Dienstag, 15. August 2006
Die Geschichte von
Shake Baby Shake
& dem Stadtkrug…
…ist eigentlich gar nicht so lang. Aber sie sollte mal erzählt werden, sozusagen als Hintergrund Information für die ortsfremden Blog-Besucher. Der Stadtkrug in Beverungen (meiner Heimatstadt) hat sicher die längere Geschichte, kämpft er doch laut Logo seit 1877 (eins-acht-sieben-sieben) gegen den Durst und ist seit den Anfangstagen im Besitz der Familie Richter. Ich (R-man) war in meiner Jugend mal als DJ tätig, zum einem im Dieu Donne (auch Tanne genannt) in Höxter, zum anderen im Zwischendeck in Beverungen. Ist beides mindestens 25 Jahre her und ich kann mich ums Verrecken nicht erinnern, warum ich damals mit dem Auflegen aufgehört habe.
Vor 3-4 Jahren begann mich das DJ-ing wieder zu interessieren, inklusive der Hintergrundgeschichte (mit den Büchern: Last Night A DJ Saved My Life, Love Saves A Day etc.), und auch meine Musik kaufte ich mir zumindest zum Teil mit dem Hintergedanken, was man so auflegen würde, wenn einen mal jemand ranlassen würde. Das „ranlassen“ erwies sich aber als schwierig, da es hier im ländlichen Gebiet einfach zu wenig Clubs und Discos gibt. Schon mal gar nicht, wenn man sich musikalisch nicht allzu sehr verbiegen will. Einige Überlegungen gab es, aber letztendlich verlief alles im Sande…
Lothar, der Spross der Richter-Familie hatte während dessen (Mitte 2005) nach langjährigem und schließlich abgeschlossenem Studium den Stadtkrug übernommen (frei nach dem Motto: wer nichts wird, wird Wirt), der lange verpachtet war und jahrelang eigentlich nur von Radwanderern spärlich frequentiert und von Einheimischen eher gemieden wurde. Der Stadtkrug ist nun keine Lounge oder ein Club, sondern eher eine normale, kleine Kneipe. In der man sich aber wohl fühlen kann (die Bilder geben die Atmo nicht wirklich wieder) und die auch mangels vernünftiger Alternativen von unserem Freundeskreis schnell als Stammkneipe angenommen wurde. Schließlich war Lothar (oder kurz: Lollo) ja schon immer ein Teil dieses Kreises.
Eine letzte Bewerbung (schon als shake baby shake Clubnight) im S.Presso in Höxter („Zwei Zimmer. Chill-Out Bar“), einem wirklich nett eingerichteten Laden in der Kreisstadt, ging auch in die Hose, weil der Wirt nach musikalischer Klangtapete („Chill-Out, und nicht zu laut“) fragte und es sowieso nicht nötig hatte, den Umsatz durch zusätzlichen DJ-Einsatz zu steigern (vielleicht sah ich aber einfach nur zu alt und unhip aus?!?). Mittlerweile legen dort die Horny Phunk Brothers stramm funky House auf…
Dann kam der Abend, an dem der Knoten platzen sollte. Ein Samstag, zirka September 2005. Deutschland spielte gegen China und mein Freund Rudolf und ich gingen nach dem Spiel noch in den Stadtkrug auf ein Bier (natürlich wurden wie immer mehrere draus). Es war 22.30 Uhr und wir waren die einzigen Gäste. Und blieben es auch für lange Zeit. Am Samstag Abend! Schließlich verfielen wir gemeinsam in eine Art Klagegesang (es hörte uns ja keiner), weil Lothar wohl auch unter der Woche unter akutem Gästeschwund zu leiden hatte. O-Ton: „Hier kannste dir hinter der Theke einen runterholen, das kriegt keiner mit!“ Natürlich war das nur hypothetisch gemeint…
Als ich dann meine vergeblichen Bemühungen von wegen Partynacht und DJ-ing kundtat, ließ sich Lothar zu der folgenschweren Bemerkung hinreissen: „Ey, eine Discokugel ist schnell aufgehängt!“ Das war um einiges spontaner, als ich es von ihm erwartet hätte und setzte bei mir einen Denkprozess in Gang, der noch beschleunigt wurde, als ich meine Einstellung, Beverungen sei für so was zu klein, endlich verwarf. Also machte ich Pläne für meine eigene Clubnacht, einen Namen hatte ich ja schon. Der Laden müsste natürlich optisch etwas aufgemotzt werden und ein paar DJs zur Unterstützung brauchte ich auch. Die fanden sich recht schnell in Axel und Ingolf, deren Profile hier links zu lesen sind und dem ich auch nichts hinzufügen will. Für 35 Euro wurde eine 30 cm Discokugel gekauft und später folgt noch ein weiteres, farbige Punkte durch die Weite des Raumes jagendes, Effektgerät. Als besonderen Clou habe ich ein 2 Meter 20 Baumarkt Brett mit dem shake baby shake Schriftzug besprüht und mit zirka 15 Barbie-Puppen behängt, die es billig bei e-bay gab. Mittlerweile habe ich beim Kinder-Flohmarkt noch etwas aufgestockt, sodaß vor unserem Mischpult seit einigen Monaten zwei echte Schlampen und ein leicht schwuler Ken sitzen.
Und so bauen wir jetzt jeden 1. Samstag im Monat meine Anlage auf. Für die Nerds: die besteht aus 600 Watt HK-Audio Power, einem Pioneer DJM-300 Mischpult, zwei Pioneer CD-J 200 CD-Playern und zwei Technics 1210ern. Dafür stellt uns Lollo immer zwei seiner zentnerschweren Stehtische hin, die gleich mehrere Vorteile haben: sie passen von der Breite perfekt, haben eine Rücken schonende Höhe und sind so schwer, dass selbst Vollstrunkene keine Gefahr für das Gerät und DJs darstellen.
In meiner Planung sollte shake baby shake eine reine Soul & Funk-Nacht sein, aber das ist in einem Kaff wie Beverungen zu speziell und funktioniert ja auch in größeren Städten nicht unbedingt. Zum anderen wollte ich meinen Mit-DJs nicht ständig auf die Finger schauen müssen und letztendlich ergibt sich mittlerweile der Reiz aus dieser anything-goes-as-long-as-it-sounds-good Haltung. Und was sich gut anhört, bestimmt jeder DJ selbst. Natürlich muß er sich hin und wieder mal einen Spruch gefallen lassen, wenn 30 Minuten türkische Ethno-Beats laufen…
So war der erste Samstag im Dezember 2005 das shake baby shake Debüt und die Sache entwickelt sich seither ganz gut. Das DJ-Team kommt sich musikalisch und menschlich näher und natürlich hilft es, dass der Stadtkrug auch bei 30 Leuten nicht mehr leer aussieht, aber wir hatten auch schon das 4-fache drin. Wir haben unseren Spass und Lothar´s Laden etabliert sich langsam als Hotspot in unserer verschlafenen kleinen Stadt. Wir sind froh, dass wir ein wenig dazu beitragen konnnten. Auf das wir das baby noch lange shaken! (R-man)
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
2 Kommentare:
Ich erinnere mich noch gut an die Nächte dort während des OBS.... Bestell Lollo mal 'n schönen Gruss. Immerhin kenne ich durch ihn das Archie-Bronson-Outfit.
mache ich gerne...
Kommentar veröffentlichen