man
Ruby Velle & The Soulphonics – It’s About Time
Hannah Williams & The Tastemakers – A Hill Of Feathers
Micatone – Wish I Was Here
Quantic & Alice Russell – Look Around The Corner
The Soul Snatchers – Scratch My Itch
REISSUES/SAMPLER/LIVE etc.
George Jackson – Don’t Count Me Out The Fame Recordings
Volume 1 / Let The Best Man Win The Fame Recordings Volume 2
Dan Penn – The Fame Recordings
The Velvet Underground & Nico – The Velvet Underground & Nico
45th Anniversary Limited Super Deluxe Edition (6-CD-Buch/Box)
Sam Dees – The Show Must Go On (Vinyl Reissue)
Ann Peebles – I Can’t Stand The Rain (Vinyl Reissue)
The Human Switchboard – Who’s Landing In My Hangar?
Anthology
Willy DeVille – In New Orleans / Live At Metropol Berlin
Etta James – At Last (Vinyl Reissue)
Donnie & Joe Emerson – Dreamin’ Wild
Various Artists – Finest Rocksteady Part 1 – 3
KONZERTE
Bob Dylan – Live Bad Mergentheim 06.07.2012
The Walkabouts – Live Esslingen 17.07.2012
The Great Crusades – Live Stuttgart 04.10.2012
Leeroy Stagger – Live Langenau 26.10.2012
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