Dienstag, 26. September 2006

Chill-Out Woche bei shake baby shake Pt. 3: Secret Love Vol. 1/ Jazzanova & Resoul Pres. Zwei wundervolle, sehr songorientierte Compilations mit Folk-meets-Electronica Tunes sind auf dem Berliner Sonar Kollektiv Label unter dem Titel Secret Love erschienen. Die kann ich nur jedem ans Herz legen, der sich auch nur ansatzweise angesprochen fühlt. 15 Songs (und einen hidden Track) haben sie hier zusammengestellt und den Modern Folk in fast jede Richtung ausgeleuchtet. Da knarrt pur der Akustik-Bass beim bezaubernden Tell The Truth… von Kathryn Williams und Nicola Kramer covert Joni Mitchell’s Help Me gar herzzerreißend. Les Fleurs von 4Hero ist hier im Radio-Edit zu hören und steht Minnie Riperton’s Version in nichts nach. Pastoral geben sich die Beta Band (Gone), episch Marden Hill (mit dem Bardot Klassiker – welch ein Song!) und orchestral-entspannten Barock-Folk bekommen wir von Magnet geboten. Mit Psychedelia-Folk eröffnen die Superimposers, dicht gefolgt vom sanft-jazzig dahinfließenden If There Was A Love von Sonar Kollektiv Neueinkauf Thief, das ich schon jetzt in den Klassiker-Status hieven möchte. Dazwischen wird auch mal sanft mit Elektronika gewerkelt, aber im Prinzip genau so, wie Tim Buckley oder Tim Hardin es heute auch tun würden, wären sie noch unter uns. Viele der Namen scheinen relativ neu auf der Szene zu sein, aber unter den 72 Minuten finden sich keine 30 Sekunden, auf die ich verzichten möchte. Hier bestätigt sich mal wieder meine Einschätzung, dass die guten DJs/Teams ihre Ohren überall haben, durchweg fanatische Plattensammler sind und im Prinzip jeder musikalischen Spur bis zur Wurzel folgen. Das Jazzanova Team und der Mann von Resoul haben hier unzweifelhaft ein kleines Meisterwerk geschaffen, kenntnisreich und mit viel Liebe zusammengestellt und mit der Erfahrung von Jahren hinter den Wheels Of Steel mit dem richtigen Flow präsentiert. Einfach nur wundervoll/bezaubernd. (R-man) Secret Love Vol. 2/ Jazzanova & Resoul Pres. Praktisch ein jahr später schien Vol. 2, die das Qualitätsniveau locker hält und wundervoll vor sich hin funkelt. Wieder zusammen gestellt vom Jazzanova Musiker- und DJ-Kollektiv, denen man nachsagt, sie wären die schnellsten im komplett-bis-zur-letzten-Kiste-Plattenladen-durchwühlen. Ein weiter Horizont und Sammlerwut kennzeichnet auch diese 13-Song-Zusammenstellung, die die Schnittmenge von Neo-Folk und Electronica-Basteleien erforscht. Dabei klingt Vol. 2 vielleicht ein wenig elektronischer, aber lange nicht elektronisch genug, um versuchswillige Folkisten abzustossen. Gleich mit den ersten 5 Songs wird klargestellt, dass hier jeder weiß was er tut. Chunking´s Making Music (im 4Hero Mix) spielt mit Beatles-Zitaten und überrascht mit Turin Brakes-Vibe, Freeform Five steuern einen ungewohnt feingliedrigen und ach so wunderschönen Song bei (mit Steel und leisen Trompeten), das swingend-deepe Dream Keepa von Roger Robinson (tolle Stimme), das unglaubliche Tiger, My Fried von Psapp (Spieluhr-Folk mit Crosby, Stills & Nash Backing-Vocals) und das glitchig-bass-elastische Tell Somebody About Us von Brooks (im Akufen Remix). Es folgen der großartige Thief (auf Vol. 1 schon positiv aufgefallen), Tunng (auch auf Dream Brother mit einem Hit dabei), Fat Freddys Drop (einer der kontemplativeren Titel auf deren Wahnsinnsalbum), Gitarren-Pop von März und sogar ein völlig un-Dancefloor-mässiger Song von Daft Punk. So ist Secret Love ein perfekter Herbst-Soundtrack ohne jeden Ausfall und voller Songs, die ihre Schönheit nach und nach preisgeben. Für Leute, für die Folk die zweite Fairport Convention Platte ist, wird Secret Love wohl nicht funktionieren. Aber wer sich bei Tim Buckley`s Blue Afternoon ebenso angesprochen fühlt wie bei Sufjan Stevens Seven Swans, der kann an Secret Love nicht vorbei. (R-man)

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