Vol. 6
Peter Felkel
Hi Folks, was für ein Jahr - gerade auch in musikalischer Hinsicht. Meine Soul- und Funk-Brethren von der OBS-, SBS- und Stag-O-Lee-Gang haben meinen Horizont gewaltig erweitert, mich mit ihrer Virtuosität an den steel wheels in ihren Bann geschlagen und mir mit ihrer Auswahl an Sounds, Beats und gerne auch obskuren Tunes vor Aufregung glühende Ohren verpasst. Was dazu führte, dass ich - als in diesem Segment blutiger Laie - meine Al-Green-, Aretha-Franklin- und Curtis-Mayfield-Backkataloge ordentlich aufgestockt habe. Und nächstes Jahr kommen wir dann zu den raren Grooves - okay, guys?
Bei der Zusammenstellung meiner Jahres-Top-10 kommt hingegen meine ureigenste musikalische Sozialisation zum Tragen und die sieht nunmal ein klein wenig anders aus - und dann wieder auch nicht, wie wir sehen werden. Nuff said. Here are the results of the Bavarian jury:
01. Fleet Foxes - Fleet Foxes: die himmlischsten Harmonies, die betörendsten Melodien und - nebenbei - eines der tollsten Covers des zu Ende gehenden Jahres. Die Platte des Jahres. Punktum.
02. Portishead - Third: ein Monolith mit Sounds, die einen bis in die Träume verfolgen, atmosphärisch, packend, ultracool, und über allem schwebt die Eisköniginnen- Stimme von Beth Gibbons.
03. The Last Shadow Puppets - The Age Of Understatement: zwei Youngster auf den Spuren der ganz Großen (Scott Walker, Burt Bacharach, Ray Davies, et. al.) mit zwölf Songs zwischen juvenilem Überschwang und lässiger Eleganz und - nebenbei - dem schönsten Cover des zu Ende gehenden Jahres.
04. The Shortwave Set - Replica Sun Machine: völlig anders als auf ihren frühen Singles, aber in seinem in majestätische Tunes gegossenen psychedelischen Sirren und Flirren hochgradig faszinierend.
05. Baskery - Fall Among Thieves: Nennt sie Glitterhouse's Finest. Nennt sie Dixie Chicks on speed. Nennt sie Schwedens späte Antwort auf die Violent Femmes. Nennt sie, wie ihr wollt. Nur hört diesen unnachahmlichen Mix aus Country, Folk und Punk.
06. Miss Ludella Black - From This Witness Stand: Ex-Headcoatee Ludella, begleitet von den rabaukigen Masonics, mit 13 verwegen polternden Tracks plus "Hey, Johnny Raw", einem der wunderfeinsten und gewiss anrührendsten Antikriegslieder ever.
07. Kitty, Daisy & Lewis - Kitty, Daisy & Lewis: Wie Chrispop richtig vermutet, hat das fast jeder von uns - außer R-man, vermute ich mal - auf seiner Liste und das sehr zu recht - wann hätte man zuletzt solch deliziös swingendes Zeug gehört, inklusive der sexiesten Version aller Zeiten von "Going Up The Country"?
08. Inara George with Van Dyke Parks: Die Tochter des unvergessenen Lowell - bless him! - mit dem großen Klangmagier an ihrer Seite und einem veritablen Orchester im Rücken (nixda mit twoguitarsbass'n'drums) singt sich durch ein entzückendes 13-Song-Set. Rosen für die Lady.
09. Pete Molinari - A Virtual Landslide: Wenn das keine Referenzen sind - aufgenommen in den Londoner Toe-Rag-Studios, produziert von Liam Watson, erschienen auf Damaged Goods; behende Rock'n'Roll-, Country- und Boogie-Tunes, bebende Balladen und, oh boy, was für eine Stimme.
10. Paul Weller - 22 Dreams: Schon bemerkt? Seit der Jahrtausendwende kommen die besten Van-Morrison-Alben von Britpop-Godfather Paul Weller, der hier auf vier LP-Seiten das komplette Spektrum seiner Stil- und Spielarten auffächert. Ambitioniert? Yep. Anstrengend? Sure. Ehrfurchtgebietend? You bet.
Close, but no cigar:
Oasis - Dig Our Your Soul; Hobotalk - Alone Again Or; Emmylou Harris - All I Intended To Be; Holly Golightly & The Broke-Offs - Dirt Don't Hurt; James Yorkston - When The Haar Rolls In; Calexico - Carried To Dust; Bon Iver - For Emma, Forever Ago; Randy Newman - Harps And Angels; Vetiver - Things Of The Past; Willard Grant Conspiracy - Pilgrim Road
Außer Konkurrenz, aber Anlass zu grenzenloser Freude:
Bob Dylan - Tell Tale Signs: The Bootleg Series Vol. 8; Neil Young - Sugar Mountain: Live At Canterbury House 1968; Jackson Browne - Time The Conqueror; dazu sämtliche Robert-Wyatt-Rereleases, vor allem aber "Rock Bottom" und "Ruth Is Stranger Than Richard".
Highlights des Jahres: jedes Treffen mit der OBS-, SBS-, Stag-O-Lee-Gang.
Tiefpunkt: der Abstieg des 1. FC Nürnberg (glücklich, wer nichts Schlimmeres zu bejammern hat).
God bless. Cheers. (Peter F.)
5 Kommentare:
schöne liste!
aber ich versteh nicht, was immer alle an weller finden...die frühen the jam singles, ok. town called malice ist nen hammer song, gut. aber danach? ich hab bei dem kerl regelmässig das gefühl, dass er nicht nur mod völlig missverstanden hat, sondern auch seit mitte der 80er eigentlich nur noch dem musikalischen traum hinterhergerannt ist, mit clapton und anderen dadrockern in einem atemzug genannt zu werden...
ich hab weller vor zwei oder drei jahren live gesehen und da wollte er neil young sein - hat er auch fast geschafft. town called malice ist ü30-disco, mit verlaub....
Hallo Joe !
Musste gestern lernen, dass es nicht mehr Ü30-Disco, sondern "Gammelfleischparty" heißt. Das ist das Jugendwort des Jahres.
Schöne Grüße
Heino
Ansonsten Peter:
Tolle Liste, werde Inara George und Pete Molinari mal antesten müssen !
Whirlyqirlie is doof: Weller ist nich Neil Young, sondern Rod Stewart. Auch optisch.
Und Town called is klasse, wennauch durch unzählige Rollertreffen totgenudelt
Kitty, Daisy & Lewis sind auch Live wirklich beeindruckend, Beispielsweise letzten Samstag in Berlin
http://zoe-delay.de/2008/12/17/kitty-daisy-and-lewis/
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